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UN-Klimagipfel Was sind eigentlich Netto-Null-Emissionen?

Sachsen-Anhalt, Skopau, Braunkohlekraftwerk
Für Netto-Null-Emissionen wird es notwendig sein, aus der Kohleverstromung auszusteigen und die Erneuerbaren weiter auszubauen
© mauritius images / Andreas Vitting
UN-Generalsekretär António Guterres hat zum Klimagipfel nach New York geladen und verlangt von den Regierungen größere Anstrengungen im Klimaschutz. Eine Kernforderung: Netto-Null-Emissionen bis 2050. Doch was ist damit eigentlich gemeint?

UN-Generalsekretär António Guterres hat die Staats- und Regierungschefs aufgefordert, in New York konkrete Pläne zur Erreichung des Pariser Klimaschutzabkommens zu präsentieren: "Ich möchte wissen, wie wir den Anstieg der Emissionen bis 2020 stoppen und die Emissionen drastisch reduzieren, um bis Mitte des Jahrhunderts Netto-Null-Emissionen zu erreichen." Doch was bedeuten die "Netto-​Null-Emissionen", die auch von der Klimabewegung rund um Greta Thurnberg oft gefordert werden eigentlich eigentlich?

Netto-Null-Emissionen - eine Erklärung

Klar ist: Die Emissionen, vor allem in den Industrienationen, müssen drastisch sinken, wenn ein gefährlicher Klimawandel noch abgewendet werden soll. Darum ist in diesen Tagen viel von Minderungszielen die Rede. So müssten etwa bis 2030 die globalen Treibhausgas-Emissionen halbiert sein. Bis Mitte des Jahrhunderts dürfte die Menschheit unter dem Strich keine Klimagase mehr emittieren.

Nach dem jüngsten IPPC-Report zum Thema müssten wir die effektiven CO2-Emissionen bis 2050 auf null herunterfahren, um die Erderwärmung bei 1,5 Grad Celsius zu stoppen. In den 60er-Jahren dieses Jahrhunderts müssten dann sämtliche Treibhausgas-Emissionen (also etwa auch Lachgas und Methan) unter dem Strich bei null liegen.

Entscheidend ist dabei das „unter dem Strich“. Denn genau das ist das, was mit "Netto-Null-Emissionen" gemeint ist. Netto null heißt nicht, dass keine Schlote mehr rauchen, keine Kohle und kein Benzin mehr verbrannt wird.

Schon jetzt ist klar: Emissionsreduktion allein wird nicht reichen

Natürlich wird es notwendig sein, Kohleverstromung auszusteigen, die Erneuerbaren weiter auszubauen, Gebäude zu dämmen, Lebensmittelverschwendung einzudämmen, den Fleischkonsum zurückzufahren, Wälder, Moore und Grasland als wichtige CO2-Senken zu bewahren, um nur einige Beispiele zu nennen. Doch all das wird nicht reichen.

Wir werden die verbleibenden Emissionen durch „negative Emissionen“ ausgleichen müssen. Davon geht zumindest der Weltklimarat IPCC aus. Vereinfacht gesagt: Wer in einem Jahr eine Tonne CO2 emittiert, muss im selben Zeitraum dafür sorgen, dass eine Tonne CO2 gebunden, also der Atmosphäre entzogen wird.

Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten: So könnte man Wälder pflanzen, die CO2 aus der Luft in Form von Kohlenstoff binden. Auch im Boden ist CO2 in Form von organischem Material gebunden. Sein Anteil lässt sich durch die Form der landwirtschaftlichen Bearbeitung erhöhen. Überschüssiges Kohlendioxid ließe sich auch direkt aus der Luft oder dem Meerwasser entfernen.

CCS: Schlüsseltechnologie oder trügerische Hoffnung?

Große Hoffnungen ruhen auf der CCS-Technologie. Carbon Capture and Storage bedeutet, dass CO2 direkt dort aufgefangen wird, wo es anfällt – also etwa im Kohlekraftwerk – und dann sicher „gelagert“ wird. Zum Beispiel in unterirdischen Kavernen.

Allerdings steckt diese Technik noch in den Kinderschuhen. Noch ist nicht bekannt, wann das Verfahren im weltweiten Maßstab rentabel und einsatzbereit sein wird. Zudem ist nicht klar, wie sicher und nachhaltig die Lagerung in ausgebeuteten Öl- oder Gasvorkommen ist. Denn so lange die CO2-Konzentration in der Atmosphäre gefährlich hoch ist, müsste das CO2 weggesperrt bleiben. Also voraussichtlich viele Jahrtausende.

Kritiker warnen zudem davor, dass die Aussicht auf CCS die Anstrengungen von Gesellschaften unterminieren kann, zügig und vollständig aus der Verbrennung von fossilen Energieträgern auszusteigen.

Es gibt heute schon 15 Nationen, die sich zu Netto-Null-Emissionen bekennen, darunter Dänemark, Frankreich und Großbritannien. Bhutan und Surinam sind nicht darunter – sie haben heute schon die Null vor und hinter dem Komma.

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