Unbekannt und unerforscht war der Monte Giordano an der Südspitze Feuerlands, bis Extrembergsteiger Robert Jasper, Bergführer Jörn Heller und Fotograf Ralf Gantzhorn im Frühling 2012 die Erstbesteigung wagten. Vor diesem Abenteuer wartete ein weiteres: die Fahrt mit der Segelyacht „Polarwind“ ab Puerto Williams. Extreme Stürme und sintflutartige Regenfälle erschwerten die Reise, so dass das Team für 350 Seemeilen volle drei Wochen brauchte. Eine davon mussten die Abenteurer auf einer unbewohnten Insel im Orkan ausharren. Und Jörn Heller brach sich auch noch eine Rippe, als er an Bord ausrutschte.
Als sie endlich am Absetzplatz angekommen waren, folgte der mühsame Weg zum Berg: Sie wateten durch hüfttiefe Flüsse, sanken bis zu den Knien im Morast ein und
Rutschten immer wieder mit ihren schweren Rucksäcken auf aalglatten Baumstämmen aus. Aber dann sahen sie endlich ihren Berg, der wie eine Haifischflosse emporragte und deshalb von den dreien den Spitznamen „Shark’s Finn“ bekam. Kurz nach Mitternacht erreichten die drei nach einem zwölfstündigen Aufstieg den jungfräulichen Gipfel.
Die wichtigsten Fakten zur Erstbesteigung des Monte Giordano
Berg:
Monte Giordano, 1517 m Nach der Karte des Feuerlandpioniers Alberto M. de Agostini von 1959, Monte Giordano 2042 m. Nach der Chilenische Seekarte, Monte Buckland, 2040m. Gipfel laut unserer GPS Vermessung: 1517 m. Die Gipfelkoordinaten: S 54°27`11s ,W 070°12`11s.
Route: „Shark`s Fin Ridge“ (Westgrat), bis M7, Höhenmeter im Aufstieg, ca. 2200 hm.
Erstbesteigung: Robert Jasper, Jörn Heller und Ralf Gantzhorn vom 6.-7.04.2012 in 12 Stunden Aufstieg, Gesamtzeit vom Boot und zurück inklusive 4 stündigem Biwak in 27 Stunden.
Gebiet: Cordillere Darwin, Feuerland / Chile.
Charakter: Es handelt sich um eine äußerst anspruchsvolle kombinierte Gratkletterei am Ende der Welt. Ganz besonderes Augenmerk muss auf die extremen Wetterverhältnisse gelegt werden und insbesondere darauf, dass die Schlüsselstelle („Fin“, M7) erst während des Rückweges überwunden werden muss. Bei schlechtem Wetter schwere Orientierung und hohe Spaltensturzgefahr, Rückzug kann sehr problematisch werden, „man sitzt in der Mausefalle“.
Routenbeschreibung:
1.) Landung mit Dingi in der Bucht, Höhe 0 Meter NN.
2.) Durch wildes wegloses Gelände, Urwald, Sumpf und Flüsse einem Bachverlauf folgend, in nördlicher Richtung auf einen Höhenrücken, und weiter zum Gletscher (Höhe ca. 500 m).
3.) Zuerst flach, dem Gletscher folgend zur Südflanke des Westgrates.
4.) Durch den Gletscherbruch, sich möglichst hoch an der Flanke des Westgrates haltend um die großen Spalten zu umgehen (30° – 65°), in eine kleine markante Scharte rechts zum großen Schneecol (ca. 1000 hm).
5.) Nun immer dem Westgrat folgend, die erste Graterhebung nordseitig umgehend (Achtung Spalten) erreicht man die Gratschneide, der man folgt.
6.) Über sehr exponierte Gratkletterei erreicht man die Schlüsselstelle (2.te Graterhebung, „Flosse“), welche man abseilend bewältigt (30m, Abseilstelle an Felskopf). Achtung, diese Passage muss auf dem Rückweg wieder überklettert werden (M7, heikel, schlechte Absicherung). Tipp: Eventuell Fixseil zurücklassen und unbedingt auch unten (Wind ) fixieren.
7.) Über leichtes, teils sehr ausgesetztes Gelände dem Gratverlauf bis zur Gipfelpyramide folgen.
8.) Die Gipfelpyramide erklettert man über den nordwestlichen Schneehang (ca. 60 hm, 30° - 40°, Lawinengefahr beachten) und im Weiteren dem steil aufschwingenden Gratverlauf folgend auf den exponierten Gipfel (ca. 300 hm, Schwierigkeiten bis ca. M5, Stände an Felsköpfen).
Abstieg: 5 x 50 m an Felsköpfen abseilen (Schlingen wurden belassen), im Weiteren Abstieg der Aufstiegsroute folgen.