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Ecuador Waldschutz durch Vanille am Río Napo

"GEO schützt den Regenwald" unterstützt Gewürzvanille aus Kichwa-Kulturen im Wald als Alternative zum illegalen Holzeinschlag

Hintergrund des Projekts

Im Kanton Tena der Provinz Napo, Ecuador, agiert die 2003 gegründete Genossenschaft Kallari, in der aktuell 750 Kleinproduzenten organisiert sind. Fast alle Mitglieder gehören dem indigenen Volk der Kichwa an; die übrigen sind Mestizen. Die Kichwa bauen auf kleinen Anbauflächen mit hoher Artenvielfalt, lokal als “Chakras” bezeichnet, die Lebensmittel der Familie, darunter Maniok und Bananen, an. Der Name "Kallari" bedeutet übersetzt "Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft". Der Name spielt auf das Ziel an, das sich die Kooperative gesetzt hat: Die traditionelle Lebensweise der Kichwa-Gemeinschaften auch künftig zu erhalten. Das Einkommen der Mitglieder soll durch Produktion und Vermarktung von hochwertigen Agrarprodukten verbessert werden, bei gleichzeitiger Bewahrung der Anbautraditionen und des amazonischen Regenwaldes.

Ecuador: Die Projektbegünstigten leben im Regenwald von Napo, weitgehend in Einklang mit der Natur
Die Projektbegünstigten leben im Regenwald von Napo, weitgehend in Einklang mit der Natur
© Eva Danulat

“GEO schützt den Regenwald” kooperiert mit Kallari bereits seit 2006. Im Fokus des ersten Projektvorhabens standen die Produktion, Verarbeitung und Vermarktung von hocharomatischem EdelkakaoCacao Nacionalaus den Chakras. Als Produzent und Exporteur von Edelkakao hat sich Kallari seither international einen Namen gemacht; jährlich exportiert Kallari 65 Tonnen Bio-Kakao sowie zehn Tonnen Kakaoprodukte in zahlreiche Länder.

In erneuter Kooperation mit “GEO schützt den Regenwald” haben die Kallari-Mitglieder 2012 die heimische Gewürzvanille als weiteres Produkt mit hoher Wertschöpfung identifiziert, das im tropischen Napo gut gedeiht. Das Projektteam hat die Vanille in den Folgejahren vermehrt. Rund 290 Mitglieder der Genossenschaft, verteilt auf 23 Gemeinden des Kantons Tena, pflanzten Vanille erfolgreich in ihren Chakras aus. Das Team hat den Kulturzyklus und die optimalen Wachstumsbedingungen ergründet; die größte Herausforderung bestand jedoch darin, den komplexen, drei Monate dauernden Transformationsprozess von der grünen Vanille-Schote zur braunen verkaufsfertigen Schote zu erarbeiten. Im „Biozentrum“ von Kallari in zehn Kilometer Entfernung von Tena entstanden Trocknungsflächen und mehrere Verarbeitungsräume, die für den Transformationsprozess der Vanille ausgerüstet wurden. Konsultierte Experten und Qualitätstests bestätigten die guten Marktchancen des neuen Produkts.

Falls Sie mehr über das Vorgängerprojekt und Vanille erfahren möchten, klicken Sie hier.

Ecuador: In vielen Chakras nutzen die Vanillepflanzen Bäume als Kletterhilfe. Oft kann man die Vanille in der Pflanzenvielfalt erst erkennen, wenn sich Schoten gebildet haben
In vielen Chakras nutzen die Vanillepflanzen Bäume als Kletterhilfe. Oft kann man die Vanille in der Pflanzenvielfalt erst erkennen, wenn sich Schoten gebildet haben
© Eva Danulat

Als einzige Organisation in Ecuador verfügt Kallari inzwischen über wesentliche Voraussetzungen, um Gewürzvanille erfolgreich auf dem internationalen Spezialitätenmarkt zu verankern. Die Chancen des Produkts dauerhaft auf dem extrem volatilen Vanille-Markt zu bestehen, beruhen auf seiner hohen Qualität, der Biozertifizierung sowie der walderhaltenden Produktionsweise in den Chakras der Kichwa-Kleinproduzenten. Das spezielle, natürliche Aroma der Grand Cru-Vanille von Kallari ist ausgezeichnet. Wie durch Vanille-Experten bestätigt, ist auch die Verarbeitungsqualität der „Gourmet-Schoten“ bereits sehr gut. Einzig und allein die Produktionsmengen sind zu gering für eine erfolgreiche Markteinführung – im Rahmen dieses Neuvorhabens soll sich das ändern.

Über die Region

Die östlich der Anden liegende Provinz Napo ist Teil der Amazonasregion von Ecuador, die ursprünglich flächendeckend von Regenwald bedeckt war. Im Kanton Tena mit der gleichnamigen Provinzhauptstadt leben auf rund 500 Metern ü.d.M. etwa 52.000 Menschen, davon 36.000 im ländlichen Raum (Stand: 2010), in der Pufferzone des Biosphärenreservats Sumaco. Das Klima ist ganzjährig tropisch heiß mit mittleren Temperaturen um 25 °C, hoher Luftfeuchtigkeit und 1.500 Millimetern Niederschlag pro Jahr. Die Wirtschaft basiert auf Handel, Tourismus, Landwirtschaft und Holzwirtschaft. Im vergangenen Jahrzehnt hat die Regierung den Straßenbau stark vorangetrieben, wodurch die Gefahr des illegalen Holzeinschlags steigt.

Rund zwei Drittel der Bevölkerung von Napo gehören verschiedenen indigenen Völkern und Volksgruppen an; den größten Anteil der Indigenen stellt die Volksgruppe der Kichwa. Die nahe des Río Napo ansässigen Kichwa-Familien sind oft kinderreich. Die Zukunftsperspektiven der jungen Generation sind schlecht, es gibt nur wenig Aussicht auf eine bezahlte Arbeitsstelle. Aufgrund des Wachstums der Bevölkerung steht der Regenwald der Region unter hohem Druck.

Ecuador: Mindestens zwei Drittel der Projektbegünstigten sind Frauen
Mindestens zwei Drittel der Projektbegünstigten sind Frauen
© Eva Danulat

Insbesondere die Waldanwohner benötigen Einkommensquellen, um die Ausgaben der Familien zu decken, etwa Kosten in Zusammenhang mit der Ausbildung der Kinder. Geld könnten sie sich beschaffen, indem sie illegal Bäume fällen oder auf abgeholzten Flächen Ölpalmen anbauen, die guten Gewinn abwerfen. Doch es gibt auch waldschonende Alternativen.

Ursprünglich waren die Kichwa Jäger und Sammler von Früchten; sie sind auch heute keine Bauern nach mitteleuropäischer Vorstellung. Dennoch erwirtschaften aktuell die meisten Kichwa der Region zumindest einen Teil ihres Einkommens durch Vermarktung von Agrarprodukten, die auf von Wald umgebenen Flächen, so genannten Chakras, gedeihen. Diese bis zu zwölf Hektar großen Anbauflächen zeichnen sich durch hohe Artenvielfalt aus. Neben verschiedensten Waldbäumen, Nutzholz (Balsa), Kräuter, Medizinalpflanzen u.a. wachsen dort in extensiver Kultur die Lebensmittel der Familien und auch cash crops zur Erwirtschaftung von Einkommen, darunter Edelkakao und Gewürzvanille.

Bereits seit 2006 engagiert sich „GEO schützt den Regenwald“ in der Kooperative Kallari für die Verbesserung des Einkommens der Kichwa- Kleinproduzenten. Vorrangiges Ziel dabei: Den Regenwald der Region zu schützen durch Einkommen schaffende Maßnahmen. Die Produktion und Vermarktung von Edelkakao aus Chakras ist zu einer Erfolgsgeschichte geworden. Inzwischen sind alle Voraussetzungen geschaffen, dass auch Gewürzvanille das Einkommen der Waldanwohner nachhaltig steigern wird, der umliegende Regenwald dabei erhalten bleibt.

Ecuador: Diese Drohnen-Aufnahme aus 75 Meter Höhe zeigt die Baumvielfalt eines Regenwaldareals in der Nähe von Tena
Diese Drohnen-Aufnahme aus 75 Meter Höhe zeigt die Baumvielfalt eines Regenwaldareals in der Nähe von Tena
© Kallari

Dauer

Juni 2018 bis Dezember 2021 (43 Monate)

Ziele

Nachhaltige Einkommenssteigerung für Kallari-Kleinproduzenten durch Gewürzvanille, Förderung des traditionellen Chakra-Anbaus und Erhalt des umgebenden Regenwaldes

  • Vervielfachung der Menge des Rohprodukts, der „grünen Vanille“ in Bioqualität, bei optimierter Produktqualität
  • Verbesserung des Vanille-Know-Hows und der technischen Kapazitäten bei den Produzenten (Rohprodukt) und Mitarbeitern (fermentiertes Endprodukt) von Kallari
  • Hohe Wertschätzung und maximale Wertschöpfung für die Kallari-Vanille sowie feste Verankerung auf dem nationalen und internationalen Spezialitätenmarkt
  • Stärkung der Anbautraditionen der Kichwa-Produzenten, Erhalt der biologischen Vielfalt im Chakra-System und Schutz des umliegenden Regenwaldes

Aktivitäten

  • Kapazitätsförderung

Ein Agronom mit langjähriger Vanille-Expertise mit Muttersprache Spanisch wird in jedem der vier Projektjahre einen Monat im Projektgebiet tätig sein. Der Berater wird im ersten Jahr die stark variierenden Kulturbedingungen analysieren und das Projektteam eingehend schulen bzw. weiterbilden. Themen: Optimale Kultur unter Chakra-Bedingungen in Napo, Pflegemaßnahmen, Erntebedingungen, Nach-Ernte-Prozesse der Fermentierung und Trocknung sowie Lagerung. Jährlich wird der Vanille-Experte darüber hinaus ausgewählte Kallari-Produzenten in Chakras aller Zonen des weitläufigen Projektgebiets beraten und gemeinsam mit dem Team einen spezifischen Maßnahmenplan erarbeiten. Während der übrigen elf Monate des Jahres wird er das Team per Skype-Meetings oder E-Mail unterstützen und den Erfolg der Maßnahmen überprüfen.

Ecuador: Bereits im Sommer 2018 beginnt ein Agronom mit langjähriger Vanille-Expertise aus Mexiko das Projektteam und die Produzenten weiterzubilden und zu beraten
Bereits im Sommer 2018 beginnt ein Agronom mit langjähriger Vanille-Expertise aus Mexiko das Projektteam und die Produzenten weiterzubilden und zu beraten
© Eva Danulat

Ein Ökonom mitVanille-Expertise mit Muttersprache Spanisch wird die Kooperative bei der Analyse der sozio-ökonomischen Daten zu Produzenten und Vanillekultur unterstützen; sie dienen als wichtiges Planungsinstrument sowie zur Erfolgsanalyse im Jahr 2021. Gleichzeitig wird er die durch Kallari erarbeiteten Wertschöpfungsketten von Vanille – grüne Vanille, fermentierte Schoten in Gourmet-Qualität, Vanille-Pulver – analysieren und mit der Leitung von Kallari einen Vanille-Geschäftsplan erstellen.

  • Trainingsmaßnahmen

Die beiden bereits erfahrenen Projektmitarbeiter werden ihre Kenntnisse an drei neue Mitarbeiter weitergeben und sie eingehend in ihre Aufgaben einarbeiten. Zwei Feldmitarbeiter werden künftig für Monitoring, Beratungen und Ankauf von Vanille im Feld zur Verfügung stehen. Das Team wird darüber hinaus vielfältige Trainingsmaßnahmen umsetzen. So wird es etwa Gruppentrainings organisieren und begleiten („Días de Campo“), auf denen jeweils ein hinsichtlich Vanille bereits erfahreneres Mitglied seine Erkenntnisse an andere Vanille-Produzenten aus seiner Nachbarschaft weitergibt; dies soll den Austausch untereinander und die Vernetzung der Produzenten fördern.

  • Fair-Trade-Zertifizierung

Kallari hat in den vergangenen Jahren die Biozertifzierung der Chakras vorangetrieben; rund 90 Prozent der Kleinproduzenten produzieren bereits Bio-Produkte. Im Projektverlauf soll nun auch die Fair-Trade-Erstzertifizierung erfolgen – um die Marktchancen der Vanille auf dem internationalen Spezialitätenmarkt weiter zu stärken, die Produkte krisenfester zu machen und die Wertschöpfung zu maximieren.

  • Studien zur Evaluierung der Maßnahmen

Die Chakras der Kallari-Produzenten weisen untereinander große Unterschiede auf, auch bezüglich der Flächengröße, Standortbedingungen, Pflanzenzusammensetzung (natürliche Flora; Anbauprodukte). Die bei Kallari vorhandenen Informationen hinsichtlich der physischen, biologischen und ökologischen Gegebenheiten in den Chakras werden durch die Projektmitarbeiter fortlaufend aktualisiert und in die Datenbank der Kooperative eingepflegt. “Visuelle Querschnitte”: Im ersten Projektjahr werden in 40 der 290 Chakras der Zielgruppe per GPS lineare Transekten diagonal durch die kultivierte Fläche festgelegt. Diese werden durch Fotos und Videoaufnahmen dokumentiert. Die Wiederholung der Evaluierung wird im letzten Projektjahr (2021) erfolgen. Die Auswertung der Feldstudien wird Aufschluss über wichtige Veränderungen in den Chakras im Projektverlauf erbringen, so hinsichtlich Artenvielfalt, Intensität der verschiedenen Kulturen, Art der eventuell vorhandenen Probleme.

Ecuador: Das Eröffnungsevent des Projekts findet im Juni im Kakaolager von Kallari neben dem „Bio-Zentrum“ der Kooperative statt
Das Eröffnungsevent des Projekts findet im Juni im Kakaolager von Kallari neben dem „Bio-Zentrum“ der Kooperative statt
© Kallari

Fortschritte

Das Projekt startet planmäßig und mit großem Elan. Das Eröffnungsevent findet am 21. Juni im „Biozentrum“ der Kooperative in der Nähe von Tena statt. Rund 120 der 290 Vanille-Kleinproduzenten reisen hierzu aus den fünf Zonen des weitläufigen Projektgebiets an. Bereits im August werden zwei weitere Mitarbeiter sowie ein Agronom mit langjähriger Vanille-Expertise aus Mexiko unter Vertrag genommen. Während seines ersten Aufenthalts vor Ort schult der Vanille-Experte das bis dahin vierköpfige Projektteam, macht sich auf zahlreichen Feldbesuchen mit den naturgemäß sehr variablen Kulturbedingungen in den Chakras vertraut und erarbeitet im Anschluss mit dem Team einen Maßnahmenplan für das laufende Jahr. In Zusammenarbeit mit der Universidad Estatal Amazónica ist auch bereits die erste Chakra-Evaluierung bei Kallari in Planung (“Baseline”), um Veränderungen während der Laufzeit des Projekts – etwa von Artenviefalt und Intensität der Kulturen – in Querschnitten der Kulturflächen visuell, fotografisch und filmisch zu dokumentieren; zwei Studenten werden die Untersuchungen in 40 der insgesamt 290 Chakras in den fünf Projektzonen durchführen.

Ecuador: Zwei Mitglieder des fünfköpfigen Projektteams (li.) mit einem Universitätsprofessor, der im Projekt Studien begleiten wird
Zwei Mitglieder des fünfköpfigen Projektteams (li.) mit einem Universitätsprofessor, der im Projekt Studien begleiten wird
© Eva Danulat

Unsere Partner

Ecuador: Waldschutz durch Vanille am Río Napo
© Kallari

Die Maßnahmen werden in direkter Zusammenarbeit mit der Kooperative Kallari implementiert.

Das Projekt wird bezuschusst durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ).

Spenden Sie jetzt für unsere Projekte

Hier können Sie online spenden, um die Arbeit von "GEO schützt den Regenwald e.V." zu unterstützen.

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Lesen Sie außerdem den Artikel "Wilde Vanille aus dem Regenwald", GEO 08/2019

Letzte Aktualisierung: Juli 2019

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