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GEO.de: Für Ihren Film haben Sie zwei Jahre lang Material gesammelt. Welches Erlebnis hat Sie bei den Dreharbeiten besonders berührt?
Hans-Jürgen Zimmermann: Ich mache zwar schon seit weit über 30 Jahren Tierfilme, aber was ich noch nie gesehen hatte, das waren die letzten Großtrappen Deutschlands. Diesen großen, straußenähnlichen Vogel bei uns im Havelland erleben zu können, das hat mich am meisten fasziniert. Aber es ist gar nicht so einfach, die Kameraden vor die Kamera zu kriegen. Es gibt zum Beispiel immer nur ein kurzes Zeitfenster, um schöne Bilder zu drehen, nämlich die Balzzeit, Mitte April bis Mitte Mai. Und dann muss auch noch das Wetter mitspielen.
Nach welchen Kriterien haben Sie Ihre Drehorte ausgewählt?
Zum einen wollte ich verschiedene Landschaftsformen in Deutschland und ihre Bewohner vorstellen. Und zwar so, dass auch der absolute Laie versteht: andere Region - andere Vögel. Wenn er zum Beispiel am schwäbischen Federsee Bartmeisen sieht, braucht er nicht darauf zu warten, dass sich auch noch ein Seeadler zeigt. Den sieht er mit etwas Glück in Mecklenburg-Vorpommern. In den Alpen wird er nie einen Säbelschnäbler sehen und an der Nordsee keine Alpendohle. Und ich will mit dem Film Lust machen, in die gezeigten Gegenden zu fahren - etwa, um einen Kurzurlaub mit Vogelbeobachtung zu verbinden.
Ihr Film kommt ohne viele Tricks und Spezialeffekte aus ...
Ich will dem Zuschauer die Tiere so zeigen, wie er sie im besten Fall selbst erleben kann - wenn er sich viel Zeit nimmt und viel Glück hat. Dazu brauche ich keine Zeitlupe und keinen Zeitraffer. Ich will dokumentieren, nicht schönen oder komponieren.
Nicht alle Vogelschützer sind begeistert über birdwatcher, die seltene Vögel beobachten wollen ...
Die Gebiete, die ich zeige, sind alle touristisch erschlossen. Die Natur und die Tiere nehmen durch die Vogelbeobachter keinen Schaden. Ich habe mich natürlich vorher schlau gemacht, was passiert, wenn an den Orten, die ich zeige, schlimmstenfalls auf einen Schlag tausend Leute auftauchen. Die stehen sich dann aber nur gegenseitig auf den Füßen. Denn es gibt feste Wege, die man nicht verlassen darf. Und es gibt Hinweisschilder. Bei den Trappen zeige ich die auch ganz bewusst. In einigen Gebieten, wie in der Wedeler Marsch, sind auch Scouts vor Ort, die aufpassen, dass niemand Unsinn macht.
Die intensive Landwirtschaft ist eines der Hautprobleme in puncto Vogelvielfalt in Feld, Wald und Flur. Warum thematisieren Sie das nicht?
Weil ich dem Zuschauer einen "schönen" Film bieten will. Ich will ihm einfach mal die Schönheit der Natur vor Augen führen, so, wie ich sie auch erlebe. Ich blende alles aus, was problembeladen ist: Jagd, Landwirtschaft, Autoverkehr, Zersiedelung der Landschaft, Wasserverschmutzung. Wenn ich einmal ohne die Kamera in der Natur bin, dann will ich ja auch nicht ständig auf irgendein Problem aufmerksam gemacht werden. Man muss auch einfach mal die Seele baumeln lassen. Die Negativschlagzeilen haben wir schon zur Genüge in den Nachrichten.
Die "Drecksarbeit" lassen Sie also die Naturschutzverbände machen?
(Lacht) Nein, die habe ich 30 Jahre lang in meinen Beiträgen gemacht. Wenn ich Magazinbeiträge für die Öffentlich-Rechtlichen gemacht habe, dann ging es immer um irgendwelche Probleme. Ich muss ganz ehrlich sagen: Das darf jetzt die nächste Generation machen. Ich mache jetzt erst mal Filme, an denen sich die Zuschauer satt sehen sollen. Vielleicht ist das ja auch eine Art, die Leute, besonders junge Leute, wieder für die Natur zu begeistern.