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Astronomie: Scheidungsstreit um Erde und Mond

Die Explosion eines natürlichen Kernreaktors könnte den Mond aus der jungen Erde geschleudert haben. Behaupten jedenfalls zwei Forscher, die damit völlig quer zur herrschenden Meinung denken

Eigentlich herrscht unter Planetenforschern Konsens darüber, wie der Mond an den Himmel kam: Vor 4,5 Milliarden Jahren traf ein marsgroßer Himmelskörper auf die noch glühende Erde; durch die Kollision wurde das Material, aus dem sich der Mond formte, ins All geschleudert. Die darauf gründende Hoffnung vieler Forscher, bei der Analyse von Mondgestein auf außerirdisches Material zu stoßen, hat sich jedoch bislang nicht erfüllt. Im Gegenteil, das Gestein des Trabanten ist jenem der Erde ausgesprochen ähnlich.

Zwei Wissenschaftler aus Südafrika und den Niederlanden haben nun eine völlig andere Idee: Der „Kick“, der die Abspaltung auslöste, so behaupten sie, sei gar nicht von außen gekommen, sondern durch die nukleare Explosion eines natürlichen Reaktors aus Uran- und Thoriumatomen im Erdinneren entstanden.

Rob de Meijer von der University of the Western Cape und der Amsterdamer Wim van Westrenen haben berechnet: Um das Gespann von Erde und Mond mit seinen heutigen Eigenschaften hervorzubringen, hätte eine Abspaltungsenergie von etwa zehn Billiarden Hiroshima-Bomben genügt.

Diese könnte auf einem Planeten von Erdgröße durchaus auch ohne kosmischen Einschlag entstehen – mit einem „geologischen Reaktor“ von gerade mal 240 Kilometer Durchmesser. Nach dieser Hypothese explodierte der Geo-Reaktor, weil die bei der natürlichen Kernspaltung im Erdinneren erzeugte Wärme – rund 100 Milliarden Grad Celsius – nicht schnell genug abgeleitet werden konnte. Unterstützt worden sei die Abspaltung durch die auf die rotierende Erde wirkende Zentrifugalkraft.

Die These, so die Forscher, habe den Vorteil, dass sie erstmals den gemeinsamen Drehimpuls von Erde und Mond ohne Zusatzannahmen erklärt. Die Kollisionstheorie könne dies nur unter der Bedingung, die Erde habe sich vor der Kollision „falsch herum“ gedreht.

Ob sich die Abweichler mit ihrer Theorie durchsetzen, bleibt abzuwarten. Vermutlich wird erst eine genaue Untersuchung der inneren Zusammensetzung des Mondes, etwa durch tiefe Bohrungen, das Entstehungsrätsel endgültig lösen.

GEO Nr. 07/10 - Paar-Forschung

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