Vor fast drei Jahrzehnten sind meine Familie und ich in ein altes Forsthaus gezogen, in Hümmel in der Eifel. Ich hatte als Förster die Stelle des Revierleiters übernommen. Das Gehöft besteht aus einem typischen Eifelhaus der 1930er Jahre, einem Nebengebäude mit Ställen sowie einem 5000 Quadratmeter großen Garten. Traditionell versorgten die Förster sich früher teilweise selbst mit Lebensmitteln. Das wollten auch wir so halten.
Hinzu kam, dass eine Lebensmittelkrise die nächste jagte: BSE, Pestizide im Gemüse, Massentierhaltung. Uns verging mit jeder Nachricht immer mehr der Appetit auf industriell erzeugte Nahrung. Der Gemüsegarten wuchs deshalb im Laufe der Jahre auf 300 Quadratmeter.
Zu den ersten zwei Apfelbäumen gesellten sich Kirschbäume, Pflaumenbäume und Beerensträucher. Den Hühnern folgten Kaninchen sowie Schafe und Ziegen. Inzwischen ernähren wir uns allerdings rein vegetarisch.
All das kostet natürlich enorm viel Zeit. Wir rechnen mit knapp zwei Stunden pro Person und Tag, sodass wir auf maximal 20 Prozent Eigenanteil an Lebensmitteln kommen. Das klingt wenig, aber wir haben dennoch täglich rund ums Jahr eigene Produkte auf dem Tisch. Im Sommer arbeiten wir natürlich mehr draußen, da fällt der Fernsehabend schon mal aus. Aber das zahlt sich im Winterhalbjahr in Form eingemachter Lebensmittel mehrfach wie der aus.
Vielfalt für jedermann
Wer allzu viel Aufwand scheut, sollte auf Kartoffeln setzen, das Grundnahrungsmittel von Selbstversorgern. Pro Quadratmeter lassen sich zwei Kilo Ertrag erzielen, und durch den hohen Stärkeanteil ist der Nährwert hoch. Bei uns ist daher eines von vier Beeten für Kartoffeln reserviert – mit gut 60 Quadratmetern decken wir unseren kompletten Bedarf.

Als etwas ungewöhnlicheres Gemüse kann ich Pastinaken für den Eigenanbau empfehlen. Die großen Rüben erinnern vom Geruch her an Möhren, vom Laub dagegen an glatte, überdimensionale Petersilie. Gekocht verwandelt sich das Gemüse geschmacklich in eine Mischung aus Kartoffeln und Möhren. Pastinaken enthalten allerdings Substanzen, die fototoxische Reaktionen hervorrufen. Wir wussten das im ersten Anbaujahr nicht und haben uns bei der Entfernung des Laubs von den Rüben unbeabsichtigt Saft auf die Arme geträufelt, was zu schmerzhaften „Verbrennungen“ führte.
Anfangs hat man bei der Gemüsezucht zudem oft ein zu großes Sicherheitsbedürfnis. Man kauft etwa ein Tütchen Zucchini-Samen, da sind acht Stück drin, die alle gepflanzt werden. Eigentlich reichen aber ein oder zwei Pflanzen für den Eigenbedarf. Plötzlich hat man eine Riesenmenge Zucchini. Man verarbeitet dann die größten zuerst, die schon ein wenig holzig sind. Die kleinen, schmackhaften lässt man noch dran, aber eine Woche später sind die auch groß und holzig.
Ein anderer Tipp sind Dicke Bohnen. Nicht jeder mag sie, aber sie sind sehr robust, vertragen leichten Frost und einen verregneten Sommer. Außerdem liefern sie hohe Erträge, und das schon recht früh im Jahr, sodass sich danach noch anderes pflanzen lässt.
Täglich frische Beeren
Unser Lieblingsobst sind Erdbeeren. Die schmecken gut und sind vielseitig. Um unseren Bedarf an Früchten, Milchshakes, Marmelade und Eis zu decken, bewirtschaften wir 24 laufende Meter Erdbeerreihen. Davon können wir in der Erntesaison täglich zwei Kilo Früchte pflücken.
Auch ein Kräutergarten ist eine Selbstverständlichkeit für uns, denn Kräuter aus dem eigenen Garten schmecken besonders gut. Das liegt vor allem daran, dass viele Geschmacks und Geruchsstoffe flüchtig und daher in erntefrischer Ware besonders hoch konzentriert sind. Da Kräuter aber über Jahre an demselben Standort stehen, würden sie im normalen Beet die Fruchtfolge stören. Des halb ist es sinnvoll, ein ei genes kleines Areal dafür vorzusehen. Um auch im Winter zumindest Schnittlauch ernten zu können und im Frühjahr zeitig etwas für den Salat zu haben, reservieren wir immer einen Teil unseres kleinen Gewächshauses für Kräuter.
Längst nicht jeder hat so einen großen Garten wie wir. Doch auch in einem Schrebergarten lassen sich substanzielle Ernten erzeugen. Man sollte allerdings auf die Frucht folge achten, weil man die Kulturen jährlich wechseln muss, um den Boden nicht zu sehr auszulaugen.
Man fängt beispielsweise mit Radieschen an, im Mai kommen Kartoffeln und danach Winterrüben oder Feldsalatsorten. So lässt sich auf einer Fläche bis zu drei Mal im Jahr ernten.

Wem nur ein Balkon zur Verfügung steht, der stößt mengenmäßig natürlich an Grenzen, aber die Freude ist nicht weniger groß. Erdbeeren und Tomaten gehen immer, etwas außergewöhnlicher sind Kürbisse und Melonen. Beides lässt sich in Maurerkübeln heranziehen, die sind groß, preis wert und bruchfest.
Selbst Mais funktioniert auf dem Balkon, er ist allerdings ein Windbestäuber, man braucht also mehrere Pflanzen. Nicht zuletzt ist Mais sehr dekorativ – die Nachbarn wer den staunen.