JANUAR 2012 - Mary Ellen Fieweger, Co-Herausgeberin der Intag-Zeitung, berichtet:
Der Wert der Natur im Intag
Die Wälder der Intag-Region, die nachhaltige Nutzung der Böden sowie die Wasserressourcen sind - in Dollar und Cent - weit mehr wert, als das Kupfer und die übrigen Mineralien, die in der Region lagern. So das im Dezember 2011 veröffentlichte Ergebnis der Forscher Maya Kocian, David Batker und Jennifer Harrison-Cox von „Earth Economics“, eine Organisation mit Sitz in Tacoma, Washington, USA. Der Bericht , stellt Umweltschäden und potenzielle Gewinne aus dem Bergbau in der Intag-Region einander gegenüber.
Die drei Experten untersuchten die Durchführbarkeit von zwei Entwicklungsmodellen: Einerseits Kupferabbau, andererseits alternative ökologische Entwicklungsstrategien. Zu den Bemessungsgrundlagen für den Wert der Ökosysteme gehörten beispielsweise die folgenden: Schutz vor Hochwasserschäden, Qualität und Quantität der Versorgung mit sauberem Trinkwasser, Lebensraum für wilde Tiere und Pflanzen, Schutz vor Bodenerosion, Stabilität des Klimas, Erhalt der Nährstoffkreisläufe, Versorgung mit nachwachsenden Rohstoffen, Lebensmittelproduktion, Erholungswert und ästhetischer Wert. Die Forscher kamen zum Schluss, dass die Intag-Ökosysteme jährlich Dienste für 447 Millionen Dollar erbringen. Der Wert der Kupfervorkommen in Junín beträgt dagegen (einmalig) 7,6 Milliarden Dollar - ohne in der Kalkulation die Kosten der Umweltschäden und sozialen Auswirkungen zu berücksichtigen. In ihren Empfehlungen schlagen die Autoren der Studie vor, den Wert der Ökosysteme in Umweltverträglichkeitsstudien einzubeziehen.
Ein letztes Mal: Periódico INTAG
Nach elf Jahren und zwei Monaten regelmäßiger Veröffentlichung, ist nun die letzte Ausgabe der Zeitung „Periódico INTAG“ im Handel. „Jedes Jahr wurde es schwieriger eine Finanzierung für unsere kleine Gemeinde-Zeitung zu finden“ erklärt Mary Ellen Fieweger, Co-Herausgeberin der Zeitung. „Die ältere Leserschaft ging zurück und junge Leser konnten dieses Defizit nicht ausgleichen. Im Gegenteil, immer früher verlassen junge Leute die Region auf der Suche nach Arbeit und einer besseren Schulbildung.“
Mitarbeiter des Zeitungs-Teams haben in den letzten fünf Monaten zwei Mal wöchentlich ein Radioprogramm produziert, das für Nachhaltigkeit warb und durch die Río Intag Kaffeebauern auf den Weg gebracht wurde. Finanzielle Unterstützung erhielt das Programm vom Ministerium für ökonomische und soziale Einbeziehung.
Obwohl nun die staatliche Beihilfe ausgelaufen ist, will das Team mehr Radiojournalismus betreiben und in einem wöchentlichen Programm Interviews sowie lokale und nationale Nachrichten senden. Außerdem wollen die Team-Mitglieder ihre Initiativen und Angebote im Bereich Bildung ausbauen. Geplant ist etwa die Einrichtung eines kleinen Produktionsstudios, das durch Spenden finanziert werden soll. Wenn dieser Traum wahr wird, möchte das Team ein Radioprogramm von und für Kinder entwickeln, das sich vor allem Umweltthemen widmen soll.
Bergbau in El Paraíso beginnt
Mitte Januar brachte ein Subunternehmen der chilenischen Bergbaufirma CODELCO Gerätschaften für Bohrarbeiten nach El Paraíso. Während die Gemeindepräsidentin Carmen Espinoza an einer Veranstaltung in einem Dorf in der Nähe teilnahm, berief der Beauftragte des Unternehmens eine Gemeindeversammlung ein, um einen neuen Gemeinderat wählen zu lassen. Natürlich war dieses Vorgehen illegal. Doch bei einem weiteren Treffen stimmten die Anwesenden dem neuen Gemeinderat zu, der sich für den Bergbau ausspricht. Viele Bewohner von El Paraíso haben einen Verwandten, der für die Bohrfirma arbeitet und stellen sich schon deshalb nicht offen gegen den Bergbau. Ende Januar, anlässlich des Besuchs des Bürgermeisters von Cotacachi, Alberto Anrango, in Apuela fragte Carolina Carrión von Periódico INTAG ihn, ob er CODELCO die Genehmigung erteilt habe, mit den Bohrungen zu beginnen. Anrango antwortete, er habe dies nicht getan. Eine Genehmigung der lokalen Behörden ist jedoch erforderlich, bevor mit Bohrungen begonnen werden darf, die Auswirkungen auf die Umwelt und die Gesundheit der vor Ort lebenden Menschen haben könnten. Ein solches Vorhaben setzt, neben einer Umweltverträglichkeitsprüfung, auch einen Volksentscheid voraus. Zumindest eine Volksbefragung hat jedoch nie stattgefunden.
FEBRUAR 2012 - Mary Ellen Fieweger berichtet:
Schutzwald wächst weiter
Sylvia Quilumbango, die Präsidentin von DECOIN, ist froh über die Nachricht, dass in diesem Monat ein weiterer Waldkauf abgeschlossen werden konnte. Die neue Fläche ist 66 Hektar groß und liegt im Intag-Bezirk García Moreno. Der auf die LichtBlick-Kunden zurückgehende Schutzwald kommt in diesem Fall insbesondere der Gemeinde Barcelona zugute. Im Bereich Umweltbildung konzentrieren sich die Projektmaßnahmen auf die Entwicklung und Ausstrahlung von Kampagnen zu Umweltschutzthemen in Radio Intag. Außerdem berichtet Sylvia, dass sich das Laden-Café von DECOIN in Otavalo, “Casa de Intag”, das mit Unterstützung des LichtBlick-Projekts gestartet worden ist, sehr gut entwickelt.
Ecuacorriente
Im äußersten Südosten von Ecuador, in der Provinz Zamora Chinchipe, bahnen sich neue Konflikte an. Denn hier, im Gebiet des Indianer-Volks der Shuar, liegen riesige Kupfervorkommen unter unberührtem Amazonaswald. Und genau hier plant die ecuadorianische Regierung die wirtschaftliche Entwicklung des Landes durch großflächigen Kupfer-Bergbau anzukurbeln. Für das Kupfer-Projekt „El Mirador“ hat die Regierung nun mit dem Unternehmen Ecuacorriente, das seit kurzem in chinesischer Hand ist, eine erste Vereinbarung über 1,4 Milliarden Dollar unterzeichnet.
Protestmärsche
Am 8. März, dem Internationalen Frauentag, starten verschiedene Bürgerrechtsbewegungen eine Reihe von Protestveranstaltungen in ganz Ecuador, die am 22. März, am so genannten „Weltwassertag“, enden soll. Die Demonstrationen finden zwar landesweit statt, konzentrieren sich jedoch vor allem auf die Amazonasprovinz Zamora Chinchipe. Anfang März nahm die Polizei acht Personen fest, die vor der chinesischen Botschaft in Quito gegen das Projekt „El Mirador“ protestierten. Auch einige Intag-Bewohner nehmen an der Sternfahrt von Zamora Chinchipe nach Quito teil. Das thematische Ende der Demonstrationen – Wasser – steht für alle Protestmärsche, die wie Wasser in Quito zusammenfließen sollen. Und es steht für die Gefahr, die großräumiger Bergbau für die Wasserressourcen des Landes darstellt.
Startschuss für eine neue Radiosendung
Mitarbeiter von Casa Palabra y Pueblo bereiten derzeit eine neue Radiosendung vor. Das zweistündige Programm, das jeden Donnerstag von 17 bis 19 Uhr übertragen werden soll, wird nicht nur nationale und internationale Nachrichten und Informationen über kulturelle Veranstaltungen sowie Sport bringen; auch Interviews und Debatierrunden werden Teil des Programms sein. Und die Intag-Bewohner sollen nicht nur zuhören, sondern sich aktiv an der Programmgestaltung beteiligen. Spezielle von den Gemeinden gewünschte Themen, wie etwa biologische Landwirtschaft, sollen einen festen Sendeplatz bekommen.
MÄRZ 2012 - Mary Ellen Fieweger berichtet:
Neues von DECOIN
In diesem Jahr beginnt das Schuljahr im Intag mit Verspätung. Grund hierfür sind schwere Überflutungen an der Pazifikküste Ecuadors. Da der Schulkalender der Intag-Region sich nach dem der Küstenregion richtet, beginnt die Schule nun erst am 16. April. Nach Wiederbeginn der Schule werden DECOIN-Mitarbeiter wieder mit Schülern aus Cuellaje und Apuela auf Exkursion in den Gemeindeschutzwald gehen.
Sylvia Quilumbango, die Präsidentin von DECOIN, berichtet, dass ihre Organisation künftig verstärkt gegen den Mangel an Umweltbewusstsein, speziell bei Schulkindern, vorgehen möchte. DECOIN startet hierzu ein Weiterbildungs- und Trainingsprogramm für eine Gruppe von Beratern, um diese auf ihre neuen Aufgaben gut vorzubereiten. Zum Team dieser künftigen „Umwelt-Lehrer“ gehören Milton Arcos, William Narvaez, Silvana Bolaños und Mariano Guachagmira. Im Mai, im Rahmen ihres jährlichen Projektbesuchs im Intag wird die Geschäftsführerin von „GEO schützt den Regenwald e.V.“ auch dieses neue Schwerpunktpro-gramm kennen lernen.
Nationale Auflehnung gegen Bergbau
Selbst Bewohner der entlegenen Intag-Region nahmen an dem landesweiten „Sternmarsch für das Wasser, das Leben und die Menschenwürde“ teil. Organisiert wurden die über zwei Wochen verteilten Veranstaltungen von der Dachorganisation CONAIE, dem Bündnis der indigenen Völker Ecuadors. Aktueller Anlass der groß angelegten Protestaktionen war die Unterzeichnung des Vertrags, durch den der Kupferabbau und die damit einhergehende Umweltzerstörung im Condor-Gebiet nahe der peruanischen Grenze, in der Amazonas-Provinz Zamora Chinchipe, immer näher rücken. Denn vor Ort plant das Unternehmen EcuaCorrientes, das inzwischen in chinesischer Hand ist, eine Kupfermine riesiger Ausmaße: „El Mirador“ – so der Name der Mine –, soll 800 Meter Tiefe und 1,5 Kilometer Durchmesser erreichen. Täglich 30.000 Tonnen Gestein sollen in „El Mirador“ gefördert werden, mit einem Kupfer-Reingehalt von 563 Tonnen. Die Lebensdauer der Mine wird mit 25 Jahren veranschlagt. Enthusiastischer Fürsprecher für großräumige Minenprojekte ist Präsident Rafael Correa. Bei seiner wöchentlichen Ansprache versicherte dieser der Nation, das Gebiet werde nach dem Kupferbergbau schöner sein als zuvor; in der Baugrube werde ein See inmitten eines Parks für die Bewohner der Umgebung entstehen.
Ein weiteres Bergbauprojekt, Kimsacocha, ist im Hochland bei Cuenca geplant, von wo Ecuadors drittgrößte Stadt ihr Trinkwasser bezieht. Dort wurden die Schürfrechte der Bergbaugesellschaft IAMGOLD zugesprochen. Am 15. März gingen alleine in Cuenca 33.000 Menschen gegen diese Pläne der Regierung sowie weitere große Bergbauvorhaben auf die Straße.
Im Rahmen der Abschlussveranstaltung am 22. März, dem „Tag des Wassers“, legte ein CONAIE-Vertreter dem Präsidenten der Nationalversammlung 19 Forderungen vor, darunter: Verzicht auf jeglichen großflächigen Bergbau sowie auf alle Aktivitäten, welche die Trinkwasserressourcen gefährden; Einhaltung der Grundrechte, insbesondere Konsultation der Gemeinden, die von Bergbauplänen betroffen sein können.
Neuigkeiten aus dem Radio
Die im letzten Monat durch Mitarbeiter von Casa Palabra y Pueblo initiierte Radiosendung ist eine wunderbare Plattform für nationale Nachrichten geworden. So informierte die Sendung am 29. März, dass die Regierung den Bau eines Gefängnisses in der Intag-Gemeinde Selva Alegre plant. Überfüllte Haftanstalten sind in Ecuador ein großes Problem. Die Bewohner von Selva Alegre jedoch lehnen das Projekt ausnahmslos ab: „Intag hat auch ohne Gefängnis bereits genug Probleme“, so eine Stellungnahme.
Intag-Reisebericht Mai 2012
Ein Mal jährlich evaluiert die Geschäftsführerin von „GEO schützt den Regenwald e.V.“, Eva Danulat, vor Ort die Fortschritte des Intag-Projekts, diskutiert mit den Projektpartnern der Umweltschutzorganisation DECOIN eventuelle Schwierigkeiten und plant mit ihnen die künftigen Schwerpunkte und Aktivitäten. Hier berichtet sie von ihrem Besuch vor Ort im Mai 2012:
LichtBlick in Irubí
Wohl niemand hätte zu Projektbeginn gedacht, dass dank der LichtBlick-Initiative innerhalb von sieben Jahren rund 4000 Hektar Wald im Intag geschützt werden würden. Wie jedes Jahr bin ich sehr gespannt auf die Besuche der in den Monaten zuvor gekauften Waldflächen; doch selten habe ich den Aufstieg zu einem neuen Schutzgebiet so sehr genossen wie den an diesem trockenen, klaren Tag im Mai, im Bezirk Apuela. Los geht’s auf etwa 2000 Meter Höhe in der idyllisch gelegenen Gemeinde Irubí. Die Straße endet in der kleinen Ortschaft, von dort aus schlängelt sich nur ein schmaler Pfad durch Viehweiden längs des Flusses Irubí das Tal hinauf. Angesichts der sich immer tiefer über die Berge legenden Nebelschwaden wollen wir nicht länger auf das Eintreffen der Pferde warten, die uns auf die Berghänge hinauftragen sollen. Die ersten Kilometer sind der DECOIN-Mitarbeiter und Landvermesser, Armando Almeida, und ich noch zu Fuß unterwegs. Die klare Bergluft duftet süß-würzig nach Gras sowie den zahllosen Blumen und Kräutern, die in diesem Monat sprießen. Das Wandern schenkt mir nun mehr Muße, die Natur zu erkunden – und eine ruhige Hand zum Fotografieren. Armando weiß die Antwort auf jede meiner Fragen, ob es um Baum- und Blumenarten geht oder die Gebietsreform im Kanton Cotacachi. Er erzählt von den schweren Niederschlägen des vergangenen Winters, die Erdrutsche provozierten und seine Arbeiten im Gelände erschwerten; von Waldflächen, die zum Verkauf stehen. Und davon, dass die Gemeinde Irubí den Besuch von Vertretern des Umweltministeriums sehnsüchtig erwartet. Der Grund: Ein Brillenbär, womöglich ein älteres Tier, treibt sein Unwesen auf den Viehweiden der Gemeinde. In diesem Jahr hat der Bär bereits zwei Kälber gerissen. Die Menschen, die bislang höchstens einen Teil der Maisernte an die tierischen Nahrungskonkurrenten abschreiben mussten, sorgen sich nun um ihr Auskommen und ihre Sicherheit. Töten dürfen sie den Brillenbären – außer in Notwehr – nicht. Denn die Art ist im Intag streng geschützt; jedes Tier ist erfasst und trägt einen nummerierten Sender. Die einzige Möglichkeit einer einvernehmlichen Lösung für beide Seiten scheint die Zahlung einer Entschädigung für den Verlust der Kälber zu sein. Als nach einer Stunde schließlich Silvia und Milton mit den Pferden zu uns stoßen, steigen wir auf den Sattel um. Immer weiter windet sich der Pfad sanft bergauf; zwei Mal queren wir den Fluss ohne abzusitzen. Die dritte Flussdurchquerung scheint für die Pferde riskant. Es hat auch in den letzen Wochen noch viel geregnet; der Irubí ist an dieser Stelle reißend, hat viele Untiefen und ist von großen Felsblöcken durchsetzt. Wir lassen die Pferde rasten und gehen lieber zu Fuß weiter – prompt laufen bei der Durchquerung meine Stiefel voll mit eiskaltem Wasser. Egal, bald haben wir unser Ziel erreicht! Am anderen Ufer schlägt uns Milton mit der Machete den Weg durch dichte Buschvegetation. Es geht noch ein, zwei Kilometer den Hang bergauf, dann ein wenig bergab. Unvermittelt stehen wir schließlich in einem kleinen Tal, auf einer früheren Viehweide, die von hellgrüner Pioniervegetation und 45 Hektar Primärwald gesäumt wird. Wie recht Armando hat: Diese neue Waldfläche auf rund 2300 Meter Höhe ist einfach großartig! Mit dem Wetter haben wir großes Glück. Denn der Nebel, der für die Region so typisch ist, verhüllt an diesem sonnigen Tag ausnahmsweise mal nicht die gekaufte Fläche. Die Artenvielfalt des Waldes zeigt sich schon auf den ersten Blick durch die verschiedenen Größen, Formen und Grün-Töne der Bäume. Und auch die Schönheit der Landschaft ist wirklich einmalig – hier oben würde ich gerne mal einen Zelturlaub machen. Unsere knurrenden Mägen und die Aussicht auf Humitas (Küchlein aus gemahlenen Maiskörnern, die in Maisblätter eingeschlagen und dann über Dampf gegart werden – köstlich, ob in der süßen oder salzigen Variante), eine der kulinarischen Spezialitäten Ecuadors, erleichtern uns den Abschied und die Rückkehr ins Dorf.
Waldkauf in Cuellaje
Wie kompliziert der An- und Verkauf von Waldflächen im Intag sein kann, lerne ich anlässlich einer Anhörung des Bezirksrats im Büro des Bezirkspräsidenten von Cuellaje, an der DECOIN-Präsidentin Silvia Quilumbango, Armando Almeida und ich als Gäste teilnehmen dürfen. Zwei anwesende junge Männer erweisen sich als Erben von Waldflächen, die diese an den Bezirk Cuellaje verkaufen möchten und dabei auf ein Entgegenkommen durch ihre Bezirksregierung hoffen. Die beiden Waldflächen grenzen, das wird aus den Papieren deutlich, an den bereits bestehenden Gemeinde-Schutzwald von Cuellaje – sie würden diesen also vergrößern, was für den Bezirk natürlich von Vorteil wäre. Laut den vorliegenden Urkunden sind die zwei Männer rechtmäßige Besitzer von jeweils 40 Hektar großen Flächen; aus den ebenfalls beurkundeten natürlichen Grundstücksgrenzen, wie Bachverläufe, und der Lage von Nachbargrundstücken geht jedoch hervor, dass jede der Flächen tatsächlich rund 100 Hektar groß ist. Das Problem: Noch liegt die so genannte „Aclaratoria“ nicht vor, ein offizielles Schriftstück mit detailliertem Lageplan, das die genauen geografischen Koordinaten des Grundbesitzes in Form von GPS-Daten aufweist. Dieses von einem staatlichen Landvermesser zu erstellende Dokument könnten die beiden Walderben zwar in Auftrag geben, doch im Verlauf der dann anstehenden Studie würde klar werden, dass ein – mächtiger und streitbarer – Verwandter Teile ihrer Waldgrundstücke als sein Eigentum beansprucht. Die Folge: Ein Familienstreit, der nur vor Gericht zu klären wäre. Mit Bedauern müssen die Ratsherren und der Bezirkspräsident den beiden Männern erklären, dass der Rat in diesem Fall die Aclaratoria nicht bestellen kann; denn die Bezirksverwaltung muss gerichtliche Auseinandersetzungen in jedem Fall vermeiden: Erstens sind die Kosten hierfür kaum abschätzbar, zweitens gibt es kein Budget für Gerichtskosten. Die kommenden Monate werden zeigen, ob der Gemeindewald von Cuellaje trotz dieser Umstände weiter vergrößert werden kann, oder ob stattdessen die Schutzflächen anderer Intag-Bezirke anwachsen werden.
Umweltbildung in Santa Rosa
Die Arbeit von DECOIN beschränkt sich keineswegs auf den Kauf von Waldflächen für Gemeinde-Schutzwälder, auf Aufforstungsvorhaben und den Schutz von Wassereinzugsgebieten. Jedem, der für die Organisation arbeitet, erscheint eine nachhaltige Entwicklung der Intag-Region nur möglich, wenn die heranwachsende Generation Zugang zu den Wissensgrundlagen für den Umgang mit der Natur erhält. Mit unseren Partnern von DECOIN bin ich also zu Besuch in der kleinen Grundschule von Santa Rosa, um mich vom Erfolg der kürzlich begonnenen Umweltbildungsinitiative für die Schulkinder der Region zu überzeugen, die ebenfalls durch das „LichtBlick-Projekt“ finanziert wird. An der Vermittlung umweltbezogener Inhalte im Schulunterricht mangelte es bis Anfang des Jahres ebenso deutlich wie an ausgebildetem Lehrpersonal. Dann stießen die DECOIN-Mitarbeiter auf die Kanadierin Angela Gómez, die ein Jahr im Tag verbringt – ein überaus glückliches Zusammentreffen. Dass Angela eine begnadete Lehrerin ist, die Umweltbildung für Kinder mit ebenso viel Sachverstand wie Engagement und Leidenschaft umsetzt, ist jedem, der an ihrem Unterricht teilnimmt, sofort klar. Die sechs- bis elfjährigen Kinder in Santa Rosa jedenfalls vergessen, dass ihnen still sitzen und zuhören meist furchtbar schwer fällt. Sie hängen geradezu an den Lippen der jungen Frau, und machen begeistert im Unterricht mit. Und ich bewundere wie unterhaltsam und dabei lehrreich das ist, was sich die Pädagogin ausgedacht hat. Hilfsmittel für den Unterricht auf Spanisch gab es nicht. Vor den Schülern liegen also die durch Angela liebevoll selbst erarbeiteten und kopierten Mappen mit Farbfotos von Tieren und Pflanzen, die durch kurze, stichwortartige Texte charakterisiert werden. Die Klasse spielt „Wer bin ich?“. Eines der Kinder liest holprig vor: „Ich bin eine bedrohte Tierart.“ Ein anderes soll das Tier erraten. Die Klassenkameraden fiebern mit, rufen ihre Vermutungen in die Runde. Immer neue Hinweise auf die gesuchte Art werden vorgelesen – nach ein paar Minuten ist das Rätsel geknackt: Gesucht war die Tigerkatze. „Haben wir hier im Intag eine große Vielfalt an Pflanzen und Tieren, große Biodiversität?“ fragt Angela. „Ja!“ rufen die Kinder im Chor. Danach zeigt sie eine Sequenz des Naturfilms „Home“ von Yann-Arthus Bertrand auf ihrem Notebook. Auf dem Boden sitzend drängen sich die Kinder vor dem kleinen Bildschirm. Immer wieder unterbricht Angela die Präsentation für ein paar Sekunden, stellt eine kurze Frage zum Verständnis der Filminhalte. Fragt bei Bildern des eingeschneiten arktischen Waldes: „Ist die Diversität im Wald der Arktis auch so groß wie die hier bei uns?“ Die Antwort der Kinder kommt wie aus der Pistole geschossen: „Nein!“, und sofort geht die Filmvorführung weiter. Anschließend ein Umwelt-Quiz im Hof: Die Kinder tanzen hierbei zu Musik um einen Kreis von Stühlen. Wird die Musik unterbrochen, müssen die Schüler eine Quizfrage beantworten. „Was soll man mit Bonbon-Papier machen, wenn es im Bus keinen Mülleimer gibt?“ Richtige Antwort: „Mitnehmen und zuhause wegwerfen!“. Ein zusätzlicher Stuhl wird in den Kreis gestellt (bei falscher Antwort wird ein Stuhl entfernt; ein Kind wird beim nächsten Musikstopp keinen Sitzplatz finden und aussetzen müssen). Außer uns, der kleinen Besuchergruppe von DECOIN, sind an diesem Tag auch drei der Hilfslehrer anwesend, die Angela im März 2012 im Rahmen eines zweitägigen Seminars in die Kunst der kindgerechten Vermittlung von Umweltthemen eingewiesen hat. Diese jungen Leute aus dem Intag haben heute sozusagen eine praktische Trainingseinheit, schauen und hören zu, um sich die Tricks und Kniffe der Pädagogin abzuschauen. Und immer wieder delegiert Angela das Unterrichten an sie, die künftigen Umweltlehrer. Ab Ende Juni, wenn Angela in das heimische Vancouver zurückgekehrt ist, werden sie, die Multiplikatoren, den Schulunterricht alleine gestalten.
JUNI 2012 - Mary Ellen Fieweger berichtet:
Neues von DECOIN
Silvia Quilumbango, Präsidentin von DECOIN, meldet sich kritisch zur Wort, wenn immer es um das heiß diskutierte Thema Bergbau geht. So standen im Juni gleich zwei wichtige Besuche auf ihrer Agenda:
Eine Reise führte sie nach Vancouver, Kanada, zu einer „Shout Out Against Mining Injustice“ betitelten Veranstaltung, die sich mit den sozialen Folgen von Bergbau befasst. Silvia folgte der Einladung des Council of Canadians, einer Bürgerrechtsorganisation, die sich seit 1985 den Themen soziale Ungerechtigkeit und Umweltschutz widmet. Zusammen mit weiteren Gastrednern aus Mexiko, Guatemala, El Salvador und Marilyn Baptiste, Chief der Tsilhquot’in Nation (Ureinwohner Kanadas), teilte Silvia ihre Erfahrungen im Widerstand gegen die Bedrohung durch die kanadischen Bergbauunternehmen im Intag. Abseits der Diskussionsrunden, nahmen die Teilnehmer auch an Demonstrationen vor den Firmenniederlassungen der Bergbauunternehmen teil und tauschten sich mit anderen kanadischen Organisationen und Bergbaugegnern aus. (http://canadians.org/water/issues/mining/shoutout/index.html)
Am 19. Juni war Silvia Referentin bei einem Forum, zu dem die Technische Universität des Nordens in Ibarra, Hauptstadt der Provinz Imbabura, einlud. Der „Ökologie-Club“ der Universität organisierte die Veranstaltung, deren Hauptthema ebenfalls der Bergbau war. William Sacher, ein weiterer Gastredner, informierte über innovative Bergbautechnologien und darüber, dass massive Zerstörung und Verschmutzung Ergebnis aller Bergbau-Vorhaben sind. Der Leiter des Umweltministeriums von Imbabura, Segundo Fuentes, vertrat in dieser Runde die Position der Regierung. Und schließlich sprach die Umweltschutzaktivistin Gloria Chicaiza über bisherige Bergbauprojekte in Ecuador, ihre sozialen Auswirkungen und ihre Folgen für die Umwelt in den von Bergbau betroffenen Gemeinden.
Aktionen anderer Organisationen in Intag
Die Mitglieder der Kooperative der Kaffeebauern im Intag AACRI luden in diesem Monat zu ihrer Jahresversammlung. Sie wählten den Mitbegründer der Kooperative José Rivera als neuen Vorstandsvorsitzenden. Mit José Cueva, dem Präsidenten der Dachorganisation Corporación Toisán, besuchten er und 15 Kaffeebauern einen Biobauernhof und eine Bio-Blumenplantage in Tumbaco, nahe bei Quito. Beide Betriebe wurden für ihr Konzept der biologischen Landwirtschaft als Lösung für die Ernährungssicherung in Ecuador und Lateinamerika ausgezeichnet. Weitere Interessierte aus der Intag-Region können im August von diesem Wissen profitieren, wenn der Besitzer der Blumenplantage „Jairo“ einen dreitägigen Workshop und einen einwöchigen Workshop in Intag anbietet.
Das neue Radioprogramm des Gemeindezentrums Casa Palabra y Pueblo geht bereits zum 15. Mal auf Sendung. Das Konzept, über Themen zu berichten, die konkret die Menschen vor Ort ansprechen, ist erfolgreich. Einige Mitarbeiter von Casa Palabra y Pueblo nahmen außerdem an einem Radioprogramm- Wettbewerb teil, der von der Lateinamerikanischen Hochschule für Sozialwissenschaften – FLACSO – ausgerichtet wurde. Jeder der sechs Gewinner, darunter auch Casa Palabra y Pueblo, erhielt einen Zuschuss von 2.000 Dollar um ein 15-minütiges Programm für Radio FLASCO zu erarbeiten. Bei dem Programmvorschlag von CPP geht es um die Yumbo-Kultur, ein präkolumbisches Volk, das im Einzugsgebiet des Guayllabamba-Flusses lebte, sowohl die Eroberung der Inka als auch die Ankunft der Spanier überlebte und schließlich gegen Ende der Kolonialzeit im späten 18. Jahrhundert verschwand.
Mit den archäologischen Überresten im südlichen Teil des Guayllabamba befasste sich zwei-einhalb Jahrzehnte lang das Archäologen- Team um Hoguer Jara. Dr. Jara schrieb ein Buch über die Yumbo-Kultur und wurde Anfang des Jahres für seine Arbeit mit dem Königin-Sofia-Preis ausgezeichnet. Allerdings hat sich laut Dr. Jara noch niemand mit dem nördlichen Teil des Wassereinzugsgebietes in Intag befasst, wo es viel mehr über die Yumbo-Kultur zu entdecken gibt: gestutzte Pyramiden, rituelle Bäder, Felszeichnungen, Keramikarbeiten, etc..
Aufmerksam wurde man auf das Gebiet 2010, als ein russischer Geologe im Auftrag der Regierung Luftaufnahmen vom Guayllabamba machte. Die Regierung beabsichtigte dort eine Wasserkraft-Talsperre zu bauen. Als die Fotos mit einer speziellen Laser-Scan-Technologie entwickelt waren, entdeckte man 141 rechteckige Strukturen in der Erde, die auf Umrisse einer Stadt schließen ließen: die Stadt Yumbo. Casa Palabra y Pueblo möchte sich in dem Radioprogramm „Vom Licht verweht“ mit dem Vorhaben der Regierung kritisch auseinander setzen. Interviews mit Regierungsvertretern, Bezirksabgeordneten und den Anwohnern der Gemeinde Cielo Verde, wo die Talsperre gebaut werden soll, sind geplant. Im August will Casa Palabra y Pueblo die fertigen Aufzeichnungen an Radio FLASCO übermitteln. Ein neuer Regierungserlass verbietet allerdings Interviews von Ministern durch private Medien. Die Minister wiederum geben diese Anordnung an ihre Mitarbeiter weiter – so beschränken sich die Informationen zur Bedeutung und Bewahrung der Yumbo-Kultur zwangsläufig auf Historiker, die nicht für die Regierung arbeiten.
JULI 2012 - Mary Ellen Fieweger berichtet:
Aktivitäten von DECOIN
Der DECOIN-Mitarbeiter Armando Almeida, führt derzeit letzte Vermessungen von Waldflächen durch, welche das Peñaherrera Gemeindeschutzgebiet erweitern sollen. Es handelt sich hierbei um ein großes Primärwald-Areal, das Señor Vásquez zum Verkauf anbietet. Sobald die umfangreichen Vermessungsarbeiten abgeschlossen sind, wird DECOIN die Dokumentation zu den Flächen dem Umweltministerium zur Begutachtung vorlegen.
Ebenfalls im Rahmen des LichtBlick-Projektes engagiert sich DECOIN weiterhin für die Umweltbildung von Schülern. In den kommenden Wochen werden Mitarbeiter von DECOIN wieder Schulen besuchen und dort einen Schreib-Workshop durchzuführen. Die teilnehmenden Schüler werden dann eigene Geschichten schreiben, die sie anschließend in einer Sendung von Radio Intag vorlesen dürfen.
Silvia Quilumbango, Präsidentin von DECOIN, berichtet außerdem, dass die Organisation an der letzten Fassung eines Bezirkserlasses arbeitet, der Cotacachi offiziell zum „ökologischen Bezirk“ erklärt. Gemäß dem Erlass würden ökologische Aspekte, etwa die Schaffung von Schutzgebieten und nachhaltige Bewirtschaftung, als vorrangig definiert. In Kürze wird hierüber der Gemeinderat abstimmen.
Neue Bergbaupläne für Junín
In einer Presseerklärung vom 27. Juli verkündete DECOIN, dass Vertreter des staatlichen Bergbauunternehmens ENAMI (Empresa Nacional Minera del Ecuador) die Gemeinde Junín besucht haben, um die Bewohner über eine offizielle Sitzung am 4. August zu informieren. Der Direktor von DECOIN, Carlos Zorrilla, vermutet, dass es dabei erneut um den Kupferabbau gehen wird. Auch in anderen Gemeinden des Bergbauprojektgebietes planen ENAMI-Mitarbeiter Versammlungen. Gemäß Pressebericht, heißt das Bergbaugebiet um Junín nunmehr „Llurimagua“ und ist
laut Regierungsangaben rund 5000 Hektar groß. Die Schürfrechte für Llurimagua sind offiziell bestätigt und somit für andere Bergbauunternehmen nicht mehr zugänglich. ENAMI darf derzeit Investionen tätigen und Planungen vornehmen, nicht aber die Rohstoffvorkommen erkunden, denn hierzu bedarf es einer Genehmigung des Umweltministeriums, der eine Umweltverträglichkeitsstudie vorausgehen muss. Die Regierungen von Ecuador und Chile haben erst kürzlich ihre binationalen Abkommen erneuert und erweitert. Im Rahmen früherer Verträge hat das chilenische Bergbauunternehmen CODELCO Erkundungen von Bodenschätzen an 20 Standorten in Ecuador durchgeführt. Basierend auf diesen Daten wählte CODELCO Llurimagua für weitere Untersuchungen aus. Nun werden ENAMI und CODELCO versuchen, die Genehmigung des Umweltministeriums zu erhalten und bei den örtlichen Regierungen und Gemeinden für das Projekt zu werben. In der zweiten Jahreshälfte 2013 soll mit den Bohrungen begonnen werden.
Aktivitäten des Gemeindezentrums Casa Palabra y Pueblo
Ein neues Radio-Programm von Jugendlichen für Jugendliche im Intag geht auf Sendung. Die Mitglieder des Theater- und Lesekreises von Pocará produzieren ein Mal pro Woche das 30-minütige Programm „Mundo Mágico“, „Magische Welt“. Jeden Samstag um 17 Uhr geht es los. Wer einmal hineinhören möchte, kann dies auch unter folgendem Link tun: www.casapalabrapueblo.blogspot.com.
AUGUST 2012 - Mary Ellen Fieweger berichtet:
Neuer Schutzwald für Peñaherrera?
Das ganze Jahr über laufen im Rahmen des LichtBlick-Projekts Bemühungen, zum Verkauf stehende Waldflächen zu identifizieren, diese zu verhandeln und zu vermessen und nach Erwerb schließlich beim staatlichen Sekretariat für Landbesitz beglaubigen und eintragen zu lassen. Wie dabei ganz konkret die Arbeit von DECOIN-Mitarbeiter Armando Almeida aussieht, davon handelt der heutige Bericht.
Senor Vásquez, ist am Verkauf einer Waldfläche interessiert, die demnächst das (noch) kleine Schutzgebiet der Intag-Gemeinde Peñaherrera erweitern könnte. Der Gemeindevorstand ist hocherfreut über die Aussicht, zumal die offerierten Flächen von Sr. Vásquez zum letzten zusammenhängenden Wald gehören, der auf Gemeindegebiet verblieben ist. Der Schutz der Waldflächen würde auch für künftige Generationen von Gemeindemitgliedern den Zugang zu Trinkwasser in guter Qualität und ausreichender Menge sichern. Da das Gebiet an das ökologische Schutzgebiet Cotacachi-Cayapas grenzt, sind in diesem Fall zusätzliche gesetzliche Vorgaben zu erfüllen.
Mehrere Wochen war Armando mit dem GPS-Gerät im Waldgebiet unterwegs, um unzählige Daten aufzunehmen und das Gebiet im Anschluss kartieren zu können. „Ein außergewöhnlicher, großartiger Wald mit spektakulären Wasserfällen“ so beschreibt Armando das Areal, von dem DECOIN hofft, es mit Unterstützung von LichtBlick für die Gemeinde erwerben zu können.
Die Aufnahme der GPS-Daten war mühsam und langwierig, vor allem da die Begehung großer Teile des Geländes nicht leicht war. Für die Vermesser ging es entlang schwer begehbarer Flussufer und durch dichten Primärwald die Hänge hinauf. Oft stand Armando schon um halb vier morgens auf, um mit seinem Geländemotorrad auf befahrbaren Wegen und Pfaden so weit wie möglich in das Gebiet vorzudringen. Da er den Wald vor Einbruch der Dunkelheit verlassen musste, konnte er meist nur für drei oder vier Stunden Messdaten aufnehmen bis es Zeit war, zurückzukehren. Oft wurden er und sein Kompagnon Gustavo Piedra bei den Messarbeiten bis auf die Knochen nass; nicht selten verbrachten sie dann den ganzen Tag in nassen Stiefeln. “Das ist unvermeidbar bei dieser Art Arbeit“ sagt dazu Armando, der die Arbeit in der Natur über alles liebt und seinen Job gegen keinen anderen tauschen würde. „An einem Punkt war es besonders knifflig, Daten aufzunehmen: Als wir an einen großen Wasserfall kamen, mussten wir uns mithilfe von Lianen glitschige Felsen entlang hangeln.“ Häufig begleiteten zwei Hunde die Vermesser. Einmal liefen sie bis zum Fuß eines Wasserfalls vor, wo sie wohl irgendeine interessante Spur entdeckten und schließlich spurlos verschwanden. Irgendwann mussten Armando und sein Kollege die Suche nach ihnen aufgeben und kehrten deprimiert ohne die Tiere nach Hause zurück. Umso größer war ihre Überraschung und Erleichterung, als mitten in der Nacht beide Hunde am Haus auftauchten – sie hatten den Heimweg ganz alleine gefunden!
Zu den unvergesslichen Entdeckungen im Verlauf der Messarbeiten zählen für Armando auch die so genannten Goldstrohfelder im oberen Teil des Waldgebiets. Goldstroh ähnelt Zuckerrohr. „Es ist wunderschön, aber besonders schwierig zu durchqueren, denn die Blattränder sind scharf wie Rasierklingen. Nach Vermessen dieses Areals waren meine Arme blutig von den feinen Schnitten der Blätter" berichtet Armando. Nicht selten zieht in den Bergen urplötzlich Nebel auf. Dann ist es besser, sich nicht dort oben aufzuhalten, denn man kann leicht verunglücken und kommt nur extrem langsam voran. Ein Mal als der Nebel Armando überrascht hatte, überwog allerdings seine Freude: Er entdeckte tatsächlich die Höhle eines Brillenbärs!
Nachdem endlich die Feldarbeit abgeschlossen war übertrug Armando mit Unterstützung eines Experten die GPS-Daten auf eine Karte. Im Anschluss wurde die gesamte Kartierung im Umweltministerium geprüft, um jegliche Überlappung der zum Verkauf angebotenen Waldfläche mit der des Schutzgebiets Cotacachi-Cayapas auszuschließen. Eine spezielle Auflage bei diesem Landverkauf: Der unmittelbar an das Naturschutzgebiet liegende Waldstreifen von 50 Meter Breite ist unverkäuflich; keine gute Neuigkeit für Sr. Vásquez. Trotzdem hoffen Armando und die übrigen DECOIN-Teammitglieder, dass die Kaufverhandlungen zu einem erfolgreichen Abschluss kommen werden - weil dieser letzte große unberührte Wald der Gemeinde so einzigartig und so besonders schützenswert ist.
SEPTEMBER 2012 - Mary Ellen Fieweger berichtet:
Schutzwald von Peñaherrera
Nachdem der DECOIN-Mitarbeiter Armando Almeida, wie im letzten Beitrag beschrieben, über viele Wochen die von Senior Vásquez offerierten Waldflächen per GPS-Gerät vermessen und kartiert hat, prüft derzeit die Verwaltung von Cotacachi die erstellten Dokumente und Karten auf ihre Richtigkeit. Somit befindet sich DECOIN nun auf der Zielgeraden, was den Kaufabschluss und die Eintragung beim staatlichen Sekretariat für Landbesitz angeht. Unterstützung bekommen sie hierbei von der Stadträtin Dr. Patricia Espinoza. Sr. Vásquez wird zur Vertrags-Unterzeichnung eigens aus den USA anreisen, wo er zurzeit arbeitet. Er freut sich sehr darüber, dass sein Wald unter Schutz gestellt wird, da er sich stets gegen die gewaltsame Übernahme und illegale Holzfäller in diesem Waldgebiet stark gemacht hat.
Erst vor wenigen Monaten kam es in dem betroffenen Waldgebiet noch zu einem Zwischenfall: Im Intag kursierten damals Gerüchte über den Tod bzw. das Verschwinden von Sr. Vásquez – wovon auch er selbst in den USA erfuhr. Illegale Holzfäller nahmen diese Gerüchte zum Anlass, in den Vázquez-Wald einzudringen, um dort teure Hartholzbäume einzuschlagen, für die auf dem Markt ein guter Preis erzielt wird. Doch Sr. Vásquez nahm den nächsten Flug nach Ecuador, um der Sache auf den Grund zu gehen. Und tatsächlich ertappte er Nachbarn beim Versuch in seinem Wald Holz einzuschlagen. Sie waren sehr überrascht ihn nicht nur gesund und munter, sondern mit einem Karabiner bewaffnet zu sehen. Als Sr. Vásquez keine Scheu zeigte, auch Gebrauch von der Schusswaffe zu machen, verließen die Möchtegern-Holzfäller auf der Stelle den Wald. Armando hofft, während des Besuchs von Sr. Vásquez noch weitere Geschichten über ihn und sein Leben im Intag zu hören.
Schulausflug in den Wald
Im Rahmen der im vergangenen Jahr gestarteten Initiative zur Verbesserung der Umweltbildung, besuchten Ende September vierzig Schüler der Gemeinden Nápoles und San Antonio das Gemeindeschutzgebiet von Cuellaje. Gemeinsam mit sieben Eltern, zwei Lehrern und drei DECOIN-Mitarbeitern fuhren die Schüler um sechs Uhr morgens in einem gemieteten Lastauto zum Schutzgebiet. Von dort ging es dann zu Fuß weiter. In teils abenteuerlicher Manier verlief der Weg – trotz der Trockenzeit - durch tiefe Wasserlachen, die überwunden werden wollten. So manch eine Lehrerin, die aufgrund der nicht erwarteten Hindernisse keine Gummistiefel trug, wurde zur Belustigung der Schüler von einem der männlichen Begleiter durch das Wasser getragen.
Nach einer dreistündigen Wanderung kamen alle am Rand des Waldes an. Die Schüler konnten zeigen, was sie während des theoretischen Unterrichts an ihrer Schule über die Pflanzen und Tiere des Waldes sowie über Artenvielfalt gelernt hatten. Mitten in der Natur machte es den Schülern sichtlich Spaß, die besonderen Pflanzenarten, darunter auch Arzneipflanzen, zu finden und zu bestimmen. Und in ihnen verstärkte sich das Bewusstsein: Vögel, Reptilien und Säugetiere, sie alle brauchen einen gesunden, intakten Wald zum Leben. Zwanzig ältere Schüler gingen in Begleitung von Milton Arcos aus dem DECOIN-Team eine weitere Stunde in den Wald hinein, wo der „Umweltlehrer“ ihnen noch besondere Baumarten zeigen und erklären konnte. Erst gegen zehn Uhr nachts kehrten alle erschöpft, aber glücklich, nach Hause zurück - mit dem Wunsch, das nächste Mal im Wald zu übernachten.
OKTOBER 2012 - Mary Ellen Fieweger berichtet:
Landkäufe
„Die Bürokratie in Cotacachi kennt wirklich keine Grenzen“, stöhnte Silvia Quilumbango, Präsidentin von DECOIN. Ein großer Landkauf, wie ihn die Partner des „LichtBlick-Projekts“ derzeit im Intag planen, bedarf viel Geduld hinsichtlich der Registrierung und Abwicklung mit den Behörden. In den vergangenen Wochen war Silvia viele Male in Cotacachi – oft nur um zu erfahren, dass das zuständige Personal entweder in Sitzungen feststeckte, erkrankt war oder aus anderen Gründen nicht zu sprechen war. Zudem gab es über die Waldflächen in der Vergangenheit gerichtliche Auseinandersetzungen, die schon längst beigelegt worden sind, jedoch noch in den Akten verzeichnet sind. Doch bevor der Landtitel übertragen werden darf, müssen diese aus den Büchern ausgetragen sein. Um diese Angelegenheit kümmert sich zurzeit Señora Vásquez. Am 14. November, nach der Rückkehr ihres Ehemanns aus den USA, kann die Überschreibung der Waldflächen abgeschlossen werden.
Schulunterricht im Wald
Der durch DECOIN im September realisierte Ausflug in das Waldschutzgebiet von Cuellaje hatte so großen Anklang gefunden, dass sich Mitte Oktober eine weitere Gruppe von 69 Schülern der Klassen 4 bis 6 aus fünf Schulen auf den Weg machte –diesmal in das Schutzgebiet von Magdalena. Denn schwere Regenfälle hatten einen Erdrutsch verursacht und den Besuch des Cuellaje-Schutzgebiets unmöglich gemacht. Nach der 45-minütigen Fahrt, begaben sich die Schüler in Begleitung von William Navarrete, Milton Arcos, Anna Müller, den beiden Lehrern Yolanda Alvarez und Jamil Vargas sowie Eltern- und Gemeinderatsmitglied Jorge Paredes auf eine zweistündige Wanderung in den Wald. Am Ziel angekommen, erklärte Milton den Kindern die Bedeutung der Tiere und Pflanzen im Schutzgebiet, etwa wie man besondere Arten unterscheiden kann, und welche zu medizinischen Zwecken verwendet werden können. Er erklärte ihnen auch die Folgen der Abholzung: Vom Frosch bis zur Bromelie leben sie alle von und mit dem Baum. Schnell wurde den Schülern klar: Wenn ein Baum aufhört zu existieren, so verlieren auch die übrigen Lebewesen ihre Lebensgrundlage. Yolanda klärte die Schüler über die Gefahren von Waldbränden auf. Und sie verdeutlichte ihnen, wie wichtig sauberes Wasser zum Leben ist und welchen Zusammenhang es zwischen Waldbedeckung und der Versorgung mit Trinkwasser gibt. Jorge berichtete den Schülern schließlich, welche Rolle DECOIN beim Kauf von Waldflächen im Intag spielt und, dass im Falle der Gemeindeschutzgebiete jeder einzelne für den Erhalt des Waldes verantwortlich ist.
Nach dem Ausflug tauschte sich ein Schülervertreter mit den Lehrern und den übrigen Begleitern der Gruppe über die Eindrücke des Ausflugs aus. Was ihm am meisten Spaß gemacht habe, so gestand er den Erwachsenen, sei das Schwimmen im Fluss nach der anstrengenden Wanderung gewesen. Da die Intag-Kinder in den Schule kaum etwas über die Bedeutung des Regenwaldes lernen, sind diese Ausflüge in die Natur so wichtig. Denn nur wenn die Kinder lernen, wie wichtig der Regenwald ist, werden sie helfen ihn zu bewahren.
Wettbewerb bei Radio Intag
Anfang November plant DECOIN einen Radiobeitrag: Kindern, die beim Ausflug ins Gemeindeschutzgebiet dabei waren, soll die Möglichkeit geboten werden, über ihre Erfahrungen zu sprechen und an einem Schreibwettbewerb teilzunehmen. Gemeinsam können sie dabei ihre Erlebnisse zu Papier bringen und dann im Radio vortragen. Eine Jury wird die Geschichten bewerten; die Zuhörer können für die beste Darbietung anrufen. Wir dürfen uns auf spannende Erzählungen freuen.
Erfolgreiches Forum in Chontal
Zum sechsten Mal richtete DECOIN das jährliche Forum zum Thema „Artenvielfalt und Wasser“ aus – ein großer Erfolg, denn in diesem Jahr nahmen mehr als 230 Menschen aus 36 Gemeinden an den öffentlichen Diskussionen teil. Natalia Greene sprach über die Bedeutung der Artenvielfalt im Intag und in ganz Ecuador, sowie die massiven Gefahren von Abholzung und Bergbau. Obwohl Ecuadors Verfassung den Schutz der Rechte der Natur garantiert, werden diese Rechte nur umgesetzt, wenn die Gesellschaft dies aktiv einfordert. DECOIN informierte in einem Beitrag über die Wasserqualität im Intag. Einer Studie von Dr. Karen Knee aus dem Jahr 2010 zufolge ist die Wasserqualität im Intag dort ausgesprochen gut, wo Flüsse von Schutz- und Wiederaufforstungsgebieten umgeben sind. Diese Gebiete existieren in 36 Gemeinden – größtenteils dank der Initiative von DECOIN.
NOV/DEZ 2012 - Mary Ellen Fieweger und Eva Danulat berichten aus dem Intag:
Großer LichtBlick vor dem Jahreswechsel
Am 4. Dezember traf bei GEO schützt den Regenwald endlich die so lang ersehnte Nachricht ein: “Heute ist ein großer Tag für den Waldschutz im Intag”, jubelte Carlos Zorrilla von DECOIN, „alle Papiere sind in Ordnung, der Waldkauf von Lizardo Vázquez kann nun abgeschlossen werden!“.
Rund 820 Hektar bester Primärwald ist inzwischen in den Besitz des Bezirks Peñaherrera übergegangen. Die Bezirksverwaltung hat sich vertraglich verpflichtet, diesen Wald samt all seiner Flora und Fauna dauerhaft unter Schutz zu stellen. Holzeinschlag ist dort ebenso zu unterbinden wie die Jagd auf Wildtiere, Bergbau-Aktiviäten, die Nutzung als Ackerflächen, das Weiden von Nutztieren, und jede andere Tätigkeit, die dem Wald und seinen Bewohnern Schaden zufügen könnte. Die Gesamtfläche der in der Intag-Region dank LichtBlick so geschützten Wälder klettert damit auf 4.800 Hektar – 48 Millionen Quadratmeter!
Lizardo Vázquez, der Verkäufer der jüngst hinzugewonnenen Waldflächen, hat eine interessante Lebensgeschichte: Wie seine Eltern wurde er in Ibarra, der Hauptstadt der Provinz Imbabura, Cotacachi, geboren. Doch die Liebe zur Natur scheint unauslöschlich in den Genen Familie verankert. Schon Lizardos Großeltern arbeiteten auf einer Farm nahe der ecuadorianisch-kolumbianschen Grenze. Als er 27 Jahre alt wurde schlug Lizardo seinem Vater vor, gemeinsam Land im Intag zu kaufen. Das Land, das sie schließlich erwarben – ein Teil dessen jetzt Gemeindeschutzwald wird – bestand aus Zuckerrohrfeldern, die von riesigen Waldflächen umgeben waren. Vater und Sohn Vázquez waren sich einig: der Wald sollte komplett erhalten bleiben, aus dem Rest wurden mit der Zeit Viehweiden und Felder für Bohnen und Mais. Dann heiratete Lizardo. Seine Frau und er bekamen zwei Kinder, einen Sohn, der jetzt 16, eine Tochter, die 12 Jahre alt ist. Ein Arbeitsangebot aus der Transport-Branche führte Lizardo in die USA, wo er Familienangehörige hatte. Obwohl er seither einen Großteil seines Lebens in den USA verbringt, zieht es ihn mehrmals jährlich in die Intag-Region zurück. Über Jahrzehnte stellten Holzfirmen eine konstante Bedrohung für Lizardos Wald dar. “Vor nichts haben die Respekt”, sagte Lizardo im Interview. “Normalerweise bin ich ein netter, freundlicher Mensch, aber wenn ich erstmal wütend bin, dann flöße ich den Leuten sehr wohl Respekt ein!” Das ist zweifellos richtig, denn der Wald, den die Holzfäller so gerne einschlagen wollten, blieb komplett im Urzustand erhalten.
Seit Monaten bemühten sich Silvia Quilumbango und Armando Almeida die letzten bürokratischen Hürden für diesen extrem schwierigen Waldkauf zu nehmen. Seit seiner Ankunft Mitte November in Ecuador galt das auch für Lizardo. Dutzende Angelegenheiten waren zu klären - mit der Steuerbehörde, der Bezirksregierung, dem Grundbuch-Büro …. Einer der mysteriösesten Aspekte war, dass in den 1990er Jahren ein Gericht ein “Verkaufsverbot” über sein Land verhängt hatte – ohne, dass Lizardo davon in Kenntnis hatte! Üblicherweise wird der Verkauf von Land gerichtlich blockiert, wenn etwa im Schuldenfall ein Pfand benötigt wird oder, wenn die Besitzverhältnisse nicht klar sind. Doch keiner konnte Lizardo erklären, wie es dazu gekommen, weshalb genau das “Verkaufsverbot” verhängt worden war. Erst nach zahllosen Behördengängen und jeder Menge „Papierkrieg“ war auch diese Schwierigkeit überwunden. Und auch Lizardo kann jetzt fröhlich mit seiner Familie feiern, denn er hat die Gewissheit, dass „sein“ Wald nun permanent geschützt ist.
DEZEMBER 2012 - Mary Ellen Fieweger berichtet:
Große Freude bei den Bewohnern von Peñaherrera
Der Kauf des Waldes von Lizardo Vázquez für Peñaherrera konnte endlich erfolgreich abgeschlossen werden. Der Landtitel des Grundstücks, das genau 827,43 Hektar umfasst, also 8.274.300 Quadratmeter, ist nun in Gemeindebesitz übergangen. Mary Ellen Fieweger sprach mit dem Bezirksvorsitzenden von Peñaherrera, Gustavo León, über die Bedeutung des Waldkaufs für die Einwohner. „Der obere Teil dieses Gemeindewaldes ist für uns von besonders großer Bedeutung, weil dort das Quellgebiet der Flüsse und Bäche liegt, die die Gemeinden von Peñaherrera – also Villaflora, Chinipamba, Nangulví Alto, Mirador und El Cristal – mit sauberem Trinkwasser versorgen. Der intakte Wald in diesem Gebiet garantiert ihnen, dass die Niederschläge nicht verdunsten oder verschmutzt werden, und der Grundwasserspiegel der Gemeinden nicht sinkt. Im Kaufvertrag ist vertraglich geregelt, dass der Wald zum Gemeindeschutzgebiet gehört und so vor illegalem Holzeinschlag offiziell geschützt ist“, bestätigt Gustavo. Auch im neuen Jahr 2013 steht für ihn die Erweiterung des Waldschutzgebietes im Vordergrund. Entsprechende bewaldete Flächen seien verfügbar. Würde man das bisherige Schutzgebiet erweitern, könnten damit zusätzliche Wassereinzugsgebiete geschützt werden, und somit noch mehr Gemeinden profitieren. Für Gustavo ist der Schutz der Wälder von Peñaherrera für den Entwicklungs- und Flächennutzungsplan der Gemeinden von entscheidender Bedeutung. Daher informierten die Vorstandsmitglieder des Bezirks die Gemeinden über die Erweiterung des Schutzgebietes und betonten, dass der Landtitel eine Klausel enthalte, die den Verkauf von Teilen oder des gesamten Schutzgebietes verbietet. Auf diese Weise seien nun im Bezirk Peñaherrera Wälder und Wasserressourcen geschützt und für das Wohlergehen der jetzigen Bewohner und künftiger Generationen gesorgt.
Im Namen der Bewohner von Peñaherrera bedankt sich Gustavo León vielmals bei DECOIN für die organisatorische Arbeit bei der Abwicklung des Landkaufs und ganz besonders bei „GEO schützt den Regenwald e.V.“, LichtBlick und den Menschen in Deutschland, deren Engagement den dauerhaften Schutz von Intags Wäldern ermöglicht haben.
Neues von DECOIN
Am 27. Dezember unterstützte DECOIN einen Workshop zum Thema „Schutz natürlicher Ressourcen“. Besonders hervorgehoben wurde dabei der Schutz des Trinkwassers und der biologischen Vielfalt in der Intag-Region. Insgesamt 47 Teilnehmer aus den umliegenden Gemeinden und Vertreter von Organisationen kamen hierzu in den Nangulví Ökotourismus Komplex. Silvia Quilumbango und Carlos Zorilla, die Präsidentin und der Direktor von DECOIN, sprachen über die Bedeutung der Artenvielfalt und die Bedrohungen durch Bergbauprojekte in Ecuador. Polibio Pérez, der Vertreter des regionalen Koordinationsausschusses im Intag, informierte die Anwesenden über aktuelle Neuigkeiten und die Gefahren durch Bergbauvorhaben in Junín, oder Llurimagua wie es jetzt heißt. Natalia Geene, Repräsentantin der Pachamama Stiftung, klärte über die Rechte der Gemeinden auf, die durch Bergbau bedroht sind und über die Verantwortlichkeiten des ecuadorianischen Staates.
Die Landesregierung von Ecuador hat ihre Bergbaupläne für die Intag-Region keineswegs aufgegeben. Wie der Intag-Bewohner und langjährige Anti-Bergbau-Aktivist Luis Robalino erläuterte, hat die staatliche Bergbaugesellschaft, ENAMI, die Regierung von Cotacachi um Informationen zu Siedlungen im Gebiet der Bergbaukonzessionen gebeten. Carlos Zorrilla geht davon aus, dass ENAMI Mitte Januar ein Bergarbeiterlager in Villadora, Bezirk García Moreno, aufschlagen wird. Obwohl die Vorsitzende von García Moreno, Shisela Morales, während einer Reise mit dem Staatspräsident Rafael Correa nach Chile die Möglichkeit hatte, mit ihm über die Folgen von Bergbauaktivitäten zu sprechen, ist es unwahrscheinlich, dass das Gespräch Auswirkungen auf dessen Pläne haben wird. So sollen die Kupfervorkommen im südlichen Amazonas von chinesischen Bergbaufirmen abgebaut werden, die in der vergangenen Woche eine Anzahlung auf Lizenzen von EcuaCorrientes in Höhe von 40 Millionen Dollar geleistet haben.
Im Januar findet endlich der Schreibwettbewerb für Schüler der Bezirke Apuela und Cuellaje statt – mehr dazu im nächsten Monat.