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Indien - das Geschäft mit dem Tempelhaar

Haariges Business: Die Inderin Sumati Jayapathi opfert im Tempel ihr prachtvolles Haar - wenig später zwirbelt es ein Berliner Friseur als Extensions an das Haupt seiner Kundin. Die "360° - GEO Reportage" am Samstag (7. November) um 20.15 Uhr und am Sonntag (15. November) um 18.05 Uhr

Ein Film von Tino Schrödl

Unser Haar - Spiegel und Aushängeschild der Persönlichkeit. Kräftig, voll und glänzend soll es sein. Oft fehlt es jedoch an der Menge oder der Länge. Deshalb helfen immer mehr Menschen nach - mit fremdem Haar. Die künstliche Haarpracht stammt größtenteils aus Indien, gefertigt aus Haaren, die in den Tempeln von Gläubigen geopfert werden.

Die Rasiermesser schaben ununterbrochen, legen Stück für Stück die darunter liegende Kopfhaut frei. Die Friseure arbeiten im Akkord, die Wartenden werden im Minutentakt auf die flachen Bretter bugsiert, die als provisorische Schemel dienen. Unter ihnen sind heute Sumati Jayapathi und ihr zehnjähriger Sohn Balaji. Sie sind den weiten Weg in die Tempelanlage von Palani gegangen, um ihr Haar zu opfern. Im Gegenzug dafür erhoffen sie sich von ihrem Gott die Zustimmung zum Bau eines eigenen kleinen Häuschens. Vor zehn Jahren war Sumati zum letzten Mal in Palani. Seitdem hat sich vieles verändert, das Geschäft mit dem Haar hat den Ort wachsen und gedeihen lassen.

Mehrere Millionen Pilger kommen inzwischen jedes Jahr nach Palani. Zurück lassen sie Tonnen von geopfertem Haar. Es ist ein einvernehmliches Geben und Nehmen – und ein offenes Geheimnis, dass der Tempel die Haare weiter verkauft. Schließlich muss er sich finanzieren.

Seit sich Haarverlängerungen und Echthaarperücken weltweit zunehmender Beliebtheit erfreuen, boomt das Geschäft. Weit über 50 indische Firmen konkurrieren um das Haar, welches als das weltweit schönste und strapazierfähigste gilt. Abnehmer gibt es in der ganzen Welt, und es ist durchaus möglich, dass das Haar welches Sumati Jayapathi heute opfert, demnächst auf dem Kopf einer europäischen Kundin landet, in Form von Verlängerungen oder als Perücke.

Doch bevor es so weit ist, muss das Haar einen langen Weg zurücklegen - über die indische Metropole Chennai über Rom bis nach Berlin oder Paris. An all diesen Stationen wird das Haar in vielfältiger Form bearbeitet und veredelt. Die Reportage begleitet diesen Weg und blickt dabei hinter die Kulissen des indischen Haarkults, der den wachsenden westlichen Interessen nach schönem Haar sehr entgegenkommt.

“360° - GEO Reportage“ hat eine Inderin und ihren Sohn begleitet, die ihr Haar in einem Tempel opfern. Sie verfolgte, was weiter mit diesem Haar passiert - und hat so erfahren, wie es wirklich funktioniert: Das Geschäft mit dem Tempelhaar.

Damit die Haare nicht durcheinander geraten, wird ihre jeweilige Endlänge als Nummer auf den Stapel gelegt
Damit die Haare nicht durcheinander geraten, wird ihre jeweilige Endlänge als Nummer auf den Stapel gelegt
© MedienKontor

Wiederholungen:

sonntags um 18.05 Uhr

8. November 2009: Die neuen Nomaden von Kirgisistan

15. November 2009: Indien - Das Geschäft mit dem Tempelhaar

22. November 2009: Paraguays neue Häuser

29. November 2009: Miyako - Die Insel des langen Lebens

Arte Programm

Mit weiteren Informationen zu GEO-Filmen (Links, Buchtipps, Video-Kurzfassung u.a.)

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