
Hintergrund des Projekts
Amphibien, Chamäleons, Lemuren: Nirgendwo auf der Erde ist die Zahl endemischer Arten, jener Spezies, die nirgendwo sonst vorkommen, höher als auf Madagaskar. Doch diese exklusive Welt droht zu verschwinden. Vor allem durch Brandwirtschaft. Viele Menschen vor Ort wissen wenig über ökologische Zusammenhänge, sie leben vom Reis- und Vanilleanbau, pflanzen aber kaum etwas zur Selbstversorgung an. Dabei leiden viele unter Mangelernährung.
Madagassische Kinder haben selten Gelegenheit, intakte Natur kennenzulernen. Weil es immer weniger davon gibt - und weil sie in den Familien viele Aufgaben haben: Oft helfen sie bei der Feldarbeit, holen Wasser und Feuerholz, betreuen Geschwister, kümmern sich um die Wäsche.
Das brachte den Naturführer und Biodiversitätsexperten Evrard Benasoavina auf die Idee, einen Schulgarten für Kinder zu schaffen: einen Ort, an dem sie spielerisch über Ökologie, nachhaltige Landwirtschaft und Abfallwirtschaft lernen, an dem sie selbst pflanzen, ernten und kochen. Hier sammeln sie Erfahrungen, die sie mit ihren Familien teilen können. Auch Eltern, Lehrer und weitere Interessierte sind im „New Generation School Garden“ willkommen.
2019 hat Evrard sein Herzensprojekt mithilfe von Crowdfunding angeschoben, unterstützt von zwei Doktorandinnen der Universität Göttingen sowie von Experten des renommierten Duke Lemur Center. Gemeinsam entwickelten und testeten sie einen detaillierten Schulungsplan. Überzeugt von dem Konzept, unterstützt „GEO schützt den Regenwald e.V.“ seit April 2021 den weiteren Ausbau des Gartens und regelmäßige Besuche von Schulgruppen im Garten.
Projektgebiet und Garten
Der 3,5 Hektar große Schulgarten befindet sich im Nordosten Madagaskars, nahe der „Vanille-Hauptstadt“ Sambava. Auch der Marojejy-Nationalpark, ein Weltnaturerbe, ist nicht weit. Der tropische Tieflandregenwald der Region gilt als globaler Biodiversitäts-Hotspot mit zahlreichen Tier- und Pflanzenarten, die nirgendwo sonst auf der Welt zu finden sind.
In verschiedenen Bereichen des Schulgartens wachsen Gemüse, Gewürze, mehr als ein Dutzend Obstbaumarten sowie Medizinpflanzen. Außerdem gibt es ein Reisfeld, eine kleine Baumschule, Hühner und Ziegen. Zwei einfache Holzhäuser dienen als Klassenraum und Küche, einfache Hütten als Camp für Übernachtungen.


Ziel des Projekts
Mit einer Kombination aus Unterricht im Freien und drinnen lehrt der Schulgarten Kinder im Alter von 6 bis 12 Jahren die Bedeutung von Ökosystemen, Walderhalt und nachhaltiger Landwirtschaft. Ziel ist es, Kinder von klein auf für das Anpflanzen von Nutz-, Speise- und Heilpflanzen zu sensibilisieren und Verhaltensweisen, die zu Umweltzerstörung und Mangelernährung führen, zu reduzieren.
Gemeinsam werden nahrhafte und abwechslungsreiche Mahlzeiten aus dem Obst und Gemüse zubereitet, das im Schulgarten wächst. Dabei werden brennstoffsparende Kochherde verwendet, die eine effiziente und nachhaltige Nutzung von Holzressourcen demonstrieren. Außerdem lernen die Kinder, wie man Abfälle reduziert, wiederverwendet und kompostiert. Lehrer werden darin geschult, dieses Wissen weiterzutragen und Schulen und Gemeinden zu ermutigen, eigene Lebensmittel auf nachhaltige Weise anzubauen.


Unsere Partner
Der „New Generation School Garden“ (NGSG) wird von Gründer Evrard Benasoavina (Über uns/Unsere Partner) geleitet. Beim Projektmanagement stehen ihm die Mitgründerinnen Viviana Uruena (Ökonomin) und Annemarie Wurz (Ökologin) zur Seite, die lange für ein Forschungsprojekt der Universität Göttingen vor Ort waren. Beratend unterstützt wird NGSG von Duke Lemur Conservation SAVA, einer Organisation des renommierten Duke Lemur Center, die vor allem pädagogische Expertise mit einbringt.
Zum Netzwerk zählen außerdem die lokale Universität CURSA, Lectures without Borders und ehrenamtliche Helfer, die zum Beispiel Fahrdienste übernehmen.

Aktivitäten
- Jede Schulgruppe verbringt drei Tage im Schulgarten. Der erste Besuch konzentriert sich auf Umweltwissenschaften, der zweite auf Biodiversität und der letzte auf den Menschen und eine nachhaltige Nutzung der Umwelt. Alle Unterrichtseinheiten integrieren Prinzipien der Agrarökologie, um naturbasierte Lösungen für die Landwirtschaft zu veranschaulichen
- Bereitstellung von Samen und Setzlingen, die die Kinder zuhause pflanzen können
- Aufbau von sechs „Conservation Clubs“ in Schulen von Partnergemeinden, die regelmäßig Kinder in den Schulgarten entsenden werden
- Entwicklung eines dreistufigen Ausbildungsprogrammes für Kinder zu „Umweltbotschaftern“ (in Zusammenarbeit mit DLC)
- Demonstration von nachhaltiger Zucht von Hühnern, Ziegen sowie essbarer Insekten
- Erweiterung der Baumschule, um Setzlinge heimischer Arten für lokale Renaturierungen zu ziehen
- Baumaßnahmen in 2021: Brunnen, Regenauffangtank, Toilette mit Dusche, Einrichtung eines Spielplatzes mit Infotafeln, Hütten für Übernachtungen


Stand: Februar 2022