Fotogalerie Nie mehr ohne Meer
Ein Leben ohne Welle und Wasser könnten sich die meisten Hawaiianer nicht vorstellen. Wegen des Meeres sind sie gekommen. Oder geblieben. Fünf persönliche Liebesgeschichten von Menschen, die sich nass am glücklichsten fühlen
CJ KANUHA
"Das Tattoo an der rechten Hüfte erinnert mich jeden Tag an meinen Vater. Ich habe einen Teil seiner Asche zu Tinte verrührt und sie in meine Haut stechen lassen. Der Ozean und die Berge: unser Familienwappen. Und mein Mittelname, der auch der Name meines Vaters und Großvaters war: Keliipoaimoku, Tigerhai. Die Tigerhaie sind die Schutzgötter der hawaiianischen Inseln. Wenn ich tauche, sehe ich sie manchmal. Den Rest der Asche haben wir mit Blumenketten in ein Tuch gewickelt und unter einer Klippe hier in der Bucht am Kamoa Point versenkt. Es ist ein heiliger Ort. Unsere
Könige und Vorfahren liegen hier begraben. Es ist auch der Ort, an dem der erste Surf-Wettbewerb der Welt abgehalten wurde. Mein Vater hat mich oft hier mit hergenommen. An diesem Platz hat er mir
beigebracht, wie man fischt, wie man taucht, wie man surft. Deshalb teste ich auch meine Surfbretter hier - weil ich mich hier meinem Vater nahe fühle. Er ist viel zu früh von uns gegangen. In meiner Jugend besuchten wir oft das Bishop Museum in Honolulu. Mein Vater erforschte den Familienstammbaum, und während er über Büchern saß, schaute ich mir im Keller die Surfbretter an. Surfen war mein Leben, damals schon. Mit 16 oder 17 Jahren schnitzte ich mein erstes Board, genau so, wie es die alten Hawaiianer gemacht haben: aus einem Stück Holz. Ich wollte zeigen, dass der Sport der Könige nicht mit einem Fiberglas-Board begonnen hat. Niemand in Kalifornien oder Australien würde heute Wellenreiten, hätten die Hawaiianer diesen Sport nicht erfunden. Dann erkrankte mein Vater,
später meine Mutter an Krebs. Am Anfang stiftete ich die Bretter an gemeinnützige Organisationen, aber als die Arztrechnungen immer höher wurden, habe ich sie
auch verkauft. Die Großen erzielen bis zu 20.000 Dollar. Was mir wichtig ist: Diese Bretter sind funktionale Kunst. Man kann auf ihnen surfen. Natürlich ist es nicht ganz einfach, eine 60 oder 100 Kilo schwere Holzplanke vom Auto ins Wasser zu tragen. Und du musst lernen, so einen Trum im Wasser zu kontrollieren. Aber wenn du es beherrschst, gleitet dieses Brett ohne Ende. Dann schenkt es dir den Ritt deines Lebens."
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