Honigbienen in Ostasien leben in der ständigen Gefahr, dass bis zu vier Zentimeter große Riesenhornissen ihren Stock überfallen und im schlechtesten Fall das komplette Volk auslöschen. Dabei geht die Hornissenart Vespa soror gnadenlos vor: In einer konzertierten Aktion landen zahlreiche der großen Wespen an dem Bienenstock und nagen sich die Eingangslöcher größer.
Erstmal eingedrungen, haben die Asiatischen Honigbienen dem Massaker kaum etwas entgegenzusetzen. Stellen sich Arbeiterinnen den Hornissen in den Weg, werden sie kurzerhand enthauptet. Anschließend transportieren die Angreifer die Kadaver und – für die Bienen verheerender – die Brut ab.
In Vietnam haben Asiatische Honigbienen, wissenschaftlich Apis cerana, nun ein bislang unbekanntes Verhalten entwickelt, um dieser Gefahr zu begegnen. Erstmals beobachteten Forscher, dass die Tiere Werkzeuge einsetzen. Die Honigbienen sammelten Fäkalien und schmierten diese um ihre Stockeingänge. Dafür nutzten sie Hühnerkot, Büffelfladen und sogar menschlichen Urin. Ihre Beobachtungen veröffentlichten die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift PLOS ONE.
Die Forscher fanden heraus, dass "mittelmäßiges bis massives" Fäkalien-Beschmieren zu weniger Hornissen-Angriffen führte. Deutlich weniger Individuen hätten sich dadurch den Nestern genähert und die Eingangslöcher größer genagt, aber auch die Gruppen-Attacken hätten deutlich abgenommen.
Die hier abgeschreckte Hornissenart Vespa soror ist ein enger Verwandter der ebenfalls asiatischen Vespa mandarinia. Die hatte zuletzt als "Killer-Hornisse" Schlagzeilen gemacht, weil sie sich erstmals in Nordamerika angesiedelt hatte. Dort könnte sie eine Gefahr für die einheimischen Bienen sein. Die Forscher hoffen daher, dass Kot womöglich auch diese Art fernhält und man so Bienenvölker in anderen Ländern vor Hornissenangriffen schützen könnte.
Warum die vietnamesischen Riesenhornissen eingekotete Bienenstöcker meiden, das konnten die Wissenschaftler bislang noch nicht herausfinden. Womöglich ist der Geruch einfach unangenehm für sie und sie wollen ungern darauf herumkauen. Oder es geht um olfaktorische Camouflage, also darum, dass die Bienen den Eigengeruch ihres Stocks übertünchen wollen, um so schlechter von den Angreifern gefunden zu werden.
Die teilweise vernichtenden Hornissenangriffe haben die asiatische Honigbiene bereits in der Vergangenheit zu kreativen Abwehrmethoden gedrängt. So wurde in Japan beobachtet, wie sich zahlreiche Arbeiterbienen gleichzeitig auf eine angreifende, deutlich größere Hornisse stürzten. Da ihre Stachel gegen die robusten Panzer keine Chance hatten, formten sie einen "Bienen-Ball" um die Hornissen herum und erzeugten durch Muskelbewegung derartig viel Hitze, dass die Angreifer verendeten.