Anfang Oktober, ist es wieder so weit: Ich fahre mit dem Bus in den Baumarkt und kaufe einen Sack Wintersteckzwiebeln für ungefähr drei Euro. Während andere jetzt Tulpen und Narzissen unter die Erde bringen, sorge ich für herzhaft gebratene Zwiebeln und Eintöpfe im kalten Frühjahr vor. Dafür muss ich nicht viel tun. Im Herbst die Zwiebelknöllchen ein paar Zentimeter tief richtig herum in die Erde, einen Blumentopf oder Balkonkasten stecken; im Frühjahr dicke runde Zwiebeln wieder rausziehen – fertig!
Egal, wie die Gartensaison war, ob die Tomaten im Dauerregen vorzeitig an Braunfäule eingegangen sind oder Schnecken den Kohl kahl gefressen haben, die Wintersteckzwiebeln sind für mich das Versprechen, dass das Jahr noch nicht verloren ist. Allium cepa, wie die Knolle auf Latein heißt, der Selbstläufer, reißt es immer raus.
Wintersteckzwiebeln sind damit das ideale Gemüse für faule Gärtner oder solche, die am Ende des Jahres von der Gartenarbeit für alles andere zu erschöpft sind. Wer mehr darüber wissen will, wie man Wintersteckzwiebeln richtig pflanzt, findet weiter unten eine detaillierte Anleitung. Ich würde aber behaupten, das Gemüse ist selbsterklärend und kinderleicht anzubauen. Das liegt daran, dass die eigentliche Arbeit anderswo anfällt.
Wintersteckzwiebeln: Was ist das eigentlich?
Die kleinen, robusten Knollen sind im Grunde vorgezogene Babyzwiebeln. Für ihre Herstellung werden Zwiebelsamen bestimmter Sorten im späten Frühjahr eng ausgesät. Das hilft, die Knollen kleinzuhalten. Anschließend dürfen sie so lange wachsen, bis sie etwa Haselnussgröße erreichen. Dann werden die Zwiebeln geerntet, gereinigt und über mehrere Wochen mit Wärme behandelt. Dies soll verhindern, dass die Zwiebeln nach dem Pflanzen in die Blüte gehen. Anschließend werden sie in Netze verpackt und in Baumärkten, Gartencentern oder über Samenshops verkauft.

Durch das Stecken erwachen die Zwiebeln dann im Herbst in der Erde zu neuem Leben. Über den Winter und Frühling wachsen sie weiter, bis sie eine schöne große Knolle bilden. Oberirdisch sprießt saftiges Zwiebelgrün, das ebenfalls essbar ist.
Für Gärtnerinnen und Gärtner hat das Stecken von Zwiebeln im Herbst einige Vorteile gegenüber der Aussaat im zeitigen Frühling:
- Freie Beetflächen oder Blumentöpfe werden den Winter über sinnvoll genutzt
- Die aufwendige Anzucht aus Samen entfällt
- Das Platzieren im richtigen Abstand ist einfacher als bei Samen oder Jungpflanzen
- Steckzwiebeln sind robust gegenüber Spätfrösten, haben wenig Ansprüche an den Boden und können sich gut gegenüber Konkurrenzpflanzen behaupten
- Durch den Wachstumsvorsprung bilden sich im Frühling größere Zwiebeln als bei der Aussaat, die einige Wochen früher erntereif sind und schneller Platz machen im Beet
- Der Hauptschädling, die Zwiebelfliege, ruht im Winter
Augen auf beim Sortenkauf: Es gibt auch Sommersteckzwiebeln
Wer die Zwiebeln im Herbst frisch kauft, was ratsam ist, bekommt im Geschäft nur Wintersteckzwiebeln angeboten. Es gibt die Wahl zwischen gelben Sorten wie Stuttgarter Riesen, die recht scharfe Knollen bilden, milderen weißen Sorten wie der robusten Snowball oder süßlich-nussigen roten Sorten wie Red Baron, die sich auch eigenen, um sie roh zu essen. Etwas seltener und teurer sind Winterschalotten.
Möchte man mehr Auswahl, bestimmte Sorten oder Bioqualität haben, kommt man nicht umhin, die Zwiebeln bei Fachhändlern zu bestellen. Hier ist allerdings Vorsicht geboten, je nach Bestellzeitpunkt kann es sein, dass Sommersteckzwiebeln im Warenkorb landen, die von März bis April gepflanzt werden. Sommersteckzwiebeln werden anders hergestellt, sind im Winter blühfreudiger und vertragen keinen Frost.
Wintersteckzwiebeln richtig pflanzen – die Anleitung
Im Allgemeinen bevorzugen Steckzwiebeln einen sonnigen, luftigen Standort. Gerade im Winter gilt: Je heller es ist, desto effektiver kann die Pflanze Energie aus dem Sonnenlicht gewinnen, um größere Knollen zu bilden. Aber erfahrungsgemäß sind die Zwiebeln anspruchslos und wachsen praktisch überall.
Beim Pflanzen die Knollen von Ende September bis Ende Oktober einige Zentimeter tief mit dem Wurzelansatz nach unten gerade in die Erde stecken und bedecken. Es sollten keine Zwiebelspitzen oben rausgucken. Ein Pflanzlochbohrer oder Stock erleichtert die Arbeit, aber man kann auch einfach mit dem Finger ein Loch in die Erde bohren und die Zwiebel reinstecken. Der ideale Abstand beträgt 10 mal 25 Zentimeter. Werden sie enger gesetzt, bleiben die Zwiebeln kleiner, wachsen aber trotzdem.
Wenn die Erde von Sommerkulturen wie etwa Tomaten ausgelaugt ist, umso besser, denn allzu sehr düngen sollte man die Zwiebeln nicht, sie werden sonst frostanfällig. Was die Gewächse außerdem nicht mögen: Staunässe. Wer sie in den Blumentopf oder Balkonkasten pflanzt, sollte also sparsam bewässern. Überhaupt erledigen im Winter Regen und Schnee normalerweise die Gießarbeit. Tendenziell ist es in der kalten Jahreszeit eher zu nass als zu trocken. Lediglich wenn Frost und Sonne den Boden stark austrocknen, muss etwas nachgegossen werden. Eine Mulchschicht oder ein Vlies halten die Zwiebeln in den Wintermonaten warm und beschleunigen das Wachstum, sind aber in den meisten Regionen kein Muss.
Ernte im Mai oder wann immer es beliebt
Offizieller Erntetermin ist der Mai. Aber sobald das erste Grün aus der Erde lugt, können die Zwiebeln theoretisch herausgezogen werden, sie sind dann allerdings noch winzig. Am besten entscheidet jeder selbst, wann die Knollen nach eigenem Empfinden eine veritable Größe erreicht haben. Nicht zuletzt besteht der Vorteil des Selbstanbaus darin, nach Bedarf laufend frische, aromatische Knollen ernten zu können. So erntet man im zeitigen Frühjahr vielleicht eher mehrere kleine Zwiebeln und gen Sommer wenige große.
Das Zwiebelgrün ist ein zusätzlicher Bonus gegenüber Supermarktware und kann wie Frühlingszwiebeln verwendet werden. Wer lagerfähige Zwiebeln haben möchte, sollte warten, bis das Laub von selbst abknickt und vollständig trocknet. Das klappt nicht immer, manchmal beginnen die Zwiebeln auch einen langen Stiel mit Blüte zu bilden, dann ist es sofort Zeit für die Ernte.
Ich freue mich jedenfalls jetzt schon auf meinen Ertrag im Frühling. Ich habe letztes Mal nachgezählt: In dem Sack aus dem Baumarkt waren rund 100 Babyzwiebeln, die ich auf Töpfe und Kästen verteilt habe. Eine Studie der Universität New Hampshire hat die Überlebensrate von Jungzwiebeln je nach Qualität und Anbaubedingungen auf 65 bis 100 Prozent beziffert. Wenn die Rechnung aufgeht, ist meine Versorgung bis in den Sommer hinein gesichert.