Chronologie der Ereignisse im Intag 2009

JANUAR/FEBRUAR - Mary Ellen Fieweger, Herausgeberin der Intag-Zeitung, schreibt:

Keine Wetterbesserung in Sicht

Die Tage und Nächte im Intag sind weiterhin nass und düster. Jim und Mimi West, die jahrzehntelang auf einer Farm südlich der Intag-Region gelebt haben und die Niederschlagsmengen aufgezeichnet haben, berichten, dass 2008 das niederschlagsreichste der vergangenen 20 Jahre war. Dem Januar 2009 nach zu urteilen, werden die kommenden Monate noch regenreicher - was auch die landes-weiten Wetterprognosen vorhersagen. Das sind keineswegs gute Nachrichten für die Kaffee-Bauern im Intag, die nun befürchten, dass die diesjährige Ernte noch schlechter ausfallen wird als die Ernte im Vorjahr.

Welch dramatische Folgen die starken Niederschläge für die Menschen im Intag haben können, zeigte jüngst ein tragischer Vorfall: Anfang Januar wurden einige Bewohner von einem Erdrutsch weggerissen, als sie versuchten, von einem Bus zu einem anderen zu gelangen, an einer Strecke, die Cotacachi mit der Intag-Region verbindet und die bereits durch einen kleineren Erdrutsch blockiert war. Den Mitreisenden gelang es, die meisten zu retten. Doch für zwei Frauen aus Peñaherrera und Cuellaje kam jede Hilfe zu spät.

Minengesellschaft sucht neues Betätigungsfeld?

Die Mesa Copper Mining Corporation (ehemals Ascendant Copper Corporation), die 2008 ihre Konzessionen beim Bergbau-Gerichtsentscheid verloren hat, scheint wieder in Aktion zu treten. Wie es aussieht, finanziert sie eine Gruppe, die den Kaffeezüchtern aus der Intag-Region höhere Preise für ihren Kaffee bietet, als die Assoziation der Río Intag Kaffeebauern (AACRI). Letztere Organisation wurde als Alternative zum Bergbau gegründet und ihr Ziel ist es, den Umweltschutz zu fördern und die Lebensbedingungen ihrer Mitglieder zu verbessern. Die Gruppe kauft jeden beliebigen Kaffee auf, ungeachtet seiner Qualität. Man sagt, dass sie den Bauern sogar Kredite zur Verfügung stellt. Klar ist, dass diese Maßnahmen dazu gedacht sind, AACRI zu schwächen.

Kurzmeldungen aus den Projektgebieten Magdalena und San Joaquín

Pablo Vetancourt, die deutsche Freiwillige Sarah Klemm und Carolina Carrión, die seit Januar für die Zeitung „Periódico Intag“ arbeitet, besuchten Anfang Februar die Projektgebiete und trafen sich mit der Präsidentin von DECOIN, Siliva Quilumbango, um mit ihr über den aktuellen Stand der Projekte zu sprechen.

In Magdalena haben die Betreiber des Forellenprojektes mit dem Bau des "Waschbereichs" und den Abwasserleitungen begonnen. Rohre wurden unterirdisch verlegt und rund um die Teiche Gras gepflanzt. Allerdings ruhen derzeit die Arbeiten, weil das schlechte Wetter viele Straßen unpassierbar gemacht hat und sich dadurch der Nachschub an Materialien verzögert.

Wenig besser sieht die Lage im Baumschulen-Projekt von San Joaquín aus. Auch hier konnten aufgrund der schlechten Straßenverhältnisse keine Baustoffe für das Verwalterhaus geliefert werden. Einer der Projektbetreiber, Rodrigo Yépez, teilte mit, dass die Guppe als zusätzliche Einkommensmaßnahme plant, einen Hühnerstall zu bauen. Derzeit sei - mit Ausnahme des Verkaufs von Wachspalmen - die Nachfrage nach einheimischen Baumarten sehr gering. Nach Ansicht von Silvia Quilumbango fehlt es den Projektbetreibern jedoch an Unternehmergeist und Geschäftsideen. Sie überdenken jetzt Silvias Angebot, den Verkauf von Baum-Setzlingen dadurch anzukurbeln, dass DECOIN zunächst für den Transport der Pflanzen zum Sonntagsmarkt in Apuela aufkommt.

Proteste gegen neues Bergbaugesetz

Die Nationalversammlung genehmigte Ende Januar ein neues Bergbaugesetz. Kanadische Bergbaufirmen - die 60 % aller Bergbaukonzessionen in Lateinamerika besitzen - begrüßten das Gesetz . Die Anzahl von Konzessionen je Firma ist nicht begrenzt, sie sind 25 Jahre gültig und können zudem verlängert werden. Kritiker, wie der ehemalige Präsident der Verfassungsgebenden Versammlung, Alberto Acosta, argumentieren, dass das Gesetz die Ausbeutung von Bodenschätzen fördere, die zu verstärkter Armut, Ungleichheit, Umweltverschmutzung und Abhängigkeit geführt hat und Spekulationen begünstigt.

In einem letzten Versuch die Kongressabgeordneten davon zu überzeugen, anders zu entscheiden, organisierten CONAIE (Confederation of Indigenous Nationalities of Ecuador = Bündnis der indigenen Völker von Ecuador) - eine Dachorganisation, die einen großen Teil der indigenen Bevölkerung auf nationaler Ebene vertritt - und Umweltgruppen einen landesweiten Streik. DECOIN, die Bezirksregierung und Organisationen aus dem Intag und Cotacachi nahmen ebenfalls daran teil und blockierten die Panamericana im Norden Ecuadors. Die Polizei ging mit harter Gewalt gegen die Demonstranten vor und versuchte, sie auseinander zu treiben. Fünf Demonstranten - Hernando Pereira, der Präsident von Consorcio Toisán, sein Sohn Ernesto, sowie drei Mitarbeiter von Consorcio Toisán - wurden der schweren Verkehrsbehinderung beschuldigt und verhaftet.

MÄRZ - Mary Ellen Fieweger, Herausgeberin der Intag-Zeitung, schreibt:

Mitte März konnten Vertreter von DECOIN im Auftrag von „GEO schützt den Regenwald e.V.“ eine weitere Primärwaldfläche erwerben. Somit wurden wochenlange Verhandlungen mit dem früheren Besitzer endlich erfolgreich abgeschlossen. Die neue Fläche erweitert das durch LichtBlick finanzierte Waldschutzgebiet der Gemeinde Cuellaje auf rund 1539 Hektar.

Das Consorcio Toisan, zu dem auch DECOIN gehört, hat Ende Februar eine neue Internetseite auf Spanisch und Englisch in Betrieb genommen. Unter

Consorcio Toisan finden sich etwa Informationen zu den beteiligten Organisationen bzw. Gruppen und ihren Produkten, zu zahlreichen Ökotourismus-Angeboten in der Region, und auch praktische Informationen für Intag-Besucher. Interessierte junge Leute zwischen 18 und 35 Jahren, die als Freiwillige bei Consorcio Toisan arbeiten möchten, können sich hier außerdem über die Anforderungen informieren.

Die Intag-Zeitung ("Periódico Intag") hat mit dem Bau der "Casa Palabra y Pueblo" (Zu Deutsch: Haus des Wortes und des Volkes) begonnen. Das Gebäude soll drei Etagen hoch werden, mit einer nutzbaren Fläche von 300 Quadratmeter. In der ersten Etage soll das Internetcafé eingerichtet werden, das vorübergehend in einer Bibliothek in Apuela operiert. Außerdem soll auf dieser Etage ein Café eingerichtet werden, in dem „Río Intag“-Kaffee und weitere lokale Spezialitäten angeboten werden, ein Touristen-Informationszentrum sowie ein eigenes Produktionsstudio für RADIO Intag, das sich derzeit in der Gemeinde Peñaherrera befindet. In der zweiten Etage sollen eine Bibliothek, ein Zentrum für Kleinkind-Förderung, Diagnose und Behandlung von Lernschwierigkeiten und das Intag-Dokumentationszentrum entstehen. Hier sollen alle Bücher, Artikel, Studien, Broschüren, Unterlagen, Poster und Dokumentationen über die Intag-Region gesammelt werden, die über die Jahre publiziert worden sind, insbesondere seit der Anti-Bergbau-Kampagne, die bereits vor 15 Jahren begann. Diese Informationen sollen Wissenschaftlern, Journalisten, Studenten, Entwicklungshelfern und jedem zur Verfügung stehen, der sich für die Entwicklung im Intag interessiert. Die dritte Etage soll die neuen Räume der Intag-Zeitung und eine Wohnung für freiwillige Mitarbeiter beherbergen. Daneben ist ein Trainings- und Informationszentrum geplant, in dem etwa Kurse für Englisch, die Gestaltung von Internetseiten, Marketing, Radio-Programmgestaltung, Kleinkind-Erziehung, Gesundheit und Ernährung angeboten werden sollen. Momentan läuft eine Vielzahl von Finanzierungsanträgen, um die Bauarbeiten und die Ausstattung des Gebäudes abzuschließen.

APRIL - Mary Ellen Fieweger, Herausgeberin der Intag-Zeitung, schreibt:

La Loma – Die Zukunft des Legehennenprojektes steht auf der Kippe

Noch keine endgültige Überlebenschance für das Legehennenprojekt in La Loma in Sicht – Lage weiterhin problematisch

Nachdem der Pick-Up von Marcelo Lalama auf dem Weg zum Forellenprojekt nach San Antonio im tiefen Wasser stecken geblieben war, konnte die kleine Gruppe von Mitarbeitern der Intag-Zeitung, Carolina Carrión, Pablo Vetancourt und Sarah Klemm, eine Straße nicht mehr passieren, die von den Regenfällen in den letzten Monaten gänzlich überflutet worden war. Lediglich das Legehennenprojekt in La Loma konnte besucht werden. Esperanza Quinteros und Norma Rodríguez, zusammen mit Gerardo Flores, Normas Mann, der im Projekt öfter aushilft, gaben bereitwillig Auskünfte über den Zustand des Projektes.

Zurzeit gibt es noch rund 500 Hennen in La Loma, die Eier legen. Mittlerweile wurden alle Hähne verkauft, um Futter zu sparen. Trotz der Anschubfinanzierung sind generell acht US Cents pro Ei für das Projekt zu gering, um die Fixkosten zu decken. Bei durchschnittlich 390 Eiern pro Tag, werden an die 70 kg Hühnerfutter benötigt, das in den letzten Monaten zunehmend teurer geworden ist. Für das Projekt bedeutet selbst der Verkauf von durchschnittlich 500 Eiern pro Tag immer noch einen Verlust von vier US$ pro Tag. Auch die Transportkosten zu den Wochenmärkten schlagen zu Buche und nicht finanzierbar ist etwa das vorgesehene Trainingsprogramm in Buchführung. Derzeit überprüfen in Kooperation mit DECOIN, Praktikanten der Zentraluniversität von Quito, ob dieses Projekt wirtschaftlich überlebensfähig ist.

Bereits drei der neun Projektbetreiber haben das Projekt aus gesundheitlichen Gründen verlassen oder, weil sie nicht länger an lohnende Einnahmen des Projektes glauben. Die verbleibenden Betreiber geben trotz der derzeitigen Schwierigkeiten nicht auf und halten daran fest, dass es mit vereinten Kräften zu schaffen sein müsste das Projekt gewinnbringend weiterzuführen, um auf eigenen Füßen zu stehen.

Der Kampf um die Bergbaukonzessionen schreitet fort

Spannend geht es weiterhin bei dem Rettungskampf um den Wald im Intag zu

Vor kurzem reichte die indianische Dachorganisation CONAIE, die zahlreiche indigene Organisationen in Ecuador vertritt, eine einstweilige gerichtliche Verfügung gegen das neue Bergbaugesetz ein.

Ihre Führung ist der Ansicht, dass das Gesetz gegen eine ganze Reihe von Aspekten der Verfassung verstoße: Es vereinbare beispielsweise nicht die verbindliche Rücksprache mit den Gemeinden, die gegen den Bergbau eingestellt sind, es begünstige Bergbauvorhaben - oder Vorbereitungen dazu - trotz des notwendigen Schutzes von Wassereinzugsgebieten und es erlaube Bergbau in geschützten und gefährdeten Gebieten.

Laut CONAIE verstoßen die fraglichen Elemente des Gesetzes auch gegen internationale Vereinbarungen, die Ecuador unterzeichnet hat. Letzte Woche wurde eine weitere gerichtliche Verfügung von Gemeinden aus dem Süden Ecuadors eingereicht, wo Projekte zum Abbau von Kupfer und Gold in offenen Gruben durch kanadische Firmen vorangetrieben werden. Die Provinzbehörde von Cotacachi bereitet eine dritte einstweilige Verfügung vor, die demnächst eingereicht werden soll.

Inzwischen hat der Rechtsanwalt Murray Klippenstein im Namen der drei Intag-Bewohner Polibio Pérez, Israel Pérez und Marcia Ramírez einen Prozess gegen "Copper Mesa Mining Corporation" (ehemals Ascendant Copper Corporation) sowie gegen die Börse von Toronto angestrengt. Bei der Klage geht es darum, dass die Copper Mesa Mining Corporation nichts unternommen hat, als Bauern und Gemeindevorsteher im Intag, die gegen den Bergbau sind, angegriffen und bedroht wurden. In der Anklage heißt es: "Was im Intag passiert, ist beispielhaft für ein viel größeres Problem; die fehlende unternehmerische und finanzielle Haftung der kanadischen Bergbauindustrie." Klippenstein erwartet damit, dass die Firma Millionen von Dollar für diesen Fall aufbringen muss, der noch Jahre andauern wird.

Dennoch beabsichtigt er weiterzumachen, weil der Fall "einen einfachen, fundamentalen rechtlichen Aspekt“ einbezieht: „Du sollst niemandem schaden und du sollst dein Geld nicht dazu verwenden, jemanden anzustellen, von dem anzunehmen ist, dass er wahrscheinlich Schaden verursachen wird."

Weitere Informationen zu diesem Prozess kann man in einem Artikel der kanadischen Journalistin Jennifer Moore, die in Ecuador lebt, im Internet finden. Link: http://thetyee.ca/News/2009/03/03/CanMining/

MAI - Mary Ellen Fieweger, Herausgeberin der Intag-Zeitung, schreibt:

Die Mitglieder der Río Intag Kaffeebauern (AACRI*) kamen Anfang Mai zu ihrer jährlichen Versammlung zusammen. Aufgrund ungewöhnlich heftiger Regenfälle seit Jahresbeginn, fiel die Kaffeeernte weitaus schlechter aus als erwartet. Dagegen hoffen die Kaffeebauern mithilfe von hilfreichen Mikroorganismen den Schädlingsbefall besser behandeln zu können, der sich unter den Klimabedingungen der vergangenen zwei Jahre deutlich verstärkt hat.

Die Gesundheitszentren im Intag initiierten eine Kampagne über den umweltfreundlichen Umgang mit Abfällen aus den Haushalten und der Landwirtschaft. Diese Aktion beinhaltet auch Informationen über die Bedeutung von organischer und anorganischer Mülltrennung sowie den Nutzen der organischen Abfälle für die Kompostierung.

Die INTAG-Zeitung und das Internet-Zentrum erwarten im September zwei neue Volontäre aus Deutschland. Zusätzlich zu den Aufgaben in der Zeitungsredaktion und innerhalb des Kommunikationszentrums, sollen sie bei der Gründung eines Lese- und Theaterkreises mitwirken. Dessen Ziel ist es, Lese- und Theatergruppen mit Grundschulkindern zu bilden, die Texte schreiben lernen und ihre Lesefähigkeiten stärken sollen. Aus den Geschichten können sich Manuskripte für Hörspiele oder Theaterstücke entwickeln, die im Radio, in der Gemeinde oder bei Schulfesten aufgeführt werden könnten. Sollte das Pilotprojekt in Apuela erfolgreich sein, will man das Programm auch auf andere Gemeinden ausdehnen.

Die Mitarbeiter von HidroIntag, die neun kleine Wasserkraftanlagen an den Flüssen in der Intag-Region bauen wollen, sind weiterhin dabei, dieses Projekt den Menschen in den Gemeinden näher zu bringen. Daneben initiieren sie Trainingsprogramme für junge Leute (und nicht ganz so junge), die in der Konstruktionsphase des Projektes mitarbeiten möchten.

Wenn die geplanten neun Wasserkraftwerke erst einmal installiert sind und laufen, wird mit einem Gewinn in Millionenhöhe für die Intag-Region und Cotacachi gerechnet. Das Geld soll in diverse Projekte fließen, darunter Maßnahmen zur Verbesserung der Infrastruktur, sowie zur Förderung von Bildung und Gesundheit.

Was das Thema Bergbauindustrie anbelangt, so herrscht Sorge sowohl bei den Umweltschützern als auch bei jenen Gemeinden, die von den groß angelegten Bergbauvorhaben betroffen sind. Diese sind das Ergebnis eines kürzlich unterzeichneten Abkommens zwischen der ecuadorianischen Regierung und der Chile State Copper Corporation. Das Abkommen gibt Codelco das Recht, nach Kupfer zu suchen. Den Nachrichten zufolge, sollen sich die Untersuchungen zunächst auf den Süden des Landes konzentrieren.

Bei den Wahlen am 26. April erzielte die Regierungspartei „Alianza País“ einen klaren Sieg. Die Kandidaten dieser Partei stellen nun sämtliche Bürgermeister der Provinz Imbabura. Im Juni werden Wahlen auf Gemeindeebene folgen.

*AACRI: Die Agricultural-Artisanal Coffeegrowers Association of Río Intag ist eine Organisation, die Alternativen zum Bergbau aufzeigt und deren Hauptziel es ist, Umweltschutz zu betreiben und die Lebensbedingungen ihrer Mitglieder zu verbessern.

Intag-Reisebericht Juni 2009

Eva Danulat, die Geschäftsführerin von "GEO schützt den Regenwald e.V.", war im Juni in der Projektregion und berichtet:

Es ist Samstag und in Otavalo sind keine Bustickets in die Intag-Region mehr erhältlich. Ein Glück, dass Silvia Quilumbangos Ehemann, Pablo Almeida, mich mit dem Auto in den Intag bringen kann. Pablo fährt einen "Vitara" mit Vierradantrieb; wie sich schnell herausstellt, kämen wir ohne den kaum voran, denn starker Regen hat die Straße mal wieder in eine rutschige Schlammpiste mit tiefen Löchern verwandelt. Nach wenigen Kilometern überholen wir einen weiteren "Vitara", dessen Fahrer uns mit Handzeichen auffordert anzuhalten. Als wir einen Blick in den Wagen werfen, können wir es kaum fassen: In dem kleinen Fahrzeug drängen sich rekordverdächtige 13 Personen! Drei Jungs, deren Ziel ebenfalls Peñaherrera ist, steigen kurz darauf überglücklich in unseren Wagen um. Etwas mehr als 2 ½ Stunden benötigen wir schließlich für die 46 Kilometer bis ans Ziel. Die erste Nacht im Intag verbringe ich im Haus der fünfköpfigen Familie von Silvia, in dessen Anbau auch zwei Freiwillige von DECOIN vorübergehend leben. Am nächsten Morgen fahren wir nach Cuellaje, und ich beziehe in dem neuen Hotel beim Dorfplatz ein Zimmer - eine der wenigen Unterkünfte in der Bezirksstadt. Noch scheint es keinen Namen zu haben. Vor einem Jahr war ich hier der einzige Gast, die Duschen funktionierten nicht, alles wirkte improvisiert. Das hat sich mittlerweile geändert. Noch sind es meist keine Touristen, die sich hier einmieten, sondern Besucher, die geschäftlich im Ort zu tun haben.

In den folgenden Tagen besuche ich zusammen mit Silvia, dem Bezirkspräsidenten Don José Garzón und dem DECOIN-Mitarbeiter Armando Almeida nacheinander die durch LichtBlick finanzierten Kleinprojekte an verschiedenen Standorten im Intag. Außerdem steht für meinen einwöchigen Aufenthalt im Intag auch ein Besuch des Gemeindeschutzwaldes von Cuellaje auf dem Programm.

Den Anfang macht die idyllisch gelegene Forellenhaltung in San Antonio, etwa 30 Autominuten nördlich von Cuellaje gelegen. Auf den Austausch mit Cristián Ayala und den übrigen Mitgliedern der 11-köpfigen Betreibergruppe freue ich mich besonders. Nach der Begrüßung erzählen die Socios zunächst von dramatischen Ereignissen: Ende April wurde nach extremen Niederschlägen das sonst kristallklare Wasser des Gebirgsbachs, der die Fischbecken versorgt, durch den außergewöhnlich hohen Abfluss mit Feinsediment vermengt. Während einiger Stunden floss durch die Hälterungsbecken eine trübe Brühe, was die empfindlichen Forellen nicht vertragen. Die Projektbeteiligten handelten rasch. Dank des unermüdlichen Einsatzes der Gruppe konnte zumindest die Hälfte der Fische rechtzeitig in Becken mit klarem Wasser umgesetzt werden. Alles richtig gemacht. Den verbliebenen Forellen geht es bestens, sie zeigen keinerlei Hautschäden oder Verhaltensänderungen. Als sie von den Ereignissen erzählen, sind die Socios noch immer sichtlich betroffen, und doch zurecht stolz. "Als wir so viele unserer Fische verloren haben, erzählten manche Neider aus den Nachbargemeinden schon rum, wir würden aufgeben, doch das wollen wir auf keinen Fall!". Die Gruppe lässt sich von dem Rückschlag nicht unterkriegen. Sie hat in den vergangenen Jahren enorm viel gelernt und an Selbstvertrauen gewonnen. Um in Zukunft ähnliche Notsituationen und Verluste zu vermeiden, beschließen wir, die Wasserzulaufstelle zu festigen und durch den Bau einer kleinen abgeschrägten Mauer den Zufluss von zu großen Wassermengen zu verhindern. Beim anschließenden köstlichen Essen - gebackene Forelle mit süßen Kartoffeln - dreht sich das Gespräch um die weiteren Pläne in San Antonio. Besonders bedauern die Projektbetreiber den Verlust ihrer größten Forellen – Fische, die bereits Geschlechtsreife erlangt hatten und zur Nachzucht genutzt werden sollten. Denn die die eigene Nachzucht würde Kosten sparen, den Transport von Jungfischen überflüssig machen, sie unabhängiger machen. Ich staune. Stolz erzählen die Socios mir von einem Kurs im Januar 2009, in dem sie gelernt haben, wie sie Forellen nachzüchten und künftig ohne den Kauf von "Fingerlingen" auskommen können. Vielleicht können sie ihre neuen Kenntnisse ja noch vor Ende dieses Jahres unter Beweis stellen? Eines der großen Becken im unteren Teil des Geländes soll betoniert werden, damit Schüler, die auf dem Klassenausflug die Forellenhaltung besuchen, künftig in klarem Wasser baden können.

Dadurch, dass sich unser Besuch in San Antonio etwas in die Länge gezogen hat, kommen wir rund 90 Minuten zu spät in Magdalena an. Von den Mitgliedern der Projektgruppe keine Spur. Silvia berichtet, dass die Gruppe noch aus sechs Personen besteht, nachdem einer der Socios - mit der schleppenden Entwicklung des Projekts unzufrieden - aufgegeben hat. Wie sich später herausstellt, hatte der Leiter der Gruppe nicht mehr mit unserem Kommen gerechnet und war bereits nach Hause gegangen. Wir sehen uns auf dem Gelände um. Wie in San Antonio sollten hier zum Zeitpunkt meines diesjährigen Besuchs bereits Forellen gehalten werden. Doch wie es aussieht, wird dies noch ein paar Wochen auf sich warten lassen. Nur das Becken für die Jungfische und ein großes Hälterungsbecken ist bereits fertig gestellt. Und natürlich das Wärterhäuschen. Durch einen Erdrutsch im Zuge der Wetterkatastrophe vom April ist die Rohrleitung beschädigt worden; sie muss repariert werden, bevor die Fischhaltung beginnen kann. Noch habe ich meine Zweifel, ob diese Gruppe genug Einsatz und Durchhaltevermögen beweisen wird, um ähnlichen Erfolg zu haben wie die von San Antonio. Über die Absatzlage brauche ich mir jedenfalls keine Sorgen zu machen, versichert mir Silvia: Überall im Intag werden die Forellen als willkommene Abwechslung geschätzt, von den Einheimischen ebenso wie von den Touristen.

Am nächsten Morgen fahren wir nach Pueblo Viejo, um das Legehennenprojekt zu besuchen. Derzeit gibt es allerdings keine Hennen, sie wurden vor einigen Wochen verkauft als die Legefrequenz immer weiter nachließ. Der Stall und auch die Futter- und Wasserspender sind bereits gereinigt und desinfiziert. Die 18-köpfige Projektgruppe ist von der Arbeit des vergangenen Jahres, die sie zusätzlich zu ihren Aktivitäten zuhause und auf dem Feld auf sich genommen haben, erschöpft. Und sie hat die frustrierende Erfahrung machen müssen, dass sie trotz ihres großen Einsatzes und der finanziellen Unterstützung durch DECOIN letztendlich keinen wirtschaftlichen Erfolg erzielt hat. Verständlich also, dass ihr anfänglicher Optimismus gedämpft ist, doch noch haben die Mitglieder die Hoffnung auf Erfolg nicht aufgegeben. Die Eier der gehaltenen Hühnerrasse waren von guter Qualität, im Durchschnitt allerdings zu klein, um den Top-Preis zu erzielen. Für die Eier der größten Gewichtsklasse erhielt die Gruppe 2,80 US$ pro 30 Stück, sonst deutlich weniger. Hinzu kommt, dass die Futterkosten im Verlauf der Hennenhaltung extrem stiegen und den Projektbetreibern nicht genug Zusatzfutter aus eigener Produktion zur Verfügung stand. Auch die in den ersten Monaten noch gehaltenen Hähne fraßen jede Menge Futter, brachten jedoch nichts ein. Die Gruppe ist also enttäuscht von ihrem ersten Versuch als "Unternehmer" - so schwer hatten sie es sich nicht vorgestellt, mit dem Verkauf von Hühnereiern Gewinne zu erzielen. Doch sie haben wertvolle Erfahrungen gemacht. Und von dem Geld, das sie durch den Verkauf der Eier und der Hennen erwirtschaftet haben, wollen sie "nach ein paar Wochen Verschnaufpause" einen Neuanfang wagen. Für mich etwas überraschend: Die Gruppe hat den Beschluss gefasst, demnächst einen weiteren Versuch mit Legehennen zu machen. Allerdings beabsichtigen die Socios in Zukunft nur 500 (statt 1000) Hennen und keine Hähne mehr halten, und sie wollen eine Hühnerrasse auswählen, die größere Eier legt. Ein höherer Anteil des Futters soll in der kleinen Gemeinde produziert werden. Auf diese Weise sollen künftig die Futterkosten eingedämmt und der Gewinn optimiert werden. Ich bin gespannt, ob diese Rechnung aufgehen wird.

In San Joaquín besuchen wir gleich zwei Standorte: Zunächst das Ende 2008 für die Baumschule gekaufte Landstück, ihr neues permanentes Zuhause. Das Land am Flüsschen San Joaquín liegt wirklich ideal. Über die angrenzende Straße können problemlos Materialien herangeschafft und die Setzlinge abtransportiert werden. Noch sind hier abgeerntete Maisstauden zu sehen, sowie ein halbfertiger Bau, bei dem noch zwei Wände und das Dach fehlen – das künftige Wärterhaus. Gruppensprecher Telésforo Chusquillo erklärt uns, die Arbeiten seien aus verschiedenen Gründen verzögert worden, könnten jedoch nun zügig abgeschlossen werden. Der frühere Besitzer habe der Gemeinde das Land unter der Auflage verkauft, Anfang 2009 noch die Maisernte einbringen zu können. Außerdem habe der Vorbesitzer den Drahtzaun, der das Land umgibt, nicht mitverkauft; er möchte den Draht abmontieren, um ihn anderweitig einzusetzen. Bald soll die Baumschule von einem "lebendigen Zaun" aus schnell wachsenden Pflanzen umgeben werden. In den kommenden Monaten wollen die Socios die Flächen reinigen und vorbereiten und gleich zu Beginn der Regenzeit mit der Produktion neuer Setzlinge beginnen. Auf dem ehemaligen Gelände, das ich schon von meinen vorangegangenen Besuchen kenne, stehen noch mehr als 3000 Setzlinge verschiedener Arten zum Verkauf – darunter 500 rot-weiß blühende turas, 1300 guanderas (Gummibäume) und 1100 Wachspalmen. Einige der Pflanzen haben schon Wurzeln durch die schwarzen Plastikbehälter hindurch in die Erde getrieben und sind schon so groß, dass sie nicht mehr verpflanzt werden können. Die Erde ist sehr fruchtbar. In nur drei Jahren hat ein sangre de drago, den uns Telésforo zeigt, stolze acht Meter Höhe erreicht! Wir diskutieren über die Möglichkeiten, der Gruppe beim Verkauf der verbleibenden Pflanzen zu helfen. Am Ende der Beschluss: DECOIN wird der Gruppe die meisten Baumsetzlinge in den kommenden Wochen abkaufen, um damit das Gelände der Schulen von San Antonio und Nápoles zu bepflanzen. Für die Zukunft ist Telésforo optimistisch. Die neunköpfige Gruppe hält zusammen, ihre Mitglieder haben 800 US$ auf dem Konto. Der Verkauf der Setzlinge läuft gut, besonders der von Wachspalmen, auf deren Produktion sich die Baumschule San Joaquín spezialisiert hat. Diese entwickeln sich zwar nur sehr langsam, bringen jedoch einen vergleichsweise hohen Preis. Erst vor zwei Wochen hat die Organisation PRODECI der Gruppe wieder 600 Wachspalmen-Setzlinge abgekauft. Großes Interesse haben die Gruppenmitglieder ebenso wie die Kunden an Obstbäumen. Noch fehlt ihnen Know-How für deren Produktion, doch das soll sich demnächst, so die Vereinbarung, durch eine weitere Weiterbildung ändern.

Abschließend besuchen wir das Legehennenprojekt von La Loma im Bezirk Apuela. Die Zahl der Gruppenmitglieder ist hier von elf auf sechs zusammen geschrumpft, aus verschiedenen Gründen. Die Frustration der verbliebenen Socios ist groß, die Anstrengungen der vergangenen Monate stehen ihnen noch ins Gesicht geschrieben. Marta Flores, eine Mutter von vier Kindern sagt "Wenn ich die Kinder nicht zu versorgen hätte, hätte ich schon längst aufgegeben. Die Arbeit mit den Legehennen zusätzlich zur Haus- und Feldarbeit zu bewältigen, war unglaublich schwer. Und die Käufer waren nicht bereit, für unsere "Landeier" einen fairen Preis zu bezahlen." Auch diese Gruppe hat die meisten Legehennen vor Kurzem verkauft. Als die Hennen immer weniger Eier legten, war die Produktion angesichts der hohen Futterkosten nicht mehr tragfähig. Der Hühnerstall ist leer, wurde noch nicht gesäubert. Noch leben einige der Hennen auf dem Gelände neben Marta Flores' Haus. Die verbliebenen 48 Tiere legen durchschnittlich 17 Eier pro Tag; doch sie ernähren sich nun selbst, von dem, was sie im Garten finden. 3800 US $ hat die Gruppe auf ihrem Konto: Erlöse vom Verkauf der Eier und der Hennen. Noch sind die Diskussionen darüber, wie die vorhandene Infrastruktur künftig am besten genutzt werden kann, nicht abgeschlossen. Welches Produkt hat die besten Erfolgschancen auf dem Markt? Welches Projekt ist von der Gruppe zu leisten? Vielleicht die Haltung von Meerschweinchen? Ein Ex-Mitglied der Gruppe hat sich inzwischen mit einer Meerschweinchen-Produktion selbstständig gemacht; der Versuch scheint zu glücken. Doch bis sie als Gruppe einen Neuanfang wagen, wird wohl noch einige Zeit vergehen. Und in jedem Fall werden dem neuen Projekt eine Marktanalyse und eine Überprüfung der Wirtschaftlichkeit vorangehen.

Schließlich kann ich auch noch einen Blick auf den Gemeindeschutzwald von Cuellaje werfen. Dieser wird von Jahr zu Jahr größer. Das Gebiet ist zu meiner Freude bereits auf dem Übersichtsplan verzeichnet, der am zentralen Platz von Cuellaje aushängt. Armando soll bereits um 6 Uhr aus Apuela eintreffen, unser Aufbruch ist für 6.30 Uhr vorgesehen. Um 7 Uhr hat Don José die Pferde gesattelt. Doch Armando lässt immer noch auf sich warten. Um Zeit zu sparen, reitet Don José also vor, bringt die Pferde nach Rosario, zum Ende der Straße, dem Ausgangspunkt unseres Ausritts in die Berge. Mit zweistündiger Verspätung trifft Armando endlich ein – er hatte mit seinem Motorrad eine Reifenpanne. Im Jeep unterwegs nach Rosario macht mich der Fahrer auf einen Reiter aufmerksam, der per Maultier eine kleine Rinderherde treibt – Don Vicente Gordón. Dieser sieht eher aus wie ein einfacher Viehhirte, nicht wie ein Großgrundbesitzer. Erst im vergangenen Jahr hat Don Vicente einen Teil seines riesigen Landbesitzes an die Gemeinde verkauft und somit zur Vergrößerung des Waldschutzgebietes beigetragen. Von Rosario aus geht es weiter per Pferd. Wir haben großes Glück mit dem Wetter: Der Nebel, der die höheren Bergregionen fast immer einhüllt, verzieht sich und erlaubt klare Sicht auf das Gemeindewaldgebiet. Ich reite einen ruhigen Hengst und bin froh, dass "El Manso", wie ich ihn nenne, ausgesprochen trittsicher ist. Der feuchte Lehmboden ist sehr rutschig. Wohl aus diesem Grund ist der Weg vielfach stufig angelegt. Er führt steil bergan und verengt sich stellenweise zu einem schmalen Pfad, der durch überhängende Zweige so dicht zugewachsen ist, dass ein Weiterkommen nicht möglich scheint. Doch kein Problem: Armando schlägt uns mit seiner Machete den Weg frei. Nach zwei Stunden erreichen wir einen tollen Aussichtspunkt und machen eine Pause. Vor uns liegt nichts als unberührte Natur. Steilhänge, die von Primärwald und von suro bedeckt sind, ein Gewächs, das Bambus ähnlich ist. Unser Wald! Die Bergspitzen sind bis zu 3500 Meter hoch, im Norden liegt der Cotacachi Nationalpark. Don José zeigt auf die verschiedenen Waldflächen, durch die das Gemeindewaldgebiet im Jahr 2008 vergrößert worden ist, der schon fast an den Nationalpark angrenzt. Bislang verirrt sich kaum jemals ein Mensch in diese Gegend. Für die Zukunft gibt es Pläne, verstärkt Touren für Natururlauber anzubieten. Wieder bedauere ich nicht genug Zeit zu haben, um eine Mehrtagestour durch unseren Schutzwald bis zum Nationalpark zu machen. Gegen Mittag verschlechtert sich leider das Wetter, bedrohlich schwarze Wolken verhindern plötzlich die Sicht auf die Gipfel und wir können sehen wie auf den gegenüber liegenden Hängen schon der Regen niederprasselt. Es donnert, ein Tropengewitter zieht auf. Schade! Doch Don José und Armando überzeugen mich, dass es unter diesen Bedingungen keinen Zweck hat, weiter zu reiten. Der Weg wird durch die Nässe gefährlich, der Regen verhindert außerdem eine gute Sicht auf das Gelände. Wir drehen also um. Auf dem Rückweg werden wir zwar nass, doch uns erreichen zum Glück nur schwache Ausläufer des Gewitters. Ich würde gerne den ganzen Weg zurück nach Cuellaje reiten, doch zum Glück entscheide ich mich dagegen. Denn als wir gerade Rosario erreicht haben, wo der Jeep geparkt ist, beginnt es wie aus Kübeln zu regnen.

JULI - Mary Ellen Fieweger, Herausgeberin der Intag-Zeitung, berichtet:

Die Mitarbeiter der INTAG-Zeitung, Carolina Carrión und Pablo Vetancourt sowie die deutsche Freiwillige, Sarah Klemm, besuchten die Kleinprojekte in der letzten Juli-Woche. Eines freute die Gruppe besonders: Endlich hat der Sommer begonnen, der Regen hat aufgehört. So also gab es keine Probleme wie Erdrutsche oder ähnliches, die es schwierig machen können, die Gemeinden zu erreichen.

Neues von den Kleinprojekten

Bei vier Mitgliedern der Gruppe von Pueblo Viejo hat sich inzwischen der Entschluss gefestigt, einen weiteren Versuch mit der Legehennenhaltung zur Produktion von Hühnereiern zu machen. Sie sind zuversichtlich: Immerhin ist nun die Infrastruktur schon komplett vorhanden, zudem dürften ihnen die Erfahrungen, die sie im Rahmen des Pilotprojekts gemacht haben, bei dem neuen Anlauf helfen. Allerdings werden sie dieses Mal nur 500 Legehennen halten und die Hühner gut beobachten, um festzustellen, ob sie auch wirklich zur Produktion beitragen, damit sie nur Hennen füttern, die auch wirklich Eier legen.

Die Gruppe von La Loma hat dagegen noch nicht den Mut zu einem neuen Projektversuch gefasst. Silvia Quilumbango, Präsidentin von DECOIN wird den Mitgliedern noch etwas Zeit geben müssen, bevor sie sich mit ihnen - vermutlich gegen Ende August - treffen wird.

Nach dem Erdrutsch, der die Wasserleitung beschädigt und dazu geführt hat, dass ein Teil der Forellen starb, ist die Projektgruppe in San Antonio wieder guten Mutes: Es wird weitergehen! Silvia sucht im Intag einen erfahrenen Ingenieur, der in der Lage ist, die Wasserleitung so zu sichern und zu verbessern, dass die Strukturen in Zukunft auch schweren Niederschlägen widerstehen werden. Wasserproben wurden zur Qualitätsanalyse geschickt; die Ergebnisse liegen noch nicht vor.

Ein neues Oberhaupt für Cotacachi

Nach der Anerkennung der neuen Verfassung, gab es in Ecuador am 26. April Wahlen auf Landesebene, sowie auf Ebene der Provinzen und Bezirke. Der Landespräsident, Rafael Correa, wurde dabei für vier Jahre wiedergewählt. Entsprechend der neuen Verfassung kann im Jahr 2013 seine Amtszeit um eine weitere Periode von vier Jahren verlängert werden. Im Bezirk Cotacachi wurde der frühere Bürgermeister abgewählt und es gewann Alberto Anrango – er gehört der Partei Correas, Alianza País, an.

Im Intag verursacht der Sieg von Anrango große Bedenken angesichts dessen Pro-Bergbau-Haltung. In einem Interview mit der INTAG-Zeitung sagte das frisch gewählte Bezirksoberhaupt, die Organisationen im Intag seien “nicht aufgeschlossen”, und das HidroIntag-Projekt zur Förderung von Mikro-Wasserkraftanlagen werde nur einer kleinen Gruppe von Menschen nützen. Führende Persönlichkeiten im Intag sind besorgt über die Aussagen des Politikers, insbesondere da er im subtropischen Teil des Bezirks bislang kaum Zeit verbracht hat und nicht vertraut ist mit dem politischen Prozess, der vor 15 Jahren begonnen hat. Es scheint sicher, dass sich die Informationen von Arango auf jene von Bergbau-Unterstützern beschränken.

Am 14. Juni wurden abschließend die Gemeinderäte gewählt. Vier der neu gewählten Präsidenten der sieben Gemeinderäte im Intag gehören noch der alten Regierungspartei bzw. deren Unterstützerparteien an, während drei die neue Regierung von Rafael Correa vertreten.

Neues von der INTAG-Zeitung und Casa Palabra y Pueblo

Am Monatsende müssen sich die Mitarbeiter der INTAG-Zeitung von Sarah Klemm, unserer Freiwilligen aus Deutschland, verabschieden. Ein Jahr hat sie bei uns verbracht. Zu Sarahs Aufgaben gehörte auch der regelmäßige Besuch der Kleinprojekte. Obwohl sie erst 19 Jahre alt war als sie zu uns kam, hat sie sich als eine großartige Unterstützung für das Reporter-Team erwiesen. Sie ist erstaunlich reif für ihr Alter, flexibel, spricht fließend Spanisch und fürchtet sich vor keiner Aufgabe und vor keiner Erfahrung. Wir werden sie sehr vermissen. Im September kommen zwei neue Freiwillige zu uns – einer zum Gemeinde-Bibliotheks- und Internet-Zentrum „Casa Palabra y Pueblo“ und einer zur Zeitung. Beide werden auch in unserem neuen Projekt, dem Lese- und Theaterzirkel mitwirken, der in der Casa Palabra y Pueblo aufgebaut wird.

SEPTEMBER - Mary Ellen Fieweger, Herausgeberin der Intag-Zeitung, berichtet:

Mitte September besuchten Mitarbeiter der INTAG-Zeitung einige Projekte vor Ort. In Pueblo Viejo, eines der ehemaligen Legehennenprojekte, ist man sich über das Nachfolgerprojekt noch immer nicht einig. Derzeit wägen die neun Familien der Projektgruppe, das Für und Wider der neuen Möglichkeiten ab: (1) ein neues Legehennenprojekt, welches vor dem Erfahrungshintergrund des vorangegangen Projektes besser umgesetzt werden kann, (2) Hähnchen für den Verzehr zu züchten oder (3) Sisalfasern zu produzieren. Sisal wird von den Mitgliedern der Frauengruppen im Intag benötigt, die aus den Fasern Taschen, Teppiche und andere handwerkliche Produkte fertigen. Die Präsidentin von DECOIN, Silvia Quilumbango, soll bei der Entscheidungsfindung behilflich sein.

Vor fünf Monaten suchte ein katastrophaler Erdrutsch das Forellen-Projekt in San Antonio heim. Die elf Projektbetreiber erholen sich noch immer von den Verlusten; der Bestand an Forellen ist noch nicht so hoch wie vorher. Derzeit verkauft die Projektgruppe alle zwei Wochen in Cuellaje rund 15 Kilo Forellen. Der Projektbetreiber Samuel Quinchiguango sagte dem Zeitungsteam: „Wir befürchten neue Erdrutsche sobald die Regenzeit beginnt“. Der Bau einer Stützmauer könnte ihre Angst mindern. Lange war nicht klar, wie die Wasserzuleitung der Forellenhaltung in San Antonio verändert werden muss, so dass die Strukturen in Zukunft auch schweren Niederschlägen widerstehen werden. Das Problem hierbei: Im Intag gibt es einen kaum Ingenieure; eine Fachmeinung einzuholen ist daher keine leichte Aufgabe. Doch dank der kostenlosen Expertise eines schottischen Ingenieurs, der derzeit als Freiwilliger im Intag tätig ist, konnte nun geklärt werden, wie die Wasserzuleitung vom Bach umgestaltet werden muss. Die Arbeiten sollen noch vor Beginn der Regenzeit abgeschlossen werden. Außerdem wurden Wasserproben zur Qualitätsanalyse eingeschickt; die Ergebnisse liegen allerdings noch nicht vor.

Sonstige Neuigkeiten aus der INTAG-Region

Mitte August traf sich der neue Bürgermeister von Cotacachi, Alberto Anrango, mit Mitgliedern der Livestock Raisers’ Association von Chalguayaco Alto. Der Bürgermeister verkündete im Rahmen der Gespräche, dass es keinen Bergbau in Junín geben werde. Die Intag-Zeitung konnte diese Aussage des Bürgermeisters bislang noch nicht bestätigen. Doch auch eine weitere Quelle verbreitete die Information, dass die Regierung im Intag Alternativen zum Bergbau vorantriebe. Führungspersönlichkeiten des Intag begrüßten diese Neuigkeit, warnten jedoch auch weiterhin wachsam zu bleiben.

Anfang September eröffnete DECOIN die „Casa de Intag“ (Intag-Haus) in Otavalo - eines der wichtigsten Tourismusziele von Ecuador. Im Laden sollen auch landwirtschaftliche Produkte der Intag-Bauern verkauft werden. Der neue Laden bietet eine attraktive Plattform für den Verkauf von Sisaltaschen und –teppichen, Río Intag-Kaffee und viele weitere Artikel. Besuchern bietet das interne Café kleine Snacks sowie Getränke an.

Am 26. September eröffneten DECOIN und die spanische NGO „Pro Derechos Civiles“ (PRODEI), das vierte Wasser- und Biodiversitätsforum im Intag. Die Veranstaltung, die im Gemeindezentrum von Pucara stattfand, bot den Sprechern die Gelegenheit, über zahlreiche Themen zu informieren, darunter die Handhabung von Müll, Gesundheit und Trinkwasser, die biologische Vielfalt in den Wäldern von Intag, die Gemeinde-Wasserschutzprojekte von DECOIN, das beantragte Wasserhaushaltsgesetz. Rund 150 Menschen nahmen an diesem Forum teil.

Anfang August gab es einen Mitarbeiterwechsel bei der INTAG-Zeitung. Die Volontärin Sara Klemm ging nach Deutschland zurück, zusammen mit Pablo Vetancourt, Mitarbeiter der Zeitung. Pablo wird in Deutschland ein Jahr lang Deutsch lernen und sein Fernstudium fortführen. Für Ersatz ist schon gesorgt: Im September reisten die beiden Deutschen Mara Neef und Susan Aboueldahad an. Sie werden für die Zeitung sowie für das Gemeinde- Internet-Zentrum arbeiten, das Teil der „Casa Palabra y Pueblo“ ist und von Zeitungsmit-arbeitern gegründet wurde.

Im August trafen 44 Studenten der „Universidad Central“ von Ecuador ein, um ein sechsmonatiges Praktikum bei verschiedenen Organisationen und Gemeindevorständen im Intag zu absolvieren. Tania Oña wird bei der Intag-Zeitung arbeiten. Ihre Aufgabe ist einerseits, eine Marktanalyse zu erstellen, um die Verkaufszahlen der Zeitung zu erhöhen, andererseits soll sie Artikel verfassen.

Am 23. September gewann die Mitbegründerin und Herausgeberin der Intag-Zeitung, Mary Ellen Fieweger, den ersten Preis eines landesweiten Wettbewerbs. Der Essay mit dem Titel „Gesucht wird: Nachhaltiger, sauberer und verantwortlicher Bergbau“ erschien in dem ecuadorianischen Umweltmagazin „Terra Incognita“. Er wird nun mit Arbeiten aus anderen Ländern Lateinamerikas, die entsprechende Preise gewonnen haben, im Wettbewerb stehen.

OKT./NOV. - Mary Ellen Fieweger, Herausgeberin der Intag-Zeitung, berichtet:

Susann Aboueldahab, eine relativ neue Freiwillige aus Deutschland, besuchte für diesen Bericht die Gemeinde Cuellaje und interviewte Silvia Quilumbango, Präsidentin von Defensa y Conservación Ecológica de Intag (DECOIN).

Bäume für die Schule von San Antonio In der Gemeinde San Antonio, wo die Bewohner bereits ein erfolgreich laufendes Forellen-Projekt auf die Beine gestellt haben, sind die Kinder der Dorfschule mit ihrem eigenen Projekt beschäftigt: das Schulgelände wird begrünt. Letzte Woche pflanzten die Schüler zusammen mit ihren Lehrern jene Bäume, die der junge Umweltschützer Joe Fischer aus Deutschland Anfang 2009 gespendet hat. Joe hatte im Schulunterricht von der Bedeutung und der fortschreitenden Zerstörung des Regenwaldes erfahren. Für ihn stand fest: Der Regenwald muss erhalten bleiben! Er sammelte Pfandflaschen und verkaufte Kaffee und spendete den Erlös von rund 500,- Euro an „GEO schützt den Regenwald e.V.“. Dieses Geld leitete der Regenwaldverein an DECOIN weiter, um dem Wunsch Joes zu entsprechen und den optimalen Verwendungszweck zu identifizieren. Mithilfe von Joes Spende wurden in der Baumschule San Joaquín - ein weiteres durch GEO schützt den Regenwald e.V. initiiertes Projekt – auch 30 violett blühende „Tura“-Bäume gekauft. Ebenfalls bereits gepflanzt wurden 20 Zitrusbäume, die eines Tages Früchte zur Ergänzung des Frühstücks der Schüler liefern sollen. Weitere 50 Bäume sollen demnächst auf dem Gelände ausgepflanzt werden.

Das verrückt spielende Wetter und seine Folgen in San Joaquín, San Antonio und Magadalena. Inzwischen macht die Baumschule in San Joaquín wieder Fortschritte. Projektmitglied Telésforo Chusquillo berichtet, dass die Gruppe aufgrund der diesjährigen Dürre, erst in diesem Monat einen neuen Versuch mit dem Transfer der Setzlinge von dem alten auf das neue Baumschulen-Gelände startet. Dank des Regens haben die jungen Pflanzen eine Chance auf dem neuen Gelände der Baumschule zu überleben.

Die Mitglieder des Forellenprojekts in San Antonio haben die Arbeiten an der Stützmauer zu 90 Prozent beendet. Diese Mauer musste aufgrund der schlimmen Erdrutsche zu Beginn des Jahres gebaut werden. Die Fischbecken waren mit Schlammwasser überflutet und die Forellenbestände stark dezimiert worden. Die Gruppe kämpft auch hier mit der langen Trockenperiode. Lediglich sieben der zwölf Teiche können mit Wasser aus dem zufließenden Bach befüllt werden.

Zurzeit hat das Projektteam 3000 “Fingerlinge“, 3000 Jungforellen sowie 2000 Forellen, die bereits Verkaufsgröße erreicht haben. Der Verkauf von Regenbogenforellen aus San Antonio, so Zenaida Rodrígez, geht derzeit zurück. Der Grund: Einige neue private Forellenbetriebe, die sich in der Umgebung angesiedelt haben.

Auch das Forellenprojekt in Magdalena macht jetzt endlich Fortschritte. Der Ausbau der Teiche geht voran und die ersten Jungfische wurden bereits in die Becken eingesetzt. Silvia Quilumbango von DECOIN, versicherte, dass alle Betreiber ernsthaft bemüht sind, das Projekt in Gang zu bringen.

Weitere Nachrichten aus dem Intag und Cotacachi In diesem Monat besuchten rund 30 Anwohner einen Kurs zum Thema „Nachhaltiges Wirtschaften im Einklang mit der Natur“, der von einem Experten aus Guatemala angeboten wurde. José Rivera, Koordinator der Zeitung „Periódico INTAG“, und weitere Teilnehmer des Kurses, werden in der nächsten Ausgabe detailliert über ihre Erfahrungen berichten.

Apropos, die Zeitung feiert im Dezember nächsten Jahres ihr 10-jähriges Bestehen, worauf wir alle sehr stolz sind. Die Mitarbeiter sind bereits dabei, das Fest zu planen, denn der große Traum ist es, sobald die Bauarbeiten für das Kommunikationshaus „Casa Palabra y Pueblo“ kommenden Dezember beendet sein werden, dann das Jubiläum gemeinsam mit der Einweihung des neuen Zentrums zu feien. Diese Einrichtung soll den Bewohnern neben den Zugang zu jeglicher Art von Informationen, etwa in Form von Büchern, Dokumenten und Internetzugang, auch Raum für Bildung und Schulungen bieten, sowie Organisationen, Studenten, Lehrern, Einwohnern und Besuchern der Intag-Region zur Verfügung stehen.

Mitte November nahmen die Bewohner von Cotacachi an der jährlichen Bezirksversammlung teil. Carolina Carrión, Mitherausgeberin der Zeitung „Periódico INTAG“, berichtet, dass rund 400 Leute an der Veranstaltung teilnahmen, die in der Gemeinde Imantag in der Anden-Region des Bezirks stattfand. Der neue Versammlungsausschuss setzt sich aus drei Frauen zusammen: Irma Torocina (Präsidentin und Repräsentantin der indianischstämmigen Bewohner), Nancy Piganguo (Vize-Präsidentin) und der Afro-Ecuadorianerin Grace Mina (Sekretärin) aus dem Intag.

Nationale Nachrichten Präsident Rafael Correa hält an seiner Kampagne zu verstärkter Kontrolle fest. Bei der jüngsten Auseinandersetzung ging es um das neue Kommunikationsgesetz. Das Gesetz - so wie es im Entwurf formuliert ist - schreibt vor, dass alle Leute, die im Medienbereich tätig sind, einen Hochschulabschluss in Journalismus oder in einem ähnlichen Bereich vorweisen müssen. Dies würde für die Gemeinde-Medien, auch die Zeitung „Periódico INTAG“ und Radio Intag, das Ende bedeuten. Wie diese Woche eine Sprecherin der Versammlung Lourdes Tibán während eines Interviews in Radio Ecuador betonte, hätten in ihrer Provinz (Chimborazo), wo die Mehrheit der Bevölkerung indianischstämmig ist, nur sechs Leute einen Abschluss in Journalismus. Demzufolge wäre für ihre Leute Meinungsfreiheit eher ein Traum als Realität. Im Intag ist die Situation ähnlich, da niemand einen Studienabschluss in Journalismus besitzt.

Die lange Trockenheit in diesem Jahr führte zu mehr Bränden als üblich. In der Provinz von Imbabura, waren die zumeist von Brandstiftern gelegten Feuer besonders schlimm. Aber der Regen scheint nun endlich zurückzukehren. Das hoffen wir.

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