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Alastair Humphreys Tipps vom Erfinder - So werden Mikroabenteuer zu einem unvergesslichen Erlebnis

Alastair Humphreys - Mikroabenteuer
Ob Coasteering in Wales oder Mountainbiken in Schottland: Für Alastair Humphrey ist seine Umgebung ein Abenteuerspielplatz
© Alastair Humphreys
Alastair Humphreys erfand die Mikroabenteuer und vertraut seit jeher seinem Instinkt, der ihn nach draußen führt oder an ungewöhnlichen Orten nächtigen lässt. Inzwischen haben seine Ideen für das Abenteuer vor der Haustür Tausende Menschen weltweit inspiriert. Die Community der Mikroabenteurer wächst stetig. Ein Gespräch mit dem Pionier und Ideen für seine Gefolgschaft

GEO.de: Du hast die Idee und die Bezeichnung “Mikroabenteuer” erfunden. Wie kam es dazu und was ist deine persönliche Definition davon?

Alastair Humphreys: Ich wollte mit dieser Idee zeigen, dass Abenteuer nicht nur etwas für Abenteurer sind. Es mag sein, dass nicht jeder die Steilwand des El Capitan erklimmen kann, oder auf Skiern zum Nordpol fährt, aber dennoch kann jeder ein Abenteuer erleben. Ich würde sogar so weit gehen und sagen, desto stressiger das Alltagsleben, desto essenzieller werden Mikroabenteuer. Meine Definition eines Mikroabenteuers ist genau was der Name suggeriert. Es handelt sich um ein richtiges Abenteuer, eben nur nicht ein großangelegtes. Ein lokales, kostengünstiges, simples, kurzes Abenteuer. Ich persönlich halte es für wichtig auch eine Nacht draußen zu schlafen, anstatt nur einen Tagestrip in die Natur zu unternehmen, aber das sei jedem selbst überlassen.

Nachdem du die Welt mit dem Rad bereist und Indien durchwandert hast, wie bist du von diesen großen Projekten auf die kleinen gekommen?

Ich wollte schlicht beweisen, dass man eben nicht einmal durch Indien wandern muss, so schön es auch sein mag, um ein Abenteuer zu erleben. Mein Wunsch war es, Abenteuer auch für Menschen mit wenig Zeit, Geld, Erfahrung oder Equipment erfahrbar zu machen. Insbesondere habe ich dabei an die Menschen in den Städten mit Bürojobs gedacht, von denen es inzwischen einfach sehr viele gibt. Sie würden mindestens einen der oben genannten Punkte nennen würden, wenn man sie fragen würde, warum sie nicht öfter mal ein kleines Abenteuer anstreben.

Wann ist dir klargeworden, dass anscheinend viele Menschen auf so eine Idee gewartet haben?

Im Jahr 2014 als mein Mikroabenteuer-Buch erschienen ist. Als ich am ersten Verkaufstag frühmorgens auf Amazon nachschaute, lag es auf Rang 50.000 der Bücher. Am Mittag lag es bereits auf Platz 500. Da stieg die Aufregung und ich schaute jede Stunde, jede halbe Stunde erneut bei Amazon vorbei, machte Screenshots und konnte zusehen wie mein Buch innerhalb von Stunden auf Platz 12 der Bestseller-Liste Großbritanniens landete. In diesem Moment wusste ich, dass es wohl viele Menschen gibt, die auf so eine Idee gewartet haben.

Warum streben deiner Meinung nach immer mehr Menschen nach einem Leben mit minimalistischen Strukturen umgeben von Natur?

Ich denke die Antwort kennen wir tief im Inneren alle, aber wir tun nichts, um sie umzusetzen. Hier schließe ich mich voll und ganz ein. Wir arbeiten zu viel und zu ineffizient. Anstatt uns zu bewegen, schauen wir uns bescheuerte Katzenvideos auf unserem Smartphone an. Und der Urmensch, der sich in unser aller Körper noch befindet, schreit „das bringt mich um“.

Du bist also der Meinung jeder kann ein Mikroabenteuer erleben?

Definitiv, da gibt es keine Entschuldigung. Wenn du zu gestresst bist, solltest du eins machen, um weniger gestresst zu sein, wenn du nicht fit genug bist, wird es dir helfen fitter zu werden, wenn du so etwas noch nie gemacht hast, mach etwas leichtes. Frag nicht danach was du nicht schaffen wirst, sondern frag danach, was für dich machbar ist und so können wir alle unser eigenes Mikroabenteuer erleben.

Hast du Tipps, wie sich Mikroabenteuer leichter in den eigenen Alltag integrieren lassen?

Suche dir zum Beispiel einen Ort in Stadtnähe, vielleicht sogar in der Stadt, der höchste Hügel, der Stadtwald oder ähnliches aus. Nach der Arbeit fährst du hin und übernachtest einfach dort. Am nächsten Tag geht es von dort aus wieder zurück zur Arbeit. Vielleicht bist du etwas verschlafen und zerknittert, aber auch stolz, weil du eben ein kleines Abenteuer erlebt hast. Schwimme durch einen Fluss in deiner Nähe, folge ihm vielleicht gar bis zur Quelle, erklimme einen Baum oder bastle dir aus einer Bierdose einen kleinen Herd, auf dem du dir dann im Wald einen Kaffee kochst. Es gibt so viele Möglichkeiten und jeder Mensch muss entscheiden, was für ihn ein am Ende ein Abenteuer ist.

Essenzielle Packliste für ein Mikroabenteuer

Alastair Humphreys hat inzwischen bereits viele Mikroabenteuer erlebt und kommt auf folgende essenzielle Dinge, die unbedingt mit müssen, wenn man plant über nacht irgendwo zu bleiben.

  • Schlafsack
  • Camping-Matratze
  • Biwacksack
  • Wollmütze (auch in den Sommermonaten)
  • Wasserabweisende Kleidung
  • Warme Kleidung
  • Taschenlampe
  • Zahnbürste (Tipp: Zahnpasta schon zu Hause drauf machen und Kopf in Frischhaltefolie einwickeln)
  • Essen und Wasser

Woher nimmst du die Inspiration für deine Mikroabenteuer?

Von Karten, aus Büchern und manchmal auch einfach aus meinem täglichen Leben. Ich bin zum Beispiel mal mit dem Pendlerzug an einem Waldstück nahe London vorbeigefahren und habe mich gefragt, wie dieser wohl aussieht, wenn man mitten drin steht. Schon war das nächste Abenteuer gefunden.

Was war das beste und was das schlechteste Mirkoabenteur, das du bisher unternommen hast?

Das Beste war tatsächlich einer Schleife der M25 [Ringautobahn um London] zu folgen. So unverhofft schön. Das schlechteste kann ich an keinem bestimmten Ort festmachen, aber immer dann wenn es wie aus Eimern schüttet und ich keine schützende Plane dabei habe. Da kann ich nichts schönreden, das ist jedes Mal furchtbar.

Hast du jemals aus unvorhergesehenen Gründen ein Abenteuer abgebrochen oder ziehst du jedes Mal durch?

Ja klar! Wenn es einfach plötzlich anfängt sehr stark zu regnen und es keine Aussicht auf Besserung gab, dann habe ich auch schon abgebrochen. Am Ende soll ein Mikroabenteuer vor allem Spaß machen und das tut es eben nicht, wenn man durchnässt und frierend im Wald hockt. Das gilt vor allem für Leute, die das erste Mal ein Mirkoabenteuer mit Übernachtung planen. Verschiebt oder brecht ab, das ist kein Wettlauf, sondern euer Erlebnis.

Alastair Humphreys - Mikroabenteuer
© Alastair Humphreys

Gab es Situationen in denen du Angst verspürt hast? Wenn ja, welche?

Es ist ganz menschlich und natürlich Angst zu haben. Ich bekomme insbesondere in den Wäldern Angst und träume von Monstern. Aber wenn man dann rational darüber nachdenkt, erscheint es mir doch am sichersten mitten in der Natur zu nächtigen, anstatt nachts allein durch die Stadtstraßen zu laufen oder ein schnelles Auto zu fahren. Noch gefährlicher ist es allerdings einfach drinnen zu bleiben und so untrainiert zu werden, dass am Ende das Herz nicht mehr mitmacht.

Gibt es Gruppen oder Infos für Mikroabenteurer in Deutschland?

Soweit ich weiß, gibt es eine Gruppe in Berlin und in NRW, die sich jeweils über Facebook austauschen. Die meisten Gruppen gibt es in meiner Heimat Großbritannien, aber auch in Österreich, Dänemark oder Neuseeland. Ich habe sie auf meiner Webseite alle gelistet und lade Abenteurer ein weitere Gruppen in ihrer Region zu eröffnen.

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