Nach dem rätselhaften Fund zahlreicher toter Kegelrobben an der Küste Vorpommerns deuten erste Untersuchungsergebnisse darauf hin, dass die Tiere ertrunken sein könnten. Die genaue Todesursache bleibe weiter unklar, sagte eine Sprecherin des Meeresmuseums dem NDR, bei den acht toten Tieren, die am Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung in Büsum seziert wurden, seien aber Symptome gefunden worden, die auf Ertrinken hindeuten. Proben von den Organen der Tiere sollen nun in der Pathologie der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover auf Gewebeschäden untersucht werden. Hinweise auf Infektionskrankheiten wurden demnach bislang nicht gefunden, die Tiere waren außerdem gut genährt.
Seit Anfang Oktober waren an der Ostküste Rügens und im Greifswalder Bodden insgesamt 28 tote Kegelrobben gefunden worden – eine rätselhaft hohe Zahl an Todesfällen. Es stelle sich die Frage, wieso so viele Tiere auf einmal verendeten, sagte die Kuratorin für Meeressäugetiere am Deutschen Meeresmuseum in Stralsund, Judith Denkinger. Deshalb soll jedes einzelne Tier untersucht werden. Vor den acht jetzt sezierten Tieren waren bereits drei weitere durch das Meeresmuseum untersucht worden. Auch sie wiesen laut Denkinger Spuren von Ertrinken auf. Es sei denkbar, dass sich die Tiere in Reusen verfangen und ertrinken; einige der toten Robben wurden in der Nähe von Reusen gefunden.
Das Meeresmuseum und das Biosphärenreservat Südost-Rügen haben Anzeige gegen unbekannt erstattet. Die Wasserschutzpolizei bestätigte den Eingang einer Anzeige wegen des Verdachts des Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz.
Bislang keine Hinweise auf Krankheiten
Judith Denkinger zufolge waren die bislang untersuchten Tiere gesund. Tests etwa auf die Vogelgrippe, mit der sich auch Robben anstecken können, seien negativ ausgefallen. Andernorts sei außerdem bisher keine Häufung von Todesfällen gemeldet worden – etwa von der polnischen Küste oder der Insel Greifswalder Oie, wo sich die meisten Tiere in der Region aufhalten.
In der Ostsee sind die Kegelrobben im 20. Jahrhundert fast ausgerottet worden. Nach Schutzmaßnahmen ist der Bestand zuletzt wieder gewachsen. Laut Denkinger erreichte er in der Region in den Jahren 2022 und 2021 einen Höhepunkt. An der Küste Mecklenburg-Vorpommerns leben inzwischen schätzungsweise 300 bis 400 Tiere.
Woran die nun verendeten Tiere gestorben sind, soll spätestens bis zum Jahresende feststehen. Laut Denkinger ist der Beifang in Netzen weltweit eine der wichtigsten Todesursachen für die Tiere. Der Kontakt mit Netzen sei aber wegen des Fells schwer nachzuweisen, Spuren bildeten sich darin weniger ab. Zumindest bei einem der sezierten Tiere seien aber Hautabschürfungen festgestellt worden.