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Kuhmilch-Ersatz Sind Milchalternativen besser für die Umwelt?

Milch
Pflanzendrinks stehen klimamäßig meist besser da als Kuhmilch. Doch auf die Herkunft kommt es an
© Kunhild Haberkern/GEO
Klimaschutz ist neben Laktose-Intoleranz ein Grund, zu Pflanzenmilch zu greifen. Wie stehen die Milchalternativen da, wenn man nicht nur auf die CO2-Bilanz schaut?

Inhaltsverzeichnis

Vegane Ernährung, Laktose-Intoleranz, Lust auf Abwechslung – es gibt viele Gründe, zur Pflanzenmilch zu greifen. Vor allem den Klimaschutz: Verschiedene Studien legen nahe, dass die Produktion von einem Liter Kuhmilch so klimaschädlich ist wie das Verbrennen von einem Liter Benzin – nicht zuletzt, weil die Wiederkäuer beim Verdauen Methan freisetzen. Dies gilt allerdings für Milch aus Massentierhaltung. Eine Kuh, deren Mist zum Düngen verwendet wird und die auf der Wiese weiden darf, kann laut Demeter-Verband sogar zu Verbesserung des Klimas beitragen: indem sie den Humusaufbau fördert, der wiederum Kohlenstoff bindet. Auf die Herkunft der Milch und auf die Art ihrer Produktion kommt es also an. Und dieses Fazit trifft auch auf die Umweltbilanz der Milchalternativen zu.

Sojamilch

Wer Sojamilch trinkt, zerstört den Regenwald! Veganer können den Spruch sicher nicht mehr hören. Was ist wirklich dran an dieser Aussage? Tatsache ist, dass Soja-Anbau in Brasilien ein Hauptgrund für die beschleunigte Rodung der Amazonaswälder ist. Richtig ist aber auch, dass die eiweißreichen Bohnen fast ausschließlich als Futtermittel für die Massentierhaltung exportiert werden – also für den Fleischkonsum in Europa. Jenes Soja, aus dem Tofu und Milchersatzdrinks hergestellt werden, stammt dagegen mit wenigen Ausnahmen aus Kanada und Europa, zum Teil sogar direkt aus Deutschland. Dies gilt insbesondere für Bio-Produkte. Denn diese sind generell gentechnikfrei, während auf südamerikanischen Plantagen und in den USA genmanipuliertes Soja angebaut wird.

→ Bilanz, verglichen mit Kuhmilch: eher positiv

Mandelmilch

Mandelmilch gehört zu den geschmackvollsten Milchalternativen – leider mit einer schlechten Umweltbilanz. Denn die größten Anbaugebiete für Mandeln liegen in Kalifornien. Ausgerechnet dort, wo das Wasser ohnehin schon knapp ist, werden 10.000 Liter Wasser für die Produktion von einem Kilo Mandeln verbraucht. Für die Mandelernte im Mittelmeeraum sieht es nicht viel besser aus. Hinzu kommt, dass die Mandelbäume von reisenden Bienenvölkern bestäubt werden. Diese sind durch die massenhafte Ausbreitung von Krankheitserregern und Parasiten vermutlich mitverantwortlich für das weltweite Bienensterben.

→ Bilanz: eher negativ

Reisdrinks

Reisdrinks schmecken schön süß, sind aber ebenfalls problematisch: Wird der Reis, wie in den meisten Ländern, nass angebaut, setzen Fäulnisprozesse Methan frei, wird er trocken angebaut, entweicht Lachgas in die Luft. Beide Treibhausgase sind um ein Vielfaches schädlicher als CO2. In vielen Anbaugebieten in Asien werden außerdem Pestizide eingesetzt, die Arbeiter schlecht entlohnt. Da von den wertvollen Nährstoffe eines Reiskorns in der „Milch“ kaum etwas Übrig bleibt, lohnt sich das schlechte Gewissen nicht. Eine Ausnahme bietet Reismilch von „Libuni“: Hier stammt der Reis aus Bio-Anbau in Italien und durch den Verkauf als Konzentrat wird auch noch Verpackung gespart.

→ Bilanz: eher negativ

Hafermilch

Baristas schwören auf Hafermilch: Der Milchersatz lässt sich so gut aufschäumen, dass er selbst im Cappuccino funktioniert. Auch die Klimabilanz ist positiv: Bei den meisten Herstellern stammt der Hafer aus heimischem Anbau, wodurch Transportwege reduziert werden. Außerdem ist das Rispengetreide recht widerstandsfähig, weshalb auch auf konventionellen Feldern nur wenig gespritzt werden muss. Allein was den Nährwert angeht, kann Hafermilch mit der Kuhmilch nicht mithalten, weshalb einige Hersteller das Wasser-Hafergemisch künstlich mit Calcium, Vitaminen und Zucker anreichern.

→ Bilanz: positiv

Lupinen

Lupinen mausern sich gerade zur einheimischen Konkurrenz der Sojabohne. Bislang sind sie vor allem Öko-Landbau eine beliebte Vorfrucht für den Getreideanbau. Als Leguminosen können sie mit Hilfe von Knöllchenbakterien den Stickstoff aus der Luft binden und verbessern so den Ackerboden. Die eiweißreichen Früchte, die wie gelbe Kidneybohnen aussehen, wurden vor allem als Futtermittel verwendet. Erst vor einigen Jahren hat das Fraunhofer Institut ihren Wert als Proteinbasis für Milch- und Fleischersatzprodukte erkannt, die es seitdem in einem Spin-off unter dem Namen „Made with Luve“ vermarktet. Einziger Wermutstropfen: Die Zutatenliste des Lupinendrinks ist durch Stabilisatoren, Säureregulatoren und Süßungsmittel recht lang geraten.

→ Bilanz: positiv

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