Es waren, bei einer Runde Bier, die aufsteigenden Bläschen der Kohlensäure, die sie zu ihrem Abfallsammelsystem inspiriert hätten, sagen die drei passionierten niederländischen Seglerinnen. Des Mülls in Gewässern überdrüssig, entwarfen die Neurobiologin Anne Marieke Eveleens, die Nachhaltigkeitsmanagerin Francis Zoet und die Grafikdesignerin Saskia Studer eine Barriere aus Luftblasen, die den in Flüssen schwimmenden Abfall stoppen soll. Vor allem, um zu verhindern, dass er ins Meer gespült wird, weil es dort schwieriger ist, ihn herauszufischen.
Der deutsche Marineingenieur Philip Ehrhorn hatte zur gleichen Zeit dieselbe Idee. Er entdeckte beim Besuch einer Kläranlage, dass Blasen zur Belüftung eines Wasserbeckens den Kunststoff aus dem Abwasser an die Beckenseite schoben. Und fragte sich ebenfalls: "Warum nutzen wir nicht diese Kraft, um Plastik in Gewässern aufzufangen?" Also gründeten die vier gemeinsam das niederländische Sozialunternehmen "The Great Bubble Barrier" und haben den Prototypen der Seglerinnen perfektioniert.

Denn laut einer neuen niederländischen Studie schwimmen bereits geschätzte 250.000 Tonnen Plastik auf der Oberfläche unserer Meere. Und diese Menge ist nur ein Bruchteil dessen, was darunter treibt. Dabei kommen laut der Studie allein aus Flüssen bis zu 2,4 Millionen Tonnen Müll im Jahr hinzu.
Die Barrikade aus Luftblasen könnte das in Zukunft verhindern. Dazu wird ein perforierter, selbstreinigender Schlauch diagonal zur Strömung über die volle Breite des Flussgrundes platziert und ohne Pause Luft hindurchgepumpt. So entsteht ein Blasenvorhang, der Kunststoffmüll an die Oberfläche treibt. Durch die Strömung landet der Abfall schließlich in einem Sammelbecken variabler Größe am Flussrand.
Fische und Schiffe passieren den Blasenvorhang ohne Probleme. In drei Flüssen Europas ist bereits eine Barriere des niederländisch-deutschen Teams im Einsatz und stoppt um die 86 Prozent des an der Mündung schwimmenden Kunststoffs, bevor er ins Meer gespült wird: in den niederländischen Städten Amsterdam und Katwijk aan Zee und im portugiesischen Vila do Conde.
Eine vierte Blasenbarriere ist in der niederländischen Provinz Friesland in der Entstehung. Doch all das sollte nur eine Notbremse sein, sagt Philip Ehrhorn: "Global ist es vor allem notwendig, strengere Richtlinien zur Reduzierung von Plastik, zur Neugestaltung von Produkten und zur Verbesserung des Abfallmanagements umzusetzen."