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Nachhaltigkeit Wie ich versuchte, meinen Fernseher reparieren zu lassen – und scheiterte

Kapputer Fernseher steht schief vor einer Wand
Einen Fernseher reparieren zu lassen, ist gar nicht so einfach (Symbolbild)
© rawf8/Shutterstock
Wer nachhaltig leben will, sollte Möbel, Kleidung oder Elektrogeräte möglichst lange behalten und lieber reparieren, statt sie bei Defekten sofort zu entsorgen. Doch dass es gar nicht so leicht ist, ein Elektrogerät reparieren zu lassen, musste GEO-Redakteurin Rebecca Häfner feststellen, als ihr Fernseher kaputtging

Neulich, als ich abends nur noch auf dem Sofa eine Folge "Blacklist" schauen wollte, sah plötzlich das Bild auf dem Fernseher auf einer Bildschirmhälfte etwas verschwommen aus. Mein erster Gedanke war, dass vielleicht ein Besuch beim Augenarzt ansteht und meine Augen schlechter geworden sind – schließlich hatte ich meine Kontaktlinsen schon rausgenommen und die Brille noch nicht auf. Doch als die linke Hälfte des Bildschirms mehr und mehr verschwamm und eine komische gelb-grüne Färbung annahm, wurde mir langsam klar, dass nicht meine Augen das Problem waren. Halb so wild, dachte ich in diesem Moment noch, der Fehler lässt sich bestimmt finden und die Flimmerkiste reparieren.

Mit der kleinen Hoffnung, dass es vielleicht ein Softwareproblem sein könnte, setzte ich das Gerät erstmal auf die Werkseinstellungen zurück. Das Ergebnis: enttäuschend. Der Fernseher war immer noch kaputt. Den Fernseher hatten wir 2017 gekauft – die Garantie ist also abgelaufen. Nach einer kurzen Recherche im Netz entdeckte ich einige Fernsehtechniker in unserer direkten Umgebung in Hamburg. Also griff ich zum Telefon: Doch kurze Zeit später die erste Ernüchterung. Für so einen No-Name-Hersteller gäbe es keine Ersatzteile mehr und bei einem 500 Euro-Fernseher lohne sich die Reparatur ohnehin nicht. So schnell wollte ich aber nicht aufgeben. Zwar ist der Fernseher nur ein günstiges Modell einer Supermarktkette gewesen – welches sich mein Freund und ich von seinem Einstiegs- und meinem Volontariatsgehalt bei der Einrichtung der ersten gemeinsamen Wohnung noch leisten konnten –, ich war aber in den letzten Jahren mit dem Fernseher zufrieden. Warum also sofort einen neuen kaufen?

Der Techniker riet mir, mich an die Hotline des Herstellers zu wenden. Dieser nahm die Kauf- und Gerätedaten auf. Und verkündete kurze Zeit später per Mail, dass die Garantie abgelaufen sei und sie den Fernseher nicht kostenfrei reparieren könnten. Gut, dass wir das geklärt hätten – ich war nie von einer kostenfreien Reparatur ausgegangen, sondern wollte nur, dass sich ein Profi das Gerät anschaut und wieder zum Laufen bringt. Auf Nachfrage vermittelte der Hersteller uns eine Werkstatt in Rostock. Logischerweise schickt sie keinen Techniker oder eine Technikerin rund 190 Kilometer bis nach Hamburg. Wir könnten den Fernseher mit einer Spedition auf eigene Kosten nach Rostock transportieren lassen. Doch die Frau am Telefon schien dies selbst für keine gute Idee zu halten.

Keine Wahl: Reparatur quasi unmöglich

Also der zweite Versuch bei Fernsehtechnikern in Hamburg. Ein paar Telefonate später stand fest: Niemand kommt an Ersatzteile für den No-Name-Fernseher oder scheint ein wirkliches Interesse daran zu haben, meinen Fernseher zu reparieren. Immer wieder hörte ich am Telefon: "Sie müssen sich an den Hersteller wenden!", "Das lohnt sich nicht!", "Der Fernseher ist so alt, da bekommen wir keine Ersatzteile mehr für." Was an dem Fernseher kaputt ist, weiß ich leider nicht, ob es einfach zu beheben wäre, auch nicht. Schließlich bin ich bei meiner Suche nach jemandem, der meinen Fernseher reparieren kann, schon gescheitert, bevor jemand meine Wohnung betreten und das Gerät genauer inspiziert hätte.

Tipps zur Fernseher-Reparatur

Auf der Webseite "kaputt.de" lassen sich Reparaturservices in der Nähe finden. Wer sich zutraut, den Fernseher selbst zu reparieren, findet dort auch Anleitungen.

Bei kleineren Modellen, die sich gut transportieren lassen, gibt es auch die Möglichkeit, in einem Repair-Café Hilfe zu suchen.

Doch als Laie bin ich mir sicher, dass sich dieser Fehler bestimmt beheben ließe. Und es nervt mich, dass ich einen wenige Jahre alten Fernseher letztendlich auf den Müll werfen muss und damit alle Ressourcen, die in dem Gerät stecken, in der Tonne landen. Womöglich wird noch der ein oder andere Bestandteil recycelt. Doch nachhaltig ist das nicht. Außerdem wäre eine Reparatur wahrscheinlich günstiger gewesen als ein neuer Fernseher. Zwar bin ich nun in einer besseren finanziellen Situation und kann mir einen neuen besseren Fernseher leisten – doch einfach ungeplant ein paar Hundert Euro ausgeben zu müssen, ist für manche Haushalte sicherlich eine finanzielle Herausforderung. Und es stört mich, dass nicht ich entscheiden kann, ob ich Geld in eine Reparatur investieren möchte, sondern die Hersteller offenbar nur daran interessiert sind, dass sie immer einen neuen Fernseher verkaufen können, wenn der alte kaputt geht.

Zähneknirschend haben mein Freund und ich uns also einen neuen Fernseher ausgesucht. Diesmal ein Markengerät beim Fachhändler. In der Hoffnung, dass wir diesen im Fall der Fälle reparieren lassen könnten. Dafür scheint es laut Fachhandel noch länger Ersatzteile zu geben. Einen Haken gibt es trotzdem: Reparaturen werden laut Auskunft des Fachhändlers meist nur direkt durch den Hersteller durchgeführt und dieser Service könne nach Ablauf der Garantie sehr teuer werden oder würde zum Teil nicht mehr angeboten. Trotz allem seien Markengeräte in der Regel langlebiger, versicherte zumindest der Fachhändler. Heute Abend wird der neue Fernseher geliefert und der alte entsorgt. Ich hoffe, dass dieses Markengerät länger durchhält…

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