1898
Um die wirtschaftlichen und politischen Interessen der USA in der Karibik durchzusetzen, provoziert Präsident William McKinley einen Krieg gegen Spanien, zu dessen Kolonien Kuba gehört. Die USA erobern die Insel; Kuba wird für unabhängig erklärt, gerät aber unter US-Kontrolle. Neben Puerto Rico gehen auch die spanischen Besitzungen Philippinen und Guam auf die USA über, zudem okkupieren sie Hawaii.
1900
Truppen aus sechs europäischen Staaten, Japan und den USA schlagen den Boxer-Aufstand in China nieder, der sich gegen den Einfluss ausländischer Mächte im Reich der Mitte richtete. Washington beteiligt sich vor allem, um eine Aufteilung Chinas unter die anderen Mächte zu verhindern.
1901
14. September.
McKinley stirbt nach dem Attentat eines Anarchisten. Sein Nachfolger wird Vizepräsident Theodore Roosevelt. Der will mit einer aufgerüsteten Flotte den US-Interessen in Karibik und Pazifik Nachdruck verleihen. Im Inneren verfolgt Roosevelt den "Square Deal", eine Politik des Ausgleichs zwischen Unternehmern und Arbeitern, Konservativen und Reformern.
1903
1.–13. Oktober.
Die Boston Americans bezwingen die Pittsburgh Pirates in der erstmals ausgetragenen "World Series", dem Meisterschaftsfinale im Baseball, bei dem die Erstplatzierten von zwei konkurrierenden Ligen aufeinandertreffen. Baseball bleibt für Jahrzehnte die beliebteste US-Sportart. Erst Mitte der 1960er Jahre steigt American Football zum populärsten Sport auf.
17. Dezember.
Den Brüdern Wilbur und Orville Wright gelingen in North Carolina die ersten Flüge mit einem motorisierten Luftfahrzeug, einem Doppeldecker mit zwei Propellern. Beim erfolgreichsten Versuch legt Wilbur in 59 Sekunden eine Strecke von knapp 260 Metern zurück.
1904
18. November.
Panama, das sich erst wenige Wochen zuvor von Kolumbien abgespalten hat, schließt mit den USA einen Vertrag, der Washington die Konzession zum Bau eines Kanals zwischen Atlantik und Pazifik sowie die Herrschaft über einen zehn Meilen breiten Landstreifen entlang der Route überlässt. Nachdem Verhandlungen mit Kolumbien gescheitert waren, hatte Roosevelt mehrere Kriegsschiffe entsandt und den Separatisten zum Erfolg verholfen. Der wirtschaftlich und strategisch wichtige Kanal wird 1914 eröffnet, die Kanalzone bleibt bis 1999 unter US-Kontrolle.
1905
Vertreter der afroamerikanischen Bürgerrechtsbewegung gründen auf kanadischem Boden das Niagara Movement, Keimzelle der späteren "National Association for the Advancement of Colored People" (NAACP). Die Aktivisten wollen ihr Ziel, die Verwirklichung der seit 1866 in der Verfassung festgeschriebenen Gleichstellung der Rassen, auf politischem und juristischem Wege erreichen. Dennoch bleiben in manchen Südstaaten Gesetze in Kraft, die Schwarze an der Ausübung ihres Wahlrechts hindern, und gilt an Schulen, in Bussen und anderen Bereichen des öffentlichen Lebens eine Trennung zwischen den Rassen.
1906
18. April.
San Francisco wird von einem Erdbeben erschüttert. Vor allem die ausbrechenden Brände zerstören große Teile der kalifornischen Metropole, mindestens 3000 Menschen sterben. Die wohl schwerste der zahlreichen Naturkatastrophen, von denen die USA heimgesucht werden, bleibt jedoch (bis heute) der Hurrikan, der 1900 die texanische Küstenstadt Galveston zerstört und an einem Tag rund 10.000 Opfer gefordert hat.
1907
Das Oklahoma- Territorium und das Indianer-Territorium werden zum Bundesstaat Oklahoma vereinigt. Als letzte Festlandgebiete (außer Alaska) erhalten 1912 New Mexico und Arizona den Status als vollwertiger Teil der United States of America.
1909
4. März.
William Howard Taft, zuvor Kriegsminister unter Roosevelt, tritt dessen Nachfolge an. In Mittelund Südamerika sowie in China verfolgt Taft das Konzept der "Dollar Diplomacy": Finanzielle Hilfen und Kredite von US-Banken sollen stabile Bedingungen schaffen, die den Interessen der USA dienen, und die Einflussnahme durch andere Mächte unterbinden.
Um 1910
In New Orleans verbinden vornehmlich schwarze Musiker Elemente des Ragtime und des Blues mit der zeitgenössischen Marsch- und Tanzmusik und entwickeln einen neuen Stil, für den bald der Begriff "Jazz" aufkommt (Slangwort unter anderem für Sex). Um 1920 verlassen führende Vertreter des Genres, darunter der Kornettist und Trompeter Louis Armstrong, New Orleans und lassen sich in Chicago und anderen Großstädten im Norden nieder, wo sie erste Schallplatten aufnehmen. Unter dem gleichen Namen erringt auch eine meist von weißen Bands gespielte Tanzmusik mit schnellen Rhythmen große Popularität: Das jazz fever bricht aus.
1911
Der Oberste Gerichtshof erklärt die Standard Oil Company zum gesetzwidrigen Monopol. Die von John D. Rockefeller gegründete Ölfirma, die zwischenzeitlich den US-Markt zu 90 Prozent beherrschte, wird in mehr als 30 Gesellschaften aufgeteilt. An den Besitzverhältnissen ändert das Urteil aber nichts: Nach der Zerschlagung des Konzerns wird Rockefeller, nun Hauptaktionär der neuen Unternehmen, zu einem der reichsten Menschen überhaupt.
1912
5. November.
Bei der Präsidentschaftswahl erleidet Taft eine drastische Niederlage. Sein charismatischer Vorgänger Roosevelt hat sich von der Progressiven Partei, einer Abspaltung der Republikaner, zum Gegenkandidaten aufstellen lassen und erhält mehr Stimmen als der Amtsinhaber. Wahlsieger wird aber der Demokrat Woodrow Wilson.
1913
23. Dezember.
Präsident Wilson setzt den "Federal Reserve Act" in Kraft, durch den die USA ihr bis heute bestehendes Zentralbanksystem erhalten. In den Jahrzehnten zuvor hatten wiederholt Finanzkrisen die wirtschaftliche Entwicklung bedroht, zuletzt 1907. Dem soll das Zusammenwirken von zwölf regionalen Federal Reserve Banks unter einem gemeinsamen Board of Governors entgegenstehen.
1914
In Europa bricht der Erste Weltkrieg aus, doch die USA bleiben zunächst neutral, da die meisten Amerikaner sich nicht in einen Konflikt verwickeln lassen wollen, der ihnen keinerlei Nutzen verspricht. Die Wirtschaft allerdings floriert nach Kriegsbeginn durch die steigende britische Nachfrage nach Lebensmitteln und Waffen.
1917
6. April.
Der Kongress beschließt auf Betreiben des Präsidenten die Kriegserklärung der USA an das Deutsche Reich. Die öffentliche Stimmung ist zuvor zugunsten des Kriegseintritts umgeschwenkt, als geheime deutsche Pläne eines Bündnisses mit Mexiko und Japan publik wurden. Wilson spricht nun von einem "Kreuzzug für die Demokratie", doch spielen wohl vor allem wirtschaftliche Interessen eine Rolle: Bei einem deutschen Sieg (aber auch bei einem Erfolg der Briten und Franzosen ohne US-Hilfe) wäre die Abschottung der europäischen Märkte zu befürchten.
1919
18. Januar.
Nach dem Ende der Kriegshandlungen im November 1918 beginnt die Friedenskonferenz der Sieger in Paris. Wilson führt die US-Delegation selber an. Doch sein ehrgeiziges Programm einer neuen Weltordnung, die zukünftige Kriege verhindern soll, kann er gegen den Widerstand der europäischen Alliierten nicht durchsetzen. Zudem bestimmt inzwischen auch die Furcht vor der 1917 in Russland ausgebrochenen bolschewistischen Revolution die Aktionen der westlichen Mächte. Dennoch findet sich im Friedensvertrag mit dem Deutschen Reich, der am 28. Juni in Versailles unterzeichnet wird, ein Kernstück von Wilsons Politik: die Gründung einer League of Nations (Völkerbund) zur gemeinsamen Konfliktlösung durch die internationale Gemeinschaft.
1920
17. Januar.
Der 18. Zusatzartikel der US-Verfassung tritt in Kraft: Herstellung, Handel und Transport von alkoholischen Getränken sind fortan verboten (nicht aber der Konsum). Doch schon bald zeigt sich, dass durch diese "Prohibition" nicht die von ihren Initiatoren erhoffte Verbesserung der Moral eintritt. Stattdessen boomen Schmuggel und Schwarzbrennerei ebenso wie Bestechung und Korruption. Banden, die zuvor auf Glücksspiel und Prostitution spezialisiert waren, übernehmen nun die Verteilung des illegalen Alkohols. Die enormen Profite und die Notwendigkeit zu koordiniertem Handeln beschleunigen die Entwicklung des Organisierten Verbrechens. So entstehen kriminelle Strukturen, die auch weiter Bestand haben, als die Prohibition 1933 abgeschafft wird.
19. März.
Bei der entscheidenden Abstimmung im US-Senat verfehlt die Ratifizierung des Versailler Vertrags die erforderliche Mehrheit. Damit werden ausgerechnet die USA nicht Mitglied des Völkerbundes. Viele Amerikaner fürchten, in Auseinandersetzungen anderer Länder hineingezogen zu werden. Gleichzeitig nimmt die oft hysterische Panik vor kommunistischer Unterwanderung und anarchistischen Anschlägen weiter zu und führt zu Hunderten Verhaftungen.
18. August.
Der 19. Zusatz zur US-Verfassung, der Frauen auf Bundesebene und in allen Einzelstaaten das volle Wahlrecht garantiert, tritt in Kraft.
1924
Ein neues Immigrationsgesetz setzt Quoten für die jeweiligen Herkunftsländer fest. Die Berechnungsgrundlagen dabei sind so gewählt, dass sich für Nord- und Westeuropäer kaum Beschränkungen ergeben. Die Zuwanderung von Juden aus Osteuropa jedoch, die in den Jahrzehnten zuvor stark zugenommen hat, wird nahezu vollständig unterbunden. Ebenso betroffen sind Italiener und andere Südeuropäer. Asiaten wird die Einwanderung aus rassischen Gründen verweigert.
1925
F. Scott Fitzgerald, der mit dem Titel seines Kurzgeschichtenbandes "Tales of the Jazz Age" der Zeit einen Namen gegeben hat, veröffentlicht den Roman "Der große Gatsby". Darin präsentiert sich Fitzgerald abermals als Chronist der Roaring Twenties, doch zeigt zugleich subtil das Scheitern des amerikanischen Traums von Glück und Erfolg in einer entfremdeten Welt. Das Buch gilt als ein zentrales Werk der US-Literatur.
1927
6. Oktober.
In New York wird "The Jazz Singer" uraufgeführt, der erste abendfüllende Tonfilm. Die neue Technik verdrängt innerhalb weniger Jahre den Stummfilm. Zwei Jahre später präsentiert die USFilmindustrie (die sich seit den 1910er Jahren fast vollständig in Hollywood niedergelassen hat, einem Stadtteil von Los Angeles) eine weitere Neuerung: 1929 werden die "Oscars" vergeben, die Preise der Academy of Motion Picture Arts and Sciences. 27. Dezember. Das Musical "Show Boat" feiert Premiere und markiert einen Wendepunkt in der Geschichte dieser um 1900 entstandenen Singspielgattung. Erstmals gelingt es Komponist Jerome Kern und Texter Oscar Hammerstein II, die Gesangs- und Tanzszenen in ein übergreifendes dramatisches Geschehen zu integrieren. Zahllose für Musicals geschriebene Songs von Komponisten wie George Gershwin, Cole Porter oder Richard Rodgers gehen als Standards in den Jazz ein und bilden den Grundstock des Repertoires von populären Sängern wie Bing Crosby oder Frank Sinatra.
1928
In einem kurzen Animationsfilm des Produzenten Walt Disney erscheint zum ersten Mal die Figur Mickey Mouse.
1929
Ende Oktober.
An der Wall Street in New York brechen die Aktienkurse ein, viele Amerikaner verlieren ihr Vermögen. Der Börsencrash ist Auftakt der Great Depression, einer tiefen Wirtschaftskrise, in deren Verlauf das Bruttosozialprodukt bis 1933 um rund die Hälfte schrumpft, die Zahl der Arbeitslosen auf 15 Millionen steigt.
1931
1. Mai.
In New York wird das Empire State Building eingeweiht. Mit einer Höhe von 381 Metern löst es das auch in Manhattan gelegene Chrysler Building als höchstes Gebäude der Welt ab und hält diesen Titel bis 1970.
1932
8. November.
Der Demokrat Franklin D. Roosevelt, ein entfernter Cousin Theodore Roosevelts, gewinnt die Präsidentschaftswahl gegen Amtsinhaber Herbert Hoover, dem viele Amerikaner unzureichende Maßnahmen zur Überwindung der Depression vorwerfen. Unter dem Schlagwort des "New Deal" bringt Roosevelt nach seinem Amtsantritt umgehend eine Vielzahl von Gesetzesvorlagen und Reformprojekten auf den Weg, die unter anderem eine verstärkte Kontrolle des Finanzsektors, Instrumente zur Lenkung der Industrie sowie öffentliche Bauvorhaben zur Senkung der Arbeitslosigkeit vorsehen. Der Bau von Staudämmen und Kraftwerken durch die Tennessee Valley Authority, einer neu ins Leben gerufenen Behörde, verschafft den rückständigen Regionen entlang des Flusses eine ökonomische Perspektive.
1935
14. April.
Mit einem "Black Blizzard" erreicht die Serie von Staubstürmen, die in den 1930er Jahren ganze Landstriche in Oklahoma und angrenzenden Staaten verheeren, einen Höhepunkt. Ohne Rücksicht auf die Erosionsgefahr sind Prärieböden für intensive Landwirtschaft genutzt worden, nun wird nach jahrelanger Dürre oft aller Mutterboden vom Wind in die Luft gewirbelt. Zahllose Felder sind zerstört, Millionen Menschen verlassen ihre Heimat.
1936
3. November.
Der deutliche Sieg bei der Wiederwahl zum Präsidenten gibt Roosevelt eine Bestätigung seiner Politik. Schon im Vorjahr hat er mit dem "Social Security Act" ein weiteres Herzstück des New Deal durch den Kongress gebracht: Durch das Gesetz werden erstmals in den gesamten USA Altersrente und Arbeitslosenunterstützung eingeführt.
1939
November.
Nachdem im September mit Deutschlands Überfall auf Polen der Zweite Weltkrieg ausgebrochen ist, gelingt es Roosevelt, die Neutralitätsgesetze zu lockern, die der Kongress ab 1935 in Kraft gesetzt hatte. Damit wird es möglich, die im Krieg gegen Nazi- Deutschland stehenden Nationen durch Kredite und Waffenverkäufe zu unterstützen. Nach wie vor lehnt die große Mehrheit der US-Bürger ein militärisches Eingreifen ihres Landes ab.
1940
September.
Angesichts der Niederlage Frankreichs und der Erfolge der mit Deutschland verbündeten Japaner im pazifischen Raum führt der Kongress die allgemeine Wehrpflicht ein - erstmals in der Geschichte zu einem Zeitpunkt, an dem sich die USA nicht im Kriegszustand befinden. Ohne Vorbild in der Historie ist auch, dass sich Roosevelt im November für eine dritte Amtsperiode zur Wahl stellt und erneut mit deutlichem Vorsprung gewinnt. Seine Vorgänger hatten sich stets freiwillig auf maximal zwei Amtszeiten beschränkt oder waren mit einer dritten Kandidatur gescheitert. (1951 wird das Verbot einer zweiten Wiederwahl in der Verfassung festgeschrieben.)
1941
11. März.
Per Gesetz ermächtigt der Kongress das Staatsoberhaupt, "der Regierung eines jeden Landes, dessen Verteidigung der Präsident als wesentlich für die Verteidigung der Vereinigten Staaten erachtet", Waffen und Kriegsmaterial zu verkaufen, zu leihen oder in anderer Form zu überlassen. Damit geben die USA endgültig ihre Neutralität auf. Nutznießer ist in der Folge vor allem Großbritannien, nach dem deutschen Überfall im Juni aber auch die Sowjetunion.
7. Dezember.
Japanische Flugzeuge überfallen den US-Flottenstützpunkt Pearl Harbor auf Hawaii. Am Tag nach dem Angriff, bei dem mehr als 2300 Amerikaner ihr Leben verlieren, erklärt der Kongress auf Roosevelts Vorschlag Japan den Krieg, kurz darauf antworten Deutschland und Italien mit der Kriegserklärung an die USA.
1942
1. Januar.
Roosevelt sowie Vertreter Großbritanniens, der Sowjetunion und Chinas unterzeichnen eine "Declaration by United Nations", 22 weitere Regierungen schließen sich an. Sie verpflichten sich zum gemeinsamen Handeln - auch für die Zeit nach der Niederlage Nazi- Deutschlands. Anders als beim inzwischen bedeutungslos gewordenen Völkerbund wollen die USA nun von Beginn an eine zentrale Rolle spielen.
1943
Juli.
Von Nordafrika aus erobern amerikanische und britische Truppen Sizilien, im September setzen sie auch auf das italienische Festland über, wo der Vormarsch aber ins Stocken gerät.
1944
6. Juni.
Am Ufer des Ärmelkanals beginnt die alliierte Invasion in der Normandie. Mehr als eine Million Soldaten gelangen nach Nordfrankreich - und bereiten den Marsch auf Berlin vor.
1945
Februar.
Roosevelt, der im November zuvor erneut die Präsidentschaftswahl gewonnen hat, trifft auf der Halbinsel Krim den Sowjetdiktator Stalin und den britischen Premier Winston Churchill, um über die zukünftige Machtverteilung in Europa zu verhandeln. Stalins Forderung nach einer sowjetischen Einflusszone in Osteuropa kommt Roosevelt weitgehend entgegen; vermutlich will er die Welt in Interessensphären zwischen den USA und der Sowjetunion aufteilen.
12. April.
Vier Wochen vor der deutschen Kapitulation am 8. Mai stirbt Roosevelt, Vizepräsident Harry S. Truman übernimmt sein Amt. Im Sommer verhandelt der neue Präsident in Potsdam mit Stalin - und zeigt sich weit weniger kompromissbereit als sein Vorgänger. Das Treffen lässt viele wichtige Fragen offen.
6. August.
Ein US-Flugzeug wirft über der japanischen Großstadt Hiroshima eine Atombombe ab, drei Tage später fällt eine weitere auf Nagasaki. Mehr als 200.000 Menschen sterben sofort oder in den folgenden Monaten. Truman will mit den Atombomben einen für die Amerikaner verlustreichen Kampf auf japanischem Boden vermeiden. Wahrscheinlich sind die Abwürfe aber auch als Drohung gegenüber der UdSSR zu verstehen.
1946
Ein Kritiker prägt den Begriff "Abstrakter Expressionismus". Die bedeutendsten Werke dieser ersten genuin amerikanischen Richtung der bildenden Kunst schafft in den folgenden Jahren der Maler Jackson Pollock mit seiner Technik, bei der er die Farbe auf eine waagerecht liegende Leinwand fließen oder tropfen lässt. Rund anderthalb Jahrzehnte später werden die Abstrakten Expressionisten von Pop- Art-Künstlern wie Andy Warhol und Roy Lichtenstein in ihrer Bedeutung für die amerikanische Malerei abgelöst.
1947
12. März.
In einer Rede über den Bürgerkrieg in Griechenland und die Gefahr eines Sieges kommunistischer Kräfte dort verkündet Truman, die Bedrohung "freier Völker" durch "totalitäre Regime" sei auch eine Bedrohung der nationalen Sicherheit der Vereinigten Staaten; daher müssten die USA den Völkern überall in der Welt ihre Hilfe zukommen lassen. Diese "Truman-Doktrin" gilt als Beginn des Kalten Krieges - einer nichtmilitärischen Konfrontation mit der Sowjetunion, die für mehr als vier Jahrzehnte die Außenpolitik der USA bestimmen und das Land (im Kampf gegen jede Ausbreitung sozialistischer Ideen) auch im Inneren tief prägen wird. 26. Juli. Truman unterzeichnet den "National Security Act", in dem die Gründung der Central Intelligence Agency und des Nationalen Sicherheitsrates festgelegt sind.
1948
Das "European Recovery Program" läuft an - nach seinem Initiator, dem US-Außenminister, auch "Marshall- Plan" genannt. Mit Krediten, Lebensmitteln, Rohstoffen und anderen Waren im Wert von mehr als zwölf Milliarden Dollar (heutiger Wert: etwa 115 Milliarden Dollar) unterstützen die USA vier Jahre lang den Wiederaufbau der europäischen Volkswirtschaften. Das Programm dient einerseits den ökonomischen Interessen der USA, die auf die europäischen Länder als Abnehmer ihrer Industrieprodukte angewiesen sind. Darüber hinaus ist es ein Instrument, um die Entstehung kommunistischer Tendenzen in den von den Westmächten kontrollierten Staaten zu verhindern. Ihre Entschlossenheit, auch Westdeutschland als zukünftigen Partner aufzubauen, zeigen die USA im selben Jahr mit der Berliner Luftbrücke: Als die Sowjetführer alle Verbindungswege nach Berlin sperren, versorgen amerikanische und britische Flugzeuge die Metropole mehr als zehn Monate lang aus der Luft.
1949
4. April.
Mit der Gründung der North Atlantic Treaty Or- ganization (Nato) gehen die USA, Kanada und die meisten westeuropäischen Staaten ein militärisches Bündnis ein, das sich gegen eine mögliche Bedrohung durch die Sowjetunion richtet.
1950
Bei der ersten bedeutenden militärischen Auseinandersetzung nach Ende des Zweiten Weltkriegs kämpfen US-Soldaten in Korea. Sie verteidigen gemeinsam mit UN-Truppen den Süden des geteilten Landes gegen einen Überfall aus dem von der Sowjetunion unterstützten Norden. Als es den USA gelingt, die Truppen des Nordens weit auf ihr eigenes Territorium zurückzudrängen, greift die kommunistische Volksrepublik China in den Krieg ein, der schließlich am 27. Juli 1953 mit genau der Grenzziehung endet, die schon vor Beginn des Konfliktes galt. Etwa 1,2 Millionen Menschen sterben, darunter knapp 37.000 US-Soldaten.
1953
Senator Joseph McCarthy wird Vorsitzender eines "Unterausschusses für Ermittlungen" des US-Senats. Damit erreicht die paranoide Angst vor einer angeblichen kommunistischen Unterwanderung, die der Politiker seit Jahren anheizt, ihren Höhepunkt. Auch der davon unabhängig operierende "Ausschuss für unamerikanische Aktivitäten" des Repräsentantenhauses betreibt in dieser Zeit zahlreiche Untersuchungen gegen Menschen, die angeblich mit dem Kommunismus sympathisieren. Als McCarthy 1954 in einem Verfahren gegen die US-Army keine Beweise für die von ihm behauptete Unterwanderung des Militärs vorlegen kann, verliert er die Unterstützung der Öffentlichkeit.
1954
Sun Records veröffentlicht die erste Schallplatte von Elvis Presley, "That’s All Right". Dem Sänger aus Memphis, Tennessee, gelingt die Verbindung des schwarzen Rhythm and Blues mit Elementen der weißen Country-Musik überzeugender als jedem anderen Vertreter jenes neuen Stils, der zu dieser Zeit unter der Bezeichnung "Rock 'n' Roll" populär wird. Presleys beispielloser Ruhm basiert aber auch auf den aufreizenden Bewegungen seiner Bühnenshow. Sein Erfolg schafft die Grundlage für den Siegeszug der Rockund Popmusik, die die Entertainmentkultur und die Musikindustrie revolutionieren wird.
1955
1. Dezember.
In Montgomery, Alabama wird das NAACP-Mitglied Rosa Parks verhaftet, weil sie sich weigert, ihren Sitzplatz in einem Bus für einen weißen Fahrgast zu räumen. NAACP-Vertreter und lokale Aktivisten, an deren Spitze bald der Baptistenprediger Martin Luther King steht, organisieren daraufhin einen Boykott des öffentlichen Nahverkehrs durch die schwarzen Bewohner der Stadt, der etwa ein Jahr andauern wird. Im November 1956 befindet der Oberste Gerichtshof der USA, dass die Rassentrennung in den Bussen verfassungswidrig ist.
1957
20. Januar. Weltkriegsgeneral Dwight D. Eisenhower, Präsident seit 1953, tritt nach erneut klarem Wahlsieg die zweite Amtsperiode an. Seine Regierungszeit ist geprägt von einer Forcierung des Kalten Krieges: Ausgehend von der "Domino-Theorie", nach der die kommunistische Machtübernahme in einem Land dazu führe, dass auch die anderen Länder der Region "umfallen", ordnet er etwa einen von der CIA inszenierten Staatsstreich in Guatemala (1954) an und sendet das Militär zur Ausbildung südvietnamesischer Truppen für den Kampf gegen den kommunistischen Norden. Besonders aber setzt Eisenhower auf die abschreckende Wirkung von Nuklearwaffen mit immer größerer Sprengkraft und auf den Vorsprung der USA im atomaren Wettrüsten mit der Sowjetunion. Unter seiner Regierung erleben die meisten US-Bürger Frieden und materiellen Wohlstand - doch vielen erscheint sie auch als eine Phase gesellschaftlicher und politischer Stagnation.
1959
Die Territorien Alaska (1867 durch Kauf von Russland erworben) und Hawaii (1898 annektiert) werden Bundesstaaten und vervollständigen deren bis heute gültige Zahl von 50. Die gebürtigen Bewohner Puerto Ricos und der US Virgin Islands besitzen ebenfalls die Staatsbürgerschaft der USA (ebenso die auf Guam und weiteren Besitzungen im Pazifik). Seit November 2012 wird eine mögliche Aufnahme Puerto Ricos als 51. Staat öffentlich diskutiert.
1960
8. November.
Vizepräsident Richard M. Nixon, der Kandidat der Republikaner, unterliegt in der Präsidentschaftswahl dem Demokraten John F. Kennedy. Viele US-Bürger versprechen sich vom jugendlichen Kennedy einen Neuanfang nach der Eisenhower- Ära. Tatsächlich präsentiert er ein ehrgeiziges Reformprogramm, so im Gesundheitssystem und im Wohnungsbau.
1961
17. April.
Rund 1300 von der CIA ausgebildete Exilkubaner landen in einer Bucht Kubas. Sie sollen die prosowjetische Regierung unter Fidel Castro stürzen, doch die Invasion endet in einem Desaster. Präsident Kennedy hat diesen Putschversuch nur halbherzig unterstützt, denn eigentlich verfolgt er eine andere Strategie, um ein Zurückdrängen des Kommunismus zu erreichen. Vor allem in Lateinamerika will er die Länder durch wirtschaftliche Hilfe und die Förderung demokratischer Strukturen stabilisieren und so gegen Unterwanderung schützen. Auch in Vietnam scheut er vor einer offenen Intervention zurück, um dem autoritären Regime im Süden des geteilten Landes im Kampf gegen die vom Norden unterstützten kommunistischen Partisanen zu helfen. Gleichwohl lässt er die amerikanische Präsenz verstärken: Ende 1963 stehen mehr als 16.000 US-Militärs im Süden Vietnams.
1962
16. Oktober.
Kennedy erfährt von Plänen Moskaus, auf Kuba Abschussrampen für atomare Mittelstreckenraketen zu errichten. Während er im Vorjahr den Bau der Berliner Mauer hingenommen hat, greift er nun entschlossen ein, fordert am 22. Oktober öffentlich den Abzug der Raketen und verhängt eine Blockade gegen Schiffe, die Kuba mit militärischer Fracht ansteuern. Tagelang droht ein Atomkrieg - bis am 28. Oktober der sowjetische Parteichef Chruschtschow den Abzug der Raketen zusagt.
1963
28. August.
Etwa 250.000 Anhänger der Bürgerrechtsbewegung nehmen am "Marsch auf Washington für Arbeit und Freiheit" teil. Bürgerrechtsorganisationen wie die "Southern Christian Leadership Conference" mit ihrem Präsidenten Martin Luther King haben zu der Großdemonstration aufgerufen, die mit Kings Rede "I have a dream" ihren Höhepunkt erreicht. Präsident Kennedy, der in den zwölf Monaten zuvor mehrfach Bundestruppen oder US-Marshals entsandt hat, um in den Südstaaten die Rechte von Schwarzen gegen den Widerstand von rassistischen Politikern, Polizisten und aufgebrachten Weißen durchzusetzen, und im Juni den "Civil Rights Act", ein Gesetzeswerk zur Beseitigung der Rassentrennung vorgelegt hat, empfängt King und andere Organisatoren des Marsches im Weißen Haus.
22. November.
Während er im offenen Wagen durch Dallas fährt, wird John F. Kennedy von zwei Gewehrkugeln tödlich getroffen. Die Polizei verhaftet den 24-jährigen Lee Harvey Oswald, der nach dem Ergebnis aller offiziellen Untersuchungen tatsächlich der Täter war; dennoch werden die genauen Umstände des Attentats niemals restlos aufklärt und geben bis heute Anlass zu zahlreichen Verschwörungstheorien.
1964
Der Texaner Lyndon B. Johnson, unter Kennedy Vizepräsident und nun sein Nachfolger, setzt die Zustimmung des Kongresses zum Civil Rights Act durch. Auch viele andere innenpolitische Vorhaben des Ermordeten kann er verwirklichen - vor allem nach dem Wahlsieg der Demokraten im November, der auch im Kongress stabile Mehrheiten schafft für das nunmehr unter das Schlagwort "Great Society" gestellte Reformprogramm.
1965
Johnson verschärft seine Politik in Vietnam: Er entsendet Kampftruppen und veranlasst Flächenbombardements des kommunistischen Nordens. Bis 1968 steigt die Zahl der US-Soldaten in dem südostasiatischen Land auf über 500.000.
1966
Der Boxer Muhammad Ali erklärt, dass er den Wehrdienst in Vietnam verweigert - und wird damit einer der Vorreiter der Antikriegsbewegung. Noch unter seinem ursprünglichen Namen Cassius Clay war er 1964 Weltmeister im Schwergewicht geworden. Im gleichen Jahr trat er der "Nation of Islam" bei, einer radikalen Gruppierung afroamerikanischer Muslime, und änderte seinen Namen. Als er sich 1967 wie angekündigt der Einberufung widersetzt, wird er verhaftet und verurteilt, verliert den Weltmeistertitel und seine Boxlizenz. Doch nach Aufhebung der Sperre erringt Ali 1974 erneut den Weltmeistertitel.
1967
Mit Happenings und Musikfestivals wird im "Summer of Love" die Hippiebewegung, eine ursprünglich auf San Francisco begrenzte Subkultur, die geprägt ist von Drogenkonsum und frei ausgelebter Sexualität, zum landesweiten Massenphänomen. Über ihre individuelle Selbstverwirklichung und allgemeines Aufbegehren gegen das Establishment hinaus verfolgen die meisten Hippies jedoch kein konkretes politisches Programm.
1968
30. Januar.
In Südvietnam bricht die Tet-Offensive des Vietcong los. Zwar endet sie letztlich mit einer militärischen Niederlage, doch die anfänglichen Erfolge bewirken einen Stimmungsumschwung in der US-Bevölkerung und einen erheblichen Schub für die Antikriegsbewegung.
4. April.
Martin Luther King, der zuletzt öffentlich als Kriegsgegner aufgetreten ist, wird von einem weißen Rassisten erschossen. Als sich die Nachricht verbreitet, brechen in mehr als 100 Städten Rassenunruhen aus.
6. Juni.
Robert Kennedy, Bruder des ermordeten Präsidenten, Bewerber auf die demokratische Kandidatur bei der diesjährigen Wahl und Befürworter des Abzugs amerikanischer Truppen aus Vietnam, stirbt nach einem Attentat. Als Motiv gibt der Täter, ein aus Palästina stammender christlicher Araber, die israelfreundliche Haltung Kennedys an.
5. November.
Richard M. Nixon, acht Jahre zuvor noch gegen John F. Kennedy unterlegen, gewinnt die Präsidentschaftswahl. In seiner Kampagne hat er die Wiederherstellung von law and order und einen "ehrenvollen" Ausstieg aus dem Vietnamkrieg versprochen.
1969
20. Juli.
Neil Armstrong und Edwin Aldrin, zwei amerikanische Astronauten der Mission Apollo 11, betreten als erste Menschen den Mond. Damit haben die USA den Wettlauf um die Vorherrschaft in der Raumfahrt gewonnen, in dem sie zunächst ins Hintertreffen geraten waren: erst 1957, als die UdSSR mit "Sputnik 1" den ersten künstlichen Erdsatelliten ins All brachte, und erneut 1961 durch den ersten bemannten Raumflug des Kosmonauten Jurij Gagarin.
15.–17. August.
Unter dem Motto "3 days of peace & music" findet auf einer Farm im Bundesstaat New York das "Woodstock Music & Art Fair" genannte Festival statt, bei dem nach Schätzungen 500.000 Besucher trotz chaotischer Organisation, katastrophaler sanitärer Verhältnisse und heftiger Regenstürme die Auftritte von mehr als 30 Bands und Solisten verfolgen. Es gilt als Höhepunkt der Hippiebewegung.
29. Oktober.
Computer von zwei US-Universitäten werden erstmals über das ARPAnet miteinander verbunden: ein im Auftrag des Verteidigungsministeriums entwickeltes Netzwerk, das Wissenschaftlern einen schnellen Austausch von Daten ermöglichen und die Telekommunikation auch im Falle eines Atomkriegs sichern soll. Das ARPAnet wird zum Vorläufer des Internet.
1970
US-Bodentruppen dringen auf das Territorium Kambodschas vor; schon im Vorjahr sind Ziele in dem Nachbarland Vietnams bombardiert worden. Die Ausdehnung des Krieges auf angrenzende Staaten (1971 auch auf Laos) ist Teil von Nixons Strategie, das im Wahlkampf 1968 gegebene Versprechen einzulösen: die USA ohne allzu großen Gesichtsverlust aus dem Vietnamkrieg zu führen. Hierzu verfolgt der Präsident einen für die amerikanische Öffentlichkeit kaum nachvollziehbaren Kurs, bei dem immer wieder Eskalationen dem schrittweisen Abzug von Truppen entgegenstehen. Tatsächlich verringert sich die Zahl der US-Soldaten in Vietnam bis 1972 von 300 000 auf 24.000 - bei gleichzeitiger massiver Aufrüstung der südvietnamesischen Streitkräfte.
1972
Februar.
In Beijing trifft Nixon den KP-Vorsitzenden Mao Zedong und Regierungschef Zhou Enlai. Die Annäherung an die Volksrepublik China ist ein Kernstück der Außenpolitik Nixons und seines Beraters Henry Kissinger: Es geht ihnen nicht mehr um die Zurückdrängung des Kommunismus, sondern um eine Balance zwischen den Großmächten und den Erhalt des Status quo. Dazu machen sie sich den Bruch zwischen der Sowjetunion und China zunutze, der sich ein paar Jahre zuvor vollzogen hat - und tatsächlich zeigt sich nach Nixons Besuch in der Volksrepublik auch Moskau zu einer Politik der Entspannung bereit.
17. Juni.
Fünf Männer brechen in das Watergate Building in Washington ein, um dort in der Zentrale der Demokratischen Partei Abhöranlagen zu installieren. Doch sie werden ertappt und verhaftet. Bei den Ermittlungen wird bekannt, dass die Männer in Verbindung mit einer Organisation stehen, die den Präsidenten im anstehenden Wahlkampf unterstützt. Trotzdem gelingt Nixon im November die Wiederwahl. Erst nach seiner zweiten Amtseinführung beginnen zwei Journalisten der "Washington Post", gestützt auf einen Informanten aus der FBI-Spitze, das ganze Ausmaß der gegen die Demokraten gerichteten Spionagekampagne publik zu machen.
1973
27. Januar.
Die Außenminister der USA sowie der beiden vietnamesischen Staaten unterzeichnen ein Abkommen über die Beendigung des Krieges; wenig später ziehen die verbliebenen amerikanischen Truppen ab. Der Militäreinsatz hat die USA mehr als 150 Milliarden Dollar und 58.000 Menschenleben gekostet. Das ursprüngliche Ziel der Intervention, die Verteidigung Südvietnams, wird jedoch nicht erreicht: 1975 nehmen die Truppen des Nordens die Hauptstadt Saigon ein. Schätzungen gehen davon aus, dass im Verlauf des Krieges mehr als zwei Millionen Vietnamesen getötet wurden.
1974
27. Juli.
Das Justizkomitee des Repräsentantenhauses leitet eine Amtsanklage gegen den Präsidenten ein, der seit mehr als einem Jahr versucht, die Watergate-Affäre und seine Verstrickung darin zu vertuschen. Erst als keine Zweifel mehr bestehen, dass der Kongress für eine Amtsenthebung stimmen wird, tritt Nixon am 9. August zurück - als bislang einziges Staatsoberhaupt in der Geschichte der USA.
1975
Bill Gates gründet das Software-Unternehmen Microsoft, Steve Jobs und andere heben im Folgejahr die Computerfirma Apple aus der Taufe. Die grundlegende Umwälzung im Leben der Menschen durch die Allgegenwart des Computers ahnt zu dieser Zeit allerdings kaum jemand voraus.
1976
2. November.
Gerald Ford, 1974 als Vizepräsident in Nixons Amt gekommen, aber weitgehend gesichtslos geblieben, verliert die Wahl gegen den wenig bekannten Jimmy Carter, zuvor demokratischer Gouverneur von Georgia. Der neue Präsident verfügt über keinerlei außenpolitische Erfahrung, und auch mit dem Regierungsapparat in Washington ist er nicht vertraut.
1979
2. November.
Gerald Ford, 1974 als Vizepräsident in Nixons Amt gekommen, aber weitgehend gesichtslos geblieben, verliert die Wahl gegen den wenig bekannten Jimmy Carter, zuvor demokratischer Gouverneur von Georgia. Der neue Präsident verfügt über keinerlei außenpolitische Erfahrung, und auch mit dem Regierungsapparat in Washington ist er nicht vertraut.
1980
4. November.
Ronald Reagan, ein früherer Filmschauspieler, setzt sich als Kandidat der Republikaner gegen Carter durch. Reagans achtjährige Präsidentschaft ist geprägt vom Erstarken eines neuen Konservativismus. Er initiiert eine neoliberale Wirtschaftspolitik und schürt den Kalten Krieg - die propagandistische Vorlage dafür hat ihm die Sowjetunion mit ihrem Einmarsch in Afghanistan geliefert. Reagan sorgt unter anderem in Afghanistan für eine Unterstützung der muslimischen Mudschaheddin (mit der sein Vorgänger bereits begonnen hatte), finanziert in Nicaragua Paramilitärs gegen die Regierung der linksgerichteten Sandinisten und forciert das nukleare Wettrüsten mit der UdSSR.
1983
25. Oktober.
Bei der ersten größeren US-Militäraktion seit dem Vietnamkrieg erobern GIs den karibischen Kleinstaat Grenada und setzen das dortige prokubanische Regime ab.
1984
Zum sechsten Mal finden Olympische Spiele in den USA statt. In Abwesenheit der Sportler aus der Sowjetunion und fast allen anderen sozialistischen Staaten (die nach dem amerikanischen Boykott der Spiele in Moskau vier Jahre zuvor nun ihrerseits fernbleiben) werden diese Sommerspiele in Los Angeles zu einer nie da gewesenen Selbstdarstellung der USA. Amerikanische Athleten gewinnen in 83 der insgesamt 221 Wettbewerbe.
1986
6. November.
Reagan setzt ein Gesetz in Kraft, das die starke illegale Einwanderung eindämmen soll, vor allem von Mexikanern über die mehr als 3000 Kilometer lange Landgrenze mit den USA. Gleichzeitig ermöglicht es fast drei Millionen ungesetzlichen Immigranten, die schon länger in den USA leben, die Staatsbürgerschaft zu erringen. Auch bei den legalen Zuwanderern - ab Ende der 1980er Jahre durchschnittlich etwa eine Million Menschen im Jahr - stammt die größte Gruppe aus Mexiko. Die Gesamtbevölkerung der USA steigt bis zum Jahr 2013 auf gut 316 Millionen an.
1987
8. Dezember.
Michail Gorbatschow, KP-Chef der im Inneren bereits stark geschwächten Sowjetunion, und Reagan unterzeichnen ein Abkommen, das die vollständige Abrüstung aller Mittelstreckenraketen mit nuklearen Sprengköpfen in Europa einleitet.
1989
20. Januar.
George Bush, Reagans Vizepräsident, tritt dessen Nachfolge an. In seine Amtszeit fällt das Ende des Kalten Krieges durch den Kollaps der sozialistischen Staatenwelt. Bushs Administration hat großen Anteil an der zügigen Verwirklichung der deutschen Wiedervereinigung
1991
Im selben Jahr, in dem sich die Sowjetunion auflöst, bricht der erste große Krieg unter den gewandelten weltpolitischen Bedingungen los. Vorangegangen war die Besetzung Kuwaits durch die Truppen des irakischen Diktators Saddam Hussein. Nach Ablauf eines UN-Ultimatums beginnt die Operation "Desert Storm": Unter Einsatz modernster Waffentechnik beschießen die US-Streitkräfte Ziele im Irak und drängen in einer Bodenoffensive Saddams Truppen aus Kuwait. Bei anschließenden Verhandlungen willigt der Diktator in einen Waffenstillstand ein; daher kann er sich weiter an der Spitze seines Regimes halten, ehe er 2003 erneut Ziel amerikanischer Angriffe und endgültig gestürzt wird.
1992
29. April.
Los Angeles: Vier Polizisten, die den Afroamerikaner Rodney King mit Stockschlägen misshandelt hatten, werden vom Vorwurf der Körperverletzung freigesprochen. Proteste gegen das Urteil schlagen in gewalttätige Unruhen um. Es gibt mehr als 50 Tote und Tausende Verletzte.
1993
20. Januar.
Bill Clinton, zuvor demokratischer Gouverneur von Arkansas, tritt die Präsidentschaft an. Er hat bei den Wahlen im November Bush geschlagen, der viele Wähler wegen einer tiefen Rezession und Steuererhöhungen verloren hatte. Clintons Amtszeit ist dagegen durch einen lang anhaltenden Wirtschaftsaufschwung geprägt.
1994
September.
US-Truppen intervenieren in Haiti, um dem demokratisch gewählten Präsidenten nach einem Militärputsch zur Rückkehr ins Amt zu helfen.
1995
19. April.
Rechtsextreme sprengen ein Regierungsgebäude in Oklahoma City. Die Täter sind von der Überzeugung besessen, ihre individuelle Freiheit werde durch übermäßige staatliche Gängelung unterwandert. Der bis dahin blutigste Terroranschlag in der US-Geschichte fordert 168 Opfer.
1998
7. August.
Vor den US-Botschaften in Nairobi (Kenia) und Daressalam (Tansania) detonieren mit Sprengstoff beladene Lastwagen, über 200 Menschen sterben. Die Täter gehören dem Terrornetzwerk al-Qaida unter Führung des Saudis Osama bin Laden an.
19. Dezember.
Das Repräsentantenhaus erhebt Amtsanklage gegen Bill Clinton wegen Meineides und Strafvereitelung mit dem Ziel seiner Amtsenthebung. Vorangegangen waren umfangreiche Untersuchungen eines den Republikanern nahestehenden Sonderermittlers, der schließlich auch Clintons außereheliche Affäre mit der Praktikantin Monica Lewinsky in den Jahren 1995 bis 1997 aufdeckte. Die für eine Verurteilung notwendige Zweidrittelmehrheit im Senat wird allerdings nicht erreicht, sodass Clinton im Amt bleiben kann.
2000
7. November.
Für die Nachfolge Clintons stellen sich sein Vizepräsident Al Gore und George W. Bush, der Sohn des 41. Präsidenten, zur Wahl. Die Auszählung ergibt, dass Gore insgesamt mehr Stimmen als Bush erhalten hat, aufgrund des Wahlsystems aber dennoch der Verlierer ist. Ausschlaggebend ist das Ergebnis in Florida, wo der Demokrat die Mehrheit offenbar knapp verfehlt hat. Dann aber beginnt aufgrund von Irregularitäten bei der Stimmabgabe gerade in diesem Bundesstaat (dessen Gouverneur, Jeb Bush, der Bruder des republikanischen Kandidaten ist) ein juristisches Tauziehen um die nochmalige Auszählung einzelner Wahlbezirke, die vom Obersten Gerichtshof schließlich gestoppt wird. Mit 5 : 4 Stimmen küren die mehrheitlich republikanisch gesinnten Richter Bush de facto zum neuen Präsidenten. Viele Amerikaner sind empört über das Urteil, in dem sie einen Justizputsch sehen.
2001
11. September.
Islamistische Selbstmordattentäter des Netzwerks al-Qaida steuern zwei entführte Flugzeuge in die Zwillingstürme des World Trade Center in New York City und bringen die beiden über 400 Meter hohen Wolkenkratzer zum Einsturz (von zwei weiteren Flugzeugen trifft eines das Pentagon in der Nähe von Washington, das andere stürzt ab, ohne sein Ziel zu erreichen). Die Anschläge fordern fast 3000 Opfer, lösen weltweit Entsetzen und Trauer aus. Und sie markieren den Endpunkt des amerikanischen Jahrhunderts. Denn sie zeigen eine bis dahin unbekannte Verletzlichkeit der USA, die zudem durch den Aufstieg neuer ökonomischer Weltmächte (vor allem Chinas) herausgefordert sind - und so im gerade angebrochenen Jahrhundert wahrscheinlich nicht mehr die global dominierende Rolle spielen werden wie zwischen 1898 und 2001.