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Jacques Perrin kann zurückblicken auf eine glanzvolle 20-jährige Karriere als Schauspieler und Produzent und weiß auch dieses Mal genau, was er will: nämlich einem Millionenpublikum "unseren Planeten durch die Augen der Vögel zeigen, die Menschen mitnehmen auf die geheimnisvollen Wanderungen, die selbst Forscher noch nicht enträtselt haben".
Er weiß darüber hinaus aber auch, dass allerhand dazugehört, ein Publikum für zweieinhalb Stunden zu unterhalten, "damit es nicht am Boden zurückbleibt und den davonrauschenden Vögeln nur nachschaut". Die Unruhe des Zuges, die Sehnsucht zu fliegen, mitzufliegen durch die Himmel, über den Landmassen und Meeren, soll die Zuschauer ergreifen. Wie immer bei Perrins Filmen geht es um einen frischen Blick auf die Welt, um ein neues Bild der Erde. "Ich möchte, dass der Fantasie der Menschen Flügel wachsen, dass die Leinwand sich öffnet und sie erfahren, was es heißt, ein Zugvogel zu sein."
Gefühltes Verständnis
Perrin stellt sich vor, dass in den Köpfen, oder besser in den Herzen der Zuschauer eine Botschaft entsteht: wie schön es ist zu fliegen, die Erde von oben zu sehen - aber auch wie gefährlich, wie viel Zähigkeit dazu gehört, Tausende von Kilometern zurückzulegen; Gebirge, Wüsten, Meere zu überwinden; Stürmen zu trotzen; und vor allem diesen Planeten mit den Menschen zu teilen, die Feuchtgebiete trockenlegen, Meere mit Ölteppichen verschmutzen, Vögeln mit Hunden und Flinten nachstellen. "Das Leben der Zugvögel ist ein ständiger Kampf. Wenn das Publikum trauert, weil Menschen ihnen Schaden zufügen, und wenn es erschüttert ist, weil die Tiere trotzdem nicht aufgeben, dann braucht niemand etwas zu sagen."

natürlich bleiben, werden sie von klein auf an den Menschen gewöhnt
Die Infektion des Träumers Perrin
Der Träumer Perrin, um den herum 85 Mitarbeiter hektisch planen, organisieren, verhandeln, drehen, er selber ruhig wie das Auge des Hurrikans, lehnt im Bürosessel und erinnert sich an "die Infektion", an den Augenblick, als die Idee auf ihn übersprang. "Ich zeigte diesen Film von Bill Lishman in meiner eigenen Nachtsendung im französischen Fernsehen. Er sitzt im Ultraleicht-Flugzeug, hinter sich eine Schar von Gänsen, denen er den Weg nach Süden weist." 48 Stunden später steht Perrin vor Lishmans Haus bei Toronto und trifft "den glücklichsten Mann der Welt". Just an diesem Tag waren nämlich dessen verschollene Gänse heimgekehrt, die den Kanadier Wochen zuvor auf einer Trainingsstrecke abgehängt hatten.
Eine Expedition, die Unsichtbares sichtbar machen soll
In langen Gesprächen mit Lishman klärt sich für Perrin, wie er die technischen Herausforderungen meistern, wie eine Kamera mitfliegen kann, wenn Vögel zu ihren interkontinentalen Wanderungen aufbrechen, die in Epochen weit vor unserer Zeit zurückführen. In Perrin reift die Idee einer Zeitreise, einer Expedition auf unsichtbaren Spuren, die sein Film sichtbar machen könnte. Und sie lässt ihn nicht mehr los. In dem Projekt, das Perrin nach seiner Rückkehr aus Kanada beschließt und für das er viele großzügige Spender begeistert - die Lufthansa zum Beispiel, die Umweltkommission der EU, "Électricité de France" und Crédit Agricole -, muss biologisch alles stimmen, dürfen Albatrosse nicht etwa über New York fliegen statt um die Antarktis. Daher hat der Franzose eigens zwei Ornithologen engagiert, deren Aufgabe darin besteht, Fachleute zu finden und als Berater zu verpflichten - Wissenschaftler, die seit Jahrzehnten den Vogelzug erforschen.
Einmalige Chancen für die Ornithologen
Der erste ausländische Experte, den das Film-Team besucht hat, ist Peter Berthold, einer der angesehensten Vogelkundler. Seine anfängliche Skepsis gegenüber dem Riesenprojekt hat der Direktor der Vogelwarte Radolfzell längst aufgegeben. Ihm und seinen Rat gebenden Kollegen, von denen er einige selber angeworben hat, biete sich, wie er findet, eine einmalige Chance: Was sie in Jahren und Jahrzehnten erforscht haben, werde durch den fertigen Film bekannt gemacht, ihr Fachwissen komme endlich unter die Leute und könne vielleicht sogar etwas ändern an der Einstellung von Menschen gegenüber der Natur.
Zunächst hat den deutschen Vogelforscher noch überrascht, wie viel Zeit die Filmleute sich genommen haben, um alle denkbaren Details zu erfahren über Zugrichtungen, Zahlen, Lande- und Versammlungsplätze, Flugstile, Streckenlängen, Start- und Landezeiten; darunter auch denen von Weißstörchen, einem der Studienobjekte der Radolfzeller.

junge Biologen und Tierpfleger Enten, Schwäne und Gänse liebevoll
aufziehen und ausbilden
Unstillbare Neugier der Filmleute
Ebenso beeindruckt hat den Wissenschaftler die nahezu unstillbare Neugier der Franzosen auf technische Hilfsmittel der Forschung - wie den Heißluftballon, in dem die Forscher von einem Horst zum anderen schweben. Oder wie die Satelliten-Telemetrie, mit deren Hilfe einzelne Störche auf ihrem Zug über viele Wochen beobachtet werden können. Inzwischen staunt Berthold nur noch über den Aufwand, mit dem Jacques Perrin die Verwirklichung seiner modernen Nils-Holgersson-Fortschreibung betreibt: Nicht nur für Graugänse, für weit über 100 Vogelarten hat Perrin in seinem ornithologischen Filmepos tragende Rollen vorgesehen. Etwa 35 andere Spezies, die mit den Vögeln deren Lebensräume teilen, wie Wale, Heuschrecken, Füchse, Hasen, besetzen Nebenrollen.
Teams an 80 verschiedenen Drehplätzen
Zur Realisierung einer völlig neuen Kameraführung stehen Ultraleicht-Maschinen bereit, Paraglider, Heißluftballone, Hubschrauber, Boote, Lastwagen, Geländewagen, Fahrzeuge mit schwenkbaren Ausleger-Kameras, die stets in Augenhöhe der Vögel filmen, Roboter-Kameras. Und von den 85 Mitarbeitern sind einige ständig unterwegs auf der Suche nach Drehorten, beraten sich mit lokalen Experten, kundschaften aus, ob und wo ein Basiscamp nötig ist und welche Genehmigungen erforderlich sind. Von Oktober 1999 bis März 2001 drehen Perrins Teams in 30 Staaten der Erde an rund 80 verschiedenen Schauplätzen.
Poetischer Realismus
Die Mehrzahl der Szenen wird wild lebende Vögel zeigen, Zugformationen, Brutkolonien, Futterplätze, Werbe- und Paarungsrituale. Kassetten-Türme mit den "Takes" des zurückliegenden Jahres füllen die Regale im Pariser Schneideraum. Erfahrene Naturfilmer, die Perrin für besondere Szenen anheuert, sitzen hier vor den Monitoren, um - ehe sie losfahren - an bereits gedrehten Sequenzen sehen zu lernen, was Perrin erwartet: nicht dokumentarische, sondern poetische Realität. Gänseschwärme schraffieren bewaldete Talhänge in Oregon, während sie über Gewässern niedergehen wie schwere Schneestürme; eine Wolke aus Zehntausenden von Küstenvögeln fegt über einen Strand in Mauretanien: Blitzschnell wechseln sie die Richtung und zugleich die Farbe, braunes Deckgefieder wandelt sich in leuchtendes Weiß, als alle gleichzeitig im Steigflug ihre flaumigen Daunenbrüste zur Sonne wenden.

für menschliche Vogel-Ersatzeltern
Stars in ihren natürlichen Rollen
Aber so schön sie auch sind, und so wichtig, da doch um ihretwillen der 40-Millionen-Mark-Traum in die Kinos kommen soll - die wilden, wandernden Vögel sind nicht die Hauptdarsteller des Films. Sie sind viel zu scheu, um jene Nähe von Mensch und Kamera und dröhnenden Fluggeräten zu tolerieren, die Perrin verlangt. Weil der Film den Zuschauern unter die Haut gehen soll, braucht der Produzent ausgebildete "Schauspieler", gefiederte Depardieus, die nichts von ihrer natürlichen Anmut einbüßen, wenn ein Aufnahmeteam ihren Flug aus kürzester Distanz dreht oder ihnen bei dramatischen Szenen mit dem Objektiv bis in den Schlund blickt. Das Publikum soll sich fühlen wie ein Kranich unter Kranichen, eine Gans unter Gänsen, ein Storch unter Störchen, ein Schwan unter Schwänen. Es soll sich identifizieren. Damit das geschieht, bekommen einzelne Vögel eine Ausbildung und lernen, vor laufender Kamera ihre biologischen Rollen zu spielen.
Bedingungslose Gefolgschaft
Bois Roger, ein altes Herrenhaus, umgeben von Wirtschaftsgebäuden und Volieren wie eine dicke Glucke inmitten ihrer Küken, ist die Schule der Stars. Hier schlüpfen sie aus dem Ei. Hier erblicken sie ihre menschlichen Hüter zum ersten Mal. Hier trägt sich das Wunder zu, das die Biologen "Prägung" nennen und ohne das Mensch und Vogel nicht Kollegen werden und gemeinsam an einem Film arbeiten könnten.
Junge Nestflüchter kommen auf die Welt, ohne ihre Eltern zu kennen, aber mit der Bereitschaft, das so schnell wie möglich nachzuholen, weil ihr Leben davon abhängt. Als erstes lauschen sie auf die Stimme, die sie vielleicht schon im Ei gehört haben. Sobald sie den Kopf heben können, blicken sie in die Richtung, aus der die vertrauten Laute kommen. Schließlich mustern sie das Lebewesen in ihrer Nähe so intensiv, als wollten sie sich sein Bild "einprägen". Und das geschieht tatsächlich. Wer für sie da ist, sie wärmt, hütet, füttert oder zum Futter führt, den merken sie sich. Instinktiv wissen sie: Das muss ihre "Mutter" sein - das Wesen, dem sie bedingungslos vertrauen und an das sie sich binden können. Sie lernen, es von allen anderen Geschöpfen zu unterscheiden und ihm überall hin zu folgen.
Zieheltern vom Film
Dieses biologische Programm macht sich Perrin, machen sich die Mitarbeiter an seinem Film zunutze: Nur Vögel, die von klein auf daran gewöhnt sind, mit Menschen und deren Maschinen zusammen zu sein und die "imprégnateurs" als Zieheltern zu akzeptieren, werden auch mit diesen Menschen und ihren Maschinen fliegen.
Aber bevor es so weit ist, verlangen die Zöglinge, kaum ist der erste Flaum getrocknet, von denen, auf die sie geprägt werden sollen, monatelange Zuwendung - und das gelegentlich rund um die Uhr.

Ausleger her, auf dem der Kameramann sitzt - fest angeschnallt
Selbstvergessenheit als Einstellungskriterium
Wir alle können uns einfühlen in ein anderes Geschöpf. Das zu tun, ist typisch menschlich. Aber wer wissen will, was in einem Tier vorgeht, wie es sich verhalten, wie es sich in bestimmten Situationen entscheiden wird, muss es beobachten, muss so genau, so ausdauernd hinsehen, dass er sich selbst darüber vergisst. Unter 200 Bewerbern, Biologen, Tierpflegern, Tierzüchtern hat Marc Crémadès, der Gründer von Perrins Vogelschule, zehn "imprégnateurs" und zwei Assistenten ausgesucht, denen er diese Fähigkeiten zutraut. Manche bringen sie schon mit, andere werden sie lernen. Er selbst, der die Ausbildung der gefiederten Schüler leitet und über die Lehrpläne und den Unterrichtsstil der ungefiederten Ausbilder bestimmt, hat seit seinem achten Lebensjahr Vögel gezüchtet und meist exotische Arten gehalten.
Dramaturgische Tricks sind Tabu
Bevor er von Galatée unter Vertrag genommen wurde, arbeitete Crémadès auf Madagaskar, in einem Schutzgebiet, das vom Naturhistorischen Museum in Paris verwaltet wird. Und noch immer verbringt er jeden Urlaub dort. Sein Engagement gilt einer entwaldeten Landschaft, die er wieder zu dem zu machen hofft, was sie einmal war: ein Lebensraum für bedrohte Arten. Und erst nachdem ihm das gelungen ist, erst wenn die Biotope wieder diesen Namen verdienen, erst dann würde er dort auch heimische Spezies ansiedeln.
Crémadès Traum ist es, der vom Menschen geschundenen Wildnis etwas zurückzugeben - sein Albtraum: dass der Filmemacher, dessen Konzept ihn überzeugt, eines Tages nach dramaturgischen Szenen, nach Tricks verlangen könnte, die mehr zur Unterhaltung beitragen und weniger zur Achtung der Natur. Der Mann ist Jacques Perrins ruhiges Gewissen, die Gewähr, dass die Vögel so aufwachsen, wie es ihrer Art entspricht, dass sie es gut haben unter der Obhut ihrer Ersatz-Eltern und zu nichts gezwungen werden. Kurz: dass die Vorbereitungen hinter den Kulissen des Filmes "sauber" sind.
Milligrammgenaue Diätpläne für die Darsteller
In drei Monaten hat Marc Crémadès aufgebaut, was heute auf dem Anwesen von Bois Roger zu besichtigen ist: die 30 Volieren und Hütten, in denen die empfindlicheren Tiere bei Frost übernachten; die Aufzuchtstationen, wo zur Zeit 24 junge Pelikane aus dem Senegal in Brutboxen heranwachsen; das Labor, in dem viermal täglich das Futter für die Pelikane nach einem milligrammgenauen Diätplan zusammengestellt, für jedes Tier extra abgewogen, in nummerierte Plastikschüsseln gefüllt und auf senegalesische Temperatur erwärmt wird; der Teich, über dessen Eis die jungen Gänse schwungvoll rutschen, weil sie zum ersten Mal erleben, dass ihre zur Landung vorgestreckten Füße auf gefrorenem Wasser nicht bremsen; zwei Pisten für Ultraleicht-Flugzeuge, um auch bei wechselnder Windrichtung Starts und Landungen zu ermöglichen; die ausgebauten Ställe und Wirtschaftshäuser, in denen die jungen Adoptiveltern der rund 20 Arten wohnen, die in den beiden zurückliegenden Jahren hier herangezogen und zu Filmstars ausgebildet worden sind.

ausgebildeten Tierpfleger, auf allen Wegen
Jeder gesunde Tag der Zöglinge ist ein Erfolg
Ebenso lebensnotwendig für das Wohlergehen der Vogelscharen unter seiner Obhut sind die Beziehungen, die Crémadès zu Veterinären, zu privaten und staatlichen Vogelzüchtern und zu Reservatsleitern geknüpft hat. Er profitiert von deren Erfahrungen mit der Fütterung, mit typischen Entwicklungsphasen im Leben verschiedener, auch exotischer Arten, mit möglichen Krankheitssymptomen und deren Behandlung.
Weil zum Beispiel noch niemand zuvor die Handaufzucht von Rosapelikanen gewagt hat, gehen Bulletins darüber, wie viel jeder Vogel zu- oder abgenommen, oder ob einer keinen Appetit oder trockene Haut hat, per E-Mail an einen Experten, den Chef des Vogelparks in Villars-les-Dombes. Jeder Tag, den die jungen Pelikane gesund bleiben, ist ein Erfolg für die menschlichen Brüter.
Bis zu 30 Kilogramm frischer Fisch täglich
Aus Lyon, vom Grossisten, rollen regelmäßig Fischlieferungen an. Bis zu 30 Kilogramm verschwinden Tag für Tag in 24 gelb-rosafarbenen Kehlsäcken. Am Abend bevor der Lastwagen eintreffen soll, kauft Crémadès im Supermarkt vorsorglich eine Notration winziger, tiefgefrorener Fische en bloc. Die "Nahrungskette" darf nicht abreißen. Ohnehin soll die Pelikan-Kolonie an Vielfalt im Speiseplan gewöhnt werden, damit der Kindergarten sich nicht etwa die Mägen verdirbt, wenn er in einigen Wochen zum Training für den Film in die heimische Wärme des Senegal zurückkehrt.
Der Ton einer Spielzeughupe als Schlüsselreiz
Die Europäischen Kraniche dagegen lernen ihre Rollen im rauhen Klima der Normandie, auf der angestammten Flugroute ihrer Art. Fabien Menanteau hat ihnen eine Plastikschale mit Trinkwasser gefüllt, aber sie zupfen lieber an den Schnürsenkeln seiner Stiefel und an den Reißverschlüssen seines Thermik-Anzugs. Als die Vögel sich vor ihm aufstellen und ihn nur noch ansehen, springt Menanteau auf und läuft übers Feld: "Allez! Allez!", ruft er ihnen zu und presst immer wieder den Gummibalg einer Spielzeughupe, deren schrilles Tröten über die stillen Äcker schallt. Durch die Kranichkörper fährt ein Ruck, die Stimme, den Hupenton kennen sie von Geburt an, beide Laute locken sie unwiderstehlich. Sie recken die Köpfe vor und folgen ihnen. Weit greifen ihre drahtigen Beine aus, die abgespreizten Flügel erhalten Auftrieb, alle vier Vögel heben ab, fliegen hinter Menanteau her, dann neben ihm - so wie sie es gelernt haben, seit sie flügge sind. Schon tragen ein paar kräftige Flügelschläge sie höher und höher empor, in einem weiten Bogen kreisen sie über dem Feld und sinken rasch zurück auf den Acker.
Tägliches Training für den großen Auftritt
Zufrieden stellt Menanteau fest, wie geschickt sie manövrieren. "Sie sind bereit." Rasch klettert er in das Ultraleicht-Flugzeug, das auf der Piste bereitsteht. Als André Saint-Germès, der Pilot, den Motor anwirft und die geflügelte Maschine zur Startposition rollen lässt, kommt aus den Vogelkehlen ein erregtes, hohes Girren. Ohne zu zögern eilen die vier herbei, stellen sich neben dem Flugapparat in einer Reihe auf und sind noch vor ihm in der Luft. Als die Flughöhe erreicht ist, steuern sie auf den großen Vogel zu, aus dem Menanteau pausenlos trötet und ruft, beziehen ihn in ihre Formation ein und verschwinden gemeinsam mit ihm am fernen Himmel.
Zweimal 20 Minuten lang trainieren sie so für ihre späteren Filmsequenzen, für den Zug über die Pyrenäen, bei dem ein zweiter Ultraleicht-Flieger mit einem Kameramann sie begleiten wird. Aus nächster Nähe wird er ihre Flügelschläge filmen, das vom Wind gestriegelte Gefieder, ihre sehnigen Körper, die auf dem Luftstrom schwimmen, die pendelnden Beine, den Rudertakt ihrer Nachbarn und ihren Blick auf die Erde, die tief unter ihnen dahinrollt.

Leichtflugzeug ihre Positionen eingenommen haben, um sich dann mit
Ihnen in die Lüfte zu erheben
Die Natur führt Regie
Vor dem unvermeidlichen Abschied, vor der Vertreibung aus dem Paradies, in dem Tiere und Menschen einander verstehen, graut allen Ersatzeltern. Sie wissen: Nachdem die Szenen gedreht worden sind, gehen ihre Ziehkinder auf die letzte Wanderung. Die meisten kehren zurück in die Reservate oder Vogelparks, aus denen sie im Ei ausgeliehen worden sind.
Nicht nur die "imprégnateurs" beobachten an sich selbst, wie die enge Beziehung zu den Vögeln sie verändert; keiner will je mehr etwas anderes machen, als mit Tieren zu arbeiten. Auch Perrin denkt inzwischen in biologischen Dimensionen. "Im ersten Jahr", sagt er, "haben wir gelernt, was alles nicht geht. Heute erlebe ich, dass Fehlschläge mich inspirieren, weil es die Natur ist, die Regie führt." Damit ihr dazu genug Zeit bleibt, rechnet der Franzose mit etwa sechs Wochen "Vorbereitung, Anreise, Eingewöhnung und Training", wenn ein Team aus Kameraleuten, Piloten, Flugmaschinen, "imprégnateurs" und geprägten Vögeln zum Drehort anreist und dort ein Camp aufbaut - für eineinhalb Minuten Film. "Wer diese Zeit nicht hat, kann keinen solchen Film drehen."