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Äpfel aus Neuseeland oder Argentinien? Für aufgeklärte, umweltbewusste Konsumenten ein No-Go. Selbst dann, wenn sie aus biologischem Anbau stammen. Oder gerade dann. Denn ist es nicht so, dass die Rußschwaden des Containerfrachters, mit dem die Früchte um den halben Globus geschippert werden, den kompletten Umweltnutzen des biologischen Anbaus zunichtemachen?
So einfach ist es leider nicht. Denn um die Umweltauswirkungen der Frucht bilanzieren zu können, muss man sich nicht nur die Transportwege anschauen – sondern auch ihre Produktion und die Lagerung. Und hier können sich im Einzelfall erstaunliche Summen ergeben.
Der Agrarwissenschaftler Michael Blanke kam in seiner Bilanz auf einen Energieaufwand von 4,4 Megajoule (MJ) pro Kilogramm Äpfel aus Deutschland – inklusive ein halbes Jahr im Kühllager. Die neuseeländische Variante veranschlagt er mit 6,3 MJ.
Klare Empfehlung für das deutsche Obst? Das kommt drauf an.
Neuseeländische Plantagen sind ergiebiger
Denn zum einen ist der Anbau in Neuseeland grundsätzlich energiesparender. Denn dort tragen die Apfelbäume schlicht mehr Früchte. Im Schnitt ernten deutsche Obstbauern rund 40 Tonnen pro Hektar – in Neuseeland sind es dagegen mit 90 mehr als doppelt so viele. Das senkt nicht nur die Produktionskosten – sondern spart auch klimaschädliche Emissionen.
So weit, so gut, aber was ist mit dem aberwitzigen Transportweg? Von Neuseeland nach Europa sind immerhin gut 23.000 Kilometer zurückzulegen. Den Energieaufwand dafür berechnete Blanke mit 2,8 MJ pro Kilogramm Äpfel: der mit Abstand größte Posten in der Bilanz des Neuseeland-Apfels.
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Die Lagerung kostet Energie – auch in Deutschland
Der heimische Apfel scheint hier klar im Vorteil. Aber nur während der Erntezeit und bis ins Frühjahr hinein. Denn nach der Ernte verbringt ein Großteil der Früchte Wochen oder Monate im Kühlhaus. Und das kostet Energie. Nach sechs Monaten sind das schon 22 Prozent des gesamten Energieeinsatzes. Und mit jeder weiteren Woche wird das Verhältnis schlechter. Und die Differenz zum Neuseeland-Apfel kleiner.
Wer also noch im Juni in einen regionalen, im Kühlhaus gelagerten Apfel beißt, muss sich darüber klar sein: Seine Klimabilanz kann genauso schlecht oder sogar schlechter sein als die der Übersee-Ware.
Regional oder Übersee? – Mit dem Rad!
Nun ist das kein Freibrief für Übersee-Obst. Wer keinen eigenen Apfelbaum im Garten hat und der Umwelt und dem Klima einen Gefallen tun will, greift weiterhin zu Regionalem und Saisonalem aus Bio-Anbau. Und erledigt seine Einkäufe mit dem Rad oder zu Fuß.
Denn allein für eine Sechs-Kilometer-Einkaufsfahrt mit dem Auto veranschlagen Experten schon 1,15 MJ. Das ist fast die Hälfte der Energie, die die vierwöchige Reise durch den Indischen und den Atlantischen Ozean verschlingt.