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Amsterdam Ein Zoo für Bakterien

Körperbesiedelnde Bakterien und bizarre Schimmelpilze: "Micropia" in Amsterdam, der weltweit ersten Zoo für Mikroben, zeigt Kleinstlebewesen mit Gruselfaktor
Amsterdam: Für "Micropia" wurde das historische Gebäude de Ledenlokalen erweitert
Für "Micropia" wurde das historische Gebäude de Ledenlokalen erweitert
© Archimage/Meike Hansen

Was tun, wenn man den Tieren mehr Platz geben will, aber das Zoo-Gelände nicht vergrößern kann? Richtig! Dann müssen die Tiere eben kleiner werden. Aber das ist nur ein Grund, warum Haig Balian in Amsterdam jetzt das weltweit erste Museum für Mikroben eröffnet hat. Vor allem möchte der Direktor des traditionsreichen Amsterdamer Tierpark Artis "die Zusammenhänge der Natur in ihrer Gesamtheit" zeigen – und dazu gehören nun mal auch die allerkleinsten Lebewesen.

Eine moderne schwarze Box auf dem Dach des mehr als 140 Jahre alten Reichsmonument de Ledenlokalen am Artisplein ist seit Oktober die Heimat von Bakterien und anderen Kleinstlebewesen. "Zoos neigen dazu, nur ein kleines Stück der Natur zu zeigen: die großen Säugetiere und andere scheinbar charismatische Tiere. Genau das wollte ich ändern", sagt Balian. Schließlich bestehe die Natur nicht aus unabhängigen Einzelelementen. Und: Ohne Mikroorganismen gäbe es erst gar kein Leben. Sein Ziel ist es ein breites Publikum für Bakterien, Bärtierchen und bizarre Kotpilze zu begeistern. Und dafür haben sich Balian und sein Team aus Forschern, Architekten und Designern einiges einfallen lassen.

Amsterdam: Der Bakterien Zoo ist auf zwei Etagen angelegt
Der Bakterien Zoo ist auf zwei Etagen angelegt
© Archimage/Meike Hansen

Im Bakterien Zoo ist Küssen ausdrücklich erwünscht

Micropia ist nicht nur ein Museum, sondern vor allem eine Erfahrung: Am Kiss-O-Meter, einem leuchtenden Plexiglasherz auf dem Fußboden, können Paare testen, wie viele Mikroben ihre Körper bei einem Kuss austauschen. Weniger Meter weiter zeigt ein Bodyscanner, die Zahl an Mikroorganismen, die auf dem Körper herumkriechen. In einem gläsernen Labor züchten und betreuen Museumsmitarbeiter in weißen Kitteln hunderte Mikroorganismen. Durch eine Scheibe können die Besucher ihnen bei der Arbeit zusehen. Zudem wurden spezielle Mikroskope entwickelt, die via Joystick auch für Laien bedienbar sind. Mit Hilfe moderner 3-D-Linsen wird hier das Unsichtbare sichtbar.

Angst vor dem Zoo-Besuch muss übrigens niemand haben: Gefährliche Viren wie den Aids-Erreger HIV sieht man aus Sicherheitsgründen nur im Modell. Auch das Ebola-Virus wird als gläserne Skulptur gezeigt. So wagte sich selbst die Niederländische Königin Maxima vor wenigen Tagen zur feierlichen Eröffnung – ganz ohne Schutzanzug.

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