Das UN-Umweltprogramm (Unep) dringt auf weltweit sinkenden Fleischkonsum, um die Umwelt weniger zu belasten. Es müsse mehr pflanzliche Kost gegessen werden, hieß es in einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht von Unep und der Denkfabrik Chatham House. Zudem müsse mehr Land geschützt werden und die Landwirtschaft müsse umweltfreundlicher werden. "Die intensive Haltung von Milliarden von Tieren weltweit fügt der Umwelt ernsthaften Schaden zu", warnte die Primatenforscherin Jane Goodall.
Gegenwärtig ist die Landwirtschaft die größte Bedrohung für 86 Prozent aller Arten, die vom Aussterben bedroht sind, so der Report. Ohne ein Umsteuern werde sich der Artenschwund beschleunigen. Das verringere die Fähigkeit der Erde, die Menschheit zu ernähren.
Billige Nahrungsmittel zerstören Artenvielfalt
Das globale Nahrungsmittelsystem führt zum einen zum Verlust von Biodiversität, wie der Bericht erklärt. Natürliche Ökosysteme wurden demnach in den vergangenen Jahrzehnten zunehmend in Ackerland und Weidefläche umgewandelt, was zum Verlust von natürlichen Lebensräumen von Tieren führt. Die immer intensivere Landwirtschaft mit ihrem Einsatz von Düngern und Pestiziden sei zudem schlecht für Umwelt und Klima.
Das ganze werde befeuert vom Trend zu immer günstigeren Lebensmitteln. Die Politik der günstigen Nahrungsmittel, so der Bericht, führe zu einer höheren Nachfrage und mehr Lebensmittelabfällen. Politiker, so Tim Benton von Chatham House, glaubten immer noch, ihre Aufgabe sei es, Lebensmittel für Konsumenten billiger zu machen. "Egal, wie toxisch das unter dem Gesichtspunkt der planetarischen oder menschlichen Gesundheit ist."
Zum anderen seien rund 30 Prozent der von Menschen produzierten Treibhausgasemissionen auf das System zurückzuführen, hieß es. Es trage somit stark zum Klimawandel bei.
Ohne Änderungen - allen voran durch einen verringerten Fleischkonsum und eine nachhaltigere Landwirtschaft - werde sich der Biodiversitätsverlust beschleunigen, warnten die Autoren. Bei einer weiteren Zerstörung der Ökosysteme sei die Ernährung der Bevölkerung in Gefahr.
Neben den direkten Vorteilen für die Umwelt würde eine Veränderung der Essgewohnheiten auch das Risiko von Pandemien reduzieren, hieß es. "Zu einer Zeit, in der so ein großer Teil der Welt weiterhin gegen die Covid-19-Pandemie ankämpft, war es noch nie so offensichtlich, dass das Wohlbefinden von Menschen und Tieren, von wilden und Nutztieren, verflochten ist", sagte Philip Lymbery, Chef der Organisation Compassion in World Farming.
mit dpa