Wer auf der Küstenstraße von Hamburg nach Nordfriesland das Eidersperrwerk bei Tönning passiert, einen gigantischen Zweckbau aus Beton und Stahl, der das Binnenland vor Sturmfluten schützt, der fährt im Frühjahr an einem ornithologischen Highlight vorbei. Nur wenige Meter von der viel befahrenen Straße, einem Parkplatz und einer Fischbude entfernt, liegt eine der größten Seeschwalben-Kolonien Deutschlands.
Ab April kommen Küstenseeschwalben aus ihren Winterquartieren, um hier einen Partner zu finden, einen Platz für das Nest zu erstreiten, zu brüten und ihre Küken zu versorgen. Den begrenzten Raum teilen sich die Vögel mit nahen Verwandten, den Flussseeschwalben, und Lachmöwen. Bis in den Juni hinein herrscht hier Hochbetrieb. Die Luft ist erfüllt vom hundertfachen, rauen "Kriääk-kriääk" der Seeschwalben. Unbegreiflich scheint es, wie Hunderte flatternde Tiere Kollisionen in der Luft vermeiden, wie sie ihren Partner und ihr Nest nach jedem Fischfang wiederfinden.