Sie haben es wahrscheinlich schon bemerkt: Der dunkle Fleck in der Mitte der Grafik oben ist nicht statisch – sondern scheint sich stetig auszudehnen. Vielleicht wie ein Brandloch. Oder als würde man sich dem Fleck langsam nähern. Erste wenn man einzelne der kleinen schwarzen Ellipsen rund um das Loch fixiert, wird klar: Gar nichts dehnt sich hier aus. Es handelt sich um eine optische Täuschung.
Die Schwarz-weiß-Grafik besteht aus Hunderten kleinen, liegenden Ellipsen mit einer großen, zu ihren Rändern hin verblassenden Ellipse im Mittelpunkt. Und sie war Gegenstand einer norwegischen Studie zur Psychologie des Sehens.
Die Forschenden konfrontierten 50 Probanden mit normalen Sehvermögen mit der Grafik – und befragten sie dazu, wie stark sie die Illusion wahrnahmen. Gleichzeitig maßen sie die Bewegungen der Iris. Das Ergebnis: 86 Prozent der Test-Seher und -Seherinnen nahmen die Illusion wahr, wenn auch unterschiedlich ausgeprägt. Nur 14 Prozent der Probanden ließen sich nicht narren – und empfanden den Fleck als statisch.
Was die Forschenden verblüffte: Bei denen, die die Illusion "sahen", reagierten auch die Augen: Die Pupillen vergrößerte sich, um mehr Licht einzulassen – etwa so, wie sie sich vergrößern, wenn wir einen dunklen Raum betreten. Der umgekehrte Effekt zeigte sich, wenn die Probanden mit derselben Grafik in unterschiedlichen Farben konfrontiert wurden.
Unser Auge reagiert nicht nur auf objektive Reize
Warum das so ist, können die Forschenden nicht erklären. Fest steht, so der Psychologe Bruno Laeng von der Universität Oslo in einer Pressemitteilung, "dass der Reflex der Pupillenerweiterung oder -verengung kein geschlossener Regelkreis ist, wie beispielsweise eine Fotozelle, die eine Tür öffnet und für keine anderen Informationen als die tatsächliche Lichtmenge empfänglich ist, die den Fotorezeptor stimuliert."
Vielmehr passe sich das Auge nicht nur an physikalische Energie, sondern auch an wahrgenommenes und sogar imaginäres Licht an. "Zukünftige Studien könnten weitere Arten von physiologischen oder körperlichen Veränderungen aufdecken, die Aufschluss darüber geben könnten, wie Illusionen funktionieren", sagte Laeng.