Chronologie der Ereignisse im Intag 2011

JANUAR 2011 - Mary Ellen Fieweger, Herausgeberin der Intag-Zeitung, und der Gemeindereporter Pablo Vetancourt berichten:

Neuigkeiten aus Cuellaje

Dank des Zuwachses an LichtBlick-Kunden ist DECOIN in der Lage, den Kauf einiger neuer Waldflächen abzuschließen, um das bestehende Gemeindewald-Schutzgebiet zu erweitern und ein neues zu initiieren.

Silvia Quilumbango, die Präsidentin der Umweltschutzorganisation DECOIN, erzählt, dass die Wiederaufforstungsarbeiten in den Schutzgebieten Neblina und El Cristal voranschreiten. Die hierfür benötigten Baumsetzlinge stammen aus der Baumschule in San Joaquín, mit der DECOIN nach wie vor zusammenarbeitet. Der Gemeindereporter Pablo Vetancourt von Periódico INTAG besuchte im Januar die Baumschule, wo er mit dem Leiter der Projektgruppe, Angel Yépez, sprach. Die Unterkunft für die Projektbetreiber ist noch nicht fertig, weil das Holz für den Fußboden aufgrund des regnerischen Wetters nicht trocknen konnte und das Material für ein kleines Bad fehlt. Derzeit stehen 2.000 Baumsetzlinge bereit für die Auslieferung. Darunter beispielsweise 400 Wachspalmen, sowie die Baumarten Guandera, Pambil oder Tura. Darüber hinaus hat DECOIN für das Neblina-Schutzgebiet weitere 1.000 Setzlinge in Auftrag gegeben. Angel berichtete, dass die Projektgruppe die Baumschule weiterhin am Laufen hält und sehr gerne mit Aufforstungsprojekten kooperiert, da sie um deren Bedeutung für den Naturschutz weiß. Obwohl die Baumschule recht groß und damit arbeitsintensiv ist, plant die Gruppe den Start eines weiteren Einkommen schaffenden Projektes auf dem gleichen Gelände.

Weitere Nachrichten aus dem Intag

Die Gemeinde Perugache, die unter den gesundheitlichen und Umwelt verschmutzenden Auswirkungen der französischen Zementanlage Lafarge leidet, organisiert seit Anfang des Jahres 2011 groß angelegte Protestaktionen. Der Zementstaub schädigt die Lungen der Gemeindemitglieder. Er legt sich über die Felder und auch in Flüssen und Bächen lagert sich der Staub ab. Carlos Zorrilla und die Mitarbeiter von DECOIN beraten diese Gemeinde bei den Protesten gegen die Auswirkungen von Lafarge. Gegen ein weiteres Bergbau-Unternehmen, CECAL, wehren sich die Gemeinden El Paraíso und Barcelona bereits seit einem halben Jahr

Ende Januar planen die Zeitung Periódico INTAG, die Gemeindebibliothek Jatun Yachay Wasy und das Informationszentrum endlich in ein neues Zuhause innerhalb von Apuela zu ziehen. Die Gruppe ist daher mit Renovierungsarbeiten beschäftigt: Fleißig streichen die Mitarbeiter Wände und erledigen kleine Reparaturen, um zunächst den ersten Stock des Gebäudes beziehen zu können.

FEBRUAR 2011 - Mary Ellen Fieweger, Herausgeberin der Intag-Zeitung berichtet in diesem Monat über die Arbeit von DECOIN und Casa Palabra y Pueblo:

DECOIN

In den letzten Monaten hat es sehr viel im Intag geregnet, was sehr gut für die Projekte der Gemeindewiederaufforstung ist. Zusammen mit Vertretern weiterer Basisorganisationen besuchte der Reporter Pablo Vetancourt die Präsidentin der Umweltschutzorganisation DECOIN, Silvia Quilumbango, um über neuste Entwicklungen in der Region zu sprechen.

Derzeit arbeitet DECOIN mit Gemeinden zusammen, die von Bergbauprojekten bedroht sind. Davon betroffen ist unter anderem der Ort Barcelona, der von dem Abbaubetrieb CECAL, der bereits seit mehr als 20 Jahren dort eine Mine ohne Umweltverträglichkeitsprüfung betreibt. DECOIN prüft die Auswirkungen, insbesondere bei den einheimischen Gemeinden in der Nähe der Minen und der Zementfabrik von Lafarge. Julio Espinosa, ein Mitarbeiter von DECOIN, der vor Ort arbeitet, besucht Anwohner in unterschiedlichen Gebieten und sammelt Informationen über die Folgen

der Bergbauaktivitäten. Darüber hinaus klärt er die Anwohner über ihre Rechte und die umweltschädlichen und sozialen Auswirkungen des Gold-Tagebaus auf.

DECOIN arbeitet außerdem an einem Projekt für Abfall und Recycling. Die Umweltschutzorganisation steht in Kontakt mit einem Unternehmen, das Kunststoff zur Wiederverarbeitung aufkauft. In Vorbereitung auf den Besuch des Unternehmens hat DECOIN im Radio INTAG eine Werbung geschaltet, die die Bewohner dazu auffordert, ihre Kunststoffartikel zu sammeln, um sie an die Recycling-Firma zu verkaufen.

Casa Palabra y Pueblo

Casa Palabra y Pueblo setzt das vor einigen Jahren von der Gemeindebibliothek Jatun Yachay Wasy und der Zeitung Periódico INTAG initiiert Ferienprogramm fort. Statt der üblichen Kurse in Kunst, Sport und Lesen, machen die 30 Grundschulschüler, die in diesem Jahr an dem Programm teilnehmen, eine Exkursion zu lokalen Organisationen.

Am 21. Februar besuchten sie die Büros der Río Intag Kaffeebauern (AACRI) und deren Aufbereitungsanlagen, um zu lernen, wie Kaffee ausgelesen, geröstet, verpackt und verschifft wird. In den kommenden Wochen besuchen sie den Gemeindetourismuskomplex von Nangulví, ökologische Landwirtschaftsbetriebe, das präkolumbianische Gelände Gualimán, Radio INTAG, die Workshops zum Kunsthandwerk und der Agrarwirtschaft der Manduriacos, Gemeindewaldschutzgebiete sowie Bauernhöfe, deren Besitzer Biogas zum Kochen aus Schweinedung gewinnen.

MÄRZ 2011 - Mary Ellen Fieweger, Co-Herausgeberin der Intag-Zeitung, berichtet:

Ostern - Zeit der Wachspalmen

Vor fünf Jahren rief eine in Quito ansässige Umweltschutzorganisation, die Jocotoco Stiftung, eine Kampagne gegen das Aussterben der Wachspalme und zum Schutz bedrohter Vögel ins Leben. Die Umweltschutzorganisation DECOIN beteiligt sich seitdem aktiv an dieser und verteilt jedes Jahr am Palmsonntag Wachspalmensetzlinge in den Intag-Gemeinden Peñaherrera, Vacas Galindo, Apuela, Plaza Gutiérrez und Cuellaje.

Wie erfolgreich diese Kampagne ist, zeigt, dass es nun in zahlreichen Gemeinden, einschließlich in Quito, Bestimmungen gibt, die das Fällen der Palme oder Abschlagen von Palmblättern verbieten. In der Zeit vor Palmsonntag stellt die Polizei sogar Wachposten auf und kontrolliert die Ausfuhr von Frachtgut, konfisziert etwaig transportierte Palmen und beschlagnahmt die Transportfahrzeuge.

Die katholischen Geistlichen in Ecuador unterstützen diese Aktion. Sie verlesen eine Woche vor Ostern einen Hirtenbrief und erklären darin, wie wichtig es ist, keine Palmen zu kaufen und bitten die Einwohner, andere Pflanzen oder Gegenstände zur Segnung in die Kirche mitzubringen.

Die DECOIN-Präsidentin Silvia Quilumbango plant, 2000 Palmsetzlinge an die Gläubigen zu verschenken, damit diese gemäß dem Brauch von Priestern gesegnet werden können. Im Anschluss können die Einwohner ihre Setzlinge mit nach Hause nehmen und dort auspflanzen. Das schützt die Palmen und mit ihr zwei Vogelarten, die Pinsel- und Gelbohrsittiche, vor dem Aussterben.

Erneut droht Bergbau im Intag

Und wieder ist die Intag-Region durch den Bergbau bedroht. Am 1. April fand in El Paraíso, westlich von Junín (nicht identisch mit unserem Projektgebiet El Paraíso) in der Gemeinde García Moreno ein Treffen statt, auf dem die Ergebnisse einer Studie zur Umweltverträglichkeit öffentlich gemacht wurden - es geht um die Explorationsphase für eine Gold-, Kupfer- und Silbermine. Laut Adriana Pinos, Beraterin von „Calidad Ambiental“, der Firma, die mit der Studie beauftragt worden war, hat der Konzessionsbesitzer, Edgar Salazar, einen Vertrag mit dem staatlichen chilenischen Kupferproduzenten CODELCO geschlossen. 80 Hektar der Konzessionen sollen durch Salazar an Codelco übertragen worden sein.

Aufgrund mangelnder Transparenz gab es rund um die Vorgänge großen Diskussionsbedarf auf der Sitzung. Beispielsweise wurde die Vorsitzende des Gemeindevorstands von García Moreno, Shisela Morales, in deren Verwaltungsbereich die Konzession liegt, nie von jenen, die die Studie durchführten, kontaktiert. Silvia Quilumbango versicherte, dass DECOIN den Gemeinden weiterhin Hilfe beim Umweltschutz leisten wird und bestätigte im Namen von DECOIN außerdem, dass die Konzession rechtswidrig sei. Die im Intag ansässigen Organisationen, einschließlich Consorcio Toisán, Mitglieder der Río Intag Kaffeebauern (AACRI = Agricultural-Artisanal Coffeegrowers Association of Río Intag), Casa Palabra y Pueblo und nahezu jede andere Gruppe widersetzen sich weiterhin den Bergbauaktivitäten im Intag. José Cueva, Vorsitzender von Consorcio Toisán glaubt, dass das El Paraíso Bergbauprojekt eine "Hintertür" und ein Weg für den Bergbau in Junin ist.

APRIL 2011 - Mary Ellen Fieweger, Co-Herausgeberin der Intag-Zeitung, berichtet:

Wo der Wald wächst

Wieder konnte DECOIN im Auftrag von „Geo schützt den Regenwald“ und LichtBlick neue Primärwaldflächen erwerben. Zusammen mit den Ende April erworbenen Waldgebieten, die zum Bezirk Apuela gehören, umfassen die Schutzflächen im Intag nun mehr als 3.500 Hektar. Den 520.000 Ökostromkunden von LichtBlick, darunter viele Neukunden, sei es gedankt.

Ein Palmsonntag ohne Palmen

Die diesjährige Kampagne für den Erhalt der Wachspalme und zum Schutz bedrohter Vögel war ein voller Erfolg. Zur Segnung am Ostersonntag brachten die Gläubigen ausschließlich Setzlinge von Wachspalmen mit – gespendet von der Umweltschutzorganisation DECOIN –, die sie dann auspflanzen durften. Damit die Setzlinge beste Wachstumschancen haben, wollen die DECOIN-Mitarbeiter das Pflanzen und die Pflege der empfindlichen Palmen in den Gemeinden anleiten.

Protestschreiben gegen Bergbaustudie

Wie bereits im März-Bericht angedeutet, ist die Region weiterhin durch Bergbau bedroht. In Zusammenhang mit der geplanten Förderung von Gold- und Kupfervorkommen nahe El Paraíso hatte der chilenische Kupferproduzent CODELCO eine Umweltverträglichkeitsstudie in Auftrag gegeben, die nun abgeschlossen ist. Obwohl dabei Anforderungen, die detailliert im Bergbaurecht des Landes verankert sind, missachtet wurden, beantragt CODELCO beim Umweltministerium nun die Genehmigung für Probebohrungen.

Um diese zu verhindern, reichten am 8. April 2011 Intag-Bewohner bei der Umweltministerin Marcela Aguiñaga und dem Staatssekretär für Umweltqualität, Carlos Soria ein Protestschreiben ein. Unterzeichner des 9-seitigen Schreibens sind Shisela Morales, die Vorsitzende der Gemeinde El Paraíso, in deren Verwaltungsbezirk die Schürfrechte liegen, der Direktor von DECOIN, Carlos Zorrilla, sowie Schwester Elsie Monge, Vorsitzende des „Ökumenischen Rates für Menschenrechte in Ecuador“ . Das Ministerium wird aufgefordert, die Umweltverträglichkeitsstudie der Beraterfirma „Calidad Amiental“ abzulehnen, aus folgenden Gründen: Die Beraterfirma hat versäumt, vorab die Gemeinde García Moreno über die Umweltanalysen, sowie sie über alle Aspekte des Bergbauprojekts zu informieren; auch die Gemeinde- und Verwaltungsvorsitzenden wurden nicht über das Vorhaben unterrichtet. Zudem wurden nicht alle Gewässer, die durch das Bergbauprojekt beeinträchtigt werden könnten, in die Studie einbezogen; das gleiche gilt für sämtliche Tiere, darunter vom Aussterben bedrohte Arten, die im Schürfgebiet leben. Vergleichende Untersuchungen während der Trocken- und Regenzeit wurden nicht durchgeführt - Zeiten, in denen sich Tiere ganz unterschiedlich verhalten. Laut Carlos Zorrilla warten die Unterzeichner des Protestschreibens noch auf Antwort „von Oben“.

Lust auf Theater?

Carolina Carrión, Geschäftsführerin der Zeitung Periódico Intag und Leiterin des Projekts „Casa Palabra y Pueblo“, besuchte Anfang April Schulklassen in Apuela und Pucará, um Schüler für neue Lese- und Theaterkreise zu interessieren. Die Resonanz war sehr gut; die Mitarbeiter von „Casa Palabra y Pueblo“ hoffen daher, in weiteren Gemeinden Lese- und Theatergruppen bilden zu können. Neues aus Ecuador Am 7. Mai gehen die Ecuadorianer wählen, denn Präsident Rafael Correa hat an diesem Tag einen Volksentscheid festgesetzt. Falls die Wähler ihn unterstützen, werden wichtige Änderungen in der Verfassung vorgenommen werden, vor allem in der Gesetzgebung. Kritiker meinen, dass Correa auf diese Weise nur mehr Kontrolle für den Präsidenten erwirken will. Anlass ist das Ereignis vom 30. September 2010, als es bei einem Polizeiprotest zu einem Schusswechsel zwischen dem Militär und der Polizei kam und fünf Personen getötet wurden. Correa glaubt, dass der Protest in Wahrheit ein Putsch- und Attentatsversuch war. Doch es gibt wenig Hinweise hierauf - zumal die Angeklagten mangels Beweise freigesprochen oder für unschuldig erklärt wurden. Die Gerichtstermine weiterer Angeklagter, die auf ihre Verhandlung warten, sind auf die Zeit nach dem 7. Mai verschoben worden.

Viele Persönlichkeiten der politischen, akademischen und kulturellen Elite Ecuadors sprechen sich gegen den Volksentscheid aus, etwa der Mitbegründer von „Alianza País“ und ehemalige Präsident der verfassungsgebenden Versammlung, Alberto Acosta, der berühmte Straßentheater-Schauspieler Carlos Michelena und der renommierte Bergsteiger Iván Vallejo.

Am „Tag der Arbeit“ nahmen Mitglieder vieler Umweltschutz- und Menschenrechts-organisationen, darunter Bewohner der Intag-Region, an einem Protestmarsch gegen den Volksentscheid in Quito teil.

MAI 2011 - Mary Ellen Fieweger, Co-Herausgeberin der Intag-Zeitung, berichtet:

Aktionen von DECOIN

Die von LichtBlick Anfang 2010 gespendeten Bücher mit dem Titel „El Gran Capoquero“ („Der große Kapokbaum“) begeisterten Mädchen und Jungen an 30 Grundschulen für den Schutz des Regenwaldes. Aufgrund des überwältigenden Erfolgs wird DECOIN dieses Buch nun auch den 6- bis 8-jährigen Grundschülern in sechs weiteren Gemeinden rund um das „Neblina“-Schutzgebiet für den Unterricht zukommen lassen. DECOIN unterstützt auch weiterhin die Gemeinde „El Paraíso“, die sich gegen die Bergbau-vorhaben des chilenischen Kupferproduzenten CODELCO zur Wehr setzt. Die Präsidentin von DECOIN, Silvia Quilumbango, leitete am 28. Mai bei der Jahresversammlung der Río Intag Kaffeebauern (AACRI) eine Diskussionsrunde. Thema war auch hier der Bergbau im Intag.

Casa Palabra y Pueblo

Zu Beginn des neuen Schuljahres im April informierte Carolina Carrión Schüler und Lehrer über die vielen Nutzungsmöglichkeiten der Jatun Yachay Wasy-Bibliothek in Apuela. Zwei Mal pro Woche treffen sich hier Gruppen von Schülern aus Apuela und Pucará, um gemeinsam zu lesen und - basierend auf dem jeweiligen Lesestoff - im Anschluss eine Puppentheater-Vorstellung zu organisieren.

Gemeinsam mit Consorcio Toisán - ein Zusammenschluss verschiedener Gemeindeinitiativen im Intag - wird Casa Palabra y Pueblo ein weiteres Bildungsprojekt realisieren. Im Mittelpunkt des Projekts steht der Managementplan für das Schutzgebiet Paso Alto. Um sich ein Bild davon zu machen, was die Kinder über Umweltschutz und die Bedeutung des Reservates wissen, besuchte Carolina Carrión im Mai die Gemeinden Barrio Nuevo, Bellavista und Pamplona. In den kommenden sechs Monaten sind Workshops und Exkursionen mit Lehrern und Schülern geplant. Consorcio Toisán wird Lehrmaterialien zur Verfügung stellen und Projektmitarbeiter werden die Pädagogen anleiten, wie sie diese im Unterricht einsetzen können.

Volksentscheid in Ecuador

Am 7. Mai 2011 ließ Präsident Rafael Correa das ecuadorianische Volk erneut an die Urnen treten. Anlass: Die Entscheidung über zehn sehr unterschiedliche Themen – darunter etwa die Fragen, ob Stier- und Hahnenkämpfe verboten werden sollen und wie lange jemand in Untersuchungshaft gehalten werden kann. Die Wahl verlief ohne Zwischenfälle. Der Volksentscheid ging zugunsten des Präsidenten aus: Im Landesdurchschnitt erhielten alle zehn Fragen mehr „Ja“- als „Nein“-Stimmen. Trotz der regionalen Auflehnung gegen die Bergbauvorhaben der Regierung konnte sich in der Intag-Region, ein „Ja“ in allen zehn Punkten durchsetzen. Ganz im Gegensatz hierzu die Situation in Zamora Chinchipe, im Südosten des Landes. Auf riesigen Tagebauflächen mitten im Primärregenwald soll dort in Kürze die Erzproduktion anlaufen. Hier wählten zwei Drittel der Wahlberechtigten bei allen zehn Fragen mit „Nein“. Die unmittelbare Bedrohung durch Bergbauaktivitäten brachte über 60 Prozent der Bevölkerung von Zamora Chinchipe dazu, sämtliche Vorschläge der Regierung abzulehnen – sie traten also in die totale Opposition.

JUNI 2011 - Mary Ellen Fieweger, Co-Herausgeberin der Intag-Zeitung, berichtet:

Chilenisches Bergbauunternehmen im Intag

Laut Informationen von DECOIN ist es nun offiziell: Die Konzessionen (Übertragung von Schürfrechten) von Junín werden dem chilenischen Kupferproduzenten CODELCO den Zugang nach Ecuador öffnen. Diese Nachricht ging Anfang des Monats durch die Medien. Während die Pressesprecher von CODELCO diese Nachricht dementieren, bestätigten Einwohner aus dem Intag, dass sich seit letztem Jahr Ingenieure von CODELCO in der Gemeinde von El Paraíso aufhalten.

Bergbau: Thema Nummer eins im Intag

Umweltschützer, Landwirte und Wissenschaftler kamen im Juni zusammen, um auf zwei Veranstaltungen über die Bedrohung des Bergbaus zu beratschlagen. Am 15. und 16. Juni fand ein nationales Treffen in den Thermen von Nangulví statt. Vertreter einheimischer Organisationen diskutierten gemeinsam mit den Gemeinden über geplante und bestehende Projekte in der Intag-Region als auch in anderen Regionen des Landes. Sie entwickelten Strategien der Zusammenarbeit, um gegen das offenkundige Interesse des ecuadorianischen Präsidenten Rafael Correa - Tagebauflächen im Primärregenwald zu erschließen - zu kämpfen. José Cueva, Vorsitzender von Corporación Toisán war neben Daniel Santi, vom Zusammenschluss der indigenen Völker von Ecuador (span. Abk. CONAE), einer der Hauptredner der Diskussionsrunde. Bei der zweiten Veranstaltung vom 21. bis 24. Juni trafen sich Vertreter der Gemeinden und Organisationen aus Kolumbien, Peru, Argentinien, Guatemala, Ecuador und anderen lateinamerikanischen Ländern zum internationalen Meinungs- und Kontaktaustausch in Cuenca, im Süden Ecuadors, um sich für den Erhalt ihrer Wassereinzugsgebiete und Wälder einzusetzen. Bei der Veranstaltung war auch die Initiative „MiningWatch Canada“ vertreten. Diese ist bemüht Untersuchungen und Methoden zu entwickeln, um jene Bergbaufirmen an der Börse von Toronto zu registrieren, die gesundheitliche, menschenrechtliche und umweltschädliche Auswirkungen in den Ländern zu verantworten haben, in denen ihre Schürfrechte liegen.

Lafarge - Zementfabrik

DECOIN berichtet, dass den neuesten Umweltprüfungen zufolge, die Zementmine des französischen Unternehmens Lafarge an zahlreichen schweren gesundheitlichen und Umwelt verschmutzenden Auswirkungen schuld ist. Das Unternehmen fördert pro Jahr eine Million Tonnen Kalkstein aus der Mine im Bezirk von Vacas Galindo. Täglich fahren mehr als 90 Lkws auf der Hauptstraße entlang der Gemeinde und der Schule von Quinde, um den Kalkstein zum Zementwerk zu fahren und wirbeln dabei Staubwolken auf. Hohe Konzentrationen an Siliciumdioxid können eine große Gefahr für die Atmungsorgane darstellen. Seit mehr als 30 Jahren verbraucht die Firma darüber hinaus ohne Genehmigung Unmengen an Wasser, ohne dafür zu bezahlen. Abfallstoffe werden illegal im Berghang deponiert, wodurch ernsthafte Umweltschäden und eine Gefahr für Mensch und Tier entstehen.

Cielo Verde - die Entdeckung einer Stadt

Spektakuläre Nachrichten zu Intags präkolumbischer Vergangenheit: Durch eine neuartige Laser-Scan-Technologie, eine Art Karthographie mithilfe von Luftbildern, fand man heraus, dass rund um die Gemeinde Cielo Verde, der Grundriss einer ganzen Stadt liegt. Die Karten zeigen deutlich 141 rechteckige Strukturen und Formen, die aller Wahrscheinlichkeit nach Wege darstellen. Die Autoren dieser Studie empfehlen daher dringend, Maßnahmen zu ergreifen, um dieses Gelände zu schützen. Ebenso empfehlen sie, den Norden des Guayllabamba Beckens, das Wassereinzugsgebiet der Intag-Region zu schützen, um weitere Überreste der Yumbo-Kultur - worauf die im letzen Jahr gefundenen Überreste vermutlich hindeuten - bestimmen zu können. Diese Maßnahmen wären ein wichtiger Schritt gegen potentielle Bergbauvorhaben, denn das Gesetz verbietet dort Bergbau zu betreiben, wo das Nationale Kulturerbe gefährdet sein könnte.

Aktuelles

Die Geschäftsführerin von "GEO schützt den Regenwald e.V." ist derzeit in der Intag-Region unterwegs und wird im Juli von den Projektfortschritten und ihren Eindrücken vor Ort berichten.

Intag-Reisebericht Juli 2011

Eva Danulat, Geschäftsführerin von „Geo schützt den Regenwald e.V.“ berichtet von ihrem diesjährigen Besuch der Projektregion:

Endlich bin ich wieder im Intag. Bereits seit 2004/5 engagieren sich „GEO schützt den Regenwald“ und LichtBlick für den Waldschutz in dieser Region. Als ich mit dem Direktor unserer Partnerorganisation DECOIN, Carlos Zorrilla, auf dem vertrauten schmalen Pfad unterwegs zu seinem Haus mitten im Wald bin, habe ich die Strapazen der Anreise schon fast vergessen. Ich genieße die würzige, klare Bergluft, den Gesang der Vögel und das Licht der Sonnenstrahlen, das durch die Baumkronen dringt. Und freue mich auf das Wiedersehen mit den Mitgliedern des Teams von DECOIN, auf unsere Planungen und auf die bevorstehenden Besuche in verschiedenen Intag-Gemeinden.

Zwei Tage später bin ich mit Armando Almeida, der für DECOIN die zum Kauf stehenden Waldflächen inspiziert, vermisst und vorverhandelt, unterwegs zu den Wäldern bei Puranquí, im Bezirk Apuela. Überall am Wegesrand schmücken Blüten in allen Farben, Formen und Größen die Landschaft. Eine wunderschöne, orange-rote Einzelblüte ist mir bei meinen bisherigen Besuchen nie aufgefallen – kein Wunder: Wie ihr spanischer Name „Flor de un Día" verrät, blüht sie nur an einem einzigen Tag. Es ist heiß, die Fahrt auf der Buckelpiste zieht sich bereits eine Stunde hin, als plötzlich die Kühlwasseranzeige des „Vitara“-Geländewagens rot aufleuchtet: Aus dem Motorraum steigt Dampf auf, unsere Fahrerin stellt sofort den Motor ab. Wir stehen um die geöffnete, kochend heiße Kühlerhaube als neben uns ein Fahrzeug hält, dessen Insassen sich erkundigen, ob sie uns bei der Bewältigung der Autopanne unterstützen können – typisch für die hilfsbereiten Intag-Bewohner. Wie sich herausstellt ist einer der freiwilligen Helfer noch dazu Hugo Pasquel, der Mann also, dessen Wald wir im März 2011 gekauft haben! Mehrere Liter eiskalten Wassers, herbeigeholt aus einem nahen Bach, beheben schnell den Mangel an Motorkühlung. Erleichtert können wir unsere Fahrt kurz darauf fortsetzen. Immer näher rücken die bewaldeten Berghänge – die 796 Hektar Wald, knapp 8 Millionen Quadratmeter, die dank der LichtBlick-Initiative seit diesem Jahr unter Schutz stehen, sind auch halb verhüllt unter Nebelschwaden beeindruckend. Die wichtigste Funktion des Waldgebiets ist der Schutz der Trinkwasserversorgung von Puranquí und anderen Gemeinden, denn hier liegen die Quellen einiger Flüsse. Bei seinen Begehungen zur Vermessung des Geländes hat Armando hier jedes Mal Brillenbären, oder zumindest frische Spuren von ihnen, gesehen. Die Vorkommen des Brillenbären, der auch Andenbär genannt wird, sind bedroht durch Landwirtschaft und Bergbauaktivitäten; er steht auf der Roten Liste der gefährdeten Tierarten der IUCN . Das Glück ein Exemplar dieser Bären zu sehen haben wir bei unserem gemeinsamen Besuch des Gebiets zwar nicht. Wir überraschen jedoch ein großes „Zoche“, eine Reh-Art – das große, erwachsene Tier springt davon, bevor ich den Auslöser meiner Kamera drücken kann. Als ich später Carlos Zorrilla von der Begegnung erzähle, will er diese Nachricht gar nicht so richtig glauben, zu selten sind die „Zoches“ geworden. Aufgrund des Vordringens landwirtschaftlicher Flächen und ihres schmackhaften Fleischs haben auch sie nur in Schutzgebieten eine Überlebenschance.

Von spannenden Plänen für die eigenen „Gemeinde-Waldflächen“ im Bezirk Cuellaje berichtet uns am Tag darauf der Präsident der lokalen Regierung, Javier Ayala. Das LichtBlick-Engagement der vergangenen Jahre hat dazu geführt, dass die Fläche des Schutzwaldes von Cuellaje auf stolze 2261 Hektar angewachsen ist. Die Bezirksregierung beabsichtigt nun, das Gebiet im Programm „Socio Bosque“ (auf Deutsch: „Freund des Waldes“) zu registrieren. Seit Ende 2008 existiert dieses Programm der ecuadorianischen Regierung zur Förderung des Walderhalts: Wird der Wald erhalten, so belohnt der Staat die Besitzer – in diesem Fall also die Gemeinden von Cuellaje – mit einer jährlichen Geldprämie. Je nach Größe der Fläche zahlt die Regierung für den Schutz registrierter Waldgebiete 10 bis 30 US-Dollar pro Hektar und Jahr – Geld, das der Bezirk für die Realisierung von Umweltprojekten und sozialen Vorhaben gut gebrauchen kann.

Zusammen mit der DECOIN-Präsidentin Silvia Quilumbango besuche ich auch die Baumschule von San Joaquín. Die meisten Aufträge für die Produktion von Setzlingen erhält die Projektgruppe von DECOIN. So etwa stammen von hier etliche Tausend Wachspalmen, die in den vergangenen Jahren in der Intag-Region ausgepflanzt worden sind. Telésforo Chusquillo, Mitglied der Projektgruppe von San Joaquín, hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: die Aufzucht von Cedro-Setzlingen, Cedrela odorata; mehrere tausend Samen dieser Baumart, die ähnlich schwierig zu produzieren ist wie die Wachspalme, hat Telésforo bereits gesammelt. Die Samen dieser wertvollen, vom Aussterben bedrohten Art kann Telésforo zwar zum Keimen bringen; dennoch glückt es ihm bislang noch nicht, überlebensfähige Bäume zu produzieren. Einige Hundert Setzlinge der Wachspalme und von Baumarten mit auffälligen Blüten wie Mayo und Tura für die Auspflanzung auf dem Gelände von Schulen entwickeln sich derzeit auf dem Gelände, und ich zweifle nicht daran, dass Telésforo und seine Gruppe auch die neue Herausforderung meistern werden. Die Nachrichten der Forellenhaltungen von San Antonio und Magdalena sind dagegen enttäuschend: Beide Projektgruppen haben im Mai alle Forellen verkauft und keine neue Produktion mehr begonnen. Hauptgrund für diese Entscheidung: Zu viele private Konkurrenten aus der Umgebung produzieren mittlerweile selbst Forellen und bieten diese auf dem lokalen Markt an. Der Forellenverkauf im Bezirk Cuellaje verlor daher zunehmend an Rentabilität. Während die Entscheidung im Falle der Projektgruppe von Magdalena endgültig ist, haben sich die Betreiber der Forellenhaltung von San Antonio zunächst auf eine “Auszeit“ geeignet. Finden sie einen festen Vermarktungs-partner, wollen sie in ein paar Monaten wahrscheinlich weitermachen.

In der „Casa Palabra y Pueblo“ in Apuela bin ich überrascht, wie groß und hell die neuen Räume des Zentrums sind. Zwar sind die Bauarbeiten in den oberen zwei Stockwerken noch in vollem Gange. Doch im offenen Erdgeschoss, wo Bibliothek und Computer mit Internetzugang bereits eingezogen sind, tummeln sich während meines Besuchs ein Dutzend Kinder und Jugendliche. Stolz führen mich die Leiterin des Zentrums, Carolina Carrión, und die Bibliotheksbetreuerin, Jenny Chapi, herum. Hier sind auch die vielen Bücher, Regale und Geräte zu finden, die mit Hilfe der Weihnachtsspende 2010 von LichtBlick angeschafft werden konnten. Der Buchverleih erfolgt kostenlos, gegen Vorlage des Schülerausweises. Lediglich einige Lehrbücher, etwa über Algebra und Statistik, können nicht ausgeliehen werden, „weil sich nach der Schule ganze Klassen darauf stürzen, um Dinge nachzulesen, die sie im Unterricht nicht verstanden haben“, so Jenny. Sehr beliebt und häufig genutzt, ist auch das Filmvorführgerät, das an etliche Gruppen verliehen wird. Ich bin gerade in eine Lektüre vertieft, als eine Gruppe von Besuchern den Raum betritt. Völlig unverhofft steht plötzlich ein Bekannter aus Hamburg vor mir – Andreas Felsen, besser bekannt unter seinem Spitznamen „Pingo“! Seit Jahren importiert er den Kaffee der Intag-Kooperative AACRI, vermarktet ihn nun über die Kaffeerösterei „El Quijote“ in Hamburg. Wie klein ist doch diese Welt!

Wie immer vergehen die Tage im Intag viel zu schnell. Und wie jedes Jahr bedauere ich, nicht länger bleiben zu können und tröste mich mit dem Gedanken bald zurückzukehren.

AUGUST 2011 - Mary Ellen Fieweger, Co-Herausgeberin der Intag-Zeitung, berichtet:

Nachrichten aus Cuellaje

Die Monate Juli und August standen ganz im Zeichen der Feierlichkeiten zur Erinnerung an die Gründung der sieben Intag-Gemeinden. Obwohl in einigen Fällen das Gründungsdatum in anderen Monaten liegt, verbringen die Schüler und Studenten aus der Sierra dann ihre Ferien zuhause. Und Familienmitglieder, die nach Otavalo, Cotacachi, Quito oder woandershin gezogen sind, planen ebenfalls ihr Wiedersehen mit der Familie entsprechend. Bei der gut besuchten dreitägigen Feier in Cuellaje wurde eine Königin gewählt, Paraden und Konzerte gehalten und Essen angeboten.

Unter den sieben Intag-Gemeinden, ist das Umweltschutzbewusstsein der Bewohner von Cuellaje besonders hoch. Bereits 2002 berichtete die Zeitung Periódico Intag über die Wahl der dortigen „Umweltschutzkönigin“ durch Schulkinder oder über die Schutzmaßnahmen für Flüsse. Diese Tradition geht darauf zurück, dass zwei der Gründungsmitglieder von DECOIN, Cecilia und Yolanda Alvarez, Lehrerinnen sind: Beide nahmen Umweltschutzbildung bereits vor 15 Jahren in den Lehrplan auf und machten früh darauf aufmerksam, dass Cuellaje einer der Bezirke ist, der am unmittelbarsten durch den Abbau der Kupfervorkommen in Junín betroffen wäre.

Silvia Quilumbango, Präsidentin von DECOIN, berichtet, dass das Gemeinde-Waldsschutzgebiet von Cuellaje weiter wächst. Dank der LichtBlick-Spenden konnte die Umweltschutzorganisation zwei neue Kaufvereinbarungen für Primärwaldflächen schließen.

Die Fremdenführer von Intag lernen Englisch

Vor vier Wochen startete im Komplex der Heißen Quellen von Nangulví ein fünfmonatiger Englisch-Intensivkurs. Zwei Drittel der insgesamt 23 Teilnehmer, die allesamt aus dem Intag kommen, sind Reiseführer für Projekte im Gemeindetourismus. In erster Linie sollen sie lernen, sich flüssig und präzise auf Englisch auszudrücken, wobei gleichzeitig jedoch typische Intag-Themen im Vordergrund stehen. So gehören zu den Kursinhalten etwa die englischen Namen von einheimischen Vogel- und Baumarten, Vokabeln über den Widerstand gegen den Bergbau, aus dem Bereich Landwirtschaft und zur Geschichte der Region. Mary Ellen Fieweger und Carolina Carrión von Casa Palabra y Pueblo entwickelten das Kurskonzept. Finanziell unterstützt wird der Kurs von der spanischen Stiftung „Pro Derechos Cuidadanos“ (PRODECI), die viele Projekte im Bereich nachhaltige Entwicklung fördert. Die Teilnehmer sind hoch motiviert. Besuche der touristischen Sehenswürdigkeiten sowie von verschiedenen Naturschutzgebieten gehören mit zu den interessanten Programmpunkten. Während dieser Ausflüge und Exkursionen bekommen die Schüler Gelegenheit, ihre Qualitäten als englischsprachiger Reiseführer zu praktizieren.

Radio Intag

Das Gemeinde-Radio bekommt Verstärkung durch ein mexikanisch-honduranisches Journalistenpaar, das sich auf Radio-Arbeit für Gemeinden spezialisiert hat. In den nächsten sechs Monaten werden die beiden ein Team von Radiojournalisten aus der ganzen Intag-Region ausbilden. Die Dachorganisation "Corporación Toisán" unterstützt das Vorhaben durch Finanzmittel des Ministeriums für ökonomische und soziale Einbeziehung.

„GEO schützt den Regenwald e.V.“ macht auf folgende Intag-Veranstaltungen im September in Berlin und Hamburg aufmerksam:

1. Dokumentarfilm

Am Vorabend von zwei Informationsveranstaltungen in Hamburg und Berlin, zeigt der Verein „Intag e.V.“ den Dokumentarfilm von Regisseur Malcolm Rogge "Under Rich Earth - Bajo Suelos Ricos" (auf Spanisch mit deutschem Untertitel), mit Verkostung des direkt gehandelten Kaffees aus der Nebelwaldregion Intag und der Möglichkeit zum Gespräch mit Malcolm Rogge und José Cueva -Verantwortlicher des Mini-Wasserkraftanlagenprojektes der Region.

Berlin, 12.9.2011, 19:00 Uhr im ACUD Kino

Hamburg, 14.9.2011, 19:30 Uhr in der Werkstatt3

2. Vortrag zum Wasserkraft-Projekt im Intag

Ebenfalls lädt der Verein „Intag e.V.“ zu José Cuevas kostenfreien Fachvorträgen (auf Englisch) »Wasserkraft statt Bergbau! « – Miniwasserkraftanlagen für die ecuadorianische Region Intag, ein.

Berlin, 13.09.2011, 19:00 Uhr im Haus der Demokratie und Menschenrechte (Greifswalder Straße 4, in Kooperation mit dem FDCL e.V.)

Hamburg, 15.09.2011, 18:00 Uhr im Forschungs- und Transferzentrum "Applications of Life Scienes" der HAW in Hamburg-Bergedorf (Lohbrügger Kirchstraße 65, Raum 1.07) in Kooperation mit dem Projekt REGSA – Renewable Electricity Generation in South America (http://www.regsa-project.eu) und dem AStA der Uni Hamburg.

Weitere Infos zu den Veranstaltungen unter: www.intag-ev.de

SEPTEMBER 2011 - Mary Ellen Fieweger, Co-Herausgeberin der Intag-Zeitung, berichtet:

Wachsender Gemeindewald

Die Präsidentin von DECOIN, Silvia Quilumbango, gibt bekannt, dass ihre Organisation in diesen Tagen die Arbeiten für die Grundbucheintragung einer weiteren Primärwaldfläche abschließt. Dank dieses Waldkaufs durch LichtBlick wird der Schutzwald des Bezirks Cuellaje erneut erweitert.

Wachsender Widerstand gegen Lafarge

Wie bereits im Juni-Bericht erwähnt, verursacht die Zementfabrik Lafarge im Intag ernste Probleme. Auch in diesem Monat hat der Direktor von DECOIN, Carlos Zorrilla, keine gute Nachrichten: Der Staatsanwalt der Provinz Imbabura (zu der Intag gehört), hat Haftbefehl gegen neun Einwohner der Gemeinde Selva Alegra erlassen. Grund hierfür war eine durch die Einwohner organisierte Blockade der Straße zur Mine. Das Unternehmen Lafarge ist bereits seit Jahren in der Gegend tätig. Die Probleme, die die Menschen und die Umwelt durch dessen Mine und die Zementfabrik erfahren, sind nicht neu: Gesundheitsschädliche Staubwolken; Mülldeponien im Fluss Quinde, in dem kaum noch Leben vorhanden ist; Abholzung und Abtragung eines bewaldeten Berghangs im Rahmen der Produktion von Baustoffen. Lafarge bietet der lokalen Bevölkerung, die die Leidtragenden dieser Umweltbelastungen sind, weder Arbeitsplätze noch eine Entschädigung an, sieht man einmal von symbolischen Spenden zu den Gemeindefesten oder der mit Süßigkeiten gefüllten Tüte für die Kinder zu Weihnachten ab.

Aufgrund dieser Ungerechtigkeit, haben sich die Menschen von Selva Alegre in diesem Jahr organisiert und leisten Widerstand. Zuletzt blockierten sie im Rahmen der Proteste die Zufahrtsstraße zur Mine. Dies hatte zur Folge, dass neun Leute wegen Blockade einer öffentlichen Straße, Sabotage und unerlaubter Versammlung angeklagt wurden. Vier von ihnen wurden am 9. September - im Zuge einer Hausdurchsuchung ohne Durchsuchungsbefehl -, festgenommen. Die Polizisten fanden dabei einen Karabiner, den im Intag nahezu jeder Haushalt besitzt, um Waschbären oder andere Tiere zu vertreiben, die sich über Hühner oder Vorräte hermachen. Die Inhaftierten sind mittlerweile wieder frei, müssen sich allerdings jede Woche im Büro des Staatsanwaltes melden. Dies ist das aktuellste Beispiel für die Kriminalisierung von Menschen in Ecuador, von Bürgern, die sich gegen Bergbauaktivitäten, Ölbohrungen oder Ähnliches zur Wehr setzen.

CODELCO hat verloren

Das staatliche Umweltministerium hat die Umweltverträglichkeitsstudie des chilenischen Kupferproduzenten CODELCO für die Gemeinde El Paraíso abgelehnt. Mit der Studie beauftragt war die Beraterfirma Calidad Ambiental. Das Ministerium begründet die Entscheidung mit 28 schweren Unzulänglichkeiten, welche diese enthält. Hierzu gehören etwa das Fehlen von Informationen zu möglichen Umweltauswirkungen, von Plänen zur Minimierung von Umweltschäden, und von konkreten Aussagen zu toxischen und sonstigen Abfällen, die zu erwarten wären.

Nachrichten aus dem Bezirk Cuellaje

Eine neue Freiwillige aus Deutschland, Elisa Goeppert, arbeitet seit September mit Carolina Carrión in den Lese- und Theaterzirkeln für Kinder zusammen und gibt Schulkindern der Gemeinden Pucará und Apuela auch Englischunterricht.

Mary Ellen Fieweger, Herausgeberin der Zeitung Periódico INTAG und Mitglied der Casa Palabra y Pueblo-Stiftung, wurde bei der Einweihung des Gemeindefestes in Plaza Gutiérrez für ihre Arbeit im Bereich Bildung und Kommunikation in der Intag-Region geehrt.

OKTOBER/NOVEMBER 2011 - Mary Ellen Fieweger, Co-Herausgeberin der Intag-Zeitung, berichtet:

Große Preisverleihung für die besten Müllsammler

Die Kinder von El Rosario belegten den ersten Platz bei einem Schüler-Wettbewerb der besonderen Art, den der Bezirksrat von Cuellaje mit Unterstützung zahlreicher Organisationen ins Leben gerufen hat. Bei dem Wettbewerb „Weniger Plastik, weniger Verschmutzung – mehr Leben“ ging darum, die Umwelt von Abfall zu befreien. Die Schüler wurden danach bewertet, wie viel Müll sie sammelten. So waren etwa Plastik-Wasserflaschen vier oder fünf Punkte wert, je nachdem, ob sie mit oder ohne Deckel gesammelt worden waren. Insgesamt brachten die riesigen Abfallmengen von El Rosario den dortigen Schülern 21.497 Punkte ein. Und damit war ihnen das Preisgeld in Höhe von 1.000 Dollar, das die Kreisregierung Cotacachi gespendet hatte, sicher. Die Schüler haben beschlossen, den Gewinn der Luz de América-Schule zukommen zu lassen; das Geld soll dort helfen, die Schulausstattung zu verbessern. Der zweite Preis, ein von LichtBlick gespendeter Computer, ging an die Kinder der Schule von San Joaquín, die 16.454 Punkte erzielten. An der Preisverleihung im Gemeindezentrum nahmen um die 350 Besucher teil.

Waldkäufe und Projektarbeit von DECOIN

Im Rahmen der Kooperation mit LichtBlick und „GEO schützt den Regenwald e.V.“ ist Silvia Quilumbango, die Präsidentin der Umweltschutzorganisation DECOIN, derzeit mit der Abwicklung mehrerer Waldkäufe im Bezirk Cuellaje beschäftigt. Durch neue Bestimmungen der Regierung gestaltet sich insbesondre die Grundbucheintragung sehr kompliziert und langwierig. Einen Landkauf in der Gemeinde Irubí, im Bezirk Apuela, konnte DECOIN dagegen abschließen: Ein 50 Hektar großes Waldstück wird künftig das Wassereinzugsgebiet der Gemeinde schützen.

Dank der „Weihnachtsspende 2011“ von LichtBlick kann DECOIN derzeit außerdem ein Umwelt-bildungsprojekt umsetzen; dieses soll Schüler mit der Bedeutung des Gemeindeschutzgebiets von Cuellaje vertraut machen. Folgende Schulen nehmen daran teil: La Colonia und Puraquí im Bezirk Apuela, sowie San Joaquín, Rosario, Nápoles im Bezirk Cuellaje. Das Projekt beinhaltet die verschiedensten Aktivitäten: Workshops an den Schulen, begleitete Besuche im Schutzgebiet und ein Schreibwettbewerb, bei dem es darum geht, eine packende Kurzgeschichte zu schreiben. Mitarbeiter der INTAG-Zeitung werden den Gewinner des Wettbewerbs ermitteln und die Geschichte veröffentlichen.

Versammlungsmonat November

Die Intag-Region hielt am 11. November ihre fünfte Jahresversammlung ab. Mehr als 800 Menschen kamen hierzu in der Gemeinde von El Chontal zusammen. Zwei Themen waren dabei von besonderem Interesse: Zum einen wurde beschlossen, eine Art „Interessensgemeinschaft der

Gemeinden“ zu gründen. Durch diesen Zusammenschluss soll die Umsetzung der bestehenden Pläne für den Bau von Wasserkraftwerken in der Region schneller gelingen. Zu den Gemeinden gehören sechs aus dem Intag- und dem Manduriacus-Tal sowie fünf aus dem Nordwesten von Pichincha, im Wassereinzugsgebiet des Guayllabamba-Flusses, in den die Flüsse Intag und Manduriacus münden. Bei dem zweiten wichtigen Versammlungspunkt ging es um Bergbau. Vertreter beider Seiten der Bergbauproblematik waren sich einig, dass es an der Zeit sei, ein Referendum einzuberufen, um ein für allemal zu entscheiden, ob Bergbau in der Intag-Region gewünscht ist oder nicht.

Nur zwei Wochen später, verkündete die Regierung von Präsident Correa, dass sie einen Vertrag mit dem chilenischen Bergbauunternehmen CODELCO unterzeichnet habe, um mit diesem und dem neu gegründeten staatlichen Bergbauunternehmen von Ecuador verschiedene Vorhaben zu verwirklichen. Darunter auch das Projekt „El Palmar“, das sich auf Schürfrechte in der Gemeinde El Paraíso im Intag bezieht, die deren privater Vorbesitzer an die chilenische CODELCO verkauft hat. Wichtig dabei: Vor erst wenigen Monaten hatte das Umweltministerium die diesbezügliche Umweltverträglichkeitsstudie aufgrund erheblicher Mängel zurückgewiesen. Nun sollen die Berater sämtliche Fehler angeblich korrigiert haben - die Studie wurde akzeptiert. Und obwohl die Gemeinde El Paraíso bislang nicht konsultiert worden ist - wie es das Bergbaugesetz vorsieht-, hat die ecuadorianische Regierung das Projekt nun bewilligt.

Die Teilnehmer der jährlichen Versammlung des Kreises Cotacachi stimmten am 19. und 20. November für die Unterstützung des oben erwähnten neu gegründeten Gemeindeverbandes, verurteilten die Kriminalisierung von Protestlern durch die Correa-Regierung - und sie forderten, dass das Gesetz, welches Bergbauaktivitäten in Cotacachi verbietet, befolgt werde.

DEZEMBER 2011 - Mary Ellen Fieweger, Co-Herausgeberin der Intag-Zeitung, berichtet:

Schule im Wald

Auf 20 Kinder der Grundschule aus El Rosario wartete kurz vor Jahresende noch eine Überraschung: Ein Besuch im Schutzwald des Bezirks Cuellaje. Diese willkommene Abwechslung von ihrem Schulalltag verdankten sie der „Weihnachtsspende“ von LichtBlick. Am Morgen des 27. Dezembers ging es in einem offenen Kleintransporter los. Statt Rechnen und Schreiben standen sechs Stunden Walderkundung auf dem Stundenplan. Mit von der Partie: Zwei ihrer Lehrer sowie Silvana Bolaños von DECOIN. Schon vor dem Besuch hatte Silvia Quilumbango von DECOIN den Schülern viel über das Schutzgebiet erzählt. Weshalb ist der Schutzwald so wichtig für die Menschen im Intag? Welche Flüsse fließen hindurch? Welche Tiere und Pflanzen leben im Schutzwald? Silvia beschrieb auch Möglichkeiten, den Wald für touristische Zwecke zu nutzen, und als Ort, wo man Heilpflanzen und Farbstoffe für Handarbeiten finden und wissenschaftliche Studien durchführen kann, die für alle Menschen von Nutzen sind. Denn sie wollte die Schüler auch dazu ermuntern, für sich eine Zukunftsperspektive als Wissenschaftler oder Fremdenführer im Intag zu sehen. Während des Besuchs konnten die Schüler das in der Schule Erlernte besprechen und anwenden. Weitere Schulklassen aus Napoles, San Antonio und Cuellaje besuchten ebenfalls dieses Waldgebiet, während Kinder aus den Gemeinden La Colonia und Puranqui „ihr“ Schutzgebiet im Bezirk Apuela erkundeten - beide Schutzwälder wurden durch die LichtBlick-Kunden ins Leben gerufen.

Bergbaugefahr in Manduriacos

Wie bereits im November berichtet, will die ecuadorianische Regierung das Projekt „El Palmar“, das sich auf Schürfrechte in der Gemeinde El Paraíso im Intag bezieht, verwirklichen. Nun steht fest, dass das chilenische Bergbauunternehmen CODELCO am 15. Januar seine Bohrausrüstung nach Manduriacos überführen wird. Die subtropische Region Cotacachi besteht aus zwei Flusstälern; dem Intag- und dem Manduriacos-Tal. Oft werden beide zu “Intag” gerechnet – was die Bewohner von Manduriacos allerdings nicht gerne hören. Obwohl das Umweltministerium (s. a. November-Bericht) die diesbezügliche Umweltverträglichkeitsstudie aufgrund erheblicher Mängel zurückgewiesen hatte, sollen die Berater angeblich sämtliche Fehler korrigiert haben. Was aussteht ist der Volksentscheid der betroffenen Gemeinden: Sie sollen darüber befinden, ob Bergbau erwünscht ist. Ein Schritt, der im Grundgesetz verankert ist. Doch bei einem Treffen am 22. Dezember mit Mitarbeitern aus dem Umweltministerium in Imbabura, Bezirk Apuela, erklärte der zuständige Büroleiter, Segundo Fuentes, dass es zu Bergbauaktivitäten kommen werde, da diese nationale Priorität haben.

Wiederaufforstungspläne für Intag

Segundo Fuentes war es auch, der kurz vor Weihnachten nach Apuela kam, um das vom Umweltministerium initiierte Baumschulenprogramm vorzustellen. Die Regierung plant lokale Gruppen und Organisationen zu fördern, die Baumschulen anlegen. Die dort produzierten Setzlinge sollen dann an das Programm verkauft und in den dafür vorgesehenen Gebieten gepflanzt werden. Das Ziel: Flächen von insgesamt 1500 Hektar sollen im Intag wiederaufgeforstet werden. Durch das Programm sollen auch Arbeitsplätze geschaffen werden. Der Beginn ist für Februar 2012 geplant.

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