Es geht nur bergab und mitten durch die Judäische Wüste. Die Landschaft ist karg und es ist heiß. Sea Level Null steht mit großen Lettern auf einer Mauer am Straßenrand. Weitere Standanzeiger folgen: – 100 Meter und so fort. Nach gut einer Stunde Autofahrt von Jerusalem liegt die blaue Schönheit vor einem: Das Tote Meer ist der tiefste frei zugängliche Ort der Erde.
Die Wasseroberfläche befindet sich auf rund 422 Metern unter dem Meeresspiegel. Aber das Tote Meer ist eigentlich gar kein Meer, sondern ein Salzsee.
Baden im Toten Meer – Nie ohne Gummischuh!
Bahr al-Mayyit heißt das „Meer des Todes“ auf Arabisch. Die Grenze zwischen Israel und Jordanien verläuft mittig durch den bis zu gut 15 Kilometer breiten und 60 Kilometer langen Salzsee. Auf der Straße 90, die auf israelischer Seite entlang des Toten Meeres führt, wird eines schnell klar: pittoreske Badeorte sucht man hier vergebens. Die Region ist kaum besiedelt, Strände rar und die meisten gebührenpflichtig.
Eine Oase ist das En Gedi Nature Reserve am westlichen Ufer des Salzsees. Mitten in der Wüste sprudeln hier Wasserfälle und Quellen. Mit viel Glück kreuzen ein paar Steinböcke den Weg – das Kibbuz Ein Gedi besitzt zudem einen sehenswerten Botanischen Garten. Doch die meisten Touristen wollen sowieso nur das eine: Einmal im Leben im Toten Meer baden. Das wirkt, wie ein Jungbrunnen, so heißt es – aber einer, den jeder wegen der vielen harten Salzkrustensteinchen lieber mit Gummischuhen betritt.

En Bokek: Ein Zwischenstopp am Strand
An dem künstlich angelegten und öffentlichen Strand in En Bokek ist alles auf den Kurbetrieb am Toten Meer eingestellt. Große Hotels reihen sich aneinander. Zur langen Strandpromenade gesellen sich Sonnenliegen und Schirme sowie eine Badeaufsicht. Beim Eintreten ins warme Nass des Toten Meers – im September misst die Wassertemperatur noch 30 Grad Celsius – wird eines ganz schnell klar: Hier schwimmt kein Fisch im Wasser!
Der Salzgehalt des Toten Meeres beträgt gut 32 Prozent, darin überleben nur Mikroorganismen und einige wenige Algen. Zum Vergleich: Das Mittelmeer bringt es dagegen mal gerade auf gut 3,8 Prozent. Durch seine hohe Anzahl an Mineralen hat ein Bad im Toten Meer für Patienten, die unter anderem an Hauterkrankungen wie Neurodermitis oder Schuppenflechte leiden, eine heilende Wirkung.
Schon in der Antike wurde der Salzsee daher mare mortuum, das Tote Meer, genannt. Auch das typische Fotomotiv mit der Zeitung lesend im Wasser – wird immer gern erprobt.
Alles andere verbittet sich sowieso von selbst, denn wer große Mengen des Salzwassers schluckt, riskiert sein Leben. Klingt dramatisch, ist es auch: Es droht Lungenversagen und der Tod. Deshalb ist das Baden auf dem Bauch im Toten Meer nicht angesagt, genauso wenig wie das gegenseitige Nassspritzen. Im Toten Meer schwimmt der Badegast auch nicht – er schwebt. Und dafür muss er sich einfach nur ins Wasser setzen, nach hinten kippen und die Beine anheben – und siehe da: das Wasser trägt einen!
Nach gut 15 Minuten vor sich hindümpeln ist erst mal Ende im Seegelände; sonst entzieht das hochprozentige Salzwasser des Toten Meers dem Körper zu viel Flüssigkeit. Deshalb ab unter die Süßwasserdusche und anschließend seinem Körper wieder viel Wasser zuführen.

Nach dem Salzbad im Toten Meer steht auch noch eine Peeling-Kur auf dem obligatorischen Wellness-Programm. Der graue Salzschlamm ist in Vertiefungen im Wasser nahe am Ufer zu finden. Oder auch als Anwendung in einem der zahlreichen Wellness-Hotels zu haben.
Schön viel von diesem schwarzgrauen Matsch auf sich schmieren – darin steckt schließlich unter anderem eine extra Portion Magnesium, Kalzium und Natrium. Augen, Mund und Nase aussparen. Nach gut 20 Minuten fühlt sich jeder wie ein Krustentier, doch nach dem Abspülen – wie aus einem Jungbrunnen entsprungen.
Und nach dem Baden? Unsere Ausflugstipps:
- Masada
Das Bergplateau zählt seit 2001 zum UNESCO Welterbe und ist das Freiheitssymbol für Israelis. Während des Großen Aufstands gegen die Römer von 60 bis 70 nach Christus war die von König Herodes gebaute Festung von jüdischen radikalen Widerständlern besetzt. Um nicht in römische Gefangenschaft zu geraten, nahmen sich alle jüdischen Bewohner das Leben. Heute geht es mit der Seilbahn bequem zur archäologischen Stätte auf dem Gipfelplateau. Besonders schön ist der Besuch zum Sonnenaufgang. - Qumran-Höhlen
Rund 50 Kilometer von Jerusalem liegen die Ausgrabungsstätten und die Höhlen Qumran. 1947 wurden hier die Pergamentrollen mit biblischen Handschriften entdeckt, die aus der Zeit vom 3. Jahrhundert v. Chr. bis zum 1. Jahrhundert n. Chr. stammen sollen. Heute befinden sich einige der Schriftrollen vom Toten Meer im Israel-Museum in Jerusalem, im Archäologischen Museum in der jordanischen Hauptstadt Amman sowie in den USA. Fünf Fragmente, die im Bibelmuseum in Washington ausgestellt waren, stellten sich 2018 jedoch als Fälschungen heraus.