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Studie Mehr Bäume, weniger Depressionen: Wie sich Pflanzen auf unsere Psyche auswirken

Buenos Aires aus der Luft
Straßenbäume wirken entspannend: hier in Buenos Aires, Argentinien
© qualtaghvisuals / Shutterstock
Ein Forscherteam hat untersucht, welchen Einfluss Bäume in der Umgebung unserer Wohnung auf uns haben: Sie wirken ähnlich wie Antidepressiva

Grün wirkt – auch und gerade in der Stadt. Das hat nun ein Forscherteam aus Leipzig in einer aktuellen Studie dokumentiert. Das Ergebnis der in der Fachzeitschrift Nature veröffentlichten Untersuchung: In der Stadt sind Menschen weniger depressiv, wenn Sie Bäume in der Nähe ihrer Wohnung haben.

Zwar wiesen schon frühere Studien darauf hin, dass Blattgrün in der Stadt Menschen psychisch stabiler und zufriedener macht. Doch stützten sich solche Studien vor allem auf die Ergebnisse von Umfragen – die auf der subjektiven Einschätzung der Befragten beruhen.

Klarer Zusammenhang zwischen Bäumen und Antidepressiva

Einen anderen Weg wählten die Forscherinnen und Forscher des Leipziger Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung: Sie setzten die Zahl der Antidepressiva-Verschreibungen mit der Zahl der Bäume im Umfeld der Menschen in Beziehung. Dazu nutzten sie einerseits Baumkarten des städtischen Katasteramts, andererseits Daten aus einer Leipziger Gesundheitsstudie mit fast 10.000 Teilnehmern.

Nachdem die Wissenschaftler für Risikofaktoren für Depressionen, wie zum Beispiel Beschäftigungsstatus, Alter und Körpergewicht, herausgerechnet hatten, zeigte sich: Wer in der unmittelbaren Nachbarschaft, also in einer Distanz von weniger als 100 Meter, Bäume findet, bekommt mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit Antidepressiva verschrieben.

Sozial Schwache sind besonders gefährdet

Und noch etwas zeigte sich: Der Zusammenhang zwischen psychischer Gesundheit und Stadtgrün war besonders deutlich bei sozial schwächeren Menschen – also jener Bevölkerungsgruppe, die für Depressionen besonders anfällig ist.

„Unser Ergebnis deutet darauf hin, dass Straßenbäume dazu beitragen können, die Lücke der gesundheitlichen Ungleichheit zu schließen“, sagt Melissa Marselle, die Hauptautorin der Studie.

Straßenbäume sollten laut Marselle gleichmäßig in Wohngebieten gepflanzt werden, um sicherzustellen, dass diejenigen, die sozial benachteiligt sind, gleichermaßen von den gesundheitlichen Vorteilen des Grüns profitieren können. Die Beziehung zwischen Bäumen und psychischer Gesundheit sei „eine gute Nachricht“, sagt die Umweltpsychologin. Denn Straßenbäume seien relativ leicht zugänglich. Und ihre Zahl könne ohne großen planerischen Aufwand erhöht werden.

Weitere Vorteile von Bäumen: Klima und Artenvielfalt

Der Fokus der Grünflächen-Planung in den Städten liegt oft auf Parks. Doch die seien nicht für jeden leicht erreichbar, sagt die an der Studie beteiligte Datenanalystin Diana Bowler. „Unsere Studie zeigt, dass die alltägliche Natur in der Nähe des Hauses – die Artenvielfalt, die man beim Blick aus dem Fenster sieht oder wenn man zu Fuß oder mit dem Auto zur Arbeit, zur Schule oder zum Einkaufen geht – genauso wichtig für die psychische Gesundheit ist.“

Bäume in der Stadt
Mehr Straßenbäume in Städten (wie hier im Leipziger Stadtzentrum) können dazu beitragen, die psychische Gesundheit, aber auch das lokale Klima, die Luftqualität und den Artenreichtum zu verbessern
© Philipp Kirschner

Ein weiterer Vorteil von Straßenbäumen: Sie verbessern durch ihren Schatten und ihre Verdunstung das Stadtklima und bieten zahlreichen Wildtieren einen Lebensraum.

Wie genau Stadtgrün auf uns wirkt, ist nicht abschließend geklärt. Es gibt zwei Erklärungsansätze: „Zum einen sind es Aktivitäten wie Laufen oder Spazierengehen im Grünen, die Menschen guttun,“ sagte Marselle gegenüber GEO.de. Frühere Studien deuten aber auch darauf hin, dass Pflanzen durch den bloßen Anblick der Psyche guttun. Etwa, indem sie unsere Aufmerksamkeit stärken und Stress reduzieren. Diese unmittelbare Wirkung von Stadtgrün scheint auch die aktuelle Studie zu belegen.

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