9.30 Uhr – Lichter-Morgen
Los geht es mit einer Erkundungsrunde zu Fuß durch die Altstadt. Die Münsterbrücke führt über die Limmat zu den zwei Sehenswürdigkeiten dieses Morgens. Hoffentlich ist das Wetter schön – denn im Licht schimmern im Großmünster die zwölf Kirchenfenster von Sigmar Polke aus dem Jahr 2009. Fünf Farbglasfenster zeigen alttestamentarische Motive. Ungewöhnlich sind aber Polkes sieben Achatfenster: Der Künstler ließ die Halbedelsteine in dünne Scheiben schneiden, sie versprühen das Licht geradezu (täglich ab 10 Uhr, sonntags ab 12.30 Uhr). Der Bau der romanischen Kirche begann um das Jahr 1100, die Doppeltürme bekamen erst 1787 neugotische Aufbauten. Das historische Ensemble gilt als Wahrzeichen Zürichs.
Auf der anderen Seite der Limmat geht es im Fraumünster weiter, dessen Kirchturm von 1732 mit seiner kupfergrünen Spitze die Häuser der Umgebung überragt. Und es bleibt kunstvoll: Marc Chagall stellte hier 1970 einen fünfteiligen Fensterzyklus fertig, der die Genesis zum Leuchten bringt (täglich ab 10 Uhr, sonntags ab 12 Uhr).
10.30 Uhr – Rad holen

Rauf aufs Rad! Und die Badesachen nicht vergessen, die brauchen wir am Nachmittag. Die gute Nachricht lautet: Bei „Zueri rollt“ gibt es Leih-Velos umsonst! Nähe Hauptbahnhof kann man Räder von 8 bis 21.30 Uhr gratis ausleihen. Ausweis vorzeigen, ein Depot von 20 Franken oder Euro pro Velo in bar hinterlegen (E-Bikes 30 CHF oder Euro), und los geht’s.
Empfehlenswert ist die Zürich Card Bike. Sie kostet für 24 Stunden 34 Franken pro Erwachsener. Damit kann man den öffentlichen Nahverkehr und die Bikes von PubliBike nutzen. Wer nicht auf eigene Faust losziehen möchte, kann eine geführte Tour buchen.
11 Uhr – Spätes Znüni

Bevor die Radtour startet, ist noch Zeit für ein verspätetes Znüni, das zweite Frühstück.
Das KafiFürDich gründeten vor 16 Jahren der Zürcher Michel Häberli und Tim Hartje, ein Berliner. Häberli hatte zuvor den Zürcher Club „Dachkantine“ geführt. Statt harter Beats gibt es nun frisch gebackenen Kuchen und am Wochenende das bei Einheimischen beliebte Brunch, in der Schweiz Buffet à Discretion genannt (Stauffacherstr. 141).
Oder lieber ein paar bunte Luxemburgerli? So heißt in der Schweiz das Mandelbaiser-Gebäck Macarons. Beliebt sind in Zürich die aus der traditionsreichen, 1836 gegründeten Confiserie Sprüngli. Frühstücken kann man dort auch (Bahnhofstrasse 21), das Café wird noch bis zum Winter renoviert, dann trifft sich im ersten Stock hinter den riesigen Panoramascheiben wieder die Schweizer Kunst- und Literaturszene.
11.30 Uhr – Rauf aufs Rad
Jetzt aber los. Die Radtour führt zu einem prächtigen Aussichtsplatz, dafür muss man also einen Berg hinauf. Start ist am Bahnhof, am besten man wechselt gleich auf die rechte Seite der Limmat. Der Fluss hat hier am Nordende den Zürichsee verlassen. Schon geht es ins Grüne, in die Parkanlage Schindlergut. Aus dem im 19. Jahrhundert angelegten Garten wurde hundert Jahre später ein öffentlicher Park.
Flott geht es am Fluss entlang zur Kornhausbrücke. Und dann weiter rechts der Limmat hinauf Richtung Waidberg und Käferberg, den knapp 600 Meter hohen Hausbergen Zürichs.

Tief Luft holen – und den Blick genießen: unten die Stadt, dahinter der Zürichsee und am Horizont die schneebedeckten Alpen der Innerschweiz. Das ist auch eine gute Möglichkeit, sich zu orientieren, zu sehen sind die beiden Kirchen vom Vormittag, die Limmat, die die Stadt teilt, und ein gläsernes Hochhaus, das später auf dem Programm steht. Nun wird es leicht, es rollt hinab in die Stadt, an der Limmat entlang.
13 Uhr – Zmittag
Der Magen knurrt, Zeit für Zmittag, vier Vorschläge für das Mittagessen.
Die Markthalle ist ein Food-Court mit hübschem Restaurant, darüber rauschen die Züge auf dem alten Viadukt.
Les Halles ist berühmt für seine Moules Frittes und für seine trödelige Einrichtung, die an ein Brockenhaus erinnert – so heißen die Schweizer Second-Hand-Läden. Schon seit 1904 existiert das Zürcher Brockenhaus in Bahnhofsnähe.
Im Zeughauskeller geht es rustikal zu, Zürcher Geschnetzeltes und Rösti stillen auch den größten Radl-Hunger.

Frau Gerolds Garten ist eine Mischung aus Gartenwirtschaft mit Grill und urbaner Lounge, sehr angesagt. Gleich nebenan steht der bereits erwähnte gläserne Büroturm – und zu seinen Füßen ein kleinerer Turm aus neun aufgestapelten Containern. Auf dem obersten ist ein Wochentag zu lesen – der Name einer Zürcher Firma, die Taschen aus recycelten Lkw-Planen herstellt. Von der Aussichtsterrasse sieht man den Biergarten und eine künstliche Surfwelle von „Urbansurf Zürich“.
15 Uhr – Kunstradfahren
Zu viel gefuttert? Kein Problem, sanft radelnd geht es zu moderner Kunst. Wir starten mit einem Werk von Harald Naegeli. Er war so etwas wie der Banksy der 1970er-Jahre, sprayte seine Strichmännchen zunächst anonym. Aber die Polizei war ihm auf den Fersen. Naegeli flüchtete nach Deutschland, wurde unterstützt von Joseph Beuys und Willy Brandt. Doch er ging zurück in die Schweiz und musste 1984 als „Sprayer von Zürich“ ein halbes Jahr ins Gefängnis. Längst ist er rehabilitiert, erhielt 2020 den Kunstpreis der Stadt Zürich. Eines seiner Strichmännchen wurde zu einer Video-Installation am Schiffbau (Schiffbaustraße 4), einem ehemaligen Werksgelände, heute eine schicke Bar und Dependance des Schauspielhauses. Wer noch mehr Naegelis entdecken möchte, findet seine Kunst auf diesem Stadtplan.

Unübersehbar ist hingegen die fünf Meter hohe „Anne-Sophie“ von Alex Hanimann, Professor für Visuelle und Street Art. Die Chromstahlplastik glänzt auf einem Platz vor dem 25hours-Hotel (Pfingstweidstrasse 102).
Viel gesprühte Streetart findet sich entlang der Limmatstraße und rund um den Hauptbahnhof, etwa in der Langstraße. Wer noch mehr Kunst erleben möchte, kann diese geführte Tour zur Öffentlichen Kunst buchen (nur als Gruppe für 320 CHF).
17 Uhr – Pack die Badehose aus
Genug von Kunst und Sehenswürdigkeiten? Wie gut, dass Zürich am Wasser liegt. Seine Stadtbäder sind legendär: Es gibt sechs herkömmliche Freibäder, sechs Strand- und Seebäder und fünf Flussbadis. Wie wäre es mit dem Flussbad Unterer Letten? 1909 erbaut, ist es das älteste Freibad der Stadt. Hier ist der Eintritt frei, so auch im weiter Richtung See gelegenen Oberen Letten. Dieses Bad aus den 1950er-Jahren steht in seiner klassischen Eleganz unter Denkmalschutz. Hier lassen sich gute Schwimmer entspannt flussabwärts treiben, mit Blick auf die Stadt, gehen an Land, spazieren zurück – und auf Repeat, solange man mag.

Eintritt frei ist auch an der großen Landiwiese am See, direkt hinter dem Strandbad Mythenquai (Eintritt 8 CHF). Der Name hat nichts mit Wassergöttinnen zu tun, sondern stammt von zwei Schweizer Bergen, dem großen und dem kleinen Mythen.
19 Uhr – Fisch am See
Natur, Sport, Kunst und Baden – da bleibt nur noch der Ausklang am See, in einem Restaurant mit Blick aufs Wasser. Nicht vergessen, das Rad vorher abzugeben.

In der Fischer’s Fritz Beiz schaut man aufs glitzernde Wasser, speist Fischchnusperli, also Fisch im Bierteig, oder auch Forelle bleu aus dem Zürichsee, gefangen von Zürisee-Fischer Adrian Gerny, dem einzigen Berufsfischer des Kantons. Das Restaurant gehört zum gleichnamigen Campingplatz am Westufer (Seestrasse 559).
An Zürichs Goldküste, der noblen Seeseite am Ostufer, liegt die gehobene Fischerstube Zürihorn. Hier serviert man Süsswasser-Bouillabaisse, Räucherforelle oder auch Ceviche aus Zugersee-Felchen. Dazu passt Weißwein, am besten einer aus dem Kanton. Eine rare Spezialität ist der Räuschling, eine Weißweinsorte, die bereits im Jahr 1550 erwähnt wurde und fast nur um Zürich herum auf rund 25 Hektar angebaut wird (Bellerivestrasse 160).
22 Uhr – Bar und barfuß
Stilvoll trinken in der 1965 eröffneten Bar Kronenhalle – die Bilder an der Wand sind übrigens echt. Es gibt Werke von Joan Miró, Pablo Picasso und Paul Klee. Serviert werden klassische Cocktails (Rämistrasse 4).

Ungefähr das Gegenteil ist die Barfussbar an der Limmat. Die „Frauenbadi am Stadthausquai“ hat ab 20 Uhr auch für Männer geöffnet und wird dann zur Bar. Sonntags wird geschwoft, mittwochs Live-Musik. Für Einheimische eine der schönsten Locations in Zürich überhaupt (Stadthausquai 12).
24 Uhr – Gute Nacht
Das Guesthouse Zollhaus gehört einer Genossenschaft, die sich um urbanes Leben und Wohnen in der Stadt kümmert. Der Non-Profit-Betrieb mit 14 Zimmern ist ein Neubau am Hauptbahnhof. Hier schläft man für Schweizer Verhältnisse recht günstig, das heißt: Im Doppelzimmer ohne Frühstück mit Dusche ab 157 Franken, mit Etagenbad ab 125 Franken (Zollstrasse 121).

Das Hotel Felix liegt mitten in der Altstadt, ist schlicht, modern und dennoch bezahlbar. (DZ/F ab 300 Euro, Zähringerstrasse 25).
Die Eigentümer des KafiFürDich betreiben auch ein Guesthouse in der Nähe des Bahnhofs (DZ/F mit Gemeinschaftsbad ab 170 CHF, mit eigenem Bad ab etwa 200 CHF).