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Ökobilanz Plastik oder echt: Welcher Weihnachtsbaum ist ökologischer?

Weihnachtsbaum
Mindestens zehn Jahre müsste ein Plastikbaum verwendet werden, bevor er klimafreundlicher dasteht als sein Naturvorbild
© ShotPrime Studio / Shutterstock
Ist der Kunststoffbaum oder der echte Nadelbaum besser für Klima und Umwelt? Forscherinnen und Forscher haben nachgerechnet

Der Plastikbaum im Wohnzimmer, aus Liebe zur Umwelt? Eine aufsehenerregende Entscheidung, zumindest hierzulande! In den USA ist bereits jeder dritte Christbaum eine Tanne aus Kunststoff – auch, weil sie angeblich die grüneren Blätter trägt.

Für uns Deutsche sterben in diesem Jahr knapp 30 Millionen Bäume zum Weihnachtsfest. Das Ausweichen auf ein künstliches Exemplar würde also massenhaft Baum-Leben retten. Und noch etwas scheint auf den ersten Blick für die Kunststoff-Variante zu sprechen: Die Plastikimitation kann wiederverwendet werden. Damit entfiele der CO2-trächtige Transport der Bäume vom Forst über den Händler zu Kundinnen und Kunden.

Ganz falsch ist das nicht. Aber: Vier von fünf Plastiktannen sind Importe aus China. Und idealerweise müssten sie 20 Weihnachten lang besungen werden, damit die CO2-Rechnung aufgeht. Das haben kanadische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler schon 2009 nachgerechnet.

Nach einer neueren Untersuchung des britischen Carbon Trust aus dem Jahr 2013 sind es allerdings nur zehn Jahre Nutzungsdauer, nach denen der Plastikbaum in puncto Treibhausgasemissionen besser dasteht als sein Naturvorbild. Beide Werte können natürlich nur eine Richtung angeben. Denn im konkreten Fall müsste ja in die Klima- oder Ökobilanz jeweils mit eingerechnet werden, ob für die Weihnachtsbaumplantage Wald oder Grasland umgewandelt wurde, ob und wie gedüngt und gespritzt wurde, welche Wege wie zurückgelegt wurden - und wie der Baum entsorgt wurde.

Verbrennen it klimafreundlicher als verrotten

Denn es macht einen gewaltigen Unterschied, ob der Holzbaum auf einer Mülldeponie endet – wo er beim Verrotten auch Methan freisetzt, das 25 Mal klimaschädlicher ist als CO2 -, oder ob er einfach verbrannt wird. Im letzteren Fall sieht die Klimabilanz schon wesentlich freundlicher aus. Der Baum setzt nämlich beim Verbrennen nur genauso viel Kohlenstoff frei, wie er zuvor beim Wachsen gebunden hat.

In Zahlen: Der Carbon Trust schätzt, dass ein zwei Meter großer Nadelbaum - wenn er auf einer Mülldeponie endet - rund 16 Kilogramm CO2-Äquivalente (CO2e ) freisetzt. Damit sind alle Klimagase gemeint, umgerechnet auf die Klimawirkung von CO2. Verbrannt sind es dagegen nur rund 3,5 Kilogramm.

Die Variante aus Plastik dagegen schlägt mit satten 40 Kilogramm CO2e zu Buche. (Zwei Drittel seines Klimafußabdrucks gehen allein auf das Konto der Plastikherstellung und -verarbeitung.) Je nachdem, wie nun der Naturtannenbaum entsorgt wird, bringt der Kunstbaum also das Zwei- bis Zehnfache an klimaschädlichen Emissionen auf die Waage.

Wenn Sie sich also nicht ganz sicher sind, greifen Sie also lieber weiterhin zum Original, möglichst aus heimischem Öko-Anbau. Aus Umweltsicht noch besser: ein paar größere Zweige Tannen- oder Fichtengrün. Kann man auch schön schmücken - und muss man nicht umständlich aufstellen.

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