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Kuriose Forschung "Verschwörungstheorien richten großen Schaden an"

Die Mondlandung ein großer Fake? Der Klimawandel eine Erfindung? Humbug sagt David Robert Grimes, Physiker und Krebsforscher in Oxford. Ein Interview mit dem Mann, der mit einer selbst entwickelten Formel die Haltbarkeit von Geheimnissen errechnet hat
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© Magnus D / Flickr / CC BY 2.0

Herr Grimes, sind Sie sicher, dass Neil Armstrong 1969 auf dem Mond spazieren ging und nicht alles nur ein großer Fake der NASA war?

Da gibt es gar keinen Zweifel.

Aber das halten Sie offenbar für unwahrscheinlich.

Das ist unmöglich! Das zeigt auch meine Gleichung. Die wichtigste Variable darin ist die Zahl derjenigen, die von einer Lüge oder Verschwörung wissen, aber schweigen müssen, damit sie nicht auffliegt. Damals beschäftigte die NASA 411 000 Menschen. Wie um alles in der Welt soll es möglich sein, dass in 50 Jahren kein Whistleblower auftaucht oder ein schusseliger Mitarbeiter eine E-Mail an den falschen Empfänger schickt? Das Ganze wäre laut Berechnung schon nach 3,68 Jahren aufgeflogen.

Und damit wollen Sie Verschwörungstheoretiker überzeugen?

Das wäre verschwendete Zeit. Ich versuche diejenigen zu überzeugen, die von diesen Theorien gehört haben, aber noch nicht fest daran glauben. Verschwörungstheorien richten großen Schaden an.

Es ist dumm, aber nicht schädlich, die Mondlandung anzuzweifeln.

Aber Eltern lassen ihre Kinder nicht impfen, weil sie glauben, Impfungen seien eine Falle der Pharmaindustrie. Menschen zerstören weiter die Umwelt, weil sie denken, der Klimawandel sei ein von Forschern bewusst in die Welt gesetztes Gerücht.

Wenn es so wäre, wie lange könnten solche Verschwörungen geheim bleiben?

Bei den Impfungen 3,15 Jahre, beim Klimawandel 3,7 Jahre. Wir hätten schon vor vielen Jahren die Wahrheit erfahren – wenn es denn eine andere Wahrheit gäbe als die jetzige.

Ihre liebste Verschwörungstheorie?

Dass ich von der Regierung bezahlt werde, wahlweise von großen Pharmaunternehmen. Ich wünschte manchmal, es wäre so. Wenn ich wirklich all die Verbindungen hätte, die mir nachgesagt werden, wäre ich nämlich reich.

So funktioniert die Verschwörungs-Formel

David Robert Grimes, Physiker und Krebsforscher in Oxford, hat für verschiedene Verschwörungstheorien errechnet, wie viele Menschen in die Sache eingeweiht sind. Und wie lange es jeweils dauern müsste, bis die Sache auffliegt. Denn aufgeflogen sind bislang schon einige - nachweisliche - Verschwörungen, oder besser Geheimhaltungsversuche.

Als Beispiele dienen Grimes die Prism-Affäre um Edward Snowden, ein Skandal um fragwürdige FBI-Methoden und Vertuschungsversuche des US-Gesundheitsbehörden um menschenverachtende medizinische Versuche, die sogenannte Tuskegee-Syphilis-Studie.

Stark vereinfacht, leitete Grimes aus der Korrelation der Anzahl von Eingeweihten und der Zeit bis zum Auffliegen eine Formel ab. Mit ihr lässt sich errechnen, wann der Schwindel mit der Mondlandung der Amerikaner spätestens hätte auffliegen müssen: bei rund 411.000 Mitwissern (damaligen Mitarbeitern der NASA) nach 3,68 Jahren.

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