Über die Region
Rund 200 Kilometer nördlich der Landeshauptstadt Quito liegt die Region Intag, die Teil der ecuadorianischen Provinz Imbabura ist. Das Intag-Gebiet, benannt nach dem gleichnamigen Fluss, erstreckt sich zwischen dem tropischen Tiefland und der hier bis zu 5.000 Meter hohen Gebirgskette der Anden. Durch die vielfältigen Lebensräume und großen Höhenunterschiede ist die regionale Artenvielfalt beeindruckend hoch. Im Norden grenzt Intag zudem an das Cotacachi-Cayapas-Naturreservat, wo zahlreiche Tierarten ein Rückzugsgebiet haben, viele davon vom Aussterben bedroht.
Hintergrund des Projekts
Ecuador weist die höchste Abholzungsrate in ganz Südamerika auf: Zwischen 2005 und 2010 schrumpften die Wälder landesweit um 198.000 Hektar pro Jahr; die Waldfläche verringerte sich jährlich um 1,89 Prozent (Quelle: FAO Global Forest Resources 2010: Global Tables).
Kahlschlag, Brandrodungen, Straßen- und Siedlungsbau sowie Bergbau bedrohen im Nordwesten Ecuadors die verbleibenden Reste des einst flächendeckenden Bergnebelwaldes. Kleinbauern brennen wertvollen Wald nieder, um neue Flächen für Äcker oder Viehweiden zu gewinnen. Die Folgen: Niederschläge lassen die kahlen Berghänge erodieren, die Böden können kein Wasser mehr speichern und trocknen aus. Ernten verdorren, es kommt zu Erdrutschen; gleichzeitig wird sauberes Trinkwasser knapp.
Seit 2004 ist im Bezirk Cuellaje, im Norden der Intag-Region, in Kooperation von „GEO schützt den Regenwald“, vom Ökostromanbieter LichtBlick und der lokalen Umweltschutzorganisation DECOIN ein mehr als 4.600 Hektar großes Waldschutzgebiet entstanden. Dieses liegt in der Obhut der Bezirksregierung und der Gemeindemitglieder und dient ausschließlich dem Schutz der Tiere und Pflanzen sowie der Trinkwassersicherung. Im Rahmen des erwähnten "LichtBlick-Projekts" wurde in der Gemeinde San Joaquín auch eine Baumschule aufgebaut. Das Waldschutzgebiet von Cuellaje besteht zu mehr als 90 Prozent aus Wäldern, die in den vergangenen hundert Jahren nicht abgeholzt worden sind. Diese schützen die vielerorts gefährdete Tier- und Pflanzenwelt des Bergnebelwaldes. In einigen der Gemeindewaldflächen gibt es jedoch kleine Lücken von wenigen Hektar Größe – ehemalige Viehweiden, die nun durch dieses Projekt geschlossen werden sollen.
Dabei profitiert das hier vorgestellte Neuvorhaben von den Erfahrungen der sehr erfolgreichen Wiederaufforstungsprojekte „El Paraíso“ und „Irubí“, die „GEO schützt den Regenwald“ ebenfalls mit seiner lokalen Partnerorganisation DECOIN realisiert hat.
Dauer
März 2015 – März 2019
Ziele
Schutz von Tieren und Pflanzen im Bergnebelwald des Intag-Bezirks Cuellaje und Erhalt der ökologischen Funktion des Waldes
- Wiederaufforstung kleiner abgeholzter Flächen – insgesamt etwa fünf Hektar ehemalige Viehweiden – im Gemeindewald von Cuellaje
- Aufforstung privater Flächen mit einer Vielzahl heimischer Waldbaumarten, Frucht- und Nutzbäumen
- Verbesserung des Einkommens der lokalen Bevölkerung durch Produktion und Vermarktung von Früchten und Holz
- Beitrag zu Wald- und Artenschutz und Umweltbildung: Bewusstseinsstärkung der Bewohner hinsichtlich der Bedeutung des Bergnebelwaldes, der Artenvielfalt sowie der Folgen von Waldverlust und Wiederaufforstung
Aktivitäten
- Reaktivierung der Baumschulengruppe und Ausbau der Baumschule San Joaquín, Cuellaje
- Aufbau einer weiteren Baumschule in Cuellaje
- Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen für die Baumschulengruppen: Baumproduktion, Pfropfung von Fruchtbäumen etc.
- Produktion von 30.000 Baumsetzlingen einer Vielzahl von Arten:
- 5.000 Bäume heimischer und bedrohter Arten für das Waldschutzgebiet Cuellaje
- 6.000 Bäume heimischer Arten sowie 4.000 Nutzbäume für Privatflächen
- 15.000 Fruchtbäume - Pflanzung von
- 5.000 Bäumen im Gemeindeschutzwald von Cuellaje
- 15.000 Fruchtbäumen (Avocado, Zitrusbäume) auf privaten Flächen
- 10.000 Waldbäumen auf privaten Flächen der acht Gemeinden des Bezirks Cuellaje
Fortschritte
Im März/April 2015 formiert sich in Cuellaje eine kleine Baumschulengruppe bestehend aus drei jungen Leuten. Unter Anleitung von Projektbetreuer Milton Arcos errichten diese auf einem kleinen Gartenareal in der Ortschaft Cuellaje eine Baumschule und beginnen, in den Wäldern der Umgebung die Samen von 14 heimischen und bedrohten Baumarten zu sammeln. In den folgenden sechs Monaten wachsen die ersten 1.200 Baumsetzlinge heran, darunter Aguacatillo, Cedro, Sangre de Drago (Drachenblutbaum), Guandera, Motilón, Guarumbo, Nogal und Pilche. Dabei stellt etwa die Produktion von Guarumbo – eine für die Region typische Art mit auffälligen, silbrigen Laubblättern – für die Baumschulen-Mitglieder eine Herausforderung dar. Denn dessen Samen sind kaum zu finden und die Keimung misslingt oft. Im Schutz der kleinen Baumschule in Cuellaje wachsen die Setzlinge heran.
Auch in der großen Baumschule von San Joaquín gehen die Projektaktivitäten gut voran, obgleich die Produktion von tausenden gepfropften Avocado-Bäumen viele Monate dauern wird. Die Mitglieder der zehnköpfigen Gruppe errichten ein Gewächshaus zum Schutz der jungen Fruchtbäume. Die Gruppe produziert auch jene Waldbaumarten, die als schwierig gelten. Hierzu gehören etwa Wachspalmen, deren Samen alleine zwei Jahre benötigen bis sie keimen.
Nur mit der Hilfe des Menschen haben junge Bäume hier eine Chance groß zu werden. Bevor die ersten Bäume gepflanzt werden können, helfen Freiwillige aus dem Bezirk im Dezember 2015 bei den zeitaufwändigen Vorbereitungen. Nach dem Ausheben der Pflanzlöcher befreien sie die Erde in einem Meter Umkreis von den hartnäckigen Hartgräsern aus ehemaligen Viehwiesen. Ohne wiederholte Pflegemaßnahmen im Jahr würde das schnell wachsende Gras die kleinen Setzlinge innerhalb weniger Wochen überwuchern, ihnen das Licht rauben und sie verkümmern lassen.
Die ersten Waldbäume werden um die Jahreswende 2015/2016 gepflanzt, zu Beginn der Regenzeit. Verpackt in Körbe, gelangen 3.540 Setzlinge aus beiden Baumschulen auf dem Rücken von Maultieren und Pferden in das Waldschutzgebiet; dieses liegt zwischen 2.700 und 2.900 Meter ü.d.M.. In zwei weiteren Schutzgebieten, San Alberto und Magdalena, pflanzen Gemeindemitglieder 650 bzw. 894 Setzlinge.
Die Überlebensrate der Bäume beträgt 85-90 Prozent, je nach Standort und Art. Nach den Pflegemaßnahmen in den Schutzgebieten von Cuellaje und Magdalena im Februar 2017 pflanzen Freiwillige weitere 700 Setzlingen aus. Zum Zeitpunkt des Projektbesuchs im Juni 2017 haben die Drachenblutbäume bereits bis zweieinhalb Meter Höhe erreicht; andere Arten entwickeln sich allerdings deutlich langsamer. In den Gewächshäusern konzentrieren sich die Mitglieder der beiden Baumschulengruppen jetzt auf die Produktion von Avocado- und Zitrusfrucht-Bäumen. Im März 2017 werden die ersten 2.152 durch Pfropfung veredelte, Obstbäume an die Bezirksregierung zur Verteilung an die Gemeindemitglieder übergeben, die sie auf ihren privaten Landflächen pflanzen. Tausende weiterer Bäume folgen bis zum Jahresende. Mitte 2018 steht schließlich nur noch die Übergabe von 3.700 Avocadobäume aus; deren Produktion hat sich verzögert, weil die Pfropfung misslungen ist. Diese letzten Bäume werden nun unter Anleitung eines erfahrenen Experten gepfropft, um erneute Verluste zu vermeiden.
Unsere Partner und Förderer
„GEO schützt den Regenwald e.V.“ arbeitet vor Ort mit der ecuadorianischen Umweltschutzorganisation Defensa y Conservación Ecológica de Intag, kurz: DECOIN (www.decoin.org), zusammen, die 1995 gegründet wurde und sich für den Schutz des Bergnebelwaldes und seine Bewohner sowie die Förderung der nachhaltigen Entwicklung der Region einsetzt.
Die DECOIN-Präsidentin Silvia Quilumbango und Projektbetreuer Milton Arcos haben langjährige Erfahrung mit Wiederaufforstungsprojekten. Sie koordinieren die Projektmaßnahmen eng mit José Garzón, dem Präsidenten der Bezirksregierung Cuellaje.
Das Vorhaben wird durch „Baumspenden“ von GEO-Lesern sowie durch Kunden der Eppendorf AG in Hamburg unterstützt.
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Letzte Aktualisierung: Dezember 2018