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Psyche Wenn die "Klimaangst" krank macht: 10 Tipps für einen gesunden Umgang mit der Krise

Wer sich engagiert, sollte auch auf sich selbst achtgeben
Wer sich engagiert, sollte auch auf sich selbst achtgeben
© bravajulia / Adobe Stock
Die Sorge über den voranschreitenden Klimawandel kann belastend wirken. Wir müssen lernen, mit Unsicherheit, Angst, Trauer und Wut umzugehen

Verheerende Brände in den USA, tödliche Fluten in Deutschland: Die Klimakrise geht uns alle an. Und auch wer nicht direkt betroffen ist, wer nicht vor Feuer, Stürmen oder einem ansteigenden Meeresspiegel flüchten muss, leidet langfristig möglicherweise unter den Bildern der Zerstörung. Das Staccato der Hiobsbotschaften, seien es verheerende Extremwetterereignisse oder ein neuer Rekord bei der CO2-Konzentration in der Atmosphäre, setzt uns zu. Genau wie das Gefühl, nichts dagegen tun zu können.

Erst in den vergangenen Jahren begannen auch in Deutschland Psycholog*innen und Psychotherapeut*innen ihr Augenmerk auf Trauer, Wut und Verzweiflung zu richten, die durch die Klimakrise ausgelöst werden. Und die im schlimmsten Fall in den Burnout oder in eine Depression führen können. Die Psychologists for Future haben darum Tipps für einen gesunden Umgang mit der Klimakrise zusammengestellt.

1. Die Angst anerkennen

Gefühle sind menschlich, und auch schwierige Gefühle wie Angst sind nicht an sich schlecht. Sie kann eine ganz normale Reaktion auf eine Bedrohung sein. Und sie kann uns motivieren, aktiv zu werden. Fragen Sie sich, ob Ihre Angst eine sinnvolle Reaktion auf die Krise ist – und erkennen Sie sie an.

2. Aktiv werden

Wer sich zum Beispiel in Vereinen und Initiativen engagiert, erlebt, dass er oder sie etwas ausrichten kann. Es ist ein Gegengift gegen das Gefühl der Ohnmacht und – verbindet mit Gleichgesinnten.

3. Freundschaften pflegen

Wer mit Gleichgesinnten und ähnlich denkenden Freund*innen über Sorgen und Ängste, aber auch über Lösungsansätze spricht, kann das Gefühl einhegen, allein vor einer unlösbaren Aufgabe zu stehen.

4. Die (eigene) Krise als Chance sehen

Versuchen Sie, das Gefühl der Verunsicherung in etwas Positives umzumünzen. Als Chance, ein Leben zu leben, das mehr als früher an bestimmten Werten orientiert ist. Zum Beispiel mehr Zeit mit der Partnerin oder dem Partner, mit Freunden und der Familie zu verbringen – statt mit Konsum.

5. Dankbarkeit üben

Dankbar zu sein, ist gar nicht so leicht. Vieles, auch das Schöne und Gelungene in unserem Leben, nehmen wir einfach als gegeben hin. Fragen Sie sich: "Wofür bin ich jetzt in Anbetracht der Klimakrise dankbar?"

6. Für sich selbst sorgen

Viele, die sich im Umwelt- und Klimaschutz engagieren, gehen an ihre Grenzen. Und müssen lernen, sich um sich selbst zu kümmern. Etwa, indem sie für guten Schlaf sorgen oder mit Stress besser umgehen. Indem sie sich Zeit für Hobbys, Sport oder Verabredungen nehmen. Dinge, die mal nichts mit sich verschlechternden Umweltbedingungen zu tun haben. Für sich sorgt auch, wer nicht jeden Tag (Klima-)Nachrichten liest: Die Dosis macht das Gift.

7. Gesunden Realismus pflegen

Wer angesichts überwältigender Probleme nach einer klugen Bewältigungsstrategie sucht, sollte sich an den US-amerikanischen Theologen Reinhold Niebuhr halten. Und um den Mut bitten, "die Dinge zu ändern, die ich ändern kann, die Gelassenheit, die Dinge zu akzeptieren, die ich nicht ändern kann. Und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden."

8. Achtsam sein

Grübelei und Sorgen sind das eine, die Gefühle dahinter das andere. Lassen Sie diese zu, und lassen Sie jene ziehen. Beides hilft dabei, sich nicht ins Kopfkino hineinzusteigern und im Hier und Jetzt aktiv zu sein.

9. Hoffnungen aufgeben, die unrealistisch sind

Wer sich zum Beispiel daran klammert, dass die Erderwärmung auf unter 1,5 Grad Celsius begrenzt werden kann, wird – aller Wahrscheinlichkeit nach – enttäuscht werden. Wir müssen akzeptieren, dass Dinge nicht bleiben, wie sie sind – oder sich sogar verschlechtern. Es kann hilfreich sein, Hoffnung durch Mut zu ersetzen. Während enttäuschte Hoffnungen lähmen, hilft der Mut, aktiv zu bleiben.

10. Sich selbst akzeptieren

Statt sich ständig selbst zu kritisieren oder zu bemitleiden, sollten Sie Mitgefühl mit sich selbst kultivieren. Fragen Sie sich: "Was würde mir eine kluge Freundin, was würde mir ein kluger Freund sagen oder raten?"

Mehr Tipps und Hilfestellungen für Engagierte gibt es auf der Homepage der "Psychologists for Future", einem Zusammenschluss klimabewegter Psycholog*innen und Psychotherapeut*innen.

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