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Tierisch intelligent Tauben sind besser im Multitasking als Menschen

Dr. Sara Letzner
Doktor Sara Letzner mit einem ihrer tierischen Probanden
© RUB
Nicht nur der Mensch verfügt über beachtenswerte kognitive Fähigkeiten, auch Vogelgehirne sind dazu fähig. Das beweist nun eine Studie der Ruhr-Universität Bochum und der Technischen Universität Dresden

Eine Taube ist dazu in der Lage, genauso schnell zwischen zwei Aufgaben hin und her zu wechseln wie der Mensch - in manchen Situationen ist der Vogel sogar noch schneller. Zu diesem Ergebnis kommen Biopsychologen der Ruhr-Universität Bochum und der Technischen Universität Dresden.

"Lange Zeit hat man geglaubt, dass die sechsschichtige Großhirnrinde von Säugern der anatomische Ursprung der kognitiven Fähigkeiten ist", sagt Dr. Sara Letzner von der Ruhr-Universität Bochum. Vögel besitzen eine solche Hirnstruktur jedoch nicht. "Also kann der Aufbau des Säuger-Kortex auch nicht die Voraussetzung für komplexe kognitive Funktionen wie etwa Multitasking sein", so Letzner weiter.

Das Verhaltensexperiment

Für ihre Studie prüften die Forscher 15 Menschen und 12 Tauben mit einer Multitasking-Aufgabe. Dabei mussten die Probanden eine gerade ablaufende Handlung stoppen und so schnell wie möglich zu einer zweiten Handlung wechseln. Der Handlungswechsel fand entweder gleichzeitig mit dem Stoppen der ersten Handlung oder mit einer kurzen Verzögerung (300 Millisekunden) statt.

Im ersten beschriebenen Fall findet richtiges Multitasking statt, denn es laufen zwei verschiedene Prozesse gleichzeitig im Gehirn ab: das Abstoppen der ersten Handlung und der Wechsel zur zweiten Handlung. Sowohl Tauben wie auch Menschen wurden durch das erforderliche Multitasking in gleichem Maße langsamer.

Im zweiten Fall, dem Wechsel zur zweiten Handlung nach einer kurzen Verzögerung, ändern sich jedoch die Abläufe im Gehirn: Die zwei Prozesse, also das Stoppen der ersten Handlung und der Wechsel zur zweiten Handlung, wechseln sich ständig gegenseitig ab und die kontrollierenden Nervenzellen müssen permanent Signale hin und her schicken, ähnlich wie bei einem Pingpong-Spiel. In diesem zweiten Fall waren die tierischen Probanden sogar 250 Millisekunden schneller als die Menschen.

Neuronen von Mensch und Taube
Die Dichte der Nervenzellen in der menschlichen Großhirnrinde ist sechsmal geringer als in der entsprechenden Region bei Tauben. Dadurch ist der durchschnittliche Abstand zwischen zwei Neuronen bei Tauben etwa halb so groß
© Biopsychologie RUB

Wieso Tauben schneller reagieren als Menschen

Als Ursache für die Vorteile der Vögel bei den Multitasking-Aufgaben vermuten die Froscher die höhere Dichte an Nervenzellen im Gehirn der Tauben. Pro Kubikmillimeter besitzen Tauben sechsmal mehr Nervenzellen als Menschen. Dadurch ist die durchschnittliche Distanz zwischen zwei Zellen im Gehirn einer Taube nur halb so groß wie die Distanz im Gehirn eines Menschen.

Die Ergebnisse der aktuellen Studie, welche die Forscher in der Zeitschrift "Current Biology" veröffentlicht haben, zeigen, dass die Gruppen von Nervenzellen im Gehirn einer Taube dazu in der Lage sind, Informationen durch die kurzen Wege wesentlich schneller zu transportieren. Die Verarbeitungszeiten für Aufgaben, die eine schnelle Interaktion der Neuronen im Gehirn erfordern, verkürzt sich dadurch.

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