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Indonesien Abfall als Währung: Wie Müllbanken den Menschen und der Umwelt helfen

Müllmassen in Indonesien
Mensch und Tier versinken in Bergen aus Müll, hier in der indonesischen Stadt Lhokseumawe
© Oviyandi Emnur/Barcroft Media/Getty Images
In Indonesien sortieren Menschen ihren Müll und zahlen ihn bei einer Müllbank ein: Sie bekommen Geld dafür, und auch die Umwelt profitiert

Hausmüll zu sammeln zahlt sich aus: In Indonesien können Menschen ihren Abfall zu einer Müllbank tragen – so verdienen sie etwas Geld und leisten auch noch einen Beitrag zum Umweltschutz. Das Konzept: Cash for Trash, Bares für Müll. Hoch im Kurs stehen Kunststoffflaschen, sauberes Zeitungspapier und wiederverwendbare Batterien. Diese Abfälle sind in einigen der Banken besonders viel wert.

Wer ­seinen Hausmüll sortiert und dort einzahlt, erhält einen Eintrag ins Sparbuch. Dar­in notieren Mitarbeiter der ­Müllbanken jede Abfall-Einzahlung, die je nach Material und Gewicht einem bestimmten Geldwert entspricht. Der richtet sich nach dem Preis, den Recyc­lingunter­nehmen dafür bezahlen. Beispiels­weise erhalten Kunden der Müllbank Gemah Ripah für ein Kilogramm Plastiktüten 500 Rupiah - das sind umgerechnet etwa 0,028 Euro.

Die Gemah Ripah ist die älteste Abfallbank Indonesiens. Der Umwelttechniker Bambang Suwerda gründete sie im Jahr 2008. Heute ist sie eine von 24 solcher Einrichtungen in der Provinz Bantul auf Java. Zusammen verwalten diese Müllbanken etwa 50000 Kilogramm Abfall pro Monat.

In ganz Indonesien entstanden ­allein in den vergangenen zehn Jahren etwa 7000 Müllbanken nach Suwerdas Vorbild. Die städtischen Banken setzen auf eine lokale Stammkundschaft, manche werden von multinationalen ­Konzernen gefördert. Banken in touristischen Gebieten haben ihr Repertoire publikums­wirksam erweitert und stellen sogar Recyclingkunst aus.

Müllbank-Konzept ist ein Erfolg

Die indonesische Regierung befürwortet die Müllbankbewegung, trägt diese doch dazu bei, das Abfallproblem des Landes anzugehen. Denn eine flächendeckende Müllabfuhr gibt es in Indonesien nicht. Viele verbrennen ihren Abfall deshalb oder deponieren ihn auf Müllbergen und in der freien Natur.

Indonesien gilt nach China als zweitgrößter Verschmutzer der Weltmeere mit Plastik — wobei es sich bei einem Großteil dieser Abfälle um Exporte aus der westlichen Welt handelt. Industrienationen verschiffen Container voller Plastik nach Asien, wo Recyclingfirmen oft nur einen Bruchteil davon verarbeiten können. Der Rest ist unbrauchbar. Er landet ebenso wie der Hausmüll auf großen Deponien im Freien.

Suwerdas Müllbank-Konzept ist ein Erfolg, kann jedoch das Abfallproblem Indonesiens nicht lösen. Die Einrichtungen sind beliebt, aber meist unterbesetzt, weil sie auf das Engagement ehrenamtlicher Mitarbeiter bauen. Deshalb öffnen viele der Banken nur am Wochenende und einmal im Monat. Eine engere Zusammenarbeit mit der Regierung sowie bezahltes Personal könnten helfen, die Existenz der Müllbanken zu sichern.

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