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Klimawandel Diese fünf Fakten über den Meeresspiegelanstieg sollten Sie kennen

Malediven
Die Bewohner der Malediven müssen umziehen
© mauritius images / Helmut Corneli / Alamy
Wussten Sie, dass die Ozeane nicht überall gleichmäßig steigen? Und dass sich der Meeresspiegelanstieg beschleunigt? Fünf Erkenntnisse der aktuellen Forschung

Inhaltsverzeichnis

1. Wie schnell steigt der Meeresspiegel?

Zwischen 1901 und 1990 stiegen die Pegel weltweit um 1,4 Millimeter pro Jahr – insgesamt 15 Zentimeter. Und der Anstieg beschleunigt sich. Zwischen 2006 und 2015 waren es im Schnitt 3,6 Millimeter pro Jahr: 2,5 Mal so schnell wie im Durchschnitt des Jahrhunderts. Je nach Szenario (mit hohen oder verringerten weltweiten Emissionen) könnte der Meeresspiegel bis zum Ende des Jahrhunderts um mehr als einen Meter, nach anderen Berechnungen auch um mehr als zwei Meter ansteigen. Im Verlauf der folgenden Jahrhunderte ist dann noch viel „Luft nach oben“: Allein das geschmolzene Eis der Antarktis würde den Meeresspiegel um fast 60 Meter anheben.

Das Handeln der Menschheit von heute hat Auswirkungen für Hunderte von Jahren. Denn das Klimasystem reagiert extrem träge; das Abschmelzen des Inlandseises und der Meeresspiegelanstieg wird sich darum noch jahrhundertelang fortsetzen, selbst wenn alle Emissionen auf null heruntergefahren sind.

2. Ist der Meeresspiegel überall gleich?

Nein. Korrekt wäre es darum, von Meeresspiegeln im Plural zu sprechen. Denn die Pegelstände sind nicht überall auf der Erde so ebenmäßig wie in einer Badewanne. Verantwortlich dafür sind Strömungen, die Wasser mit unterschiedlicher Temperatur und unterschiedlichem Salzgehalt über den Globus transportieren. Diese ungleiche Verteilung physikalischer Eigenschaften des Wassers hat zur Folge, dass der Anstieg sich im Vergleich zum globalen Mittelwert regional bis zu vier Mal schneller vollzieht. Betroffen davon sind vor allem Küsten und Inselregionen, etwa im östlichen tropischen Pazifik. Ein weiterer Effekt: Schmelzen die Gletscher an den arktischen Küsten, sinkt die Massenanziehungskraft des Eises. So kann es dazu kommen, dass der Meeresspiegel regional sogar fällt – während er 1000 Kilometer entfernt steigt.

Meeresspiegelanstieg

3. Warum Jakarta im Meer versinkt

An manchen Küsten kämpfen Menschen nicht nur mit dem ansteigenden Meeresspiegel. Sondern auch mit sich absenkendem Land. Schon heute dramatisch ist die Lage in der Hauptstadt Indonesiens, Jakarta. Die Megacity bildet den Mittelpunkt des mit 30 Millionen Einwohnern zweitgrößten Ballungsraums der Welt. Die Metropole senkt sich millimeterweise ab, weil sie auf sumpfigem Gelände errichtet wurde und illegal große Mengen Grundwasser abgezapft werden. Die Stadt ist nur zu retten, indem man sie buchstäblich neu erfindet: Die Regierung plant, ab 2024 mit der kompletten Bevölkerung auf die höher gelegene Insel Borneo umzuziehen. Auch die Entnahme von Öl und Erdgas kann zu solchen Landsenkungen führen. Kritisch ist das unter anderen für die Niederlande – die ohnehin schon zu großen Teilen kaum über dem Meeresspiegel liegen.

4. Wie viele Menschen sind von Meeresspiegelanstieg betroffen?

An den Küsten der Erde, in ihrer direkten Umgebung oder auf kleinen Inseln leben weltweit rund 680 Millionen Menschen. Ein Teil von ihnen ist schon heute unmittelbar betroffen – etwa Bauern in Bangladesch, die wegen des eindringenden Meerwassers Brunnen oder ganze Ländereien aufgeben müssen, oder die Bewohner der tief liegenden Inselstaaten wie Kiribati, Tuvalu oder Fidschi. Auch der überwiegende Teil der Malediven-Atolle erhebt sich weniger als einen Meter über den Meeresspiegel. Und ist damit akut gefährdet. Schon seit Jahren plant Regierung die Evakuierung der kompletten Bevölkerung nach Indien, Sri Lanka oder Australien. Für den Landkauf fehlt es allerdings an Geld.

5. Ist nur schmelzendes Eis schuld am Anstieg des Meeresspiegels?

Für steigende Meeresspiegel sind vor allem zwei Faktoren verantwortlich. Der überwiegende Teil des Anstiegs, rund 70 Prozent, ist auf das Schmelzen von Gletschern und Schnee zurückzuführen. Und der Rest? Ist einem simplen physikalischen Effekt geschuldet. Denn Wasser verändert in Abhängigkeit von der Temperatur sein Volumen. Rund 30 Prozent des Meeresspielanstiegs sind allein darauf zurückzuführen, dass sich Wasser beim Erwärmen ausdehnt. Da die Oberflächentemperaturen sich nur sehr langsam in tiefere Wasserschichten ausbreiten, wird es noch Jahrhunderte dauern, bis dieser Effekt seine volle Wirkung entfaltet.

Mehr Fakten zum Meeresspiegelanstieg im aktuellen Dossier "Zukunft der Meeresspiegel" vom Deutschen Klima Konsortium.

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