"I’m dreaming of a white Christmas ..." Wie Bing Crosby, der seinen Hit 50 Millionen Mal verkauft haben soll, träumen auch viele Deutsche von weißen Weihnachten. Von leise rieselnden Schneeflocken, bepuderten Tannen und funkelndem Lichterzauber. Schnee, so scheint es, gehört zu Weihnachten wie der Weihnachtsmann und der Weihnachtsbaum. Oder etwa nicht?
Die Wetterexperten des Deutschen Wetterdienstes (DWD) haben nachgerechnet: Setzt man voraus, dass "Weiße Weihnachten" eine mindestens einen Zentimeter dicke Schneedecke vom 24. bis zum 26. Dezember bedeutet, gab es in den vergangenen 100 Jahren genau sechs Mal weiße Weihnachten in ganz Deutschland. Nämlich 1906, 1917, 1962, 1969, 1981 und 2010.
Blickt man in der Statistik nur auf den 24. Dezember, zeigen sich große regionale Unterschiede: So gab es in Hamburg seit 1961 insgesamt zehn Mal weiße Weihnachten – im Jahr 2010 immerhin sogar mit fast 20 Zentimetern Schnee. In München dagegen gab es im selben Zeitraum mit 19 dokumentierten geschlossenen Schneedecken fast doppelt so viele weiße Weihnachten.
Geographisch gesehen, nimmt die Wahrscheinlichkeit für ein weißes Weihnachtsfest vom Nordwesten des Landes Richtung Südosten kontinuierlich zu. Während auf der Insel Helgoland und an den Nordseedeichen die Wahrscheinlichkeit bei nur zwei Prozent liegt, steigt sie am Alpenrand auf 40 Prozent.
Weihnachtstauwetter als Spielverderber
Ein Grund für die häufige Schnee-Armut an Heiligabend ist das berüchtigte Weihnachtstauwetter, das laut DWD zu den "verlässlichsten Witterungsregelfällen in Deutschland" gehört: Von November bis Mitte Dezember bringen die ersten Kaltluftvorstöße Schnee auch in tiefere Lagen. Nachfolgende westliche Luftströmungen schaufeln dann oft warme Luft vom Atlantik nach Mitteleuropa – und Regenfälle lassen auch noch die letzten Reste des weißen Zaubers schmelzen.
Absolut schneesicher ist an Heiligabend bislang nur die Zugspitze, mit 2962 Metern Deutschlands höchster Gipfel. Seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1880 lag hier an jedem 24. Dezember Schnee.
Die Wahrscheinlichkeit für weiße Weihnachten in Deutschlands Niederungen war noch nie besonders hoch, aber zu Opas Jugendzeiten sicherlich höher als jetzt. Das geht aus einer Auswertung des Klimaarchivs des nationalen Wetterdienstes hervor: Ein Vergleich der Referenzperioden 1961-1990 und 1991-2020 zeigt, dass die Chance auf eine Schneedecke an allen drei Weihnachtstagen insgesamt um mehr als 50 Prozent zurückgegangen ist.
Ein Beispiel aus dem einst vom Schnee verwöhnten Süden Deutschlands macht das deutlich: In der bayerischen Landeshauptstadt München gab es 1961-1990 noch etwa alle drei Jahre weiße Weihnachten, 1991-2020 trat das nur noch etwa alle sieben Jahre auf.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Schnee an Weihnachten ist in Deutschland eher die Ausnahme als die Regel. Und wird im Verlauf der Klimaerwärmung eher noch unwahrscheinlicher: Klimaprojektionen zeigen eine Erwärmung der Winter in Mitteleuropa bis Ende des 21. Jahrhunderts um meist drei bis vier Grad im Mittel und bis zu 5,5 Grad in der Spitze. Es sei davon auszugehen, dass eine weiße Weihnacht dann "zu einem sehr seltenen Ereignis wird", prognostiziert der Klimaforscher Valeri Goldberg von der TU Dresden.
Aber woher kommt dann die Idee, dass es "früher" mehr weiße Weihnachten gab? Auch dafür haben die nüchternen Experten vom DWD eine Erklärung: "Weiße Weihnachten bleiben einfach länger im Gedächtnis."