Mythen-Check Sieben populäre Irrtümer, die zu Hautkrebs führen können

Frau mit Sonnenbrand
Nicht nur in der prallen Sonne, sondern auch bei bedecktem Himmel können UV-Strahlen Sonnenbrand verursachen. Häufig bemerken Betroffene ihre rote Haut erst, wenn es zu spät ist
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Gebräunte Haut ist besser vor UV-Strahlung geschützt, und nur ältere Menschen erkranken an Hautkrebs? Wir stellen solche Annahmen auf den Prüfstand

Jedes Jahr erhalten allein in Deutschland etwa 309.000 Menschen die Diagnose Hautkrebs. Das belegen Zahlen der Deutschen Krebshilfe. Hautkrebs ist hierzulande damit eine der häufigsten Krebserkrankungen. Die gute Nachricht lautet jedoch: Durch präventives Verhalten lässt sich die Gefahr einer Erkrankung in hohem Maße eindämmen.

Intensives Sonnenbaden und Solariennutzung sind die wesentlichen Risikofaktoren für Hautkrebs. Viele Menschen unterschätzen allerdings noch immer die Wirkung von UV-Strahlen. Wir klären deshalb über sechs verbreitete Fehleinschätzungen auf. 

1. Vorbräunen im Solarium schützt vor Sonnenbrand

Stimmt nicht. Das spezifische Strahlungsspektrum in Solarien erzeugt zwar schnell eine äußerliche Bräune auf der Haut, doch der Preis dafür ist ein erhöhtes Hautkrebsrisiko. Die extrem hohe Strahlungsbelastung auf der Sonnenbank ist vergleichbar mit der Mittagssonne am Äquator. Organisationen wie die Deutsche Krebshilfe und die Weltgesundheitsorganisation WHO empfehlen deshalb, Solariengeräte grundsätzlich zu meiden.

2. Bei bewölktem Himmel ist die UV-Strahlung gering

Stimmt nicht. Viele Menschen setzen die Anzahl der Sonnenstunden mit der UV-Belastung gleich und werten einen bewölkten Himmel als Zeichen für wenig UV-Strahlung. Ein gefährlicher Trugschluss. Auch ein bewölkter Himmel kann mit einer hohen UV-Strahlung einhergehen, manche Wolkenarten können diese durch Streuungseffekte sogar noch verstärken.

Vor allem während der Mittagszeit bieten Wolken daher keinen zuverlässigen Schutz vor UV-Strahlen. Eine hilfreiche Orientierung bietet der UV-Index. Dieser wird in jeder gängigen Wetter-App angezeigt und gibt an, welcher Tageshöchstwert sonnenbrandwirksamer UV-Strahlung zu erwarten ist. Je höher der Wert, desto schneller kann bei ungeschützter Haut ein Sonnenbrand auftreten. Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) rät ab einem Wert von 3 zu Schutzmaßnahmen wie dem Auftragen von Sonnencreme mit ausreichendem Lichtschutzfaktor.

3. An Hautkrebs erkranken nur ältere Menschen

Stimmt so nicht ganz. Da Hautkrebs oft über einen längeren Zeitraum entsteht, erkranken zwar vor allem Menschen über 70 Jahren. Dennoch wird der gefährliche "schwarze" Hautkrebs, der auch als malignes Melanom bekannt ist, zunehmend bei Jüngeren diagnostiziert. Bei Frauen im Alter von 20 bis 29 Jahren ist der schwarze Hautkrebs inzwischen sogar die häufigste Krebserkrankung, wie die Deutsche Krebshilfe mitteilt.

Bis zu einem Alter von 55 Jahren erkranken Frauen deutlich öfter an diesem Tumor als Männer, danach dreht sich das Verhältnis um. Melanome können bereits früh Metastasen bilden und in diesem Fall dann oft nicht mehr geheilt werden.

4. Sonnenbrillen-Gläser mit dunkler Tönung bieten optimalen Sonnenschutz

Nicht immer. Sehr dunkle Brillengläser garantieren nicht automatisch durch ihre Tönung einen Schutz für die Augen und die umliegende Gesichtspartie. Die Tönung der Gläser dient hauptsächlich dem Sehkomfort, wenn das Tageslicht besonders grell ist. Der UV-Schutz kommt vor allem durch das Material der Gläser zustande, und der UV-Filter in den Brillengläsern ist unsichtbar. So gibt es zum Beispiel auch klare Brillengläser mit hohem UV-Schutz.

Wie wichtig gerade der Schutz der Augenpartie ist, zeigen Zahlen der Skin Cancer Foundation: In Deutschland ist Hautkrebs die häufigste Krebserkrankung. Besonders gefährdet ist die Augenpartie: Bis zu zehn Prozent aller Hautkrebserkrankungen werden am Augenlid festgestellt. Wer das Auge und die umliegende Gesichtspartie ausreichend schützen möchte, sollte beim Kauf einer Sonnenbrille auf das Gütezeichen "UV400" und das "CE-Zeichen" achten. Diese bescheinigen der Brille einen zuverlässigen UV-Schutz. Meist findet sich eine Gravur im Brillenbügel oder ein Aufkleber am Brillenglas.

5. Säuglinge dürfen gut eingecremt in die Sonne

Bitte nicht! Es gilt die klare Empfehlung: Für Säuglinge ist direkte Sonne tabu. Neugeborene haben eine äußerst empfindliche Haut und sollten im ersten Lebensjahr grundsätzlich nicht der direkten Sonnenstrahlung ausgesetzt werden. Auch unnötig belastende Sonnenschutzmittel gehören nicht auf Babyhaut. Babys sind bekleidet im Schatten am besten aufgehoben.

6. Gebräunte Haut bietet genügend Schutz vor der UV-Strahlung

Falsch. Bräune ist stets eine Stressreaktion und Verzweiflungstat der Haut. Der Körper versucht mit der Bräunung, sich vor den krebserregenden UV-Strahlen zu schützen. Treffen diese Strahlen auf die Haut, entsteht das dunkle Farbpigment Melanin. Dieses legt sich wie ein Schirm über die Zellkerne und versucht so das Erbgut vor der Strahlung zu schützen. Als sichtbarer Nebeneffekt bräunt die Haut. Sie zeigt damit eine hohe UV-Belastung an. Gegen diesen Stress ist der Körper allerdings nur bedingt gewappnet, denn gebräunte Haut entspricht lediglich einem Lichtschutzfaktor von ca. 4. Deutlich zu wenig also, um einen genügenden Schutz zu bieten.

UV-Strahlung: Welche Strahlen sind besonders schädlich?

Besonders relevant für unsere Körperhülle ist die kurzwellige Ultraviolettstrahlung, die wir nicht mit den Augen wahrnehmen können. Sie wird in die UV-A-Strahlung und die UV-B-Strahlung unterteilt.

Die UV-A-Strahlung dringt bis in die mittlere Hautschicht vor und wirkt dort auf das Bindegewebe: Die Strahlen sind für die Alterungseffekte der Haut verantwortlich. Ihre Folgen zeigen sich eher langfristig.

Die UV-B-Strahlung dringt nur in die äußere Hautschicht ein, besitzt jedoch die Energie, Sonnenbrand auszulösen und das Erbgut unserer Zellen zu schädigen. Gelingt es dem Organismus nicht, diese Schäden zu reparieren, können sich die Zellen unkontrolliert vermehren und es kommt zu Hautkrebs.

7. Solange ich mich im Schatten aufhalte, benötige ich keinen Lichtschutzfaktor

Stimmt so nicht. Durch die bereits unter Punkt zwei beschriebenen Reflexionseffekte streuen UV-Strahlen in alle Richtungen, insbesondere im Freien. Auch im Schatten wird man braun und kann bei hoher UV-Belastung sogar einen Sonnenbrand erleiden. Auch Sonnenschirme oder Markisen sind nie komplett undurchlässig für UV-Strahlung. Gleiches gilt für übliches Glas, das die UV-A-Strahlung nahezu ungehindert durchlässt. Am Strand und am Meer sind die Reflexionseffekte vom Wasser und vom Sand so stark, dass auch im Schatten die UV-Strahlung noch in besonders hohem Maße auf die Haut trifft.

Video-Tipp: Die Unterschiede von Schwarzem und Weißem Hautkrebs

Hautkrebs
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Schwarzer und Weißer Hautkrebs – das sind die Unterschiede

Dermatologe Dr. med. Peter Mohr erklärt im Video, worin sich Schwarzer und Weißer Hautkrebs unterscheiden und welche Ursachen sie haben können.