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Häuser und Wohnungen Experte: So finden Sie die richtige Heizung

Häuser und Wohnungen: Experte: So finden Sie die richtige Heizung
© Bjarte Rettedal/Getty Images
Für viele Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer steht in naher Zukunft die Sanierung der Heizanlage an. Doch welche ist die richtige? Eine ähnliche Frage stellen sich all jene, die gerade ein Haus bauen oder umbauen. Gas, Pellets oder Wärmepumpe? Wir haben den Energieberater Thomas Zwingmann von der Verbraucherzentrale NRW gefragt, worauf Sanierer sowie Hausbauer bei der Wahl der richtigen Heizung achten sollten

GEO.de: Herr Zwingmann, die Heizsaison neigt sich dem Ende zu. Ist jetzt überhaupt die richtige Zeit, sich mit einer neuen Heizung zu beschäftigen?

Thomas Zwingmann: Dafür gibt es keine unpassende Zeit. Mit dem Thema beschäftigen sich jetzt viele Menschen, und die Heizungsindustrie ist darauf gar nicht richtig vorbereitet. Wer in den nächsten Winter mit einer neuen Heizung starten möchte, sollte das Projekt jetzt angehen und die notwendigen Schritte nach und nach abarbeiten.

Schritt eins: Wie finden Hausbesitzer*innen überhaupt heraus, ob sie eine neue Heizung brauchen? Was sind die gesetzlichen Vorgaben?

Was die Vorgaben betrifft, ist im Moment alles in Bewegung: Das Gebäudeenergiegesetz soll novelliert werden. Derzeit kursieren nur Entwürfe, die nicht einmal für die Öffentlichkeit gedacht waren. Es zeichnet sich aber ab, dass beim Austausch einer Heizung neue Heizungen eingebaut werden sollen, die mindestens 65 Prozent erneuerbare Energien nutzen. Wann das Gesetz in Kraft treten wird, ist noch unklar. Im Gespräch ist der 1. Januar 2024.

Und wer muss, Stand heute, umrüsten?

Eine Austauschpflicht gibt es im Moment nur für sehr alte Heizungen, die 30 Jahre und älter sind, und bei denen es sich nicht um Brennwert- oder Niedertemperaturheizungen handelt. Das betrifft, soweit wir sehen, allerdings nur sehr wenige Heizungen.

Von Solarthermie über Pelletofen bis zur Hybrid- und Brennstoffzellenheizung: Wie finde ich als technischer Laie überhaupt heraus, welche Heizung zu mir und zu meinem Haus passt?

Da empfiehlt sich, eine Energieberatung durchführen zu lassen, die zeigt, wie sich eine sogenannte Ertüchtigung der Gebäudehülle, also Fenster, Außenwände, Kellerdecke, Dach, auf die später benötigte Heizung auswirkt. Damit kombiniert - oder in einem nächsten Schritt - empfehlen wir eine Heizlastberechnung, die zeigt, wie viel Wärme jeder einzelne Raum wirklich braucht und wie hoch die Vorlauftemperatur der Heizung sein muss. Das ist diejenige Temperatur, auf die der Heizkessel hochheizen muss. Eine solche Berechnung ist beispielsweise wichtig, um zu klären, ob eine Wärmepumpe in Frage kommt.

Was tun in Zweifelsfällen, wenn ich zum Beispiel erst vor wenigen Jahren auf eine moderne Gasheizung umgestiegen bin?

Unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit würde ich die Heizung nicht rauswerfen. Denn auch die Herstellung der Heizung hat Energie und Ressourcen verbraucht. Auch hier würde ich empfehlen, ganz entspannt mal das Thema Heizlastberechnung anzugehen.

Lange hieß es, Wärmepumpen machten nur in gut gedämmten Häusern Sinn. Ist eine moderne Wärmedämmung in jedem Fall Pflicht?

Das ist eine Aussage, die die meisten Menschen noch heute von ihrem Installateur hören. Aus unserer Sicht ist das ärgerlich, weil es auf moderne Wärmepumpen nicht mehr zutrifft. Keine Frage: Optimal für eine Wärmepumpe ist ein sehr gut gedämmtes Haus und eine niedrige Vorlauftemperatur von 25 bis 35 Grad für eine Fußboden-, Wandflächenheizung oder Deckenheizung. Grundsätzlich können moderne Wärmepumpen aber auch in nicht perfekt gedämmte Bestandsgebäude eingebaut werden. Dreh- und Angelpunkt ist immer die Vorlauftemperatur: Wenn eine Vorlauftemperatur von 60 oder 70 Grad erforderlich ist, schafft die Wärmepumpe das zwar, aber sie arbeitet dann energetisch sehr ineffizient, braucht also unverhältnismäßig viel Strom. Das Gebäude sollte also mit einer maximalen Vorlauftemperatur von 50 Grad warm zu bekommen sein.

Sollten Eigentümer*innen die energetische Sanierung gleich mit angehen?

Das ist natürlich der Königsweg - setzt aber voraus, dass die Menschen auch die erforderlichen Investitionsmittel zur Verfügung haben. Für die meisten sind die finanziellen Mittel der begrenzende Faktor. Um bei dem obigen Beispiel zu bleiben: Wer eine relativ neue Gasheizung hat, sollte die nicht rauswerfen, sondern, sofern Mittel zur Verfügung stehen, lieber die Gebäudehülle angehen.

Der Staat fördert den Umstieg auf nachhaltigere Heizsysteme. Lässt sich über den Daumen sagen, welche Heizung wie gefördert wird?

Es gibt eine bundesweite Förderung, die über das Bafa, das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle, verteilt wird. Zusätzlich gibt es regionale, kommunale Förderungen, es lohnt sich also, bei der eigenen Kommune oder dem Kreis mal nachzufragen. Grundsätzlich ist es so, dass Wärmepumpen mit 25 Prozent gefördert werden. Weitere zehn Prozent gibt es, wenn man eine, Öl-, Kohle und Nachtspeicherheizung oder eine mindestens 20 Jahre alte Gasheizung. Fünf Prozent gibt es außerdem für eine Erdreich- oder Grundwasser-Wärmepumpe oder für eine Wärmepumpe, die mit einem natürlichen Kältemittel arbeitet, zum Beispiel Propan. Solarthermie wird mit maximal 35 Prozent gefördert, Holzpelletheizungen immerhin noch mit 20 Prozent.

Zurzeit ist es schwierig, an Fachkräfte zu kommen, die die Heizung einbauen...

Ja, man muss Zeit einplanen und das richtige Unternehmen mit Wärmepumpen-Erfahrung finden. Zusätzlich gibt es noch einen Mangel an Fachkräften, die auch bereit sind, sich in die neue Technik einzuarbeiten. Wir erleben immer wieder, dass Ratsuchende motiviert aus dem Beratungstermin gehen und nach vier Wochen anrufen und uns erzählen, sie hätten drei Installateure gefragt, die ihnen die drei magischen Fragen gestellt hätten: "Ist das Haus gut gedämmt?" "Haben Sie eine Fußbodenheizung?" "Haben Sie eine Fotovoltaikanlage?" Nachdem sie die Fragen mit "nein" beantwortet hatten, wurde ihnen empfohlen, eine Gasheizung einzubauen. Das ist aus unserer Sicht wirklich ärgerlich. Wir empfehlen stattdessen, zu prüfen, ob eine Wärmepumpe in Frage kommt, ohne dass man am Gebäude viel ändern muss. Oder ob man, zum Beispiel durch den Austausch von Heizkörpern in einzelnen Räumen, eine Situation schaffen kann, in der die Wärmepumpe effizient arbeiten kann ...

Eine Frage für die Energieberatung ...

Ja. Im Prinzip sollte der Handwerker ein fertiges Konzept bekommen, entweder durch eine Energieberatung oder die Heizlastberechnungen eines Planungsbüros. Je besser ein Heizungsaustausch vorbereitet ist, um so besser ist die Lösung, die der Installateur anbieten kann.

Haben Sie eine Empfehlung für Häuslebauer*innen?

Beim Neubau ist es sehr überschaubar, was in Frage kommt, weil die Gebäudehülle sehr energieeffizent sein wird und der verbleibende Energiebedarf mit einer kleinen Wärmepumpe gedeckt werden kann. Alles andere kommt für den Neubau kaum in Frage.

Wärmepumpen sind teuer in der Anschaffung. Wie lange halten die eigentlich?

Nach Angaben der Anbieter hält eine Luft-Wärmepumpe etwa so lange wie eine Gasheizung, also etwa 20 Jahre. Erdreich-Wärmepumpen können auch deutlich länger halten, etwa 25 bis 30 Jahre werden in manchen Veröffentlichungen genannt.

Es gibt in der Heiztechnik ständig Innovationen. Lohnt es sich, mit dem Umstieg noch ein wenig zu warten?

Ich hatte in einer meiner ersten Beratungen vor vielen Jahren einen Ratsuchenden, den ich in den folgenden fünf oder sechs Jahren immer wieder auf lokalen Messen traf. Ich fragte ihn jedes Mal, ob er sein Projekt nun angegangen habe. Jedes Mal war die Antwort: Nein, er habe gehört, nächstes Jahr solle noch was ganz Tolles auf den Markt kommen ... In dieser Zeit hat er leider bereits viel Energie unnötig verpulvert. Wenn die Heizung alt ist und ersetzt werden soll, würde ich das jetzt angehen und nicht warten, bis in zwei Jahren eine Wärmepumpe auf den Markt kommt, die noch ein bisschen effizienter ist.

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