Halten Hunde ihren Kopf zur Seite geneigt, spitzen die Ohren oder schauen uns mit ihren großen Kulleraugen bittend an, dann können wir Menschen oft gar nicht mehr widerstehen und erfüllen ihnen auch den letzten Wunsch - Erziehungsratgeber hin oder her. Viele Hundehalter sind sich deshalb schon lange sicher: Das machen die Vierbeiner ganz bewusst!
Forschende der britischen Universität Portsmouth haben nun tatsächlich wissenschaftliche Hinweise darauf gefunden, dass diese Theorie stimmt.
Dackelblick als Ergebnis der Evolution?
Das belegt nun eine im Fachmagazin "Scientific Reports" veröffentlichte Studie. Ein Wissenschaftlerteam unter der Leitung von Biologin Juliane Kaminski hatte in diesem Zuge diverse Experimente mit 24 Familienhunden verschiedener Rassen durchgeführt.
Dabei offenbarte sich, dass die Hunde deutlich mehr Gesichtsausdrücke zeigten, wenn sie sich der Aufmerksamkeit eines Menschen sicher waren. Diese Ausdrücke könnten demnach gezielte Versuche der Tiere sein, mit den Menschen zu kommunizieren, schlussfolgern die britischen Forscher.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler untersuchten auch, ob die Vierbeiner gezielt ganz bestimmte Gesichtsausdrücke einsetzten, wenn sie die Aufmerksamkeit des Menschen spürten. Eine Vermutung: Der berühmte Dackelblick könnte das evolutionäre Ergebnis des langen Zusammenlebens sein.
Das Experiment
Im Experiment wurden die Familienhunde mit vier verschiedenen Situationen konfrontiert: Entweder wendete sich der Mensch dem Hund mit und ohne Leckerli zu, oder kehrte ihm mit und ohne Futter den Rücken zu. In allen vier Situationen filmten die Wissenschaftler die Mimik des Hundes. Das Ergebnis: Die Hunde zeigten wesentlich mehr Gesichtsausdrücke, wenn ein Mensch sich ihnen zuwandte. Das Leckerli spielte dabei überraschenderweise jedoch keine Rolle.
"Wir können also davon ausgehen, dass die Produktion von Gesichtsausdrücken bei Hunden von der Aufmerksamkeit ihres Publikums abhängt und nicht davon, ob der Hund einfach aufgeregt ist", sagte Kaminski laut einer Mitteilung ihrer Universität. Die Studie legt nahe, dass die Mimik eines Hundes tatsächlich ein Kommunikationsversuch sei, nicht nur ein emotionaler Ausdruck.
Die Autoren der Studie betonen jedoch, dass trotz der gemachten Beobachtungen nicht mit hundertprozentiger Gewissheit gesagt werden könne, ob die domestizierten Hunde tatsächlich ein Verständnis für ihr Gegenüber hätten. Demnach könnte es sich bei der Mimik auch einfach um ein gelerntes Verhalten handeln.
Bislang ging die Forschung davon aus, dass die Mimik von Säugetieren der Ausdruck ihres emotionalen Zustandes ist, aber kein aktiver Kommunikationsversuch. Nur bei Primaten wurde bisher beobachtet, dass sich ihre Mimik durch die Anwesenheit eines Publikums eindeutig veränderte.
Mehr aus der Forschung, gibt es im Video.
