Was ist nachhaltiger – Geschirrspüler oder Handabwasch? In den Küchen von umweltbewussten Menschen sorgt diese Frage immer wieder für erhitzte Diskussionen. Oder sorgte. Denn seit 2011 schien die Frage abschließend geklärt. In diesem Jahr nämlich erschien eine Studie der Uni Bonn, die sich umfassend mit dem Spülverhalten des gemeinen Europäers beschäftigte. Das Ergebnis: Geschirrspüler schlägt Mensch. Durchschnittlich 50 Prozent Wasser ließen sich gegenüber dem Handabwasch einsparen – und 28 Prozent des Stroms.
Schon in einer Vorläuferstudie aus dem Jahr 2004 hatten die Bonner Forscher gezeigt, „dass ein moderner Geschirrspülautomat in der Regel bessere Spülergebnisse bei deutlich niedrigerem Wasserverbrauch und Zeiteinsatz liefert“.
Auch im Geschirrspüler steckt Energie
Doch es gab auch Kritik an den Studien. So bemängelte das Öko-Institut in Freiburg, dass die Forscher in ihrer Bilanz wichtige Posten nicht berücksichtigt hatten. Etwa die Energie, die zur Herstellung und für den Transport des Geräts aufgewendet werden muss, die sogenannte Graue Energie. Laut dem Verband der Energieverbraucher beträgt sie immerhin rund 1000 Kilowattstunden, das entspricht immerhin etwa dem Stromverbrauch von 1000 Spülgängen.
Auch hätten die Bonner Forscher nicht berücksichtigt, dass die Energieträger sehr unterschiedlich klimaschädlich sind: Elektrische Energie ist nämlich wegen Umwandlungs- und Übertragungsverlusten die klimaschädlichste Energieform. Und die Verbrennung von Gas setzt im Vergleich zu Strom nur rund ein Drittel der klimaschädlichen CO2-Emissionen frei – bei gleicher Heizleistung.

Ein wichtiger Punkt. Denn jeder Geschirrspüler arbeitet mit Strom. Aber Handwäscher verwenden zur Warmwasserbereitung die unterschiedlichsten Energieträger und Geräte, darunter strombetriebene Warmwasserspeicher (geringer Wirkungsgrad, hohe Emissionen) oder Gas-Durchlauferhitzer (guter Wirkungsgrad, geringe Emissionen).
Auch das Reinigungsmittel blieb außer Acht: Während der Geschirrspüler ohne Bürste, dafür mit aggressiver Chemie und gewässerschädigenden Phosphaten arbeiten muss, kann der Handspüler schonende und biologisch abbaubare Spülmittel einsetzen.
Nicht Maschinen, sondern Menschen sind sparsam
Den entscheidenden Einwand gegen die pauschale Aussage, dass der Geschirrspüler der Reinigung von Hand überlegen sei, lieferten die Bonner Forscher übrigens selbst – und zwar schon in der Studie von 2004.
Über ihre 113 Test-Handspüler berichteten sie: "In einem Extremfall spülte die Testperson nur unter fließendem, heißem Wasser und dosierte das Spülmittel direkt auf den Spülschwamm, in einem anderen legte die Testperson die Spülgutteile nacheinander in bis zu vier Spülbäder (Einweichen, Vorreinigen, Hauptreinigen und Klarspülen)." Die unterschiedlichen Strategien beim Abwaschen erklären auch die eklatanten Spannbreiten bei den Verbräuchen: Handspüler verbrauchen demnach zwischen 0,2 und 16,6 Kilowattstunden und 14 bis 447 Liter Wasser.
Geschirrspüler dagegen brauchen für dieselbe Menge Geschirr zwischen 1 und 2 Kilowattstunden und zwischen 15 und 22 Liter Wasser. Das "arithmetische Mittel", das die Bonner Forscher errechnet haben, mag also höher liegen als beim Geschirrspüler. Doch weil in diese Mittelwerte auch absurd verschwenderisches Verhalten eingeflossen ist, dürfte beides richtig sein: dass der effizient genutzte Geschirrspüler dem planlosen Handabwasch überlegen ist. Und dass der (kluge) Abwasch von Hand sparsamer sein kann als der durchschnittlich effizient eingesetzte Geschirrspüler.
Die eigentliche Botschaft der Studie aus dem Jahr 2011 ist nämlich: Viele Geschirrspülnutzer können mit ihrer Maschine einfach nicht umgehen.
Tipps für den Abwasch
- Lassen Sie Speisereste gar nicht erst antrocknen - oder weichen Sie sie vor dem Spülen ein.
- Sortieren Sie das Geschirr und beginnen Sie mit dem am wenigsten verschmutzten.
- Verwenden Sie nicht mehr Spülmittel als nötig (Dosieranleitung).
- Lassen Sie gespültes Geschirr abtropfen (durch die im Geschirr gespeicherte Wärme trocknet es von allein).
- Wenn sie einen Geschirrspüler verwenden: Verzichten Sie auf das Vorspülen von Hand.
- Schalten Sie die Spülmaschine erst an, wenn sie voll beladen ist. Die Taste "Halbe Beladung" (soweit vorhanden) spart häufig nur 10 bis 20 Prozent Strom und Wasser.
- Um Standby-Verbräuche zu minimieren, sollten Sie das Gerät nach Programmende ausschalten.
- Für leichte Verschmutzungen eignen sich auch Spar- oder Kurzprogramme bei Temperaturen von etwa 40 bis 45 Grad: Das schont das Geschirr, spart Wasser und bis zu 20 Prozent Strom.