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Haustiere Wie das Leben mit dem Menschen Hunde und ihre Ernährung veränderte

Das durchschnittliche Gewicht von 199 untersuchten Hunden aus Sibirien lag bei nur gut 16 Kilogramm.
Das durchschnittliche Gewicht von 199 untersuchten Hunden aus Sibirien lag bei nur gut 16 Kilogramm.
© Eva /Adobe Stock
Flocken, Fleisch und Leckerlis - das Angebot an Hundefutter ist riesig. Doch die meisten Hunde auf der Welt leben wild, ernähren sich von Abfällen oder machen Jagd auf kleinere Tiere. Das alles ist eine Folge der Domestizierung

Mit der Domestizierung wurden Hunde kleiner und veränderten ihre Ernährungsgewohnheiten erheblich. Sie jagten bevorzugt kleinere Beutetiere und ernährten sich vermehrt von dem, was Menschen übrig ließen oder ihnen vorsetzten. Das berichtet ein internationales Forscherteam nach der Analyse von Funden an archäologischen Stätten in Sibirien.

"Einige dieser Anpassungen trugen dazu bei, dass sich die Hundepopulationen vergrößerten und die Tiere ihre Rolle als Jäger, Hütehunde und Schlittenführer entwickelten, für die sie historisch in Sibirien und anderswo bekannt sind", schreiben die Forschenden um Robert Losey von der University of Alberta (Kanada) im Fachmagazin "Science Advances". Andere Entwicklungen seien schädlich gewesen, etwa häufigere Parasiten-Infektionen, die sich die Hunde mit dem Futter einfingen.

Etwa 700 Millionen Hunde lebten auf der Erde, schreibt das Team. Obwohl es eine große Vielzahl von Hundefutter-Produkten gebe, würden die meisten Hunde nicht vom Menschen gefüttert. Sie lebten wild, ernährten sich von Abfällen und machten Jagd auf Vieh oder kleinere Tiere. Ihre Ernährungsgewohnheiten seien vielfältig - und eine Folge der Domestizierung durch den Menschen.

Stärke besser verdauen zu können, entwickelte sich mit der Entstehung der Landwirtschaft

Diese habe in Eurasien bereits vor 40.000 Jahren begonnen, als die Entwicklungslinie der Hunde von den Wölfen abzweigte. Allgemein werde angenommen, dass die Vorfahren des Haushundes zunächst in der Nähe des Menschen Nahrung suchten. Später, mit der Entstehung der Landwirtschaft, hätten einige Hunde auch die Fähigkeit entwickelt, Stärke besser verdauen zu können. Hunde mit den entsprechenden genetischen Grundlagen seien vor etwa 7000 Jahren aufgetaucht.

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Die Forschenden untersuchten nun weitere Veränderungen, die bei Hunden mit dem Zusammenleben mit dem Menschen einhergingen, etwa die Entwicklung von Körpergröße und Gewicht. Die Analyse zeigte, dass die Hunde im Verlauf des Holozäns, das vor gut 11.000 Jahren begann, immer kleiner wurden. Während Wölfe auf ein Gewicht von zumeist über 30 Kilogramm kommen, lag das durchschnittliche Gewicht von 199 untersuchten Hunden aus Sibirien bei nur gut 16 Kilogramm.

In anderen Regionen habe es eine ähnliche Entwicklung gegeben, schreiben die Forschenden. Mit geringer Körpergröße hätten unter anderem auch Beißkraft und Jagdradius abgenommen, was ihnen die Jagd auf größere Beute erschwert und Hunde in der Nähe des Menschen gehalten haben dürfte.

Spätestens vor 7400 Jahren hatten Hunde eine gewisse Abhängigkeit von Menschen entwickelt 

Isotopenanalysen der Knochen gaben Auskunft über die Ernährung der Tiere. Die Wissenschaftler untersuchten 143 Hunde aus einer Zeit von vor 9000 bis vor 500 Jahren, die in der Nähe des Menschen an der Meeresküste, an Seen oder bei Jägern, Bauern und Viehhaltern gelebt hatten. Der jeweilige Lebensraum der Hunde spiegelte sich in ihrer Ernährung wieder: Bei Hunden, die in der Nähe von Gewässern gelebt hatten, fanden die Forschenden Hinweise auf eine fischhaltige Nahrung. Frühere - und heutige - Wölfe hingegen machen vor allem Jagd auf große Pflanzenfresser und Huftiere, Fische spielen in ihrer Ernährung allenfalls eine untergeordnete Rolle. Hunde, die mit Bauern und Viehhaltern gelebt hatten, zeigten Spuren sehr variabler Ernährung, die vermutlich die vielfältige Nahrung des Menschen widerspiegelt.

Die Daten wiesen darauf hin, dass Hunde spätestens vor 7400 Jahren eine gewisse Abhängigkeit von Menschen entwickelt hatten und entweder von diesen gefüttert wurden oder deren Nahrungsreste fraßen. Mit der Umstellung der Ernährung gingen vermehrt Parasiten und andere Krankheitserreger auf Hunde über, wie Untersuchungen von Kot-Resten zeigen. Dies habe ihre Sterblichkeit zumindest vorübergehend vermutlich erhöht und die Populationsentwicklung beeinträchtigt, schreiben die Forschenden.

Anja Garms, dpa

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