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Spanien: Zu Fuß durch die Rioja

Über Stock und Wein am Ebro entlang: Wanderer streifen durch sonnige Felder voller Rebstöcke, pausieren in kühlen Kellern und finden alte Pilgerwege zur nächsten Bodega. Ein Spaziergang durch das Weinanbaugebiet Rioja

Eigentlich soll ja, so das Kredo aller Wanderer, der Weg das Ziel sein. Aber in der Rioja ist es definitiv das Ankommen – zum Beispiel in Ábalos. Den ganzen Vormittag über waren meine Wanderfreundin und ich im Norden Spaniens durch sonnenwarme Weinfelder und träumende Dörfer spaziert. Sonre, der Golden Retriever unseres Führers, wurde jedes Mal pfeilschnell, wenn er das kühle Wasser eines Brunnens witterte, ansonsten trottete er auf dem 16 Kilometer langen Rundweg "Sendero de Dólmenes y Ermitas" genauso entspannt wie wir voran. Nun sitzen wir im Schatten eines mehr als 300 Jahre alten Steinhauses im Dörfchen Ábalos, vor uns ein kühles, hauchfein beschlagenes Glas Weißwein. "70 Prozent Viura-Traube, 15 Prozent Malvasia, 15 Prozent Garnacha Blanca, ein Jahr im Eichenfass gereift", erklärt José Luis Castillo Ruiz. Er ist Eigentümer der "Villa de Ábalos", eines alten Gemäuers aus ockerfarbenem Sandstein, das er in ein kleines Hotel verwandelt hat. Nebenbei baut er, wie viele aus der Gegend, Wein an, größtenteils Tempranillo.

Die von Santiago Calatrava entworfenen "Bodegas Ysios" sind von Laguardia aus ein schönes Wanderziel
Die von Santiago Calatrava entworfenen "Bodegas Ysios" sind von Laguardia aus ein schönes Wanderziel
© age fotostock/LOOK-foto

Wein zu jeder Tageszeit

Wir schwenken anerkennend unsere Gläser – schon nach ein paar Tagen Wandern in der Rioja sind uns die in Deutschland eher wenig bekannten Traubensorten geläufig. Und die Vorstellung, dass Wein zu irgendeiner Tageszeit unangebracht sein könnte, wird uns mit jedem Schluck fremder. Wandern in der Rioja ist Weinwandern. Die Landschaft mit ihren kleinen Hügeln, die aus der fruchtbaren Ebene des Ebrotals wachsen, ist eine Schönheit. Und doch kommt kaum einer nur ihretwegen. Sondern um von Bodega zu Bodega zu laufen oder zu radeln, immer im Wechsel von Sonne, Hitze und dem kühlen Moderduft der Weinkeller. In der Ebene wird der Wein angebaut, auf den Hügeln liegen mittelalterliche Städte wie Laguardia oder Briones mit ihren Festungsmauern und fein ziselierten Kirchtürmen. Dahinter erheben sich die Felsmassive der Sierra de Cantabria und der Sierra de la Demanda. Frischgrün leuchten im Frühjahr auf dem welligen Gelände die Rebstockreihen, im Herbst glühen sie rot und gelb. Auf unserem Weg über die Dörfer entdecken wir chozos, eiförmige Steinbehausungen, die früher den Plantagenwächtern als Unterschlupf dienten, und Becken, die in das Berggestein gehauen wurden. Schon vor Jahrhunderten wurden in ihnen Trauben gepresst, mit den urtümlichsten aller Instrumente – den Füßen. Richtung Ebro liegen die beiden Bilderbuchstädtchen San Vicente de la Sonsierra und einige Kilometer südlich in einer Flussschleife Briones mit seinen mittelalterlichen Häusern, hoch oben auf einem felsigen Hügel thronend. Von den Stadtmauern aus sieht man den Flusslauf und die dahinter aufragenden Sierras.

Als es uns tags darauf in der Ebene zu heiß wird, weichen wir an die Hänge aus, in schattige Mischwälder – auf einen Seitenarm des Jakobswegs. Er führt an alten monasterias vorbei, etwa an San Millán. Die Schiffe des oberen Klosters wurden an den Felsen über dem Grab des Heiligen Aemilianus von Cogolla angebaut. Ganz in der Nähe, in Badarán, schließt der Winzer David Moreno seine Hallen für uns auf. Der eigenwillige 63-Jährige hat sich eine Bodega nach seinen eigenen Vorstellungen bauen lassen – und sich so einen Traum verwirklicht, den in der Rioja so viele träumen. Jeden Abend schließt er sich für eine Stunde in sein in den Hang hinein gebautes Lager ein, hört klassische Musik, geht von Fass zu Fass, probiert hie und da. Sein Wein schmeckt nach Liebe und Sonne, bilden wir uns ein. Viele Bodegas in der Rioja bieten Führungen und Verkostungen an. Die großen Kellereien mit ihrer spektakulären Architektur von Stars wie Frank O. Gehry oder Santiago Calatrava schleusen etwa 50 000 Besucher pro Jahr durch ihre Anlagen. Man sollte sie auf keinen Fall verpassen, doch es sind die kleinen Familienbetriebe wie der von David Moreno, wo man mit den Winzern ins Gespräch kommt, die nur allzu gern ihre Philosophie des Weinmachens erklären. Die besten Tipps, welche Wege zur nächsten Bodega führen, haben sie ohnehin.

Rioja Alta & Sierra de la Demanda

Wandern:

Der rund 16 Kilometer lange Rundweg Sendero de Dólmenes y Ermitas durch die Rioja Alta führt von San Vicente de la Sonsierra über Ábalos zurück zum Ausgangspunkt. San Vicente de la Sonsierra ist auch ein guter Start für eine kleine Wanderung auf dem Sendero del Ebro entlang des Río Ebro, die in rund vier Stunden bis nach Briñas führt. Mit dem Sendero de Chozos y Lagares und La Ermita de Toloño gibt es insgesamt vier Kurzwanderwege durch den Nordwesten der Rioja; www.sanvicentedelasonsierra.org

Auf der anderen Seite des Ebrotals, in der Sierra de la Demanda, führen Nebenarme des Jakobswegs durch Mischwälder und Mittelgebirge. Die Klöster von San Millán liegen auf dem Langstrecken- Wanderweg GR-93, einem Rundweg über sechs Etappen à ca. 20 Kilometer; www.lariojaturismo.com

Geführte Touren zu Fuß oder mit dem Fahrrad durch alle Teile der Rioja bieten Octavio Cidre und Begoña Amezaga an. Tel. oo34-649 40 81 85, www.soleta.es

Übernachten:

In Ábalos ist das Hotel von José Luis Castillo Ruiz, die wunderbar renovierte Villa de Ábalos mit Garten und Weinkeller, ein Glücksgriff; Tel. 0034-941-33 43 02, www.hotelvilladeabalos.com ; DZ/F ab 94 Euro. In den Bodegas Puelles gibt es sogar Pool und Spa. Die Puelles’ haben eine alte Mühle zum Weinlager umgebaut. Ábalos; Tel. 0034-941-33 44 15; www.bodegaspuelles.com ; DZ/F 130 Euro.

An der Strecke zwischen San Vicente de la Sonsierra und Briones liegt der hübsche, preiswerte Gasthof Casa Rural El Mesón. Tel. 0034-941-32 21 78; www.elmesonbriones.es ; DZ ab 43 Euro.

Ansehen:

Wie viele Kellereien steht auch die Bodega David Moreno in Badarán nahe San Millán Besuchern offen; www.davidmoreno.es

Unterhalb von Briones erstrecken sich die Weingüter der Dinastía Vivanco, zu denen auch das Museo de la Cultura del Vino mit einer hervorragenden Ausstellung zur Weingeschichte gehört: www.dinastiavivanco.com

Rioja Alavesa

Die Region gehört nominell zum Baskenland und wird auf manchen Karten nicht erfasst. Hier liegen einige der schönsten Städte und Weingüter der Rioja; www.rutadelvinoderiojaalavesa.com

Ansehen:

In den engen Gassen der wohl schönsten mittelalterlichen Stadt der Rioja, LaGuardia, sind keine Autos zugelassen. Bis spät abends schlendert man von einer Tapas- Bar zur nächsten.

Übernachten:

Im Zentrum von Laguardia liegt das im Mai 2010 eröffnete Hotel Hospedería de los Parajes mit 18 luxuriösen, romantischen Zimmern und einem Spa, in dem vinoterapia, also eine Weinkur, angeboten wird: C./ Mayor 46,

Tel. 0034-945-62 11 30; www.hospederiadelosparajes.com ; DZ ab 150 Euro.

Von den Stadtmauern Laguardias aus blickt man auf die von Santiago Calatrava entworfenen Bodegas Ysios: www.ysios.com . Der Weg dorthin ist eine schöne kleine Wanderung.

Ansehen:

Die spektakulärste Kombination aus Altstadt, Weingut und avantgardistischer Architektur ist in Elciego zu besichtigen. Die Stadt grenzt an die Güter Herederos del Marqués de Riscal und daran das von dem Stararchitekten Frank O. Gehry entworfene Luxushotel Marqués de Riscal:

www.marquesderiscal.com

Die Fassade aus wild gewellten Titan-Platten passt sich trotz Ufo-Optik erstaunlich harmonisch in die Umgebung ein.

Info:

Auskunft und Online- Buchung von Unterkünften:

www.lariojaturismo.com

GEO SAISON Nr. 01/2011 - Südafrika

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