Für sein Projekt American Power wurde Mitch Epstein am 17. März 2011 mit dem renommierten Prix Pictet, dem Fotopreis für Nachhaltigkeit, ausgezeichnet. Kofi Annan, Ehrenpräsident des Prix Pictet überreichte den mit 80.000 Euro dotierten Preis. Mit dem Prix Pictet werden Fotografen ausgezeichnet, die einem globalen Publikum durch ihre Arbeiten grundlegende Botschaften vermitteln. In disem Jahr wurde der Prix Pictet zum dritten Mal vergeben.
Eine Reise im Jahr 2003 veränderte Mitch Epstein grundlegend. Für eine Auftragsarbeit fotografierte er die Auslöschung einer kleinen Stadt in Ohio. In Cheshire wurde damals innerhalb kürzester Zeit ein Haus nach dem anderen abgerissen, die Stadt verwandelte sich in eine Geisterstadt. Das menschliche Leben verschwand von den Straßen. Der Grund: American Electric Power, einer der weltweit größten Energiedienstleister, hatte die Stadt ausgekauft. Dem Auskauf war ein jahrelanger Rechtstreit vorausgegangen. Ein Kohlekraftwerk von AEP war der Grund für sauren Regen und verseuchte Luft in der nahe gelegenen Kleinstadt. Die Einwohner klagten gegen den Energieriesen. Im April 2002 kam es dann zu einer Einigung. AEP zahlte insgesamt 20 Millionen US-Dollar an die Bürger. Vertraglich wurde geregelt, dass die Bewohner von Cheshire ihre Stadt verlassen würden und niemals aufgrund von gesundheitlichen Einschränkungen gegen AEP klagen würden.
Mitch Epstein hatte aus nächster Nähe erfahren, was die Nutzung fossiler Brennstoffe für das menschliche Leben und das Ökosystem bedeutet. Er verschrieb sich daraufhin dem fünf Jahre andauernden Fotoprojekt American Power. In 25 Staaten fotografierte er eine Gesellschaft, die von ihrem eigenen, zügellosen Konsum beschädigt ist. Wachstum hieße nicht länger Fortschritt, sondern Selbstzerstörung.
Der 1952 geborene Fotograf und Filmemacher besuchte die Cooper Union, New York, Rhode Island School of Design und das Union College, New York. Seine Arbeiten sind in zahlreichen Museen in den Vereinigten Staaten ausgestellt.