Mitte September 2009 erreichte ein junger Elchbulle Nordhessen, fing sich den Kosenamen "Knutschi" ein und brachte den Verkehr zum Stillstand: Als er bei Kassel der A7 zu nahe kam, sperrte die Polizei die Autobahn. Der Elch wurde betäubt und im Reinhardswald ausgesetzt, dort wähnte ihn das hessische Umweltministerium in Sicherheit.

Doch Pilzsucher fanden den Bullen später tot auf. Er war wohl dem Stress seiner Wanderung nicht gewachsen. Knutschi wurde berühmt, aber er ist kein Einzelfall: Schon seit den 1950er Jahren wandern Tiere aus Polen und Tschechien nach Ostdeutschland und Bayern. Allein in Sachsen hat man 50 Beobachtungen registriert. Nach dem Fall der Mauer haben die Elch- Sichtungen bundesweit zugenommen.
Einige Tiere sind sogar geblieben: Im brandenburgischen Oder-Spree-Kreis leben bis zu acht Elche. Hier hat es schon Nachwuchs gegeben -
so wie 1994 in der Oberlausitz. "Die Art kommt. Irgendwann haben wir eine stabile Population", sagt Matthias Freude, Präsident des Landesumweltamtes Brandenburg.
Keine schwedischen Verhältnisse in Deutschland
Fachleute rechnen allerdings nicht damit, dass es zu einer flächendeckenden Verbreitung kommt. Denn große unzerschnittene Waldgebiete mit Gewässern findet der größte Hirsch der Welt nur in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen - auf ehemaligen Truppenübungsplätzen oder an der unteren Oder.
Schwedische Verhältnisse wird es in Deutschland daher nie geben: Dort kommt es zu 5000 Elch-Unfällen im Jahr. Und von rund 300 000 Tieren werden jährlich 80 000 geschossen, auch, um den schwedischen Wald zu schonen. Denn Elche vertilgen am Tag zwischen zehn und 50 Kilogramm Zweige und Blätter.
Dennoch: Weil sich in Bayern die Besuche tschechischer Elche häufen, hat die Landesregierung den bundesweit ersten Elch-Management-Plan erlassen und eine Regelung für den Schadensfall getroffen.