Energiegewinnung Kohle in Äthiopien: Über uralte Techniken und neue Innovationen

Energiegewinnung: Kohle in Äthiopien: Über uralte Techniken und neue Innovationen
Holzkohle? In Deutschland allenfalls ein Thema zur Grillsaison. Doch weltweit sind mehr als 2,4 Milliarden Menschen auf Holz oder Holzkohle angewiesen, um zu kochen. In Afrika dienen 90 Prozent aller Bäume, die gefällt werden, der Energiegewinnung. In Äthiopien hat jetzt eine Kaffee-Kooperative eine schlaue Alternative entwickelt: Kohle aus Kaffeeschalen

Nur Familiennamen wie Köhler, Kohler oder Koller bezeugen noch in Deutschland, dass  vom Schwarzwald bis Vorpommern einst unzählige Meiler den Brennstoff lieferten für Familien, für Glas- und Eisenhütten. In Äthiopien ist Köhlerei dagegen bis heute allgegenwärtig. Mit dem Wachstum der Städte steigt die Nachfrage nach Holzkohle sogar: Sie wiegt weniger als Holz, lässt sich leichter transportieren und aufbewahren, brennt länger, erzeugt weniger Qualm und mehr Hitze. Ihr Brennwert ist 1,8 Mal höher als der von Holz. 

Trotzdem wäre es besser, Holz zu verfeuern.

Denn die Herstellung ist eine immense Energieverschwendung: Um in einem traditionellen Meiler ein Kilo Holzkohle zu produzieren, sind bis zu zwölf Kilo Holz nötig.

Äthiopiens Köhler zählen häufig zu den Ärmsten. Das Holz schlagen sie im Wald, der – wie alles Land – dem Staat gehört. Doch es mangelt an Kontrollen – und den Menschen an Alternativen, um Geld zu verdienen. 

Beim Kochen verglimmt die Kohle in offenen Feuern. Der Rauch reizt die Augen, Staub dringt bis tief in die Lunge. Die Belastung mit Feinpartikeln liegt bis zu 100-fach über dem Grenzwert. So steigt das Risiko von Atemwegs- und Herzerkrankungen, Lungenkrebs, vorzeitigen Geburten und Grauem Star. An "Luftverschmutzung in Haushalten" sterben nach Schätzungen der WHO in Afrika jährlich mehr als 650.000 Menschen. Fast ein Viertel davon sind Kinder unter vier Jahren, weil gerade sie viel Zeit in der Nähe der Kochstellen verbringen.

Auf der Suche nach einer umweltfreundlicheren Alternative hat eine Kooperative von Kaffeebauern in Kaffa Kohle aus Kaffeeschalen entwickelt. Die Region im Südwesten des Landes gilt als Urheimat von Coffea arabica. Kaffeepflanzen wachsen dort wild im Unterholz von Bergregenwäldern. Der wilde Kaffee wird in Deutschland als Spezialität vermarktet. Doch die Schalen der Kaffeekirschen waren bisher ein ungenutztes Abfallprodukt. Jetzt werden sie in Bonga – ähnlich wie Holz – unter Ausschluss von Sauerstoff verkohlt und zu Briketts verarbeitet. Damit lässt sich sogar Kaffee kochen: in Äthiopien traditionell auf einem Kohlestövchen.