Mit dem Rad durch Peking
Allein schon das Straßenbild ist überwältigend. Beijing, so der chinesische Name der Hauptstadt von China, hat über 21 Millionen Einwohner und strotzt nur so vor Kultur, Geschichte und Leben. Das Fahrrad ist hier immer noch eines der beliebtesten Fortbewegungsmittel. Fast zehn Millionen Menschen sausen auf den ausgebauten Radwegen durch Peking – viele davon auch auf Lastentaxen mit großem Gepäckträger. Die übereinandergestapelten und mit Band festgezurrten Kartons sehen manchmal selber aus wie kleine Pagoden.
Dazwischen fahren jede Menge Autos und rund 1000 öffentliche Busse auf den breiten Straßen. Fußgänger eilen zielstrebig hin und her. Keine Frage, Peking ist ein Schmelztiegel aus tiefer Vergangenheit und Aufbruch in die Zukunft. Hier haben Kaiser residiert, Revolutionen stattgefunden und Baumeister über Jahrhunderte immer neue Prachtbauten erschaffen: wie zum Beispiel den Kaiserpalast.
Verbotene Stadt: Kaiserpalast nur für den Adel
Er steht mitten im Zentrum von Peking, ist die größte Palastanlage der Welt und wird auch als die Verbotene Stadt bezeichnet. Das Volk von Peking durfte die Anlage lange Zeit nicht betreten. Sie war nur dem Adel und den Kaisern vorbehalten. Noch bis zur Revolution im Jahr 1911 lebten und regierten hier die Kaiser der Ming und Qing-Dynastie. Die Anlage wurde erst 1924 für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht und so ist ein Besuch in der Verbotenen Stadt in Peking auch für viele chinesische Familien ein Lebenstraum. Wer also in Peking ist, darf den Kaiserpalast auf keinen Fall verpassen. Sonst war er nicht auf einer Reise in Beijing!
Allein schon die zehn Meter hohen Außenmauern sind atemraubend. Auf dem rund 70 Hektar großen Gelände stehen insgesamt 890 Paläste und Pavillons mit ihren rötlichen Mauern und geschwungen Ziegeldächern. Angesichts der mehr als 700-jährigen Geschichte sollte man sich getrost ein paar Stunden Zeit für den Besuch im Kaiserpalast nehmen. Die Verbotene Stadt wurde 1987 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Der Eintritt kostet umgerechnet fünf Euro und beinhaltet auch den Besuch des Palastmuseums.
Tian'anmen-Platz gleich hinter der Mauer am Nordausgang
Wer die Verbotene Stadt durch das Nordtor verlässt, erlebt einen weiteren „Augenöffner“: den Tian'anmen-Platz, auch als der Platz des Himmlischen Friedens bekannt. Er gilt mit seinen fast 40 Hektar Fläche als der größten befestige Platz der Welt. Bis zum Ende der Kaiserzeit im Jahr 1912 war auch dieser Ort in Peking nicht öffentlich zugänglich.
Seitdem wird er für Großdemonstrationen genutzt und kann rund eine Millionen Menschen fassen. Auch die Kommunisten haben den Platz des Himmlischen Friedens seit ihrer Machtübernahme im Jahr 1949 für Kundgebungen genutzt. Am Südende ist seit 1976 das Mausoleum mit dem einbalsamierten Leichnam von Staatspräsident Mao Zedong zu besichtigen. Hier auf dem Platz demonstrierte im Jahr 1989 die chinesische Friedensbewegung. In der Folge kam es in der Stadt zu Zusammenstößen mit dem Militär, bei denen mehrere hundert Menschen getötet wurden.
Himmelstempel in Beijing als Wahrzeichen
Seine lange Geschichte hat Beijing – übersetzt „Nördliche Hauptstadt“ – eine ganze Reihe von einzigartigen Tempeln und Parkanlagen eingebracht. Dazu gehört auf jeden Fall der Himmelstempel als eines der großen Wahrzeichen von Peking. Der Park mit der runden Pagode als Gebetsort für gute Ernten wurde bereits 1420 von dem chinesischen Kaiser Yongle errichtet, brannte 1889 ab und wurde nur ein Jahr später wieder aufgebaut.
Sommerpalast wurde zerstört und wieder aufgebaut
Auch der Sommerpalast im Nordwesten von Peking ist einen Besuch wert. Die Anlage mit Palast, Tempeln und Park liegt direkt neben Yu Yuan, dem Alten Sommerpalast. Beide Anlagen wurden während der Opiumkriege zwischen China und England in der Mitte des 19. Jahrhunderts zerstört. Der neue Sommerpalast wurde wieder aufgebaut und ist seit 1924 für Besucher geöffnet. Die großzügige Anlage beeindruckt auch mit ihrer Fläche von 290 Hektar und gehört zu den meistbesuchten Attraktionen in der Hauptstadt von China.
Die wichtigsten und schönsten Sehenswürdigkeiten im Sommerpalast sind:
- Die Halle der Jadewellen
- Die Halle des Aromas – Wohnort der kaiserlichen Frau
- Der Garten der Tugend und Harmonie mit dem 21 Meter hohen Theaterbau und der Halle der Erheiterung
- Der 728 Meter lange Wandelgang
- Der Pavillon des Buddhistischen Wohlgeruchs
- Der Pavillon der Kostbaren Wolken – sieht wie ein Holzbau aus, ist aber komplett aus Bronze besteht und wiegt 200 Tonnen
Dicke Luft und öffentliche Verkehrsmittel
Es ist unbestritten, dass die chinesische Hauptstadt durch Bau-Boom, umgebende Industrie, und Straßenverkehr ein Problem mit der Luftqualität hat – abhängig auch von der Wetterlage. Peking hat nicht nur Smog-Phasen, sondern bekommt im Frühjahr auch Staub von den Sandstürmen aus der benachbarten Inneren Mongolei ab. Es gibt aber trotzdem eine sehr gute Reisezeit und die ist im September und Oktober. Wenig Smog, wenig Sand in der Luft, wenige Regen und auch die Tagestemperaturen sind mit milden 26 Grad angenehm - der perfekte Zeitpunkt für eine Reise!
Wer Peking bei einer klimafreundlicheren Zukunft unterstützen möchte, nutzt die öffentlichen Verkehrsmittel zur Erschließung der diversen Sehenswürdigkeiten. Die Ticketpreise der U-Bahn starten bei 50 Cent (4 Yuan). Nur die Fahrt mit dem Airport-Express zum Flughafen Peking kostet 25 Yuan – für eine Strecke von 20 Kilometern aus dem Stadtzentrum. Ein weiterer Flughafen ist derzeit im Bau. Ebenfalls für 4 Yuan lässt sich der öffentliche Bus nehmen. Alle Stationsschilder sind zweisprachig auf Chinesisch und Englisch. Das hilft auch, um die Ausstiegspunkte fürs Shoppen zu finden.
Und Geschäfte finden sich in der Innenstadt von Peking so einige. Das Einkaufszentrum Yabaolu ist einer der beliebtesten Märkte in Beijing und bietet in drei Gebäuden alles von Kleidung über Elektronik bis zu Souvenirs. Restaurants und Cafés sind gleich nebenan. Man kann bei einer Pause den Blick auf das chinesische Alltagsleben, die moderne Hochhaus-Architektur und vor allem auch das Essen genießen.
Beijing kulinarisch und kulturell erleben
Bei einer Reise nach Peking und China gibt es besonders zwei Gerichte, die Sie nicht verpassen sollten: die berühmte Peking-Ente und den mongolischen Feuertopf. Was sich zunächst anhört wie ein mächtiger Silvester-Kracher, ist eine scharfe Brühe serviert in einem heißen Kochtopf. Hier werden Hammelfleisch, Garnelen, Kohl oder Nudeln eingetunkt und gegessen – die chinesische Antwort auf das Schweizer Fondue.
Ohnehin sollten Sie Peking nicht besuchen, ohne genügend Zeit für das große kulturelle Angebot einzuplanen. Dazu gehören ganz unbedingt die Peking-Oper mit Aufführungen, die Akrobatik, Gesang und Tanz kombinieren sowie das Chaoyang-Theater mit einer umwerfenden Akrobatik-Show. Das Künstlerviertel 798 liegt auf einem Gelände bestehend aus einem umgebautem Bahnhof und einer ehemaligen Fabrik, das mit vielen Galerien, Ausstellungen und Cafés fasziniert.
Peking bei Nacht
Und wer zum Ausklang seines Tages in Beijing noch etwas trinken möchte, hat die Auswahl zwischen Hunderten von Bars. Das Kneipenviertel Sanlitun im Osten der Stadt ist beispielsweise eine gute Adresse. Im Stadtosten befindet sich auch die Bar Roter Mond mit traditioneller chinesischer Live-Musik. Wem eher nach etwas Exotischem in chinesischer Umgebung ist, der kann im „The Tree“ im Chaoyang District in gepflegter Atmosphäre ein belgisches Bier trinken und mit dem belgischen Besitzer ein paar Worte französisch wechseln.
Die Fahrt zurück ins Hotel übernimmt dann bestenfalls der Busfahrer, denn man hat ja sein Tagesticket und noch dazu drei belgische Bier getrunken. Es gibt allerdings eine gute Alternative, die dem Lebensgefühl in Peking perfekt gerecht wird: Mieten Sie sich eine Rikscha. Chinesischer geht's nicht.