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Wälder Hat der Borkenkäfer auch gute Seiten?

Borkenkäfer
Er gilt als »Forstschädling«, das »Monster aus dem Wald« - Aber hat der Borkenkäfer auch gute Seiten?
© Henrik Larsson / shutterstock
Er gilt als »Forstschädling«, das »Monster aus dem Wald« - Aber hat der Borkenkäfer auch gute Seiten? Ein Klärungsversuch

Sein Ruf könnte miserabler nicht sein: »Forstschädling« nennt man ihn, eine Plage – oder das »Monster aus dem Wald«. Nicht verwunderlich, denn der Borkenkäfer legt seine Eier unter der ­Borke etwa von Fichten ab, wo die ­Larven schlüpfen und sich durch das ­Rindengewebe bohren.

Der Fraß zerstört Versorgungskanäle im Baum und kann ihn töten – etwa wenn er durch Trockenheit geschwächt ist und sich nicht wie sonst durch Harztropfen schützen kann, die das eindringende Tier ertränken. Wenn die Insekten über einen Stamm nach dem anderen herfallen, lassen sie zuweilen ganze Hänge voller Baumskelette zurück: ohne Frage ein Grauen für alle Waldbesitzer, die vom Holzschlag ihr Einkommen bestreiten – gerade wenn, wie in den letzten Jahren, Dürren die Wälder mehr und mehr schwächen. Auch in diesem Sommer sind wieder viele Regionen betroffen, etwa der Hunsrück, der Westerwald, der Harz und Wälder in Bayern.

Doch die Katastrophe kann fruchtbar sein: Als sich der Borkenkäfer Ende der 1990er-Jahre über den Baye­rischen Wald hermachte und weite Teile so gut wie vernichtete, befürchteten viele Skeptiker, dort würde nie wieder ein vitales Biotop entstehen. Weit gefehlt: Zwischen den bleichen Holzgerippen wächst heute christbaumhoher Jungwald – Ebereschen, Buchen, Tannen, Fichten, dicht und wild durch­einander. Moose und Flechten über­ziehen um­gestürzte Stämme, unter Wurzeltellern huschen Frösche und Molche durch Pfützen.

Es zeigte sich: Der Borkenkäfer hatte leichtes Spiel in monoton angelegten Fichtenforsten, deren Bäume mit Trockenheit generell schwer zurechtkommen. Und machte den Weg frei für einen neuen, urwüchsigen Wald. Und der ist Lebensraum für seltene Spezies: Vom Goldfüßigen Schnellkäfer bis zum Habichtskauz finden zwischen Totholz und Neuwuchs solche Arten, die andernorts längst verschwunden sind, eine Nische zum Leben. In diesem Fall erwies sich der Borkenkäfer als eine Art Geburtshelfer für mehr Artenvielfalt.

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