Anzeige
Anzeige

Negativpreis Sinnlos und grausam: Das ist Deutschlands schlimmster Tierversuch

Maus
Mehr als zwei Millionen Mäuse starben 2018 in deutschen Laboren
© dwi putra stock / shutterstock
Der Verein "Ärzte gegen Tierversuche" prämiert jedes Jahr den sinnlosesten und grausamsten Tierversuch in deutschen Laboren mit dem "Herz aus Stein". Dieses Jahr erhält den Negativpreis das Universitätsklinikum des Saarlandes

Jedes Jahr leiden und sterben in deutschen Laboren Millionen Tiere für die Wissenschaft. Viele dieser Versuche sind nicht nur unnötig, argumentieren Tierversuchsgegner, sondern auch besonders grausam. Um auf solche Experimente aufmerksam zu machen, vergibt der Verein „Ärzte gegen Tierversuche“ jedes Jahr den Negativpreis „Herz aus Stein“. In diesem Jahr ist der Gewinner ein Versuch des Universitätsklinikums des Saarlandes in Homburg/Saar. Und der ist tatsächlich nichts für schwache Nerven.

Mäusen wird mit im Vergleich zum Tier riesigen Titanplatten die Rückenhaut aufgespannt und eingeklemmt, in eine Hautpartie ein 1,5 Zentimeter großes Loch gestanzt und lebendes Lungengewebe von anderen Mäusen eingepflanzt. Die Forscher wollen durch Beobachtungen an diesem „Bullauge“ herausfinden, wie sich kleine Blutgefäße in lebendem Lungengewebe bilden. Die Maus muss mit diesem Gestell zwei Wochen lang leben, bevor sie mit einer Überdosis Betäubungsmittel getötet wird. In ihrem Bericht heben die Forscher hervor, dass die Mäuse die Apparatur auf ihrem Rücken „gut tolerieren“, Schlaf und Futteraufnahme seien nicht beeinträchtigt.

Mindestens 30 Mäuse, sind laut der Tierversuchs-Datenbank des Vereins bereits auf diese Weise getötet worden.

Maus im Tierversuch
Aus einer anderen Studie stammt diese Aufnahme einer sogenannten Rückenhautkammer: doi.org/10.1038/s41598-019-41590-7/Scientific Reports/Regelin, Heyder, Laschke, et. al - Veröffentlicht unter CC BY 4.0
© Scientific Reports / Open Access

Fünf besonders grausame Tierversuche standen zur Wahl

Das Ergebnis der öffentlichen Abstimmung war knapp. Zur Wahl standen auch Versuche der Universität Tübingen, wo Mäuse für die Parkinsonforschung jeweils acht Wochen lang unter Dauerstress gesetzt werden. Den Tieren wird beispielsweise stundenlang Wasser und Nahrung entzogen, oder sie werden in eine enge Röhre eingesperrt. An der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg impfen Forscher Ratten erst mit Krebszellen, lassen die Tumore wachsen, setzen die Tiere 24 Stunden lang einem Sauerstoffmangel aus und töten sie schließlich.

„Natürlich sind alle Tierversuche schlimm und abzuschaffen,“ sagt Dr. med. vet. Corina Gericke, Vizevorsitzende von „Ärzte gegen Tierversuche“ in einer Presseerklärung. „Aber mit dem ‚Herz aus Stein‘ wollen wir exemplarisch zeigen, welch absurden und grausamen Tierversuche in Deutschland durchgeführt werden.“ Und das, obwohl Alternativen zum Tierversuch zur Verfügung stehen: Menschliche Blutgefäße, so Gericke, könne man längst auf einem Chip züchten.

Die Universität des Saarlandes nahm – wenig überraschend – den Preis nicht an.

In Deuschland wurden im Jahr 2018 fast drei Millionen Tiere in Experimenten "verbraucht" - vor allem Mäuse, Ratten und Fische. Fast 125.000 von ihnen waren dem höchsten Grad an Schmerzen, Leiden und Schäden ausgesetzt. Tendenz: steigend.

Mehr zum Thema

VG-Wort Pixel