Körperpflegeprodukte und Kosmetik füllen in Supermärkten und Drogerien ganze Regalwände. Und genauso zahlreich sind auch die Inhaltsstoffe. Was vielen nicht bewusst ist: Nicht wenige von ihnen werden aus tierischen Rohstoffen gewonnen. Und das bedeutet meist: aus Schlachtabfällen. Eine Vorstellung, die zumal vegetarisch oder vegan lebende Menschen abstoßend finden.
Praktisch für Menschen, die genau wissen wollen, was sie sich da eigentlich auf die Haut schmieren, oder womit sie sich die Zähne putzen: In der EU ist es Pflicht, die Inhaltsstoffe von Kosmetika zu deklarieren. Nach dem INCI-System (International Nomenclature of Cosmetic Ingredients) müssen auf der Verpackung alle Inhaltsstoffe aufgelistet werden, absteigend sortiert nach ihrem Gewichtsanteil. Natürlich auch die, die vom Tier stammen.
Der Haken an der Sache: Einer unverdächtig klingenden Bezeichnung wie „Glycerin“ sieht man nicht an, ob und wieviel Tier drinsteckt.
In vielen Seifen steckt ein wenig Schlachthof
Bei vielen Stoffen kann die Quelle tierisch sein, aber auch pflanzlich oder synthetisch. Die Inhaltsliste verrät darüber nichts. Beispiel Glycerin: Der vielseitige Stoff, der beispielsweise die Hautfeuchtigkeit reguliert, das Haar kämmbar macht, Mundgeruch bindet und Zähne pflegt, ist ein Nebenprodukt der Seifenherstellung. Und da kommen überwiegend – aber eben nicht nur – tierische Fette zum Einsatz: Schlachtabfälle.
Die Tierschutzorganisation Peta beklagt außerdem, dass von Herstellern gerne Begriffe verwendet werden, die die tierische Herkunft nicht auf den ersten Blick erkennen lassen. Statt der Bezeichnung "hydrolyzed animal protein" (hydrolysiertes tierisches Protein), wird dann beispielsweise "Hydrolyzed Collagen" (hydrolysiertes Kollagen) verwendet. Was dasselbe ist, aber nicht nach Tier klingt. Hergestellt wird Kollagen aus Körpergewebe von Schlachttieren.
Auch das Protein Elastin, das, wie der Name schon verrät, die Haut geschmeidig hält und Unregelmäßigkeiten ausgleicht, wird aus Schlachtabfällen gewonnen. Lecithin dagegen wird vor allem aus Eiern gewonnen – aber auch aus Nervengewebe, Blut oder Milch. Es soll die Haut glatt und geschmeidig halten, aber auch die Haare leichter kämmbar machen.
Wenn die Haare nach dem Waschen schön glänzen, dann ist oft Keratin dafür verantwortlich. Darunter werden verschiedene Proteine zusammengefasst, die aus Hörnern, Klauen und Hühnerfedern gewonnen werden.
Was viele nicht wissen: Auch der leuchtend rote Farbstoff von Lippenstift ist tierischen Ursprungs. Der Farbstoff Karmin – deklariert als CI 75470 – wird aus getrockneten Läusen gewonnen: den weiblichen Tieren der Conchenille-Laus. Für einen Kilogramm Farbstoff werden Zehn- oder Hunderttausende Tiere getrocknet und gekocht. Enthalten ist der tierische Farbstoff nicht nur in Lippenstiften und anderen kosmetischen Produkten – sondern auch in Lebensmitteln.
Wer wissen will, was drinsteckt, muss selbst recherchieren
Die Recherche zum Thema tierfreie Kosmetik ist mühsam: Listen aller Inhaltsstoffe von kosmetischen Produkten (aber auch Lebensmittel und andere Produkte) bietet die Seite codecheck.info. Was genau sich hinter der INCI-Bezeichnung für einen Inhaltsstoff verbirgt, verrät eine weitere Recherche, zum Beispiel auf haut.de. Und hinter welcher Bezeichnung sich tierische Inhaltsstoffe verbergen (können), verrät, zu guter Letzt, eine Liste von Peta.
Wer sich nicht sicher ist, ob und wie viel Tier in einem Produkt steckt, kann aber auch den Hersteller selbst fragen. Oder, noch einfacher: auf Hersteller vertrauen, die komplett auf tierische Inhaltsstoffe verzichten. Peta listet auf seiner Seite kometik-ohne-tierversuche.de Hersteller, die auf Tierversuche verzichten – und kennzeichnet auch solche, die zusätzlich vegan produzieren.
Eine gute, stressfreie Orientierung bieten auch Label für tierfreie Kosmetik. Etwa die Veganblume der Vegan Society oder das V-Label ("vegan") der European Vegetarian Union. Diese Label schließen Tierversuche und tierische Inhaltsstoffe gleichermaßen aus.